Besonders in Deutschland hat die Theorie der streitbaren oder wehrhaften Demokratie Einzug in die Verfassung gefunden, viel mehr als in allen anderen demokratisch geprägten Staaten. Was u.a. an unserer schwarzen Geschichte liegt.
Um mal genauer zu beleuchten, wie das Konzept aussieht:
grundsätzlich geht man davon aus, dass die Demokratie sehr leicht mit ihren eigenen Waffen zu schlagen ist. Dass es Akteure im polit. System gibt, die die Freiheit zum Kampf gegen die Freiheit missbrauchen.
In Deutschland wird die Demokratie durch eine Reihe von Verfassungsbestimmungen (Grundgesetz) geschützt. Da wären zuerst der berühmte Artikel 1, der die Menschenrechte und die Unabänderlichkeit derselben gewährleistet. Artikel 20 IV erlaubt den Widerstand gegen antidemokrat. Bestrebungen.
Dann Artikel 9 II (ich hoffe ich zitiere richtig): "Vereinigungen, deren Zweck oder deren Tätigkeit sich gegen die verfassungsmässige Ordnung richten, sind verboten"
Artikel 18: "Wer die Freiheit zum Kampf gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung missbraucht, verwirkt diese Grundrechte"
Artikel 21 II: "Parteien, die darauf ausgehen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen, sind verfassungswidrig"
Zudem hat das Bundesverfassungsgericht anlässlich des Verbots der SRP 1952 exakt definiert, was die freiheitlich-demokratische Grundordnung ist: "eine Ordnung, die unter Ausschluss jeglicher Gewalt- und Willkürherrschaft eine rechtsstaatliche Herrschaftsordung auf der Grundlage der Selbstbestimmung des Volkes und auf der Basis der jeweiligen Mehrheit und der Freiheit und Gleichheit darstellt" Ausserdem muss sie folgende Merkmale aufweisen: Wahrung der Menschenrechte, Volkssouveränität, Gewaltenteilung, Verantwortlichkeit der Regierung, Unabhängigkeit der Gerichte, Gesetzmässigkeit der Verwaltung, Mehrparteiensystem und Chancengleichheit aller Parteien.
Damit wird sichergestellt, dass der Demokratie legale Mittel in die Hand gegeben werden, um sich vor antidemokratischen Bestrebungen zu schützen.
Das Problem: Kritiker werfen dem System vor, dass die Demokratie sich selbst verrät, wenn sie ihre Prinzipien nicht auf alle anwendet und gewisse Gesellschaftliche Segmente mit Sanktionen belegt. Das sei ein Widerspruch zur Freiheit, die ja die Demokratie darstellen soll.
Meine Meinung: Diese Prinzipien schliessen sich nicht unbedingt aus. Ziel des Staates muss es auch sein, seinen Bürgern Schutz zu bieten, nicht nur vor äusseren Feinden, sondern auch vor inneren. Insofern ist die wehrhafte Demokratie ideologisch voll tragbar und in ihrer Ausarbeitung im Grundgesetz rechtens.