Brauchen wir einen Staat?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maurice
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Fr 30. Sep 2005, 12:55 - Beitrag #21

Um besser beurteilen zu können, ob wir deine Vorstellungen für unrealistisch einstufen, müsstest du mal ausführlich ausführen, wie du dir die Sache vorstellst. ;)

e-noon
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Fr 30. Sep 2005, 15:24 - Beitrag #22

@Aydee: Wenn ich dich richtig verstehe, geht es nicht darum, dass alle Menschen nur noch in kleinen Gesellschaften leben, sondern dass es eine kleine Gruppe von Menschen, die sich gut verstehen, sich von einer bestehenden Gesellschaft absondern und nach eigenen Regeln leben.

Meiner Meinung nach könnte das funktionieren, wenn genügend vernünftige Menschen zusammen sind. Warum nicht?
In einer großen Gemeinschaft halte ich es aber für sehr unwahrscheinlich, da dermaßen unterschiedliche Menschen mit ihren Interessen zusammentreffen, dass zum Schutz des Einzelnen Gesetze und Menschen, die sie einhalten, also ein Staat, notwendig sind.

LadysSlave
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Fr 30. Sep 2005, 23:42 - Beitrag #23

Mag alles gehen, solange man jung ist und den Raubbau an seinem Körper noch nciht bezahlen muss- aber das kommt von ganz alleine. Solche Gesellschaften sind nur für starke Persönlichkeiten. Was aber ist mit den Schwachen? Sind das nicht auch Menschen? Mit unveräusserlichen Menschenrechten.
Und wie will man die organisieren, ohne Krankenhäuser und Rettungswesen. Wie schnell kann aus einem starken Menschen ein Schwacher werden?
Wer soll die Infrastruktur aufbauen, wenn nicht der Staat? Wie soll gewährleisten werden, dass es bei Eigentum eine Vergleichbarkeit gibt, über eine von allen anerkannte Tauschwährung (Geld) . Kann eine Gemeinschaft allein Fortschritt gewährleisten? Gibt es Forschuing ohne staatliche Unterstützung wie Bibliotheken, Schulen, Hochschulen und Universitäten, wer soll das Organisieren, wenn nicht der Staat? Wer orgsanisiert die berufliche Bildung, wenn der theoretische Teil fehlen würde? Wer verteidigt die Sicherheit der Gemeinschaften?
Da ist noch viel mehr, was uns zeigt, dass ein Staat sein muss, um nicht das Faustreccht, also die Tyrannei des Stärkeren ausufern zu lassen.
Und wenn es denn ausufern würde, würde es letzendlich trotzdem durch die Ansammlung von Macht und Mächten doch wieder irgendwann ein Staat ausgebildet werden. Die Staatsform würde dann wohl eher der Sklavenhaltergesellschaft oder dem Feudalismus ähneln.
Wie sowas bei abgesonderten Gemeinschaften ausgeht, kann man ganz einfach an der geschichte der "Colonia Dignidat" in Chile sehen. Als freundliche Gemeinschaft geplant, und aufgebaut, kam dann einer rein, der es drauf hatte, Andere zu beeindrucken. Sowas kommt in jeder abgesonderten Gemeinschaft früher oder später vor. Und in den meisten Fällen kippt die Gemeinschaft, ganz langsam, ohne dass die Mitglieder selbst es merken. Ist wohl eines der Merkmale menschlicher Gemeinschaft:rolleyes:

Ipsissimus
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Sa 1. Okt 2005, 00:56 - Beitrag #24

ganz sachlich geantwortet, LadySlave, ohne Polemik

ein Gemeinwesen übersteht es problemlos, wenn die Schwachen am Ende ihrer Nützlichkeit getötet oder der tötlichen Aussetzung überlassen werden, wie neben den Inuit unzählige weitere Stammeskulturen beweisen. Die Auffassung hinsichtlich des Wertes des menschlichen Lebens ist dort eine völlig andere, ich möchte fast sagen, weniger kitschige als die christlich geprägte. Wir - Nachkömlinge der abendländisch-christlichen Tradition - töten einander genauso effektiv, nur niedlicher in Seidenpapier verpackt.

