Ladenschlussgesetz: Segen oder Geißel?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.

Abschaffung des Ladenschluß-Gestzes?

Richtig so!
25
81%
Um Gottes Willen bloß nicht!
5
16%
Mir egal, Ich kauf eh nicht ein! :-)
1
3%
 
Abstimmungen insgesamt : 31

Traitor
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Di 21. Dez 2004, 23:23 - Beitrag #21

Schau mal morgens um 11 in die Innenstädte, Chenny, da ist nicht viel weniger los als nachmittags. Auch während der theoretischen Hauptarbeitszeiten sind die Geschäfte sehr gut ausgelastet, eine Verlagerung von diesen Zeiten weg wäre ausgesprochen unproduktiv.

Erdwolf
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Mi 22. Dez 2004, 05:06 - Beitrag #22

Dem Prinzip der sozialen Marktwirtschaft ist wohl am besten entsprochen, wenn möglichst viele Leute etwas davon haben. Außerdem darf man nicht vergessen, auch langfristig zu denken. Die kleinen Läden von heute sind die Ladenketten von morgen. Wie Traitor schon sagte, sollte man also in der Marktwirtschaft (und erst recht in der "sozialen" Variante letztgenannter) einen gewissen Wert auf deren Förderung legen. Entwicklung kann aber nur stattfinden, wenn der Gesetzgeber auch den Raum dafür bietet. Innovation und Flexibilität sind erforderlich, um sich von anderen Unternehmen abzuheben und erfolgreich zu sein, wovon im Endeffekt die Wirtschaft, der Arbeitsmarkt und die Menschen, die im Laden an der Wurstheke stehen, profitieren.
Wer einem Riesen auf offenen Feld zu begegnen versucht, wird ihn wohl kaum im Kampf bezwingen. Nun ist es aber so, daß der metaphorische Riese kein menschenfressender solcher ist. Vielmehr können kleine Läden ihren Platz in der Wirtschaftswelt "der Großen" finden - wenn sie die Möglichkeit haben, einer direkten Konfrontation entgehen zu können.
Das wird vorallem dadurch erleichtert, daß man ihnen die Möglichkeit gibt, Entscheidungen selber zu treffen.
Das heißt, die gute Emma könnte die Entscheidung treffen, ihre Öffnungszeiten so anzupassen, daß sie mehr Geld verdient und so ihre Nische in der Weltwirtschaft findet, anstatt ihren Laden dicht zu machen und zum Arbeitsamt zu laufen.
Natürlich kann Emma nich 24h am Tag wach sein, aber darum geht es auch gar nicht. Das werden die großen Läden auch nicht tun. Ich denke nicht, daß nach Abschaffung des Ladenschlußgesetzes die großen Supermärkte plötzlich rund um die Uhr geöffnet haben. Für die lohnt es sich kaum, zusätzliche Öffnungszeiten einzurichten. Kleinere Betriebe könnten die gewonnene Flexibilität aber nutzen, um evtl. zu etwas anderen Zeiten zu öffnen und so einen gewissen Service zu bieten und/oder neue Kundschaft zu gewinnen. Einen Vorteil für die grüößeren Ladenketten sehe ich da nicht. Diese würden vermutlich gar nichts ändern, da es für sie nicht rentabel genug wäre.
Die Abschaffung des Ladenschlußgesetzes hätte also IMO deutliche Vorteile.

Feuerkopf
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Mi 22. Dez 2004, 11:05 - Beitrag #23

Hier im Ruhrgebiet gibt es die sogenannten "Büdchen", Kioske, die etwa so groß sind wie früher die Tante-Emma-Läden. "Mein" Büdchen im Nachbarhaus hat jeden Tag von 6.30 h bis 24 Uhr geöffnet. Ab 20 Uhr gibt es allerdings nur Schalterverkauf. Der Laden ist so gut sortiert, dass ich keine Angst haben muss, wenn ich tatsächlich bei meinem Wocheneinkauf etwas vergessen haben sollte. Dafür zahle ich dann auch gern einen Aufpreis.
Von mir aus sollten die Öffnungszeiten ruhig frei gegeben werden. Das regelt sich tatsächlich von allein. Unsere Innenstadtgeschäfte öffnen halt erst ab 10 Uhr, weil es sich vorher nicht lohnt. Die Vorortgeschäfte machen teilweise über Mittag zu. Am Sonntag muss ich allerdings tatsächlich nicht alles kaufen können.

Als ich in Buffalo in den USA war, gab es einen großen Supermarkt, der ständig geöffnet war. Alle anderen Geschäfte hatten ähnliche Öffnungszeiten wie wir hier.
In Holland (in einem Urlaubsgebiet an der Küste) haben die Läden deutlich kürzere Öffnungszeiten als unsere hier.
So schlecht stehen wir uns gar nicht.

