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Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Yanāpaw
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Sa 27. Jan 2007, 02:34 - Beitrag #61

das hier ist ein Diskussionsforum und keine Lehrveranstaltung, Yanāpaw. Wenn dir das nötige Hintergrundwissen fehlt und du Beispiele und Belege benötigst, empfehle ich die Lektüre eines Geschichtsbuches, am besten eines mit Spezialisierung auf Kolonialismus und seine wirtschaftsimperialen Varianten.


Der Verweis auf die mutmaßliche Existenz' eines Beleges und auf dessen Wahrheitsanspruch ist kein Beleg, folglich handelt es sich nach wie vor um Mutmaßungen, die du äußerst. Geschichtsbücher als Hintergrundwissen für den Beweis der Staatsterroristischen Aktivität anzuführen ist belustigend, wo doch der Sieger die Geschichte schreibt. Vielleicht möchtest du einige Beispiele europäischen Staatsterrorismus aus den letzten Jahren anführen, um aus Mutmaßungen Argumente zu machen.


Davon ganz abgesehen ist die von dir gerügte Aussage nicht einfach eine Behauptung sondern eine Meinung, was impliziert, daß die "wirkliche Wirklichkeit", auf die sie sich bezieht, in summarischer Form, nur mit einem gewissen Wahrscheinlichkeitswert versehen und zudem in persönlicher Sicht gefärbt dargestellt ist.


Ob es sich um eine Meinung handelt oder eine "allgemein anerkannte Tatsache" ist zweitrangig, es ist eine Aussage, die durch keinerlei Belege oder Beispiele gestützt wird, also eine Behauptung. Wenn deine Meinung fundiert ist, also mehr als Mutmaßung und Behauptung, dann sollte es dir nicht schwer fallen Beispiele aufzuzählen und deine Aussage zu belegen.

wo du eine Ahnung von den Schwierigkeiten bekommen kannst, denen sich die UNO beim Versuch ausgesetzt sieht, Terrorismus tatsächlich zu definieren.


Dessen bin ich mir bewusst, genau deshalb argumentierte ich auch so, wie ich es tat. Da es sich bei Terroristen um irreguläre Kräfte handelt, kann es sich nicht um reguläre Kräfte handeln, folglich treffen die Kriterien regulärer Diplomatie nicht auf sie zu. Wenn du Terrorismus nicht mit den gewöhnlichen Konnotationen definierst, dann solltest du deine Definition vorstellen. Wenn du meine Aussage widerlegen möchtest, dann nenne ein Beispiel effizienten und effektiven Terrorismus'. Da die Wahl einer ineffizienten und ineffektiven Methodik per definition unverständlich ist, ist Terrorismus unverständlich.

Ipsissimus
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Mo 29. Jan 2007, 11:24 - Beitrag #62

ich hätte zwar nicht gedacht, daß das in Zeiten von Online-Nachschlagewerken immer noch als so problematisch empfunden würde, aber meinethalben^^

die dir anscheinend wichtige Unterscheidung zwischen europäischem und nichteuropäischem Staatsterrorismus mache ich nicht. Dies deswegen, weil sich die militärischen Formen des Kolonialismus spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg in Wirtschaftsimperialismus umgewandelt haben. An der Beherrschung des Weltwirtschaftssystems haben aber die meisten Industrienationen westlicher Provenienz, also neben den einschlägigen europäischen Ländern also die USA, Kanada, Japan und mittlerweile auch Russland Anteil, wenn auch mit Betonung auf die USA.

Desweiteren differenziere ich auch nicht zwischen Terrorismus, der von den entsprechenden Staaten als Staat praktiziert wurde, und dem, was Konzerne mit Billigung oder zumindest ohne Gegenmaßnahmen ihrer jeweiligen Mutterländer durchführen. Wenn also als Beispiel amerikanische Konzerne weltweit Patente auf noch unerschlossene Regenwald-Ressourcen, auf deren Biomasse u.ä. auf der Grundlage halbseidener Knebelverträge mit durch Schulden bei der Weltbank gebundenen Nationen durchsetzen, dann fällt dies aus meiner Sicht der Dinge auf beide zurück, den Konzern und die Herkunftsnation, selbst wenn sich der Konzern noch so sehr als Global Player nationalen Bestimmungen entzieht.

Mit anderen Worten, ich sehe Staatsterrorismus als eine Auswirkung, Verlängerung, Fortsetzung, wie auch immer, der Bestrebungen der genannten Staaten während der Zeit des klassischen wie des Hochimperialismus mit anderen Mitteln in der heutigen Zeit. Das grundsätzliche Prinzip ist in allen Fällen dasselbe: früher die Kolonialherren, heute die Konzerne, beraub(t)en eine komplette fremde Gesellschaft deren eigenständiger Entwicklung, die fremdgesteuert auf die primär wirtschaftlichen Interessen der neuen Bosse hin umgekrempelt wird, notfalls mitsamt einer kompletten Aufhebung der einheimischen Kulturen unter Anpassung an europäisch-amerikanische Normen und Standards.

