Hamburg (dpa) - Der Kärntner Weißensee wird Schauplatz für zwei Weltrekordversuche. 100 und 150 Meter will der Österreicher Christian Redl unter Wasser zurücklegen - ohne Sauerstoffgerät und mit nur einem Atemzug. Auftauchen unmöglich, denn Redl taucht unter einer stabilen Eisschicht.
Wenn Christian Redl in das eiskalte Wasser des Weißensees eintaucht, muss die Luft in seinen Lungen lange reichen. Der 26- jährige Apnoe-Profi hat sich vorgenommen, 100 Meter unter einer 15 Zentimeter dicken Eisschicht aus eigener Kraft nur mit Flossen zurückzulegen. Der aktuelle Rekord des Italieners Nicola Brischigiaro liegt bei 85 Metern. Anschließend will Redl noch einen weiteren Rekord brechen: Mit einem Scooter lässt er sich 150 Meter unter Wasser ziehen. Wieder muss ein einziger Atemzug für die Strecke ausreichen.
Für sein «Project Arctic» kombiniert Christian Redl zwei Extremsportarten: Apnoe- und Eistauchen. «Apnoe» - das altgriechische Wort für «atemlos» - ist Tauchen in seiner ursprünglichsten Form - ohne jegliche Hilfsmittel. Apnoetaucher können die Luft mehrere Minuten lang anhalten und gehen so bis an die Grenzen ihrer körperlichen Belastungsfähigkeit. Mit Entspannungsübungen und einer besonderen Atemtechnik bereiten sich die Profis auf ihren Tauchgang vor. Geübte Apnoisten lassen sich über 100 Meter tief in Richtung Meeresgrund sinken. Dabei sinkt die Herzfrequenz stark ab, der Sauerstoffverbrauch des Körpers sinkt. Die Lunge muss die extrem starke Belastungen aushalten. Vom Wasserdruck wird sie bis auf die Größe eines Schneeballs zusammengepresst.
Christian Redl sucht die Herausforderung jedoch nicht in der Tiefe. Er will eine möglichst lange Strecke ohne Atmen zurücklegen: «Der Unterschied zwischen Strecken- und Tieftauchen liegt prinzipiell darin, dass man beim Tieftauchen sich fallen lassen kann. Durch die zunehmende Tiefe verliert man Auftrieb und schwebt in die Tiefe. Beim Streckentauchen unter Eis liegt die Herausforderung im mentalen Bereich, da ich nicht jederzeit auftauchen kann, ich muss zumindest bis zum nächsten Eisloch tauchen.»
Der erfahrene Tauchprofi, der schon über 500 Tauchgänge hinter sich hat, bereitet sich seit Monaten auf den Weltrekordversuch vor. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch: die eisigen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. «Die Kälte hat Vor- und Nachteile», erzählt Redl. «Im kalten Wasser sinkt der Puls noch weiter als normal, das heißt, ich bin entspannter. Allerdings nur eine kurze Zeit. Wenn ich zu frieren beginne, ist alles vorbei!»
Auch für den Notfall ist Christian Redl gerüstet. Mehrere Sicherungstaucher beobachten ihn unter Wasser und greifen bei Komplikationen ein. Sollte die Luft doch nicht für die vorgesehenen 100 Meter reichen, kann Redl durch gebohrte Eislöcher auf der Strecke früher auftauchen und den Rekordversuch abbrechen.