Chennyboy
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Do 23. Dez 2004, 18:43 - Beitrag #24

eine Verlagerung von diesen Zeiten weg wäre ausgesprochen unproduktiv.
Woran machst du es fest, Traitor? In China sind die Geschaefte auch Sonntags geoeffnet und auch sonst mehr Oeffnungszeiten. Warum? Weil die Regierung hier eine grosse Freiraum laesst, dass die Firmen ihre Oeffnungszeiten alleine entscheiden sollen.
Hier kann man merken dass eine Verlagerung ausgesprochen produktiv sein kann.

Feuerkopf
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Fr 24. Dez 2004, 11:06 - Beitrag #25

Es SIND sonntags viele Geschäfte geöffnet, d. h. Produkte des Grundbedarfs sind zu bekommen. Bäckereien dürfen z. B. öffnen, um morgens Brötchen oder nachmittags Gebäck zu verkaufen. Tanken haben ihre wunderliches Sortiment im Angebot, an jedem größeren Bahnhof gibt es einen Supermarkt. Büdechen gibt es auch vielerorts.
Verhungern wird niemand an einem Sonntag.
Ich denke, ein bisschen Planung darf man auch dem Kunden abverlangen.

Chennyboy
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Fr 24. Dez 2004, 13:54 - Beitrag #26

Feuerkopf:
...Aber keine Einkaufshaeuser. Und wahrscheinlich braucht man genau Sonntags noch einen Malkasten, um am Montag das Kunstbild zuendezumalen.
Ich will sagen dass, wenn man Sonntags aufmacht, sicherlich mehr Gewinne machen wird als wenn man sie schliesst.
Warum macht die Regierung dies nicht?

Feuerkopf
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Fr 24. Dez 2004, 15:35 - Beitrag #27

Chenny,
ich habe eine gegebene Summe X, die das verfügbare Einkommen der Bevölkerung ist.
Diese Summe kann nur einmal ausgegeben werden, sie wird nicht größer durch größeres (längerfristigers) Konsumangebot.
Sonntags zu öffnen, bedeutet auch höhere Lohn- und Energiekosten.
Das rechnet sich nicht unbedingt.

Und - wie gesagt - ich finde schon, dass der Konsument ruhig ein bisschen planen darf. :s126:

Traitor
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Fr 24. Dez 2004, 17:41 - Beitrag #28

@chenny: Dass du fremde Beiträge nicht liest, daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt. Aber zumindest, dass du dich erinnerst, was du selber schreibst, kann man doch wohl von dir verlangen?
In deinem ersten Posting schreibst du, man sollte bei gleichen Öffnungslängen die Zeiten verschieben. Das habe ich als ökonomischen Unsinn kritisiert. Und diese Kritik versuchst du durch ein Beispiel längerer Öffnungszeit zu entkräften. Der Logikfehler sollte dir auffallen.
Und auch wenn du deinem ersten Post abschwörst und dich nur noch auf Ausweitungen beziehst, dann ist das Beispiel, dass soetwas dort existiert, kein Beleg dafür, dass es besser ist. Da muss man schon mehr anführen können, was andere hier auch schon getan haben.

@Feuerkopf und EW, die eher etwas anzuführen haben: Tatsächlich lohnen wird es sich für die großen Märkte nicht, eben aufgrund des Nichtsteigens der Kaufkraft. Aber sie haben damit ein weiteres Verdrängungsmittel an der Hand - je größer eine Firma ist, desto eher kann sie es sich leisten, eine Zeit lang unwirtschaftlich zu arbeiten, um kleinere Konkurrenten zu verdrängen.

Chennyboy
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Fr 24. Dez 2004, 21:25 - Beitrag #29

Lohn- und Energiekosten lassen sich wahrscheinlich nicht decken.
Ja ich glaube auch dass ich mit meinem Beitrag, definiert fuer Deutschland, falsch liege.
Das kommt meiner Meinung nach nicht von der Konsumangebot.

1. Imo kommt es von der Nachfrage.
2. Wahrscheinlich durch die Religion, dass Sonntag Ruhetag ist.
3. Durch die wenigen Menschen in den Staedten. (wenig in Bezug auf China)

Arschfurunkel
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Fr 24. Dez 2004, 23:07 - Beitrag #30

Original geschrieben von Traitor

@Feuerkopf und EW, die eher etwas anzuführen haben: Tatsächlich lohnen wird es sich für die großen Märkte nicht, eben aufgrund des Nichtsteigens der Kaufkraft. Aber sie haben damit ein weiteres Verdrängungsmittel an der Hand - je größer eine Firma ist, desto eher kann sie es sich leisten, eine Zeit lang unwirtschaftlich zu arbeiten, um kleinere Konkurrenten zu verdrängen.


Siehe Karstadt ;) .

Dein Beispiel paßt aus zwei Gründen nicht so richtig:
1. Findet der Verdrängungswettbewerb ohnehin schon statt, wenngleich auch nicht über Öffnungszeiten geführt oder zumindest nicht in erster Linie.