Unter diesem Blickwinkel betrachtet stufe ich eine ganze Reihe von Maßnahmen als Staatsterrorismus ein, angefangen bei militärischen Aktionen wie den eindeutig ökonomisch bedingten Golfkriegen über die Stützung von totalitären Regimes bis hin zu der Schuldenpolitik der Weltbank und der Vertragspolitik der WTO. So müssen z.B. für die Jeans, die Massen von Menschen bei uns tragen, ganz real Menschen an Hunger sterben, da zur Sicherung der Preisstabilität bei uns in den Produktionsländern der Baumwolle - z.B. Sudan - die Preise auf einem Stand eingefroren sind, der den dortigen Arbeitnehmern noch nicht mal den Kauf von importierten Lebensmitteln möglich macht. Und eigene können sie nicht anbauen, da die ganzen Anbauflächen ausländischen "Investitoren" gehören. Nettigkeiten wie der Verkauf von kontaminierter Nahrung an Nordkorea vor ein paar Jahren durch deutsche Firmen wirken da schon beinahe lächerlich banal.

Im weiteren stehen wir beide im Dissens hinsichtlich dessen, was ich als "deine formalistische Vorgehensweise" empfinde. Du kannst gerne von der realen Differenz zwischen "regulären" oder "irregulären" Kräften überzeugt sein und davon ausgehend formal korrekte Schlussfolgerungen ableiten. Für mich ist das gegenstandslos, weil ich nicht auf die Rechtfertigungen schaue, sondern auf das, was faktisch passiert.

Wenn du meine Aussage widerlegen möchtest, dann nenne ein Beispiel effizienten und effektiven Terrorismus'. Da die Wahl einer ineffizienten und ineffektiven Methodik per definition unverständlich ist, ist Terrorismus unverständlich.


abgesehen davon, daß Effektivität und Effizienz im Auge des Betrachters liegen und von dessen Zielvorgaben abhängen: der zweite Satz ist sachlich falsch. Fällt dir wirklich kein Grund ein, warum man auf ineffektive oder ineffiziente Methoden zurückgreifen kann? Mir fallen gleich mehrere ein, reale Machtlosigkeit, Fehlen der notwendigen Mittel für was besseres, hoher Zeitdruck u.dgl. Und selbst wenn das in deinen Augen nicht zählt, wäre der Rückgriff imme noch nicht unverständlich, sondern bestenfalls dumm. Daß Terrorismus eine Komponente enthält, die sehr, sehr dumm ist, würde ich niemals bestreiten. Nur, unverständlich ist er nicht. Zorn ist der Schlüssel. Zorn kannst du durch jeden Zoll durchschmuggeln. Und wenn du denkst, wir hätten nichts mit deren Zorn zu tun, siehst du die Welt zu verklärt.

Darf ich zum Abschluss noch ein kleines Zitat bringen? Es stammt aus der Schlussausgabe der Zeitschrift "Die Woche", vom 5. Oktober 2001 und beschäftigk sich mit dem Anschlag auf´s WTO und stellt mit seltener Luzidität den Kontext dar, innerhalb dessen sich derartiges abspielen kann.

Schon nach wenigen Stunden hatten die Berater von Präsident Bush das Vertrackte am Attentat erkannt, die symbolische Sprengkraft seiner brutalen Ausführung. Sie zerstörte die labile Hoffnung des Westens, sich von Bürgerkriegen, Faustrecht, Elend fern zu halten, notfalls mit Gewalt. Und sich derweil an Öl, Rohstoffen, billiger Arbeit und Absatzmärkten zu bedienen. Als die Türme des World Trade Center die Menschen unter sich begruben, war klar, dass der Kampf um Wohlstand, Freiheit, Lebenschancen nicht mehr allein nach den Regeln des Westens gespielt wird.

Nicht anzunehmen, dass die Terroristen so hoch zielten. Wie tief die Erschütterung des westlichen Weltbildes aber geht, enthüllt sich nur langsam, Stück um Stück. Verflogen die Illusion, Militärbündnisse samt ein paar Stützpunkten von Dohar bis Guam lösten die Frage der Sicherheit. Tot die Idee, die Welt befinde sich ohne weiteres Zutun auf dem Weg zum Fortschritt, allein durch das Spiel der Märkte. Vom Tisch das Credo, die Ordnung der Welt sei grosso modo ein selbst laufender Prozess.

Die Globalisierung zerschlägt Gesellschaften und Staaten und damit den Rahmen, der Konflikte begrenzte. Sie schafft hier Wohlstandsinseln, da aber weiße Flecken des Unrechts. Gleichzeitig gebar sie einen neuen Typus von globalisiertem Untergrundkämpfer, der, nur noch in lockeren Netzwerken verknüpft, keiner lokalen Gemeinschaft mehr verbunden ist. Arundhati Roy: »Wer oder besser was ist Osama Bin Laden? Er ist der dunkle Doppelgänger des US-Präsidenten, der brutale Zwilling alles vermeintlich Schönen und Zivilisierten. Er ist aus der Rippe einer Welt gemacht, über die Amerika unbekümmert seine grenzenlose Herrschaft ausübte.«

Egal, wenn die Terroristen nur für eine radikale Minderheit stünden - die Unberührbarkeit des Westens ist dahin. Künftig wird jeder Akt, und sei es eine Lappalie wie Zollsenkungen, zum politischen Akt. Er wird nicht mehr allein daran gemessen werden, was er den Konzernen bringt, sondern auch, was er für unsere Sicherheit bedeutet.

