Aus den diversen Diskussionen zum islamistischen Terrorismus und zu anderen Fehlentwicklungen im Verhältnis der westlichen Industrienationen zum Rest der Welt hat sich herauskristallisiert, daß neben wirtschaftlichen Interessen und weltanschaulichen Positionen das wechselseitige Nicht-Verstehen der Grundlagen des jeweils Anderen und Gefühle der Bevormundung eine große Rolle für die Konstituierung der resultierenden Konflikte spielen.
Betrachtet man die dabei aufeinander treffenden kulturellen Gegebenheiten, so zeigt sich dabei recht schnell, daß diese in Teilen derart unvereinbar sind, daß Konflikte zwangsläufig auftreten werden, wenn eine der Seiten auf der universellen Gültigkeit ihrer Paradigmen besteht, daß außerdem in kulturellen Fragen schwerlich Kompromisse zu erreichen sein werden, da diese ja stets von den dahinter stehenden Bevölkerungen übernommen werden müssten.
Aufgrunddessen stellt sich mir die Frage, ob ein gezielter Nicht-Interventionismus, die Hinwendung zu einem Primat der Eigenentwicklung ein besserer Weg wäre. Ob er zugleich für "uns" vertretbar wäre, auch wenn er die Abkehr vom Prinzip universell als zu gelten habender Rechte bedeuten würde.
Konkret, wenn unterschiedliche Rechte für Frauen für einen integralen Bestandteil einiger Kulturen gehalten werden, könnte dies hingenommen werden?
Zwei wesentliche Punkte drängen sich mir auf, die dagegen sprächen:
Zum einen, daß in einer Zeit der Faktizität der wirtschaftlichen Globalisierung die Frage der Intervention praktisch nur auf den Bereich des durch staatliche Maßnahmen, überwiegend im Zuge von Entwicklungshilfe anzuwenden wäre, mithin stünde die Durchsetzung der Rechte eben von Frauen und Minderheiten zur Disposition und die Demokratisierung - alles andere wird ja als Gegenstand des freien Spiels der Kräfte des Marktes gesehen.
Es liefe also auf noch mehr Dominanz eben des wirtschaftlichen Geschehens hinaus, das intendierte Korrektiv dazu fiele weg.
Zum anderen stellen die Durchsetzung von Frauen- und Minderheitenrechten sowie die Demokratisierung Gegenstände der Entwicklungshilfe dar, die seit den 80er Jahren eben aus der Erkenntnis der Unzureichendheit reiner wirtschaftspolitischer Maßnahmen, ja ihren schädlichen Wirkungen, dar, man könnte mithin von einer Rolle rückwärts in die 70er Jahre sprechen.
Dennoch, die Frage brennt - wie gehen "wir" bzw. könnten "wir" umgehen mit dem Diktum, Demokratie und Gleichberechtigung seien nicht vereinbar mit der Kultur arabischer Länder, letztlich auch zahlreicher afrikanischer, wenn man dort die Frage stellen würde ?