München - Peter Sauber hat gehandelt: Schon in Indianapolis soll Heinz-Harald Frentzen den jungen Felipe Massa ersetzen. Bereits bei Testfahrten in Silverstone am Donnerstag wird der 35-Jährige ins Cockpit steigen.
Damit reagiert der Teamchef auf die Krise in seinem Team. Auch in Monza waren Nick Heidfeld und Massa der Konkurrenz fast hilflos hinterher gefahren. "Quick Nick" schien mit der momentanen Situation ein wenig überfordert. Der Sauber C21 liegt längst nicht mehr so gut wie in den vorangegangenen Grands Prix, und der 25-Jährige konnte zuletzt wenig daran ändern.
Teamkollege Massa hatte sich derweil noch weiter ins Abseits manövriert. Nach seinem Highspeed-Crash mit Pedro de la Rosa müsste er in Indianapolis sogar zehn Plätze weiter hinten starten. Nun bekam der Rookie offenbar die Quittung.
Sauber zieht die Notbremse
"Die Entscheidung der Rennkommissare in Monza, Felipe Massa in Indianapolis in der Startaufstellung um zehn Positionen nach hinten zu versetzen, hat uns gezwungen, über Alternativen nachzudenken. Die Strafe wäre bei der Verteidigung unserer Position in der Konstrukteurswertung ein erheblicher Rückschlag", erklärte Peter Sauber am Dienstag.
Frentzen selbst reagierte begeistert auf die unerwartete Bewährungschance: "Peter Sauber hat mich angerufen und mich über die neue Situation informiert. Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn ich schon in Indianapolis für Sauber ein Rennen bestreiten könnte."
Sofort nach dem Telefonat eilte "HHF" ins Team-Hauptquartier in Hinwil, um eine Sitzprobe zu absolvieren. Zuvor hatte bereits sein Berater Monte Field bei Sport1 die Wendung angedeutet: "Es ist durchaus möglich, dass Sauber darüber nachdenkt."
Tests sollen abgewartet werden
Allerdings steht ein möglicher Einsatz des F-1-Altmeisters noch unter Vorbehalt. Erst sollen die Resultate während der Tests abgewartet werden.
Dazu hieß es in einer Pressemitteilung des Teams: "Falls die Resultate positiv sein sollten, wird der Deutsche beim Großen Preis der USA am 29. September in Indianapolis möglicherweise neben Nick Heidfeld für Sauber Petronas starten."
Erfolglose Serie der Schweizer
Den sofortigen Einsatz Frentzens hat Sauber auch bitter nötig. Seit Heidfelds sechstem Rang in Hockenheim blieb der Schweizer Rennstall ohne einen WM-Punkt.
Der Kampf um den anvisierten vierten Rang in der Konstrukteurs-Wertung scheint für die Mannschaft aus Hinwil ohnehin verloren.
Zwar fehlen zwei Rennen vor dem Saisonende nur neun Punkte auf Renault. In der momentanen Verfassung ist Sauber ein nötiger "Punkteregen" in Indianapolis und Suzuka allerdings nicht wirklich zuzutrauen.
Vielmehr müssen die Schweizer mittlerweile sogar um Platz fünf bangen. Jaguar bestätigte in Monza seinen Aufwärtstrend und ist bis auf drei Zähler herangerückt.
"Heinz-Harald würde gerne fahren"
Auf Frentzen ruhen die Hoffnungen von Peter Sauber. Der F-1-Stratege hofft, dass der Deutsche mit seiner langjährigen Entwicklungs-Erfahrung den C21 wieder auf den richtigen Weg bringen und ein wenig Druck von Heidfelds Schultern nehmen kann.
Ein Interesse Frentzens an einem vorzeitigen Einstieg bei Sauber bestand schon vor der aktuellen Entwicklung. "Heinz-Harald würde natürlich gerne so schnell es geht fahren. Er ist ein Rennfahrer. Aber natürlich ist es ihm auch wichtig, dass alles im Auto gut funktioniert", erklärte Field.
Massas Strafe wird umgangen
Sollte Frentzen in Indianapolis starten, wäre auch die Strafe von Massa hinfällig. Sauber kann es sich eigentlich nicht leisten, in den USA einen Piloten mit "Null-Punkte-Garantie" einzusetzen. Für den Vize-Weltmeister von 1997 würde die Strafe nicht gelten.
Besonders die deutschen Formel-1-Fans hätten sicher nichts dagegen einzuwenden, das "Team Mönchengladbach" schon in weniger als zwei Wochen im Einsatz zu sehen.
In seiner bewegten Karriere geht es für Frentzen nun also wieder steil bergauf.