Eine alte Forderung wird laut an die Politik herangetragen werden: die Welt so zu ordnen, dass sie sicherer ist. Nicht nur im Hinterhof Mittelamerika oder an Europas balkanischer Peripherie. Global. Diese Aussicht stürzt das Denken der letzten 30 Jahre um. Den Strategen in den Thinktanks treibt sie den Schweiß auf die Stim. Grob skizziert, sehen sie eine pragmatische und eine offene Lösung.

Pragmatisch: Die Wohlstandsinseln schotten ihre Festungen ab, mit härteren Immigrationsgesetzen, Überwachung des Bürgers, mehr Polizei. Gleichzeitig werden die Stützpunkte in der Welt zu einem Limes, einem Netz von Protektoraten ausgebaut, im Balkan, in Nahost, Zentralasien und Zentralamerika. Vorteil: Der Zugriff auf Ressourcen und Märkte ist gesichert. Nachteile: das Ende der Demokratie, Militarisierung, hohe Unsicherheit. Der Terrorismus ist mit militärischen Mitteln allein nicht zu besiegen. Klarsichtig formulierte 1994 Robert D. Kaplan: »Die Demokratie könnte in der Geschichte der Menschheit nur eine kurze Klammer gewesen sein.«

Die Weltbank und einige Regierungen flirten mit der offenen Lösung. Nur wagt sich kaum jemand an sie heran. Sie zielt auf die Befriedung durch Entwicklung und Weltinnenpolitik, die Förderung der Zivilgesellschaften, regionale Entwicklungsbündnisse, kurzum: einen globalen Marshallplan. Reizvoll, aber ohne Umverteilung - auch von Macht und Wohlstandsverlust im Westen nicht zu haben.

In diesem Feld zwischen autoritärem Regime und neuer Weltgesellschaft sortiert sich das geistige Leben des Westens in den nächsten Jahren neu. Streit ist angesagt. Konsensfähig wäre derzeit nur die Verteidigung des Wohlstandes, bis er bricht. Doch so ungeschminkt darf die Frage nicht debattiert sein. Später, später, sagen die Gedankenpolizisten. Heute geht es nur um Bin Laden.

Oliver Fahrni, Kampf um die Köpfe
Die Woche, Nr 41, 5. Oktober 2001, Seite 12

janw
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Di 30. Jan 2007, 03:23 - Beitrag #63

Wie weit die Rechtsstaatlichkeit dann auch hierzulande zur Fassade verkommen ist (oder bei anderer Deutung ihre schon längerwährende Fassadenhaftigkeit offenbart^^), zeigt IMHO der Fall des Murat Kurnaz. Einen hier geborenen Menschen wissentlich einer gegen alle humanitären Standards bewusst verstoßenden Macht (usa ist kein Land, das aus irgendwelchen historischen Entwicklungsgründen "noch nicht anders kann", Guantanamo ist bewusste gezielte Folter) und wissentlich der Folter auszuliefern, das ist IMHO Terror des Staates gegen den Einzelnen.
Mal sehen, wie lange man das noch schreiben darf^^

Ansonsten...die RAF ist tot, es leben Unilever, Exxon, Shell, Gazprom, Halliburton,...^^

Ipsissimus
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Di 30. Jan 2007, 12:21 - Beitrag #64

ja^^ und ohne allzusehr Veschwörungstheorien strapazieren zu wollen, lässt sich bei alledem sagen, daß der Terrorismus ein "Gottes"geschenk für die Thinktank-Strategen und Scharfmacher auf der ganzen Welt ist. Sie hätten ihn sonst erfinden müssen.

Yanāpaw
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Di 30. Jan 2007, 12:39 - Beitrag #65

janw,

mir war nicht bekannt, dass die Aussage eines Mannes gleichbedeutend mit einem Faktum ist, man könnte meinen was du sagst sei bewiesen...


Ipsissimus,

es ist einfach Missstände aufzuzeigen und Verantwortliche hat man auch schnell gefunden, ob sich diese Beschuldigungen letztlich bestätigen darf bezweifelt werden, denn ganz so einfach und ultrakapitalistisch-faschistisch ist die Welt leider nicht, auch wenn du das gerne hättest um weiter sozialistische Hasstiraden zu predigen. Sofern du also nicht in einer Welblechhütte haust und dein Einkommen nutzt Obdachlosen eine Behausung zufinanzieren und Arme zu speisen, bist du genau wie jeder andere Sozialist, ein Nutznießer des Kapitalismus, der sich in Wort und Schrift einen Anstrich der sozialistischen Selbstgerechtigkeit gibt und getreu Oskar dem Schwätzer weltverbesserisch über die böse Welt wettert und danach die Vorzüge des Kapitalismus genießend und das eigene Geld zählend über die ungerechte Einkommensverteilung sinniert.