Ob/daß ich diese Auffassung teile, habe ich damit nicht angesprochen^^ aber Staat hat ohnehin nichts mit Menschlichkeit zu tun

Deine neoliberale Grundauffassung hinsichtlich des ideellen Wertes von Geld in allen Ehren - es gibt nichtsdestotrotz ernstzunehmende Auffassungen von Geld als der Ursache allen Übels. Bei direktem Tausch von echten personalen Leistungen hat die Geldwirtschaft verloren ^^ und Häuser könnten plötzlich wieder ohne Versklavung durch eine Bank gebaut werden und gehörten tatsächlich jenen, die sie gebaut haben^^ Mensch bedenke auch, daß Staaten von Anbeginn an VOR ALLEM dazu da waren, Privilegien von Kaufleuten und anderen Krämerseelen zu etablieren und schützen. Das, was die Aufklärung später zu dieser Grundfunktion von Staaten hinzugedichtet hat - wird von diesen bis heute nicht geleistet^^ Worunter alle jene, welche glauben, es gehöre lebensnotwendig dazu, regiert zu werden, zwar bis heute leiden, dies aber anscheinend nicht zu erkennen gewillt sind^^

Was demgegenüber unter der Bedingung echter Anarchie passieren würde, ist schlicht nicht erwiesen. Befürchtet werden kann viel - jedoch, all das sind nur Extrapolationen unter der Bedingung von Herrschaft. Daß Herrschaft desavouiert sei, lese ich selten, obwohl doch all diese fürchterlichen Dinge unter ihrer Ägide geschehen^^ ICH würde auch dann keine Sklaven halten, wenn es nicht verboten wäre. Warum sollen andere dazu nicht auch in der Lage sein? Wie NOCH MEHR Herrschaft die Probleme, die Herrschaft ohnehin mit sich bringt, lösen soll, wird wohl das süße Geheimnis der Anbeter von Macht bleiben^^

"Cologna Dividad" - LadySlave, wir spechen nicht von Gemeinschaften, deren Initiatoren VON VORNHEREIN Bösartigkeit im Sinne hatten^^

Aydee
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Sa 1. Okt 2005, 08:05 - Beitrag #25

@e-noon
Ja. So ungefähr der "Hintergedanke" :-)

Grübel-Gedanke: Wenn sich immer mehr "vernünftige" Menschen in solchen kleineren Gemeinschaften zusammenfinden, würden dann nicht den großen Gemeinschaften die "Mitglieder" abhanden kommen und diese sich quasi in Überlebtheit auflösen....? :-)




_

Aydee
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Sa 1. Okt 2005, 08:12 - Beitrag #26

Mein Gedanke ist eigentlich der, dass je größer eine Gemeinschaft wird, sie immer weniger eine Gemeinschaft sein kann, weil sie auf die Bedürfnisse ihrer "Mitglieder" nicht mehr genügend eingehen kann. Denn sie muss ja für immer mehr Menschen das Gemeinleben regeln und kann damit nur noch immer allgemeinere Regeln aufstellen. Die dann aber immer wieder Ausnahmen fördern (weil Sippenwirtschaft, Bestechung..... etc) Dh. ein allgemeines Regelwerk, das aber immer und immer wieder zu Gunsten einzelner gedehnt und verbogen wird.

In kleineren Gemeinschaften sollte es aber möglich sein auf die einzelnen Menschen eingehen zu können. Und - mein Gedanke - vielleicht bedarf es in einer solchen kleinen, gewachsenen, freiwilligen Gemeinschaft dann nicht einmal ausformulierter Regeln; sondern Regeln (das Wort gefällt mir an der Stelle nciht gut, mir fällt aber nichts besseres ein :-() die sich durch das Miteinander einfach ergeben und auch ändern.





