Aachen - Der glänzende Jahresabschluss der deutschen "U21"-Nationalmannschaft hat die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft im deutschen Fußball weiter genährt. Auch DFB-Trainer Jürgen Kohler sieht nach dem verdienten 4:1 (4:1)-Prestigeerfolg gegen die Niederlande für Kevin Kuranyi, Thomas Hitzlsperger und Co. hinsichtlich der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land gute Perspektiven.
"Jeder von meinen Spielern hat das Potenzial, 2006 dabei zu sein. Es werden zwar nicht alle schaffen, aber wenn die Jungs weiter so hart arbeiten, werden wir 2006 den einen oder anderen sehen", meinte Kohler nach seiner gelungenen Heimpremiere in Aachen und zog nach dem dritten Sieg im vierten Spiel seiner Ära trotz einer etwas schwächeren zweiten Hälfte ein positives Fazit: "Man kann auf jeden Fall zufrieden sein. Vor allem mit der Art und Weise wie die Mannschaft Fußball spielt."
Der wesentliche Grund für den aktuellen Aufschwung liegt für den Weltmeister von 1990, dessen Team sich zunächst einmal für Olympia 2004 in Athen qualifizieren will, auf der Hand. "Die jungen Spieler haben in ihren Klubs inzwischen gute Einsatzzeiten. Da hat in der Bundesliga ein Umdenkungsprozess stattgefunden." Vom dem der deutsche Fußball bereits profitiert.
Immer mehr Talente zahlen das in sie gesetzte Vertrauen zurück und drängen in den Vordergrund. Spieler wie Arne Friedrich, Christoph Metzelder oder Paul Freier haben sich in der A-Nationalmannschaft von Teamchef Rudi Völler bereits etabliert. Hanno Balitsch von Bayer Leverkusen wurde gegen die Niederlande nachnominiert.
Kevin Kuranyi vom VfB Stuttgart und der Münchner "Löwe" Benjamin Lauth, der gegen die Niederlande gesperrt war, haben sich längst ins Notizbuch von Völler gespielt. Auch einem Thomas Hitzlsperger, der in der englischen Premier League bei Aston Villa den Durchbruch geschafft hat, einem Christian Tiffert, einem Tobias Rau oder einem Markus Feulner, die am Aachener Tivoli überzeugen konnten, ist der Sprung nach ganz oben zuzutrauen. "Es sieht gut aus für uns. Der Nachwuchs wurde längere Zeit vernachlässigt, jetzt baut man mehr auf junge Spieler. Der Fußball in Deutschland lebt. Es können alle kicken, nicht nur kämpfen und laufen. Es macht wieder Spaß", stellte Feulner, der beim FC Bayern schon in der Champions League im Einsatz war, selbstbewusst fest. Es kämen vor allem gute Stürmer nach, ergänzte Kuranyi.
Doch genauso frech wie sich die DFB-Junioren nach dem 4:1 vor 3150 Zuschauer durch Tore von Kuranyi (12./16.), Giuseppe Gemiti (39.) und Hitzlsperger (44.) bei einem Gegentor von Arjen Robben (40.) präsentierten, genauso selbstkritisch gehen die Youngster mit ihrer Leistung um. "Ich kann jeden Tag von den Stars beim FC Bayern lernen", sagte Feulner bescheiden.
Kuranyi, beim VfB mit acht Bundesliga-Treffern erfolgreichster Schütze, wehrt sich fast gegen eine Nominierung durch Völler. "Das dauert noch, ich muss noch viel lernen, ruhiger am Ball und abgezockter werden", analysierte der 20-Jährige mit den vier Staatsbürgerschaften (Panama, Brasilien, Ungarn, Deutschland) nüchtern. Deshalb habe es der Teamchef "richtig gemacht", Fredi Bobic und nicht ihn für den verletzten Carsten Jancker zu berufen.
Für Völler ist genau dies der Schlüssel zum Erfolg. Es überrasche ihn immer wieder, "wie professionell die Jungs schon sind. Da gerät keiner in Gefahr abzuheben". Dennoch warnt Kohler seine Talente vor den anstehenden Aufgaben im neuen Jahr - am 28. März steht das EM-Qualifikationsspiel gegen Litauen auf dem Programm - vor zu viel Euphorie: "Die Jungs haben sich das erarbeitet. Jetzt müssen sie die Leistung aber über einen längeren Zeitraum bestätigen. Ein paar gute Spiele reichen nicht."