Zum Thema:

Die Weltwirtschaft ist wie jeder volkswirtschaftlich freie Markt durch Angebot und Nachfrage geregelt, des weiteren werden die Preise durch Nebenabreden und Verträge manipuliert, das allerdings kommt daher, dass starke Marktteilnehmer schwache beherrschen, so ist das in der freien Marktwirtschaft, getreu dem Motto "Don't hate the player hate the game" wäre es also durchdacht das System des Handels zu kritisieren nicht die Handelnden.

Wenn auf somalischem Boden KAffee angebaut wird, statt Hirse dann ist daran nicht Tschibo schuld sondern der Grundbesitzer, das sind in Somalia -> Somalier, weil es Nicht-Somaliern verboten ist Grundbesitz zu erwerben, die Somalier bauen aber lieber Kaffee an statt Hirse, denn sie wollen lieber Waffen kaufen als Hirse essen, böse Weltwirschaft, dass sie die dämlichen Somalier ausnutzt. Böse Weltwirtschaft, dass sie den Arbeitern im Sudan Billig-Löhne zahlt, weil die lieber Jeans nähen als Hirse anzubauen, denn von Hirse kann man zwar satt werden aber keine Macheten kaufen um damit die Nachbarn abzumetzeln. Und böse ausländische Investoren, dass sie den dämlichen Leuten ihren Grund und Boden für 2 Dollar abgekauft haben und die Menschen dort jetzt verhungern.

Woher kommen wohl die Billiarden von Kondomen, die den Schwarzafrikanern eine Zukunft ermöglichen sollen, die Flugblätter, die Aufklärung, die Medikamente, böse Pharmakonzerne weil sie ihre Medikamente nicht verschenken wollen, weil manche Leute zu dumm sind Präservative zu nutzen. Es handelt sich um Unternehmen, die wollen Gewinn erzielen und nicht die Hungernden speisen.

Warum verhungern dort jeden Tag Tausende Menschen und auf jeden Einwohner kommen 5 Schusswaffen, 248 Schuss und 3 Macheten? Alles Werbegeschenke, oder jede einzelne Waffe eine bewusste Entscheidung, ja die Situation ist verzweifelt, möglicherweise auswegslos, Kindersoldaten, Stammeskriege, Massenmorde und HIV, fragt sich natürlich inwieweit der Wirtschaftsimperialismus dazu beigetragen hat und jetzt davon profitiert. Mal überlegen, wieviel AK47 werden in den USA hergestellt? Richtig kein einziges, merkwürdig also das einzige wovon die Weltwirtschaft profitiert ist die Dummheit der Menschen und wenn man sich die Mühe macht mal aufzurechnen, welchen Zufluss Afrika wirtschaftlich darstellt und wieviel Geld dorthin abfließt, dann kommt man zu einem überraschenden Ergebnis, es ist ein Verlustgeschäft, jedes Jahr aufs neue. Genau wie die deutschen Raucher jedes Jahr mehr Einkommen generieren, als Mittel für sie ausgegeben werden, also lasst die Menschen rauchen.


Nun kann man also Konzerne und Herkunftsländer gleichermaßen beschuldigen, man kann sich auch fragen warum es falsch sein soll Waffen zu verkaufen, nicht Waffen töten Menschen, Menschen töten Menschen, man kann sich fragen wo gewisse Staaten ohne das weltweite Kreditwesen wären, z.B. Deutschland, wie ist das gleich mit der Neuverschuldung? Böser Wirtschaftsimperialsimus spielt mit der Dummheit der Regierungen, die nicht in der Lage sind konsolidierte Haushalte zu verabschieden, böse Weltbank gewährt Entwicklungsländern Kredite, die sie niemals zurück bekommen wird und erwartet im Gegensatz dazu etwas, was soll das denn? Vielleicht weil die auch Gewinn machen wollen und kein Geldverschenkungsinstitut sind? Wer zwingt Antigua dazu sich 200 Millionen zu leihen um einen Atommeiler zu bauen, wenn sie den Strom für 1 Cent pro kwH importieren können? Und dann weinen sie, weil sie 200 Millionen in der Kreide stehen und jetzt Knebelverträge aktzeptieren müssen, das muss jeder Schuldner, so funktioniert Kreditwesen so funktioniert Wirtschaft, es steht Antigua frei einfach nahrungsmitteltechnisch selbstversorgerisch tätig zu sein aber wo bliebe dann der Tourismus, böse Touristen, wegen denen werden die Regenwälder abgeholzt und die natürlichen Lawinenwälle zerstört, oder sind es vielleicht die ortsansässigen Entscheidenden?

Die eindeutig ökonomisch bedingten Golfkriege waren übrigens beide enorme Verlustgeschäfte für den bösen Schurkenstaat USA, die Konzerne haben profitiert aber der Staat nicht, sogar ganz und gar nicht, da kann ich also die ökonomische Motivation des Staates nicht erkennen. Denn wenn die Statverschuldung steigt ist dem Staat nicht gedient, insbesondere dann nicht, wenn er so viel Wert auf Autarkie legt.

