Olympia-Skandal weitet sich aus

Die Stuttgarter Zeitung schreib heute:
Moskau - Seit dem Zerfall der Sowjetunion hat die Organisierte Kriminalität ihre Krakenarme auch nach dem Sport in Russland ausgestreckt. Für die Mafia bietet die Welt des Sports reiche Verdienstmöglichkeiten, Nachwuchs, Tarnung und viel Glamour. Doch der Kontakt ist oft tödlich: Die Liste der seit 1992 im Zwielicht gestrauchelten oder sogar ermordeten Sportler, Trainer und Funktionäre ist lang.
Wie eng die Beziehungen zwischen Unterwelt und russischem Sport sind, zeigen auch die Bekanntschaften des in Italien festgenommenen russischen Mafia-Bosses Alimschan Tochtachunow. Auf Fotos posiert er mit den Tennisstars Marat Safin, Jewgeni Kafelnikow und Andrej Medwedew (Ukraine). Der Eishockey-Stürmer Pawel Bure und die Eistänzerin Marina Anissina kamen 1999 zu einer Ehrung des unter dem Decknamen "Taiwantschik" (kleiner Taiwanese) bekannten Usbeken nach Paris. Für die im Kommunismus gehätschelten Sportler war mit dem Ende der Sowjetunion die soziale Sicherung zusammengebrochen. Zugleich kam mit der halblegalen Privatwirtschaft auf den Basaren die Schutzgelderpressung auf. Für Schlägerjobs heuerte die Mafia neben Veteranen des Afghanistan-Krieges Kraft- und Kampfsportler an.
"Viele Sportler wissen nach der Karriere nicht, was sie machen sollen", erzählte der ukrainische Boxweltmeister Witali Klitschko schon vor Jahren dem "Spiegel" über Kollegen. "Dann kommt die Mafia und sagt: Du brauchst nichts Neues zu lernen. Du musst nur eines tun: zuschlagen, hart und ohne zu überlegen." Klitschko bezeugte auch, dass nicht er selbst, aber andere Sportler um ihre Preisgelder erpresst wurden.
Wie im Westen auch dienen Box- und Kampfkunst- Studios in Russland dienen häufig als Deckadressen für dunkle Geschäfte. Doch im Westen steigt wohl kaum ein Ex-Sportler zu einer Autorität der Unterwelt auf wie der Ringer und Trainer Otari Kwantrischwili. Der Moskauer Mafiapate gründete sogar eine "Partei der Sportsleute", bevor er 1994 ermordet wurde.
Zu den dunkelsten Kapiteln der Verbindung zwischen Sport und Mafia zählten die Steuervergünstigungen, die Russlands früherer Präsident Boris Jelzin einigen Funktionären zur angeblichen Sportförderung verlieh. 1994 gestattete der Kreml-Chef seinem Tennislehrer Schamil Tarpischew als Chef des Nationalen Sportfonds NFS einen weitgehend abgabefreien Handel mit Autos, Zigaretten und Spirituosen.
Das war eine Lizenz zum Gelddrucken, die Unterweltpaten unweigerlich anzog. Weder Breiten- noch Spitzensport sahen eine Kopeke aus dem schwunghaften Geschäft. Stattdessen fragte 1995 der damalige Chef des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) Russlands, Witali Smirnow: "Wohin ist die halbe Milliarde Dollar verschwunden, die uns der Fonds versprochen hat?"
Tarpischew musste 1996 als Chef des Fonds gehen, die Geldquelle wurde verstopft. Zuvor war Tarpischew auf Wunsch von Jelzin in das Internationale Olympischen Komitee (IOC) aufgenommen worden. Bis heute hat Tarpischew Probleme mit der Einreise in die USA. Auch er zählt nach Moskauer Presseberichten zu den Bekannten des festgenommenen "Taiwantschik".
Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach dem blamablen Abschneiden seines Landes in Salt Lake City einen sportpolitischen Neuanfang versucht. Er berief den Eishockey-Nationaltrainer Wjatscheslaw Fetissow zum neuen Sportminister. Vergangene Woche wurde mit Segen des Kremls eine neue Organisation "Sportliches Russland" gegründet zur Förderung des Breiten- und Spitzensports. Mit dabei sind der einstige Weltklasseringer Alexander Karelin, die Eisläuferin Irina Rodnina - und auch jener Schamil Tarpischew.
