Winter-Putinade 2014

Nervenkitzel, Faszination, atemberaubende Momente, das ist die Welt des Sports.
Traitor
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Mi 15. Jan 2014, 01:15 - Beitrag #1

Winter-Putinade 2014

Nein, es geht nicht um die jahreszeitliche Trendsorte eines Wodka-Limo-Mischgetränkes, sondern um die in ein paar Wochen anstehenden olympischen, oder eben putinistischen, Winterspiele in Sotschi.

Zu den spannendsten Fragen gehört sicher, bei wie vielen Sportarten der große Obmann selbst antritt. Klassische Freier-Oberkörper-Sportarten wie Ringen oder Schwimmen gehören im Winter ja leider nicht zum Programm, und die olympischen Weihen für Bärenjagd, Eisfischen oder Wildgans-Synchronfliegen wurden anscheinend nicht rechtzeitig beantragt. Eishockey sollte aber doch eigentlich nach dem Geschmack eines solchen harten Kerls sein, und beim Curling kann man sich als Feger doch gut einen Ruf als "der macht den Weg frei" erarbeiten. Alpinen Ski wird er dagegen sicher vermeiden, Schlagzeilen wie "es geht rapide abwärts mit Putin" zu provozieren, wäre viel zu unprofessionell für ihn. Eine Option wäre allerdings Biathlon mit angemessen aufgerüsteter Bewaffnung und Austausch der langweiligen Zielscheiben gegen Bären oder Oppositionelle.

Kleinere Randthemen:
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  • Politisches - Boykott wegen Demokratie-, Medien- und Menschenrechtssituation im Lande, stillschweigendes Ignorieren, gezieltes subvertieren...?
  • Ökologisches - wohl ein ziemliches Debakel.
  • Sportliches - wie immer im Winter interessiert mich ausschließlich Eishockey, bei dem leider ein akuter Deutschlandmangel zu erwarten ist. (Eine kleine Restqualifikationschance bestünde noch, falls in Österreich rechtzeitig ein Bürgerkrieg ausbricht; um auf diesen Fall vorbereitet zu sein, sollten die deutschen Spieler schonmal mit den Burgern anfangen.) Heimrussen dürften aber sehenswert sein.

  • blobbfish
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    Mi 15. Jan 2014, 11:01 - Beitrag #2

    Zu 1.: Man muss ja nicht gleich boykottieren, eine kritische Teilnahme reicht da völlig, das hat bei der EM 2012 ja auch geklappt und für die WM 2014 kann man mit der Winterolympiade auf jeden Fall üben. Ich bin jedenfalls bereit, die Ergebnisse im Falle von Bekanntwerden von Menschenrechtsverletzungen nicht zu lesen.

    3. Eishockey interessiert mich nicht die Bohne, wesentlich spannender, wird aber auch nicht sonderlich verfolgt, finde ich Biathlon und Abfahrt.

    Traitor
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    Mi 15. Jan 2014, 13:56 - Beitrag #3

    1. Meinst du 2018, oder ist dir politisch gesehen Brasilien gleich Russland?
    Inwiefern 2012 irgendetwas geklappt hat, wäre zu diskutieren. Immerhin ist die Ukraine danach ja nicht aus den Medien verschwunden, einen erkennbaren Wandel vor Ort haben die Sporttouristen aber überraschenderweise nicht ausgelöst. Außer, man zählt den repatriierten Klitschko als einen, aber der hat sich erst 2013 auf die Bühne begeben, oder?

    3. Eishockey hat im Gegensatz zu deinen Favoriten immerhin Variabilität und generiert mehr als eine Zufallszahl pro Teilnehmer.