Daß Terrorismus eine Komponente enthält, die sehr, sehr dumm ist, würde ich niemals bestreiten. Nur, unverständlich ist er nicht. Zorn ist der Schlüssel. Zorn kannst du durch jeden Zoll durchschmuggeln. Und wenn du denkst, wir hätten nichts mit deren Zorn zu tun, siehst du die Welt zu verklärt.


Dem stimme ich zu allerdings wird Terrorismus dadurch nicht sinnvoller und weit wichtiger du widersprichst dir wenn du Zorn als Schlüssel für den Terrorismus ansiehst und dem Staat Terrorismus unterstellst, den der Staat und die Konzerne agieren einzig und allein zur Maximierung des Eigennutzen, von Alibispenden abgesehen, das tun Terroristen nicht, sie agieren nicht Nutzenmotiviert sondern Schadensmotiviert.


Die entscheidende Passage des Zitats ist diese Behauptung:

"Die Globalisierung zerschlägt Gesellschaften und Staaten und damit den Rahmen, der Konflikte begrenzte. Sie schafft hier Wohlstandsinseln, da aber weiße Flecken des Unrechts."

Genau was du immer sagst, böser Kapitalismus, böse Konzerne, wie praktisch wenn man sich die Welt so einfach macht, möglicherweise ist die Welt aber nicht so einfach schwarz-weiß, aber nur möglicherweise.


"Er ist aus der Rippe einer Welt gemacht, über die Amerika unbekümmert seine grenzenlose Herrschaft ausübte."
Das finde ich sehr belustigend, so herrlich weltfremd, ein bißchen Metaphorik und Ami = Weltpolizei Gebluber und schon blüht das Sozialistenherz. Schnell weg von der Geschichte, nicht dass wir da was von Marshallplan, Rosinenbombern, Nahost Aufbauhilfe, Koreakrieg und damit meine ich tatsächlichen Koreakrieg, finanzielle Zuwendungen in alle Herren Ländern und sonstiges Lesen, nein wir sind schwarz-weiß Seher und stolz drauf, es gibt nur den bösen Kapitalsimus und den guten Sozialismus, ein Blick auf die russische Revolution hilft, oder ein bißchen SED-Geschichte, oder einfach ein bißchen Nachdenken warum Planwirtschaft und Sozialismus nie funktionieren können. Aber das wäre zuviel des Guten...

Ipsissimus
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Di 30. Jan 2007, 15:33 - Beitrag #66

denn ganz so einfach und ultrakapitalistisch-faschistisch ist die Welt leider nicht


ah, sie ist dir nicht einfach und ultrakapitalistisch-faschistisch genug, Yanāpaw?

auch wenn ich politisch von links her komme, habe ich mich von derartigen Kategorisierungen à la links-rechts längst verabschiedet. Man sieht die Dummdreistigkeit der Lager besser, wenn man keinem davon angehört. Von daher läuft deine Anklage, ich sei ein "Sozi", ziemlich in Gegenstandslose.

Zu deinen Darlegungen kann ich nur vermuten, daß du irgendwelches hochglanzgestrahltes und mit Heiligenschein versehenes PR-Material von Konzernen oder politischen Bildungszentralen mit validen Informationen verwechselst. Deine Hochschätzung der freien Marktwirtschaft bleibe dir unbenommen und mögest du nie unter ihr zu leiden haben. Daß du so ganz nebenbei selbst darlegst, daß sie nicht funktioniert, eben durch das Spiel der "Nebenabsprachen", scheinst du allerdings zu übersehen.

Was deine brilliante Analyse der Situation in Afrika angeht, wäre allerdings die Frage zu stellen, ob das nicht Folge des Scherbenhaufens ist, den die europäischen Kolonialherren bei ihrem Abzug dort hinterlassen haben. Ich meine, schöne gerade Linien mögen für den Ästheten was Feines sein. Ob sie allerdings zu Grenzziehungszwecken tauglich sind, wenn sie jahrhunderte alte Stammessiedlungsgebiete, Wasser- und Weidereservoirs udgl. mal eben so in verschiedene Nationalstaaten zerlegen - honi soit qui mal y pense - das dürfte mehr als fraglich sein. Wenn man einen Teil von Stamm A mit einem Teil von Todfeindstamm B in eine Nation zusammenzwingt, darf man sich über Bürgerkriege nicht wundern, tut man wohl auch nicht, denn sie bieten ja die Möglichkeit, als Schutzmacht da weiterzumachen, wo man früher als Kolonialherr aufgehört hat. Und wenn die Rebellen die AK47 haben, was für Waffen haben dann wohl die Regierungstruppen. Speere?