Es kingt utopisch :-)

Maurice
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Sa 1. Okt 2005, 10:07 - Beitrag #27

Zitat von Aydee: Wenn sich immer mehr "vernünftige" Menschen in solchen kleineren Gemeinschaften zusammenfinden, würden dann nicht den großen Gemeinschaften die "Mitglieder" abhanden kommen und diese sich quasi in Überlebtheit auflösen?

Aber ist dies wünschenswert?
Es wurden hier ja auch schon genug Nachteile genannt, die daraus resultieren würden.

Dh. ein allgemeines Regelwerk, das aber immer und immer wieder zu Gunsten einzelner gedehnt und verbogen wird.

Das ist auch bei kleineren Gemeinden möglich.

Mein Gedanke ist eigentlich der, dass je größer eine Gemeinschaft wird, sie immer weniger eine Gemeinschaft sein kann, weil sie auf die Bedürfnisse ihrer "Mitglieder" nicht mehr genügend eingehen kann. (...) In kleineren Gemeinschaften sollte es aber möglich sein auf die einzelnen Menschen eingehen zu können.

Auch in großen Gesellschaften (dieser Ausdruck ist wohl passender, als dein erstes "Gemeinschaft") kann auf die Bedürfnisse des Individuums eingegangen werden. Nur ist das idR nicht Aufgabe des Staates, weil das eine Überlastung bedeuten würde. Du scheinst zu vergessen, dass eine große Gesellschaft sich aus vielen kleinen Gemeinschaften zusammensetzt, dessen Mitglieder idR füreinander sorgen. Zwar gibt es auch Personen, die nicht ausreichend in eine Gemeinschaft integriert sind und vielleicht kommt dies häufiger in großen Gesellschaften vor, aber ist dies auch bei deinem Vorschlag möglich.

Wie schon gesagt wurde wäre dein Modell für viele Beteiligten mit größeren Risiken verbuden. Wenn es keine übergeordneten Regeln gibt, die über den einzelnen Gemeinschaften stehen und niemand übergeordnetes gibt, der deren Einhaltung kontrolliert, wie willst du dann sicher stellen, dass sich nicht räuberische Banden gründen, die die kleinen und schwachen Gemeinschaften terrorisieren? Oder vertrittst du ein Menschenbild ala Rousseau, wonach der Mensch von Natur aus friedfertig sei und erst die Gesellschaft ihn verderben würde. Deine Forderungen wirken auf mich, als ob der Gedanke dahintersteht, dass alle Menschen plötzlich in Harmonie geben würde, wenn sie nur in möglichst kleinen von einander unabhängigen Gemeinschaften leben würden.

Aydee
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So 2. Okt 2005, 01:06 - Beitrag #28

"Aber ist dies wünschenswert?
Es wurden hier ja auch schon genug Nachteile genannt, die daraus resultieren würden."


mmhh..... Ich grübel grad ob die bereits erwähnten Nachteile Tatsache sind (also, ob es soetwas, wie es mir vorschwebt, schon gibt bzw gegeben hat...) oder evtl Befürchtungen.




"Zwar gibt es auch Personen, die nicht ausreichend in eine Gemeinschaft integriert sind.."

Aber WARUM sind Menschen nicht ausreichend in einer Gemeinschaft integriert in der sie leben???? (Und was ist "ausreichend"?)
Ist nicht genau dies das Manko der jetztigen Gesellschaften? Dass Menschen, die doch "eigentlich" Teil dieser Gemeinschaft sein "sollten", durchfallen...?