    Ipsissimus
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    Mi 15. Jan 2014, 14:22 - Beitrag #4

    "eigentlich" hat jede Olympiade zwei politische und eine sportliche Dimension^^ es lässt sich sehr gut über die einzelnen Dimensionen, oder meinetwegen auch über die beiden politischen Dimensionen zusammen sprechen, aber wie es im Alten Testament schon steht, du sollst nicht spannen Ochs und Esel vor das gleiche Joch, gebiert es großes Übel unter dem Herrn, wenn versucht wird, mit den politischen Dimensionen die sportlichen zu desavouieren. Noch jede Olympiade, die in Deutschland durchgeführten inklusive, dienten innenpolitisch den stolzgeschwellten Kämmen der Stammtisch-Hähne und außenpolitisch zur Demonstration der Leistungsstärke der ausrichtenden Nation. Das lässt sich Putin und Russland sicher nicht vorwerfen, ohne es allen Ländern vorzuwerfen, die sich je um eine Ausrichtung bemüht hatten.

    Wenn aber um der Diskussion willen doch über Sportpolitik gesprochen werden soll, dann wären vor allem die Rolle des IOC und seine Vergabekriterien bzw. -praxis zu hinterfragen. Bezüglich deiner zwei ersten Randthemen wäre zu fragen, ob dann nicht auch jede Olympiade in den USA boykottiert werden müsste, und einige andere Boykottkandidaten würden mir bei tieferem Nachdenken auch einfallen.

    Die eigentlich verwerfliche Instanz sehe ich aber eindeutig im IOC gegeben. DIE hatten es seit je in der Hand, die Spiele vor der Kommerzialisierung zu bewahren, haben aber die Kommerzialisierung stattdessen immer weiter ausgebaut und die Spiele allen möglichen sportfremden Interessen ausgeliefert, bis von den Spielen selbst nichts mehr übrig geblieben ist. Putin? Macht nichts anderes als auszunutzen, was auszunutzen auch alle anderen begierig sind. Wobei diese anderen die Spiele auch nur dafür instrumentalisieren, Putin politisch anzugreifen.

    blobbfish
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    Mi 15. Jan 2014, 14:59 - Beitrag #5

    Attraktivität ist bei mir nicht so sehr mit der Anzahl Zufallswerten korreliert. Ich nehme an, du präferierst daher den Eiskunstlauf dem Eisschnellauf? Eishockey ist mir zu schnell, das ist in etwa auf einer Ebene wie Volleyball, Tennis und vor allem Handball.

    Ich meine schon 2014. Allein im Rahmen des Confed-Cups gab es schon genug Proteste, die kritische Teilnahme hat also schon andere Gründe als 2012 und bei den Winterspielen. Ein Effekt sehe ich durch die EM 2012 jedenfalls nicht, außer vielleicht einem erhöhtem Bewusstseins unsererseits, aber auch das wird im Zweifel durch das Halbfinale und Stahlhelme überschattet.

    Lykurg
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    Mi 15. Jan 2014, 15:18 - Beitrag #6

    Würde ich auch nur eine einzige Olympia-Sendung sehen, wäre das gegenüber den Vorolympiaden eine erhebliche Interessensteigerung und würde einen Boykottierenden aufwiegen. Ich muß also aufpassen, daß ich mich nicht damit beschäftige.
    Aber ja, ich teile Ipsissimus' Kritik - die ich auch anderen Sportfunktionären gegenüber angemessen finde - in diesem Bereich geht es um Veruntreuung von Unsummen, und kaum einer regt sich darüber auf.

    Traitor, schöne Analyse! Denkbar wäre auch Biathlon mit stärkeren kompetitiven Akzenten. Dürfte die Athleten enorm befeuern, wenn jamesbondmäßig die Kugeln um sie herum in den Schnee schlagen oder gelegentlich auch mal einen Skistock zerdeppern.

    Die DB wirbt ja mit der Gold-Karte, an Tagen, an denen 'Deutschland' Goldmedaillen erränge, könnten all deren Inhaber umsonst fahren. Interessantes Vabanquespiel, was die Zugkapazitäten, die Zufälligkeiten von Medaillenspiegel und Verteilung auf die Tage angeht. eine interessante Verteilung wäre a) zwei Wochen kostenloses Bahnfahren oder b) möglichst wenige deutsche Medaillen, und wenn, gebündelt auf so wenige Tage wie möglich. Eines von beidem würde ich mir wünsche - denn was soll so eine Aktion?