Der böse Schurkenstaat USA hat diese Kriege auf Anweisung seiner Konzerne unternommen. Um Gewinn für die Staten geht es mittlerweile bei diesen Spielen nicht mehr, die sind nur noch Erfüllungsgehilfen für die Konzerne^^ plus minus 10 % Alibiaktionismus wohlwollend angerechnet

den der Staat und die Konzerne agieren einzig und allein zur Maximierung des Eigennutzen


da sage einer, ich wäre Sozi^^

das tun Terroristen nicht, sie agieren nicht Nutzenmotiviert sondern Schadensmotiviert.


dem einen sein Nutzen ist dem anderen sein Leid. Natürlich kann man die israelische Politik gegen die Palästinenser als nützlich empfinden, nützlich für Israel. Das wird wahrscheinlich sogar ein Palästinenser so unterschreiben können. Nutzensmotivation ist also kein Widerspruch zur Schadensmotivation, wenn man beide Seiten betrachtet, denn der Nutzen auf der einen Seite wird durch den Schaden auf der anderen Seite erkauft. Auch der Nutzen, den die amerikanischen Konzerne aus dem zweiten Golfkrieg zogen - u.a. die komplette Verfügungsmacht über die irakischen Ölvorräte - wurde mit dem Schaden auf irakischer Seite und der kompletten Destabilisierung der ganzen Nation Irak erkauft. Das passt also schon zusammen.

Und bei aller Verblendung, die ich bei den meisten Terroristen wahnehme - jener Verblendung, die zu sehen meint, es bestünde eine Chance, Konzerne und Staaten in reiner Gewalttätigkeit so weit zu übertrumpfen, daß diese einlenkten - nehme ich doch auch Motive wahr, die ich nachvollziehen kann - was nicht dasselbe ist wie gutheißen: wenn man immer nur geschlagen wird, schlägt man irgendwann zurück, versucht es wenigstens, auch angesichts der augenscheinlichen Aussichtslosigkeit - ein sehr viel menschlicheres Motiv als das kalte Kosten-Nutzen-Kalkül, das unsereins antreibt

Yanāpaw
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Di 30. Jan 2007, 16:54 - Beitrag #67

Ich klage dich nicht als Sozi an, das ist eine Verniedlichung idiotischer Paradigmen, ich klage dich deshalb an weil du ultralinkes Gedankengut propagierst ohne zu verstehen, dass Pauschal-Kritik unnütz ist, sofern sie des konstruktiven entbehrt. Ich habe aber noch nichts konstruktives gelesen, nur Schulszuweisungen an jeden Kapitalsiten, jeden Politiker, jeden Konzern. Erinnert mich irgendwie an diesen absolut schwachsinnigen Satz "stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin" das ist ungefähr so produktiv wie Ratten melken, oder Heizöl stricken, oder "Stell dir vor alle Menschen wären lieb zueinander", das ist schlichtweg dummes Zeug, weil es der Natur des Menschen nicht gerecht wird und jeder Vorschlag zur Weltverbesserung sollte zumindest minimal realistisch sein.

Und der konstruktive Ansatz des linken Gedankenguts ist gescheitert, das sollte jedem klar sein. Ich bin für gerechte Einkommensverteilung, sag mir wie. Ich befürworte Gleichberechtigung aller Menschen, sag mir wie, et cetera bla bla hundert weitere Utopische Modelle, die in krassem Gegensatz zur Natur des Menschen stehen...

Ich beziehe mein Informationen, wie du, aus Quellen, beispielsweise dem Internet, oder Büchern, warum sie weniger seriös sein sollen als die monatliche Ausgabe des "jungen Utopisten" ist mir ein Rätsel. Die globale QWeltwirtschaft funktioniert nach gewissen Regeln und eine davon ist die, dass getreu der timokratischen Grundausrichtung der starke Marktteilnehmer den schwachen beherrscht. Das soziale Marktwirtschaft kein wirklich besseres System ist, kann man am Beispiel des glanzvollen Niedergangs der BRD beobachten. Aber wenigstens gehen wir mit schönen Reden von Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit vor die Hunde.


Daß du so ganz nebenbei selbst darlegst, daß sie nicht funktioniert, eben durch das Spiel der "Nebenabsprachen", scheinst du allerdings zu übersehen.


Das bedeutet nicht, dass sie nicht funktioniert sondern dass sie frei ist, frei i.S.v. dereguliert, nicht frei im flower-power Sinne. Und sie funktioniert, sie ist eben hässlich, aber sie funktioniert, also wenn du ein besseres und realistisches Modell zur globalen Weltwirtschaft kennst, raus damit.



Was deine brilliante Analyse der Situation in Afrika angeht, wäre allerdings die Frage zu stellen, ob das nicht Folge des Scherbenhaufens ist, den die europäischen Kolonialherren bei ihrem Abzug dort hinterlassen haben. Ich meine, schöne gerade Linien mögen für den Ästheten was Feines sein. Ob sie allerdings zu Grenzziehungszwecken tauglich sind, wenn sie jahrhunderte alte Stammessiedlungsgebiete, Wasser- und Weidereservoirs udgl. mal eben so in verschiedene Nationalstaaten zerlegen - honi soit qui mal y pense - das dürfte mehr als fraglich sein. Wenn man einen Teil von Stamm A mit einem Teil von Todfeindstamm B in eine Nation zusammenzwingt, darf man sich über Bürgerkriege nicht wundern, tut man wohl auch nicht, denn sie bieten ja die Möglichkeit, als Schutzmacht da weiterzumachen, wo man früher als Kolonialherr aufgehört hat. Und wenn die Rebellen die AK47 haben, was für Waffen haben dann wohl die Regierungstruppen. Speere?