"Du scheinst zu vergessen, dass eine große Gesellschaft sich aus vielen kleinen Gemeinschaften zusammensetzt, dessen Mitglieder idR füreinander sorgen. "

Warum benötigen diese kleinen Gemeinschaften, die deiner Meinung nach sehr wohl in der Lage sind, sich um ihre Mitglieder zu sorgen, unbedingt noch eine größere Gemeinschaft/Gesellschaft über sich?

Wozu Staat wenn er nicht auf die Bedürfnisse seiner "Mitglieder" (Bürger :-)) eingehen kann? Wenn er damit überfordert ist (vielleicht weil es zu viele Bedürfnisse sind...?)?



Und: Wann werden Menschen zu "Räubern", die Schwächere terrorisieren?



PS. @Maurice: Keine Forderungen :-( Wenn das von mir so rübergekommen ist, tut mir das sehr leid :-((

LadysSlave
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So 2. Okt 2005, 07:11 - Beitrag #29

"Cologna Dividad" - LadySlave, wir spechen nicht von Gemeinschaften, deren Initiatoren VON VORNHEREIN Bösartigkeit im Sinne hatten^^

Das ist so nicht richtig.
Sie wurde als Gemeinschaft gegründet. Dass sich später ein verkommener Mensch diese Gemeinschaft unter den Nagel riss und die Leute zu seinen Gefolgsleuten machte, zeigt doch eher, den Werdegang einer Gemeinschaft, die sich entwickelt hat .

Und: Wann werden Menschen zu "Räubern", die Schwächere terrorisieren?

Seit der Mensch existiert.
Der Mensch ist aus Raubtieren hervorgegangen.
Das Rudelwesen (Germeinschaft) liegt ihm in den Genen. Allerdings auch die Wolfsgesellschaft. Also der Stärkere leitet das Rudel. Hierbei ist es interessant, dass Stärke nicht unbedingt die körperliche Stärke sein muss. Siehe Knast. Hier hat der Pfiffige einen höheren Stellenwert, als der körperlich Starke. Weil sich mehr Gemeinschaftmitglieder von ihm einen Vorteil erhoffen.
Der Mensch ist von Natur aus Egoist. Muss er auch sein, weil nur er in seiner Haut lebt, wie auch er nur in seiner Haut lebt. Wer soll sich für ihn einsetzen, wenn nicht er selbst.
Das aber macht den Traum einer friedlichen Gemeinschaft im vornherein zum Traum, ohne jegliche Realitätsbindung.
Jeder Mensch versucht das Maximale für sich rauszuholen. Das aber geht nur, wenn er Anteile des Anderen berührt. Wenn dieser dann aus diversen Gründen sich nicht wehrt, nimmt der Andere (manchmal sogar ohne bösen Willen) Ansprüche seines Mitmenschen für sich wahr und hält es für sein Recht.
Und das ist jetzt auch ohne Polemik.
Die Menschen haben schon in Kleingruppen gelebt. Da haben sie nicht länger als 25 Jahre gelebt und die gefährlichste Waffe, ausser Hände und Zähne waren Keulen oder ein behauenes Stück Holz als Lanze.
Das ist für mich nicht sonderlich erstrebenswert.
Erst als der Mensch gezwungen war, die kleinen Gruppen (Sippen) in größere Gemeinschaften einzubringen verbesserte sich seine Lage. Anfangs war es nicht auf freiwilligem Weg. aber das ist eine lange Geschichte.
Nichts gegen den Traum der Anarchie. Doch wo das hinführt, sehen wir ja an unsrer Wirtsschaft. Da wird sie voll ausgelebt.
Anarchie ist mit dem Menschen nicht durchführbar. Das hat einen ganz einfachen Grund: Die menschlichen Gene

Maurice
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So 2. Okt 2005, 12:36 - Beitrag #30

Macht

@LadysSlave: Du scheinst mir auch mehr nach Hobbes zu gehen. Gnaz nach dem Motte: Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. ^^