    Traitor
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    Do 16. Jan 2014, 22:57 - Beitrag #7

    @Alle: Falls der Verdacht aufgekommen sein sollte: nein, ich propagiere nicht ernsthaft einen Boykott, ich habe ihn nur als Thema angesprochen, da er in den Medien eine beliebte hypothetische Spielerei ist.

    @Ipsi@Politpolitik: Tatsächlich sind die Vereinnahmungsmechanismen in allen Systemen ähnlich, nur verschieden stark. Solange man dem eigenen System eine gewisse Überlegenheit zuspricht, sieht man dann halt die Vereinnahmung durch andere Systeme kritischer.
    @Ipsi@Sportpolitik: Die grundlegende Kommerzialisierung der Olympiade war unvermeidlich, um ihre sportliche Attraktivität zu erhalten. Wer würde sich schon noch für drittklassige Amateure bei Olympia interessieren, wenn die Profis parallel eigene Wettbewerbe haben? Ausmaß und Modus sind aber sicher zweifelhaft, etwa das immer wieder vorgekommene Rauswerfen von Sportarten ohne große kommerzielle Basis (in Umkehr des vorigen Argumentes pro Kommerzialisierung: wenn in einer Disziplin keine kommerzielle Konkurrenz besteht, kann man sie sich bei Olympia auch auf Amateurniveau leisten) oder eben die Spielevergabe nach wirtschaftlichen statt nach Standorteignungskriterien.

    @sportfish: Beim Eiskunstlauf mangelt es mir an Zufälligkeit der Zahlen, das sind ja subjektive Willkürentscheidungen. Somit für mich auch kein (Wettkampf-)Sport im engeren Sinne, trotz natürlich vorhandener körperlicher Anstrengung.
    @politfish: Also Antwortmöglichkeit "Brasilien=Russland". Die dortigen Proteste scheinen ja bemerkenswert unpolitisch (im Sinne von nicht gegen spezifische Gesetze, Personen oder Parteien gerichtet), sondern mehr auf die allgemeine Sozial- und Wirtschaftssituation bezogen zu sein. Daher haben sie es auch besonders schwer, konkret irgendetwas zu bewirken.

    @Lykurg: Der Veruntreuung schuldig machen sich aber weniger die Sportfunktionäre als die Politiker, die jenen das Geld in die Hand drücken.

    Biathlon hat auch das Potential, Putin zu ärgern, wenn man die Vorsilbe im inzwischen umgangssprachlich gebräuchlichsten Sinne uminterpretiert...

    Medaillen-Bonus- und -Rabatt-Aktionen gibt es ja regelmäßig, von Supermarkt-Sonderangeboten bis Kontozinsen. Das DB-Ding klingt im Vergleich tatsächlich auf den ersten Blick besonders lohnend, hat aber zwei massive Einschränkungen:
    1) Man muss dafür eine Extra-BC erwerben, scheint nicht mit bereits vorhandener zu gehen
    2) Die deutschen Athleten sind mittlerweile so mittelmäßig, dass vermutlich nicht viel dabei herausspringt.
    Was das soll, ist aber doch klar - Marketing, und vermutlich sogar recht erfolgreiches.

    Feuerkopf
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    Sa 8. Feb 2014, 13:26 - Beitrag #8

    Die Eröffnungs-Gala hat mir erstaunlich gut gefallen. Ich war ganz hin und weg von der Lichtchoreographie. Auch die Umsetzung russischer Geschichte war echt chic, so mit Bolshoi-Ballett und Konstruktivismus. Hut ab.
    Habe übrigens von Putin selbst genau diese Zurückhaltung erwartet. Der Mann ist alles mögliche, aber nicht dumm.

    Und mir geht dieses Russland-Gebashe in der Presse auf den Keks. Das ist so schrecklich durchsichtig.


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