Zunächst vielen Dank für den Schreibstil, der Sarkasmus war sehr gelungen, wenn auch gelegentlich in Zynismus übergehend, aber dennoch wirklich sehr lesenswert und wertvoll. Was den Inhalt angeht so stimme ich dir zu, die Ursachen für die Probleme sind definitiv in der Kolonialzeit zu suchen, aber das legitimiert nicht die Anklage heutiger Konzerne, die ökonomischen Zielen folgend die Gegebenheiten ausnutzen. Meines Wissens gibt es keine Gesetze, die eine Neuregelung der Grenzen verbietet, so wenig es eine Vorschrift gibt, dass 95% der Zuwendungen für [Swasiland] in Macheten statt in Kontraceptiva oder Präservativen angelegt werden müssen. Die Korruption dort ist eine Folge der Kolonialherrschaft, so wie das Ungleichgewicht OST-WEST in der BRD eine Folge der verfrühten Wiedervereinigung oder letztlich des verlorenen Krieges ist, wozu allerdings Lethargie und Resignation und pauschale Schuldzuweisung in Kombination mit eigenem Brillieren durch Nichtstun führen sehen wir im Osten unseres Landes sehr deutlich.

Klartext: Kolonialismus ist verantwortlich für die Voraussetzungen Schwarzafrikas, Schwarzafrika ist verantwortlich für das was aus diesen Voraussetzungen gemacht wird und es wäre sehr, sehr viel mehr möglich, als eine HIV-Rate von 60% und wöchentliche Machetenmassaker, Bürgerkriege und Steinigungen, Korruption und allabendlicher Genozid und dazu Diamantenabbau um für Nachschub an Mun zu sorgen, schließlich ist die Kugel eines 11 Jährigen genauso tödlich wie die eines 21 Jährigen.


Der böse Schurkenstaat USA hat diese Kriege auf Anweisung seiner Konzerne unternommen. Um Gewinn für die Staten geht es mittlerweile bei diesen Spielen nicht mehr, die sind nur noch Erfüllungsgehilfen für die Konzerne^^ plus minus 10 % Alibiaktionismus wohlwollend angerechnet



Das wage ich anzuzweifeln, schließlich spielt der staatliche Haushalt auch in einem verkommenen kreationistischen Lobbyisten-Paradies eine übergeordnete Rolle und die wenigen Unternehmen die tatsächlich profitierten haben den Wahlkampf schwerlich allein finanziert und vom König der Dummschwätzer Michael "Fastfood" Moore und seiner irrwitzigen und längst widerlegten Verschwörungstheorie will ich gar nicht anfangen. Statt dessen ganz einfache Frage: wieviel Bar. Erdöl haben die USA denn bisher aus dem Irak bezogen, seit sie die Verfügungsgewalt haben, wenn das doch der Kriegsgrund war?


Terrorismus:

Mit Schadenmotiviert meinte ich, dass der Schaden durch terroristische Aktivität dem Terrorist keinen Nutzen, keinen Vorteil bringt, er definiert also den Schaden des Gegners als eigenen Vorteil. Palästina ist ein sehr heikles Beispiel, insbesondere deshalb weil die israelische Politik dahingehend absolut inaktzeptabel und unhinnehmbar ist. Ob der palästinensische Widerstand allerdings so zielführend ist sei dahingestellt, der einzig erkennbare Nutzen ist die Solidarisierung der arabischen Welt mit der eigenen Sache und das ist nun nichts Neues, wenn es gegen die Juden geht. Wenn die eigene Marschrichtung also nur Nachteile bringt wäre ein Umdenken nicht ganz so abstrus, an Alternativen mangelt es nämlich nur auf den ersten Blick, wie Rabin so beeindruckend aufzeigte.

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Mi 31. Jan 2007, 01:53 - Beitrag #68

Zitat von Yanā:Erinnert mich irgendwie an diesen absolut schwachsinnigen Satz "stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin" das ist ungefähr so produktiv wie Ratten melken, oder Heizöl stricken, oder "Stell dir vor alle Menschen wären lieb zueinander", das ist schlichtweg dummes Zeug
Nur eine kleine Anmerkung nebenbei: Das oft fälschlich verkürzend zitierte Brecht-Gedicht ist mitnichten schwachsinnig... Es lautet vollständig:
Zitat von Bertolt Brecht:Stell Dir vor, es kommt Krieg und keiner geht hin
dann kommt der Krieg zu euch!
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt,
und lässt andere kämpfen für seine Sache,
der muss sich vorsehen:
Denn wer den Kampf nicht geteilt hat,
der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal Kampf vermeidet,
wer den Kampf vermeiden will:
Denn es wird kämpfen für die Sache des Feindes,
wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.