In der Tendenz deiner Aussagen stimme ich dir zu, aber ich finde nicht, dass man den Menschen als einen reinen Egoisten betrachten sollte. Zumindest nicht die Masse, selbst wenn es das im Einzelfall geben kann.
Ein Satz wie "Der Mensch versucht immer dein größten Vorteil für sich rauszuholen" klingt mir zu tendenziell. Ich finde folgende Ausdrucksweise neutraler und sachlicher: Der Mensch versucht immer seine Interessen zu verwirklichen. Sein oberstes Interesse ist immer Glück. Nun kommen die Menschen nicht alle auf dieselben Weisen zu diesem Gefühl, es kommt dabei auf ihre Wünsche an. Viele empfinden Glück, wenn sie Macht über andere ausüben können, andere aber wenn sie anderen helfen können. Das erste würde ich als egoistisch, das zweite als altruistisch bezeichnen. Ich halte es nicht für ratsam Altruismus so zu definieren, dass einer Handlung das Glücksstreben als Motiv untersagt wird. Wenn Egoismus das Streben nach Glück bedeutet, dann ist imo alles Egoismus. Aber ich halte diese Definition wie gesagt nicht für nützlich.
Da ich schon etwas abgeschweift bin, mache ich hier einen Schnitt, sonst wirds noch ganz ot. ;)

@Aydee:
Ist nicht genau dies das Manko der jetztigen Gesellschaften? Dass Menschen, die doch "eigentlich" Teil dieser Gemeinschaft sein "sollten", durchfallen...?

Und du meinst, dass das in kleinen Gemeinschaften nicht vorkommen könnte? Wenn ja, dann halte ich dich in diesem Punkt für naiv.
Wie jemand in einer kleinen Gemeinschaft durchfallen könnte? Nehmen wir mal deine "Utopie" als Gedankenexperiment und stellen uns eine kleine Gemeinschaft vor. Da du leider immer noch keine konkreten Zahlen genannt hast, spreche ich einfach mal von 20 Personen. Nun ist diese Gemeinde seit je her streng katholisch und kommt bisher auch gut damit zurecht. Dann eines Tages beginnt ein junger Mensch an der vorherrschenden Religion zu zweifeln (aus welchen Gründen auch immer) und akzeptiert nicht mehr die auf der Religion basierenden Regeln (was natürlich nicht alle Regeln, aber bei einer streng katholischen Gemeinschaft schon einige sein werden). Die Spannungen steigern sich und jeder beharrt auf seiner Meinung. Dem jungen Menschen werden Sanktionen gedroht, aber dieser (auf Grund von jugendlichen Rebellionstendenzen) lässt sich nicht einschüchtern. Mit der Zeit wird der Unmut über den Opportunisten größer, Gerüchte werden in die Welt gesetzt und es kommt zu offenen Anfeindungen. Letztlich wird beschlossen diesen gottlosen Menschen aus der heiligen Gemeinschaft zu vertreiben, damit Gott auch weiterhin seine schützende Hand über deren Mitgliedern hält.

In einer großen Gesellschaft hat das Individuum mehr Möglichkeiten sich eine neue Gemeinschaft zu suchen, wenn in er alten nicht akzeptiert (oder gar ausgestoßen) wird. In deiner "Utopie" äre sojemand für unbestimmte Zeit auf sich alleine gestellt.

Aber WARUM sind Menschen nicht ausreichend in einer Gemeinschaft integriert in der sie leben???? (Und was ist "ausreichend"?)

