Feuerkopf,
vielleicht bin ich zu umständlich, Volksseele war nicht an den Theorien von Rudolf Steiner angelehnt oder so, ich meinte einfach das Gefühl der Verbundenheit, mit gemeinsamen Zielen und deren Erlangung, im Rückblick oder bewusst sein des Erreichten. Im Kleinen kann man das etwa an den Schalker Fans festmachen, oder den Bayern-Fans (obwohl ich deren Begeisterung auch nicht so gut nachvollziehen kann, wie du mein Volksseelengebrabbel).
Sie muss nicht an der ethnischen Wurzel allein festgemacht werden. So wie man den Italienern das Temperament, oder die Romantik nachsagt, dem Deutschen seine Strebsamkeit usw. kristallisiert. Es kann und wird sogar in Patriotismus münden, jedoch steht Patriotismus nicht im Widerspruch zur Erschließung der Menschheitsseele. Ein Patriot der Menschheit zu sein, ist die Steigerung des Landespatriotismussees.
Du hast natürlich recht, was die Zweckgemeinschaft angeht, sie ist Basis der Motivation (gemeinsamen Überlebens) als solches. Dennoch ergeben sich mit der Zeit emotionale Verbindungen, Geschichten und Anekdoten, die sich zu einer Charakteristika kristallisiert.
In deiner Erklärung bilde ich mir ein, Bedauern darüber, dass dem nicht so ist, herauszulesen. Das wäre schade. Mir erging es jedenfalls so, dass ich mir in Deutschland verloren vor kam, da ich im Ausland (Iran) aufgewachsen bin und im Alter von 10 J. wieder nach Deutschland kam. Es hat lange gedauert, dass ich 1. mich als Deutscher identifiziere, und 2. seine Geschichte etc. annahm.
Menschen sind Einzelwesen, die gern gesellig leben, aber vordringlich am eigenen Wohlergehen interessiert sind.
Schon deshalb ist z. B. "Solidarität" ein fragiles intellektuelles Konstrukt, das gern und schnell ausgehebelt werden kann.
Das dem so ist, kann ich nur bestätigen, zustimmen. Und es quält mich. Dies ist aber ein Phänomen der Identifikation mit der scheinbaren Allgemeinheit. Wenn die Menschen immer weiter und konsequenter ihre eigenen Wege gehen, liegt das vor allem an der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung.
Gerry:
Volksseelen setzen sich zwar aus einzelnen Seelen, sprich Individuen zusammen, aber Individualismus ist dem Ziel der Volksseele als Ganzes zu existieren untergeordnet.
Ich glaube sogar an die natürliche Affinität unter den verschiedenen Völkern, an dieser Sehnsucht der echten Gemeinschaft. Beispiele findet man wenigstens genug in der Welt, sei es UNO, EU, etc.
Ich glaube daran, dass man den Drang als Individuum, als Beziehung mit jemand, als Gruppe und auch als Menschheit inne hat zu Überleben. Ein natürlicher Drang, oder Sehnsucht, aus der evolutionären Geschichte entstanden. Die Gruppe zählte in der Regel mehr als der Einzelne, um das Fortbestehen sicher zu stellen. Dies kann man auch in der Geschichte und Natur beobachten.
Und eben diese Entwicklung wird beeinflusst durch wirtschaftliche Entwicklung, Mode, Medien und Politik.
Ich werfe denen, die einfach die Möglichkeit haben, eine Gesellschaft zu beeinflussen, vor, auch den Einzelnen zum Individualismus zu ermuntern, statt die Gemeinschaft voranzutreiben und zu proklamieren. Stattdessen wird dem entgegen gearbeitet und bewusst ausgehebelt.
Also müssen wir umdenken, uns dafür sensibilisieren. Da ich glaube, es ist unser Naturell, als Gemeinschaft möglichst gut und gerecht zu überleben.
Die Tatsache, dass Kommunikationsunfähigkeit weitreichende Probleme bei der Integration liefert, war ich mir eigentlich nicht so bewusst.
Auch da muss ich dir/euch zustimmen.
Im Anbetracht unserer wirtschaftlichen Lage, halte ich persönlich es für unangebracht, die Anzahl der Zuwanderer noch zu erhöhen, sprich mehr Probleme der Finanzierung von Integrationsmaßnahmen unserem Geldbeutel und Toleranzvermögen anzulasten. Ich fände es sinnvoller die bereits bestehenden Probleme zu lokalisieren und in die Förderung der erkannten Misstände zu investieren. Nicht noch neue dazu zu projizieren. Wir, auch die Politik, sollten zuerst die existierenden Notwendigkeiten erkennen und eingestehen, somit lösen.
Ich finde Padreic, du hast recht mit deinen Ausführungen, es ist nicht die Boshaftigkeit der Menschen, die das angeborene Mistrauen belebt. Andererseits sollte man die Belastung solch eines Problems nicht provozieren:
Padreic:
Die Integrationsproblematik verschärft sich allerdings wesentlich, wenn Menschen gar nicht integriert werden wollen oder vielmehr, wenn sie schon in eine Subkultur integriert sind. In einer Gegend, wo es sehr viel Türken gibt, kommt ein Türke auch sehr gut ohne große Integration in deutsche Kultur klar. Es gibt türkische Läden, türkische Fahrschulen, türkische Friseure etc. pp. Dieses Problem der "Ghetto"-Bildung tritt erst bei größeren Zahlen von Ausländern gleichen Kultur- und Sprachkreises auf.
Dieses, was du beschreibst, Pedreic, halte ich auch für eine nicht zu unterschätzendes Problem.
Ich denke, es geht dabei auch um Identifikation und Zielsetzung der hier lebenden Ausländer, (die früher Gastarbeiter hießen, wesentlich bessere Bezeichnung).
Wir haben die Gastarbeiter, die sich anpassen, arbeiten, um später ihr Erreichtes zuhause wohlverdient geniessen möchten.
Wir haben Zuwanderer, die sich hier eine Existenz aufbauen möchten.
Wir haben Flüchtlinge, die auch zu Zuwanderern werden, oder sich zurücksehnen.
Natürlich haben wir auch Wirtschaftsflüchtlinge.
Wer aber identifiziert sich mit der deutschen Kultur? Wer sollte oder muss das?
Ich denke der sich als Einwanderer versteht und die deutsche Staatsbürgerschaft anstrebt sollte sich schon derart integrieren. Sprache ist das A und O, ja, aber auch das Bieten von Möglichkeiten hierzu. Dabei dürfen die Interessen der Einwohner des jeweiligen Landes (in dem Fall wir) aber nicht zurückgeschraubt werden oder unterdrückt. Insbesondere, wenn wir schon genug eigene Probleme haben, wie zum Beispiel der seit Jahrzehnten von allen beklagte Rückgang der Geburten deutscher Einwohner.
gerwerfer