Wenn man sich beispielsweise den Lebensmittelmarkt in D ansieht, so findet man immer größere Marktanteile der Discounter zu Lasten des "mittelständischen Einzelhandels". Gleiches gilt für Elektromärkte (Saturn, Media Markt etc.)

2. Bei den niedrigen Margen, die in großen Bereichen des Einzelhandels erzielt werden (ibs. Lebensmittelmarkt), kann es sich kaum ein Konzern erlauben, unwirtschaftlich zu agieren. Auch dürfte der harte Wettbewerb im Einzelhandel es verbieten, Rentabilitätsverluste nach der Verdrängung wieder reinzuholen.

Allgemein: Es ist korrekt, daß längere Öffnungszeiten die Kaufkraft nicht erhöhen, allerdings bestimmen sie, wo eingekauft wird. Diese Tatsache kann auch die Chance für den "kleinen Einzelhandel" sein, der sich flexibler auf Kundenwünsche einstellen kann als ein großes Geschäft.

Chennyboy
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Fr 24. Dez 2004, 23:14 - Beitrag #31

Warum seid ihr euch so sicher dass es nicht funktionieren wird?
Allgemein: Es ist korrekt, daß längere Öffnungszeiten die Kaufkraft nicht erhöhen
Ich kenne die deutsche Marktverhaeltnisse nicht, aber warum wird das Schwachsinn sein wenn der Arbeitsnehmer von Montag bis Freitag durchgehen 1 Stunde spaeter arbeiten geht, aber diese Zeit dann auf Wochende verteilt?

Traitor
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Fr 24. Dez 2004, 23:58 - Beitrag #32

@Arschi: Grund 1 entkräftet IMHO das Kontra nicht, sondern bestärkt nur, dass man die bereits vorhande Verdrängungsproblematik nicht noch verstärken sollte.
Grund 2 wiegt schwerer, die Luft ist auch für die Großen nicht allzu dicht. Aber gerade der Lebensmittelhandel zeigt doch, dass hier Dumping betrieben werden kann und wird, Stichwort "Mischkalkulation".
Ob die Kleinen den theoretischen Flexibilitätsvorteil wirklich nützen könnten, klingt mir auch fragwürdig - schließlich müssten sie auf für sie sehr riskante Weise ausprobieren, ob sich eine Verschiebung oder Ausweitung mit Mehrpersonal lohnt.
Karstadt ist übrigens nicht mein Beispiel, sondern eher die Discounter. ;)

@chenny: Sicher sind wir uns nicht, wir diskutieren ja. Aber aus anderen Gründen.
Die Kaufkraft ist direkt ans (reale) Einkommen gekoppelt, ändert sich also keinen Deut, wenn sich die Öffnungszeiten verändern.

Arschfurunkel
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Sa 25. Dez 2004, 03:14 - Beitrag #33

Original geschrieben von Traitor
@Arschi: Aber gerade der Lebensmittelhandel zeigt doch, dass hier Dumping betrieben werden kann und wird, Stichwort "Mischkalkulation".
Ob die Kleinen den theoretischen Flexibilitätsvorteil wirklich nützen könnten, klingt mir auch fragwürdig - schließlich müssten sie auf für sie sehr riskante Weise ausprobieren, ob sich eine Verschiebung oder Ausweitung mit Mehrpersonal lohnt.
Karstadt ist übrigens nicht mein Beispiel, sondern eher die Discounter. ;)



Sicherlich, Traitor, wird immer wieder versucht, Dumpingpreise durchzusetzten, gerade von den Discountern und konkret geschehen z.B. bei Milch, Zucker und anderen Grundnahrungsmitteln.

Aber da gibt es zum Glück Kontrollinstanzen, die Aldi, Lidl und Co. kräftig auf die Finger geklopft haben...

Zum zweiten Teil mit der Flexibilität: Natürlich ist es ein Risiko, Öffnungszeiten zu verschieben, aber es ist auch eine Chance.

Ein spezialisierter Einzelhandel z.B. muß nicht unbedingt um 9.00 h aufmachen, damit Rentners gucken gehen können ;) . Er macht dann um 10.00 h oder 10.30 h oder erst am Mittag auf und kann dafür abends bis 20.00 h für die Kundschaft da sein.
Jeder Händler sollte wissen, wann stark oder schwach frequentierte Zeiten sind und danach die Öffnunsgzeiten richten bzw. dahin gehend ausweiten.

mathew
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Sa 25. Dez 2004, 17:18 - Beitrag #34

Hallo

Hallo,


@ Traitor

Dein Satz erinnert mich, an meinen früheren Klassenlehrer, wir hatten ihn in Mathe, der schrieb mal unter einer Arbeit, welche ich "nur" mit Note 4 abschließ mit dem Satz: Gib Dir nur noch mehr Mühe, dann wird das schon!! Und so ähnlich habe ich auch Dein Geschriebenes aufgefasst!!!

Grüsse und (noch) ein frohes Fest!!

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