Mit ausreichend meine ich, dass jemand Rückhalt in einer Gemeinschaft hat und nicht nur bloßes Mitglied. Jemand ist z.B. in einer Jugendgruppe nicht ausreichend integriert, wenn er im Grunde immer nur nebenherläuft und das macht was die anderen machen, aber eben keinen Rückhalt in der Gruppe hat.
Warum nicht alle Menschen ausreichend integreiert sind. Zum einen weil die meisten Menschen zu emotional und zu wenig rational sind. Bei vielen Gruppierungen (vor allem bei Jugendlichen) spielen Statussymbole eine zentrale Rolle: Kleidung, Handy, Schmuck usw. Die charakterlichen Vor- und Nachteile rücken bei so einer oberfläschlichen Bewertung des Einzelnen in den Hintergrund. Wie der Charakter von jemanden ist, spielt keine entshceidende Rolle, solange das Äußere den Anforderungen entspricht. Oder es wird gar das Äußere mit dem Charakter gleich gesetzt. Hier hat man entweder die nötigen Statussymbole oder hat keine Chance integriert zu werden.
Während ersteres imo ein Übel ist, was man theoretisch ausmerzen könnte, so ist der folgende Punkt notwendig gegeben: Menschen bilden Interessensgruppen und wer nicht die gleichen Interessen hat, kann nicht Mitglied dieser Gruppe werden. Wer nicht dazupasst bleibt außen vor. Das ist in dem von mir oben beschriebenen fiktiven Beispiel so, aber auch bei uns überall im Alltag so. Ich selbst habe es oft genug selbst erlebt.
Nun kann man Interesse simulieren, um eine Chance in einer Gruppe zu bekommen. Man kann sagen, dass man voll auf Techno steht, obwohl man es in Wirklichkeit total doof findet. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier und die wenigsten haben die Courage diesem Trieb zu wiederstehen.
Zur Integration sei noch gesagt, dass es sich hier nicht allein um ein passives Über-sich-ergehen ist, obwohl man meisten sagt, dass jemand integriert wird, also der passive Teil ist. Integration ist eine Sache wo beide Seiten beteiligt sind, denn es lässt sich niemand integrieren, der sich nicht selbst integrieren will. Das Sich-integrieren lässt das zu integrierende Subjekt als aktiv erscheinen und zeigt, dass es beim Integrierungsprozess nicht bloßes passives Objekt ist.

Warum benötigen diese kleinen Gemeinschaften, die deiner Meinung nach sehr wohl in der Lage sind, sich um ihre Mitglieder zu sorgen, unbedingt noch eine größere Gemeinschaft/Gesellschaft über sich?

Weil sonst andere Gruppen kommen, um diese zu unterdrücken, auszurauben und zu terrorisieren. Ein obergeordneter Staat soll das Wohl der Allgmeinheit (also aller Gemeinschaften) garantieren. Das gelingt natürlich nicht so, dass jeder eine volle Glücksmaximierung erhält, weil Kompromisse zwischen verschiednene Bedürfnissen geschlossen werden müssen. Der Staat soll aber trotzdem ei gewisses Maß an Glück garantieren und mindestens die Gesundheit und Freiheit des friedlichen Bürgers schützen. Wenn es einen solchen Staat nicht gibt, ist jeder auf Selbstjustiz angewiesen.

Wann werden Menschen zu "Räubern", die Schwächere terrorisieren?

