Paris - Michael Schumacher; Rubens Barrichello und seinem Ferrari-Team droht nach der Teamorder von Spielberg ein Nachspiel am grünen Tisch.
Der Automobil-Weltverband FIA hat die Scuderia und die beiden Piloten Schumacher und Barrichello vor der nächsten Sitzung des World Council am 26. Juni in Paris zu einer Anhörung bestellt.
"Zwischenfälle" im Rennen und bei Siegerehrung
Barrichello hatte Schumacher in der letzten Runde des Großen Preises von Österreich auf Anweisung des Teams überholen lassen und dem Deutschen den Sieg geschenkt. Wegen dieses "Zwischenfalles", so die Formulierung der FIA, und weiterer "Zwischenfälle" während der Siegerehrung wurde Ferrari nach Paris zitiert.
Schumi selbst zeigte sich nach dem Rennen reumütig. Auf dem Siegerpodest hatte Schumacher den zweitplatzierten Barrichello auf die oberste Stufe geschoben und ihm auch den Pokal für den ersten Platz übergeben.
Strafenkatalog: Sperre für einen oder mehrere Grands Prix möglich
Ob die FIA dieses Verhalten ahnden wird, ist derzeit offen. Der Strafenkatalog für "Zwischenfälle" reicht von Geldbußen über die kürzlich neu eingeführte Strafe der Aberkennung von 10 Startplätzen beim nächsten Rennen bis zu Sperren für einen oder mehrere Grands Prix. Im schlimmsten Fall droht sogar der WM-Ausschluss.
Sport1 befragte den Formel-1-Experten Marc Surer, mit welchen Konsequenzen für die beiden Piloten und Ferrari er rechnet.
Surer: "FIA hat gegen Fahrer keine Handhabe"
"Die FIA wird beiden Piloten erklären, dass die Aktion unsportlich war, aber im Prinzip gibt es gegen die Fahrer kein Handhabe. Ein Punktabzug ist für mich nicht denkbar. Es gibt keinen Passus im Reglement, der eine derartige Teamorder verbietet. Das Team darf im Sinne der Weltmeisterschaft Entscheidungen treffen, somit ist also alles legal", rechnet der Scheizer mit einem Freispruch.
Soll den beiden also nur auf die Finger geklopft werden? "Genau so sehe ich das. Der Sieg wird auf keinem Fall aberkannt", glaubt Surer.
"Ferrari hat ein Eigentor geschossen"
Mit dem Ferrari-Manöver in der letzten Runde mag sich, wie viele Experten, auch Surer nicht anfreunden: "Die Aktion war unsportlich und vor allem unnötig. Ich finde es schade. Ferrari hat sich in erster Linie selbst geschadet. Ferrari hat ein Eigentor geschossen."
Die Stallregie an sich ist nicht verboten, wenn es um den WM-Titel geht. "Es gibt kein Verbot einer Teamorder. Es ist völlig legitim für ein Team, zu entscheiden, dass einer seiner Fahrer sein Titelkandidat ist und der andere ihn unterstützt", hatte die FIA einst zu diesem Thema mitgeteilt.
Selbst Montezemolo war überrascht
Selbst für Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo kam der späte Platztausch überraschend. "Zehn Sekunden vor der Zieleinfahrt dachte ich noch: Gut, Barrichello gewinnt", meinte di Montezemolo auf einer Pressekonferenz in Maranello. Der Ferrari-Boss verteidigte aber die Entscheidung: "Manchmal muss die Vernunft über das Herz siegen, weil die Resultate zählen."
Der Italiener bestätigte außerdem indirekt, dass Ferrari-Teamchef Jean Todt die Entscheidung getroffen hat: "Barrichello hat gewonnen, Schumacher aber zehn Punkte erhalten. Es tut mir leid, aber ich teile Todts Beschluss. Die Rechnungen macht man am Ende der Weltmeisterschaft."
"Der Sport ist wichtiger als Ferrari"
Derweil fordern andere Team-Verantwortliche Konsequenzen für Ferrari. "Das Rennen ist klar manipuliert worden, da muss die FIA reagieren", sagt Gerhard Berger, Motorsportdirektor bei BMW. "Der Sport ist wichtiger als Ferrari. Die Formel 1 kommt auch ohne sie aus", meint Renault-Sportchef Flavio Briatore, unter dessen Regie Schumacher einst bei Benetton seine ersten beiden WM-Titel geholt hatte.
Naja, jetzt auf Schumi rumzuhacken finde ich nicht okay. Man kann ihn menschlich für ein Arsch halten oder nicht, aber auf die Stallorder hat er nunmal keinen Einfluss.
In diesem Sinne....
Stud
|