Eine Schande sowas:o
Moskau - Seit dem Zerfall der Sowjetunion hat die Organisierte Kriminalität ihre Krakenarme auch nach dem Sport in Russland ausgestreckt. Für die Mafia bietet die Welt des Sports reiche Verdienstmöglichkeiten, Nachwuchs, Tarnung und viel Glamour. Doch der Kontakt ist oft tödlich: Die Liste der seit 1992 im Zwielicht gestrauchelten oder sogar ermordeten Sportler, Trainer und Funktionäre ist lang.
Wie eng die Beziehungen zwischen Unterwelt und russischem Sport sind, zeigen auch die Bekanntschaften des in Italien festgenommenen russischen Mafia-Bosses Alimschan Tochtachunow. Auf Fotos posiert er mit den Tennisstars Marat Safin, Jewgeni Kafelnikow und Andrej Medwedew (Ukraine). Der Eishockey-Stürmer Pawel Bure und die Eistänzerin Marina Anissina kamen 1999 zu einer Ehrung des unter dem Decknamen "Taiwantschik" (kleiner Taiwanese) bekannten Usbeken nach Paris. Für die im Kommunismus gehätschelten Sportler war mit dem Ende der Sowjetunion die soziale Sicherung zusammengebrochen. Zugleich kam mit der halblegalen Privatwirtschaft auf den Basaren die Schutzgelderpressung auf. Für Schlägerjobs heuerte die Mafia neben Veteranen des Afghanistan-Krieges Kraft- und Kampfsportler an.
"Viele Sportler wissen nach der Karriere nicht, was sie machen sollen", erzählte der ukrainische Boxweltmeister Witali Klitschko schon vor Jahren dem "Spiegel" über Kollegen. "Dann kommt die Mafia und sagt: Du brauchst nichts Neues zu lernen. Du musst nur eines tun: zuschlagen, hart und ohne zu überlegen." Klitschko bezeugte auch, dass nicht er selbst, aber andere Sportler um ihre Preisgelder erpresst wurden.
Wie im Westen auch dienen Box- und Kampfkunst- Studios in Russland dienen häufig als Deckadressen für dunkle Geschäfte. Doch im Westen steigt wohl kaum ein Ex-Sportler zu einer Autorität der Unterwelt auf wie der Ringer und Trainer Otari Kwantrischwili. Der Moskauer Mafiapate gründete sogar eine "Partei der Sportsleute", bevor er 1994 ermordet wurde.
Zu den dunkelsten Kapiteln der Verbindung zwischen Sport und Mafia zählten die Steuervergünstigungen, die Russlands früherer Präsident Boris Jelzin einigen Funktionären zur angeblichen Sportförderung verlieh. 1994 gestattete der Kreml-Chef seinem Tennislehrer Schamil Tarpischew als Chef des Nationalen Sportfonds NFS einen weitgehend abgabefreien Handel mit Autos, Zigaretten und Spirituosen.
Das war eine Lizenz zum Gelddrucken, die Unterweltpaten unweigerlich anzog. Weder Breiten- noch Spitzensport sahen eine Kopeke aus dem schwunghaften Geschäft. Stattdessen fragte 1995 der damalige Chef des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) Russlands, Witali Smirnow: "Wohin ist die halbe Milliarde Dollar verschwunden, die uns der Fonds versprochen hat?"
Tarpischew musste 1996 als Chef des Fonds gehen, die Geldquelle wurde verstopft. Zuvor war Tarpischew auf Wunsch von Jelzin in das Internationale Olympischen Komitee (IOC) aufgenommen worden. Bis heute hat Tarpischew Probleme mit der Einreise in die USA. Auch er zählt nach Moskauer Presseberichten zu den Bekannten des festgenommenen "Taiwantschik".
Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach dem blamablen Abschneiden seines Landes in Salt Lake City einen sportpolitischen Neuanfang versucht. Er berief den Eishockey-Nationaltrainer Wjatscheslaw Fetissow zum neuen Sportminister. Vergangene Woche wurde mit Segen des Kremls eine neue Organisation "Sportliches Russland" gegründet zur Förderung des Breiten- und Spitzensports. Mit dabei sind der einstige Weltklasseringer Alexander Karelin, die Eisläuferin Irina Rodnina - und auch jener Schamil Tarpischew.
Eine Schande sowas:o