Dann wenn sie das Interesse daran und die Möglichkeit dazu haben. Dieses Interesse muss dabei nicht allein aus einer falschen Sozialisation herrühren, sondern kann auch durch die Gene mitbestimmt sein. Jeder Mensch hat einen Treib nach Macht. Deshalb macht es vielen Spaß das Gefühl zu haben, Macht über andere auszuüben. Wenn jemand nun keine ausgeprägte Skrupel vor Gewalt hat und sich durch die Macht über andere auch noch materiell bereichern kann, dann ist es doch nur logisch, dass er versucht andere Menschen auszubeuten. Ein Staat soll u.a. durch Gesetze und Strafen verhindern, dass es zu so einer Auslebung des Machttriebs kommt. Das kann natürlich nicht vollständig gewährleistet werden, doch die Existenz von Gesetzen und die Androhung von Strafen bei der Missachtung dieser, schreckt zumindest einen Teil ab und schützt die Gesellschaft zumindest vor einem Teil dieser Menschen, indem sie diesen den Zugriff auf die Gemeinschaft großenteils entziehen (Stichwort Gefängnis).
Aber selbst wenn jemand kein hohes Gewaltpotential verfügt, so kann er sich doch durch die Umstände genötigt vielen Gewalt anzuwenden. Kehren wir dazu zu deiner "Utopie" zurück: Was wäre wenn das Dorf einer Gemeinschaft durch eine Naturkatastrophe zerstört werden würde? Ein Wirbelsturm z.B. hat die Energieversorgung und andere wichtige Teile der Infrastruktur massiv beschädigt. Es fehlen nun angenommen gewisse Dinge, um die Zerstörung wieder zu reparieren (z.B. sind die Computer kaputt gegangen und ohne die gibt es keinen Strom) und da die Gemeisnchaft nur klein ist, hat sie weder das Personal noch die Produktionsstätten um neue Computer herzustellen. Was nun? Entweder die Gemeinschaft nimmt einen massiven Einbruch ihres Wohlstands hin oder sie muss sich einen Weg einfallen zu lassen, die zur Instandsetzung der Infrakstruktur nötigen Objekte zu beschaffen. Woher nehmen wenn nicht stehlen? Vielleicht könnte man zu einer der anderen Gemeinschaften gehen und fragen, ob man die gebrauchten Objekte von diesen haben könnte. Gesagt getan.
Anm: Schon hier zeigt sich eine weitere Schwäche deiner Überlegungen, da es durch Handel zwischen den Gemeinschaften zu einer Abhängigkeit beider kommen kann und sie dann nicht mehr die von dir gewünschte Autonomie hätten.
In der nächsten Gemeinschaft angekommen, müssen die Besucher leider feststellen, dass die fremde Gemeinschaft nichts von den wichtigen Objekten abgeben möchte, die die Besucher brauchen. Wenn nun die Besucher ein sehr starkes Interesse an den Objekten haben (vielleicht weil sie sogar überlebenswichtig für ihre Gemeinschaft sind), sie diese aber nicht friedlich bekommen, dann bleibt ihnen nur noch das Mittel der Gewalt.

Fazit: Das Unterdrücken von Menschen entspringt entweder aus Machtgier oder aus Not.

Die Maschine
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So 2. Okt 2005, 14:26 - Beitrag #31

Ich stell einfach mal die These auf: Der Mensch ist ein geselliges Tierchen... das sieht man doch, dass sehr viele heiraten und Familien gründen. Das geht weiter in Hausgemeinschaften- Vereinstätigkeiten, Dorfgefüge, Stadtgemeinschaft etc. und schließlich sind die Interessenslagen der Individuen so groß, dass ein Staat gebildet wird.

Aydee
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So 2. Okt 2005, 16:02 - Beitrag #32

"Jeder Mensch versucht das Maximale für sich rauszuholen. Das aber geht nur, wenn er Anteile des Anderen berührt. Wenn dieser dann aus diversen Gründen sich nicht wehrt, nimmt der Andere (manchmal sogar ohne bösen Willen) Ansprüche seines Mitmenschen für sich wahr und hält es für sein Recht."
Tust du das?
Dir deine Anteile nehmen, auch wenn du damit - wie es sich hier so liest - BEWUSST andere verletzt...? Also auf Kosten anderer?

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"Und du meinst, dass das in kleinen Gemeinschaften nicht vorkommen könnte?"
Nein. Weil es freiwillige Gemeinschaften sind. Würdest du dich einer Gemeinschaft anschließen und dabeibleiben wenn du feststellst: 'Das passt nicht zu mir'? Es besteht ja kein Zwang zu bleiben :-)

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"...Letztlich wird beschlossen diesen gottlosen Menschen aus der heiligen Gemeinschaft zu vertreiben,.."
Warum sollen Menschen, die sich in Zuneigung zugetan sind, nicht in der Lagen sein jemanden einfach so gehen zu lassen, wenn sie und er/sie feststellen: wir passen mit unseren Wünschen und vorstellungen nicht zusammen? Warum sollte ein solcher Mensch, der für sich feststellt: Das passt nicht zu mir. bleiben wollen um diese Gemeinschaft, der er/sie sich als Freund (od mehr) angeschlossen hat, entzweien wollen?
Werden Menschen jedesmal zu Gegnern wenn sie unterschiedlicher Meinung sind...?

