1. Weltkrieg

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Malte279
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Mi 13. Jul 2005, 00:19 - Beitrag #21

Der zweite Weltkrieg, besonders der Holocaust IST ein Einzelfall. Das "fabrikmäßige" Massenmorden von Juden, Sinti, Roma, Behinderten oder Homosexuellen kann und soll man nicht einmal mit der stalinistischen "Gulag-Politik" vergleichen. Aber das ist ja ein anderes Thema.
Dem stimme ich voll und ganz zu! Leider fühlen sich noch immer viele von uns persönlich angegriffen wenn vom Holocaust gesprochen wird. Sehr viele werden dann innerhalb weniger Sätze auf die Verbrechen anderer Staaten hinweisen, als ob das irgendwas relativieren würde.
Bismarck war nicht zu Unrecht der "Eiserne Kanzler", vor allem, weil er 3 Kriege geführt hat, aber nichts erreichte.

Das stimmt so nicht. Wie schon gesagt, ich habe insgesammt ein eher negatives Bismarckbild, aber dass er mit den Kriegen nichts erreicht hätte stimmt absolut nicht auch wenn einige der Gewinne (vor allem Territorien) aus heutiger sicht nicht mehr verstanden werden.
Durch den Krieg von 1864 wurde Schleswig Holstein ein Teil Deutschlands. Durch den von 1866 wurde zunächst Deutschlands (Preußens) Vormachtstellung über Österreich begründet und dann (durch den Verzicht auf eine Demütigung Österreichs) ein Bundesgenosse gewonnen.
Durch den Krieg von 1870/71 wurde (von Gebietsgewinnen einmal abgesehen) Deutschland als Einheitsstaat begründed und die Gefahr eines weiteren Krieges gegen Frankreich (den es so oder so früher oder später gegeben hätte) auf Jahre gebannt. Allerdings wurde hier durch die Demütigung Frankreichs im Spiegelsaal die "Erbfeindschaft" verstärkt und einer von vielen Anlässen für die Eskalation 1914 geschaffen.

Maglor
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Mi 13. Jul 2005, 13:45 - Beitrag #22

Zitat von herempix: Der zweite Weltkrieg, besonders der Holocaust IST ein Einzelfall.|

Erstens, der Holocaust kann nicht als Teil kriegerischer Handlungen angesehen werden, sondern das ist Hitlers schmutzige Innenpolitik. Überhaupt sind die "polizeilichen" Massnahmen des Dritten Reiches weit verwerflicher als die militärischen.
Zweitens, zweifelte ich nicht an der bisher einmaligen Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges, sondern wies nur pessimistisch darauf dann, dass man sich nicht darauf verlassen sollte, dass sich die Geschichte nicht wiederholt oder dass auch noch schlimmer kommen kann.

Zur Politik des eisernen Kanzlers ist zusagen, dass er tatsächlich den Krieg als Mittel der Politik voll anerkannte und nutzte. Seine Kriege waren durchaus fruchttragend und er erreichte so die Vorherrschaft Preußens über die deutschen Fürstentümer.
Den ersten Weltkrieg kann man ihn freilich nicht anhängen. Überhaupt gibt es einen Bruch zwischen der Politik Bismarck und der Wilhelms II.
Der Kaiser entließ den alten Herrn nicht nur aus dem Kanzleramt, sondern revidierte auch dessen Politik, so etwa die Sozialistengesetze und den Kirchenkampf gegen das Zentrum, in sofern ist der letzte Kaiser durchaus liberaler als seine Vorgänger.
Der Wunsch nach Kolonien fehlte Bismarck, überhaupt wurden die wenigen deutschen Gebiete in Afrika und Ozeanien unter Kaiser Wilhelm II erworben, und sie dienten eher dem ideelen Wunsch nach einem Kolonialreich als der realen Verwirklichung.
Was bisher noch nicht erwähnt wurde: Kaiser Wilhelm II lebte ein schon fast mittelalterliches Gottesgnadentum und glaubte fest an die eigene Berufung. Im Grunde ist seine Poltik keine Realpolitik sondern zeigt eher seine Berufung auf, darin liegt auch das brutale Vorgehen gegen die Herero begründet und auch das merkwürdige Treuebündnis mit Österreich, dass ja im Grunde dem Deutschen keinen Nutzen bringen konnte.

MfG Maglor

herempix
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Mi 13. Jul 2005, 16:31 - Beitrag #23

Der Holocaust war sowohl Teil von Hitlers Innen- als auch von Hitlers Kriegspolitik. Gut, ich fand ihn auch in der Innenpoliltik schlimm.
Ich bin auch kein Mensch, der die Deutsche Geschichte an der Zeit von 1933 bis 1945 festmacht. Gut, das war das dunkelste Kapitel der Weltgeschichte, besonders die erste Hälfte der 40er-Jahre. Aber es hat uns gezeigt, dass man darauf hoffen kann und fast muss, dass es keinen "3. Weltkrieg" irgendwann gibt. Aber für mich ist der schon ausgebrochen und der, der ihn "angezettelt" hat ist Osama Bin Laden. Ja, richtig. Es geht hier um die globalen Terroranschläge, die irgendwann in einen Atomkrieg eskalieren könnten.
Gut, dann habe ich mich geirrt, als ich sagte, dass Bismarck ohne Sinn und Verstand Kriege gegen Frankreich führen ließ. Aber seine Strategie ist aufgegangen: Er bekam weite Teile Preußens von Frankreich zurück, welche dann später an Polen und an Russland gingen.
Natürlich kann man ihm den 1. Weltkrieg nicht anhängen. Er begann doch erst 25 Jahre nach seinem Tod. Auch nicht "seinem Chef" (Kaiser Wilhelm I.) Denn wie du es sagst, er war eher ein "Kaiser der ruhigen Hand", nicht dieser "Soldatenkaiser" (Enkel von ihm).
Sein Enkel war aber das Gegenteil, richtig? Einer, der nach absoluter Macht streben wollte, aber dennoch verloren hat. Und genau das Vorgehen gegen die "Herero" habe ich in der Zeit gelesen. Das größte Massaker ist vor 100 Jahren entstanden. Und wenn er nicht den 1. Weltkrieg angefangen hätte, welcher indirekt (Wirtschaftskrise) zum 2. Weltkrieg geführt hat, hätte ich mir gewunschen, dass er vor ein Kriegsgericht gekommen wäre, alleine schon wegen den "Kolonialisten-Massakern". Denn vor dem Gesetz sind alle gleich, sogar Kaiser.

herempix

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Maglor
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Mi 13. Jul 2005, 16:44 - Beitrag #24

Zitat von herempix:Aber es hat uns gezeigt, dass man darauf hoffen kann und fast muss, dass es keinen "3. Weltkrieg" irgendwann gibt.

Tja, genauso dachten die Völker Europas nach dem 30jährigen Krieg und nach dem 1. Weltkrieg, leider hat sie die Hoffnung getäuscht und mir schwant man kann sich auf eine dauerhafte Einsicht des Menschengeschlechts nicht verlassen, schon gar nicht darauf, dass der 2. Weltkrieg auf lange Sicht die Weltpolitik prägen wird. (Überhaupt scheint diese hoe Bewertung jener Zeit nur auch Europa, Amerika und die GUS zuzutreffen. Einem Afrikaner oder einem Araber muss die Geschichte jenes unglücklichen Staates in Mitteleuropa gar nicht so jucken.)

Was Kaiser Wilhelm II. betrifft, so war vor allem recht launisch. Auch war nicht der Soldatenkaiser; der echte Soldatenkaiser meinte ja Krieg schade nur dem Militär. Im Grunde fehlt ein realpolitischer Faden, was bleibt ist seine Berufungsbewusstsein.
Was den Herero-Völkermord, so sprach der Kaiser einfach aus dem Bauch heraus, man solle sie einfach totschießen.

Bei gleiches Recht für alle, übersiehst du die Rolle, die der Versailler Vertrag den Afrikanern antrug. Polen, Jugoslawien, Ungarn und so weiter wurden unabhängige Republik, ebenso wurden Österreich und das Deutsche Reich Demokratien. Für Deutsch-Südwest und Togo hingegen hatte man ebenso wie für die Besitzungen des Osmanischen Reiches ganz andere Pläne. Sie würde sogenannte Völkerbundmandate und den Siegermächten als Kolonien übergeben. An der Freiheit nichtweißer Völker hatte man kein Interesse, woher Großbritannien, Frankreich und auch die USA unterhielten selbst Kolonialreiche.

MfG Maglor

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