_______________
"In deiner "Utopie" äre sojemand für unbestimmte Zeit auf sich alleine gestellt."
Das sind wir - imo - sowieso.
Auf uns allein gestellt.

_______________
"Wenn ja, dann halte ich dich in diesem Punkt für naiv."
Akzeptiert :-)

Ich schätze ich gehe von Menschen aus, die sich nicht nur um ihr eigenes Wohl Gedanken machen sondern auch um das Wohl der Menschen um sie herum. (Nicht vom Wolfsmenschen)
Was derzeit ja auch geschieht: Menschen achten sehr wohl auf die Menschen, die ihnen wichtig sind (Freunde und Familie) Nur irgendwie gelingt es nciht diese Vorstellung in ein Gemeinwesen miteinzubeziehen.




_____________________
Edit.

"Aydee du solltest echt mal langsam eine ausführliche Beschreibung deiner "Utopie" liefern."
Das kann ich nicht

Maurice
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So 2. Okt 2005, 16:19 - Beitrag #33

Aydee du solltest echt mal langsam eine ausführliche Beschreibung deiner "Utopie" liefern. Erst klingt es so, als ob deine fiktiven Gemeinschaften unabhängig voneinander sind und keinen Kontakt zueinander hätten (aus dem Kontakt würde es nämlich schnell zu Abhängigkeiten voneinander kommen z.B. duch Handel, oder gar zu Verschmelzung der Gemeinschaften) und dann soll jemand der nicht (mehr) in die Gemeinschaft passt einfach mal so diese verlassen. Wo soll dieser jemand denn hin? Soll er alleine in der Wildnis überleben? Oder meinst du, dass er einfach zur nächsten Gemeinschaft gehen könnte und sofort mit offenen Armen empfangen werden würde? Er wäre für diese Gemeinschaft ein Fremder und ein Außenseiter und sojemanden ist der Mensch von Natur aus gegenüber misstrauisch.

Werden Menschen jedesmal zu Gegnern wenn sie unterschiedlicher Meinung sind...?

Nein nicht jedes Mal, aber es kommt oft genug vor.

Tust du das?
Dir deine Anteile nehmen, auch wenn du damit - wie es sich hier so liest - BEWUSST andere verletzt...? Also auf Kosten anderer?

Selbst wenn ER es nicht macht, bleibt der Einwand, dass es Menschen gibt, die dies machen. Und wie willst du mit so Menschen in deiner "Utopie" umgehen?

@PS @ LadysSlave:
Also der Stärkere leitet das Rudel. Hierbei ist es interessant, dass Stärke nicht unbedingt die körperliche Stärke sein muss. Siehe Knast. Hier hat der Pfiffige einen höheren Stellenwert, als der körperlich Starke. Weil sich mehr Gemeinschaftmitglieder von ihm einen Vorteil erhoffen.

Sprich: Survives of the fittest. Wer am besten zu den Umständen passt setzt sich durch.

Aydee
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So 2. Okt 2005, 16:25 - Beitrag #34

"Aydee du solltest echt mal langsam eine ausführliche Beschreibung deiner "Utopie" liefern."

Das kann ich nicht

Maurice
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So 2. Okt 2005, 16:27 - Beitrag #35

Dann scheint es mir leider nicht viel Sinn zu machen, groß weiter zu diskutieren, weil wir so schlecht prüfen können, ob deine Idee in sich stimmig ist. :(

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