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Mi 31. Jan 2007, 11:20 - Beitrag #69

weil du ultralinkes Gedankengut propagierst ohne zu verstehen, dass Pauschal-Kritik unnütz ist, sofern sie des konstruktiven entbehrt


Yanāpaw, ich habe eine ähnliche Äußerung irgendwo hier im Forum schon mal beantwortet, von daher zitiere ich mich selbst zur Antwort: Ich stehe augenscheinlich nicht auf dem Boden eines (wissenschaftlich - philosophisch - künstlerisch - merkantil - sozialen) Konsens, welcher in etwa besagt, daß nur solche Gedanken wert seien, gedacht oder niedergeschrieben und veröffentlicht zu werden, denen eine Option auf Zukunft innewohnt, die wie auch immer geartet eine Komponente des »Trotzdem!«, des »Kopf hoch und weiter!« bergen, die uns ermutigen, weiterzumachen mit unserem Leben, die Kraft geben. Die Märchenerzähler unserer Sozietäten sind sehr viel geeigneter für solche Ermutigungen. Ich sehe sehr wenig Sinn darin, mein »imprimatur« unter Bösartigkeiten zu setzen, die ohnehin mit oder ohne solche Billigung weiterbetrieben werden.

und was das "Ultralinke" angeht, so müssen zwei, die ähnliches sagen, weder aus derselben Quelle schöpfen noch dem selben Flusslauf folgen. Ich bilde mir ein - mag sein, dies ist schon Hybris - daß meine Aussagen Folge meiner Beobachtungen und somit meines Realismus sind. Die Theoriegebundenheit, die "den" Linken oft zu eigen ist, könnte mir nicht gleichgültiger sein.

Wahrscheinlich sehen du und ich die Welt gar nicht mal so sehr verschieden, nur die Schlussfolgerungen, die wir daraus ziehen, sind verschieden. So wie ich für deinen Geschmack zu resignativ sein mag, so zeigst du für meinen Geschmack noch viel zu viel Lust, das Spiel mitzuspielen. Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich schätze dich ein bißchen vom Typus so ein, daß du glaubst, mit deiner Brillianz im Spiel der Macht und der Mächtigen etwas bewirken zu können, eventuell aufzusteigen in die Entscheidungspositionen und dort etwas zu bewirken im Sinne deiner Vorstellungen von Gerechtigkeit. Wenn dem so sein sollte, so verkennst du imo, daß das System so gestrickt ist, daß auf dem Weg in die Entscheidungspositionen alle ausgesiebt werden, die den Idealen der Entscheidungsträger nicht entsprechen. D.h. entweder du passt dich an, oder du führst ein umfassendes intellektuell-emotionales Doppelleben - für beides hatte und habe ich keine Lust.

Was den Vorwurf der Unnützheit meiner Gedanken angeht - damit kann ich leben; allerdings wirst du mir imo damit nicht gerecht. Meine Gedanken sollen immer anstacheln. Wozu? Nun, zum denken. Ich wünsche nicht, daß meine Gedanken nachgedacht werden, aber sie sollen helfen, eigene Gedanken besser zu profilieren, indem sie sich je nach Charakter als Hindernis, als Projektionsfläche, als Bestätigung, als Herausforderung, als Stachel u.dgl. darstellen. Ich bin ein ganz und gar amoralischer Mensch, die sterbenden Kinder im Sudan sind mir völlig gleichgültig, weil ich nicht fühle, etwas mit ihnen zu tun haben. Aber es gibt Dinge, die mich ärgern, und das, was mich am meisten ärgert, ist Dummdreistigkeit. Und von der gibt es im Übermaß in unserer Welt, und vor allem dort, wo der schöne Schein mit Finesse aufrechterhalten wird. Menschen dazu zu bewegen, genau dort genauer hinzuschauen, das ist Sinn meines Vorgehens; welche Schlussfolgerungen sie dann für sich selbst ziehen, ist mir wieder gleichgültig. Aber je mehr Menschen wir haben, die das System durchschauen, statt im System zu denken, desto höheres Änderungspotential haben wir. Eine Nadelstichtaktik, ich weiß. Aber wenn sie zu gar nichts nütze sein sollte, ist damit schlimmstenfalls nur mein Leben verschwendet, und das ist als Einzelleben systemintern ohnehin bedeutungslos.


In der weiteren Folge deiner Darlegungen kommen unser beiden Dissenspunkte halt deutlich zu tragen; so funktioniert eine Marktwirtschaft, die "häßlich" ist, eben nicht - tatsächlich ist sie nur eine Kopie von asymmetrischen Machtverhältnissen und nicht Folge inhärent marktsystemischer Faktoren. Man könnte von daher sagen, das Spiel der Macht funtioniert auch auf dem Schauplatz "Märkte", und wenn du die Häßlichkeit so meinst, liegen unsere Beobachtungen wieder dicht beieinander.

Verantortung und Eigenverantwortung, noch ein Dissens. "Wir", die westlichen Industrienationen, profitieren bis heute vom Kolonialzeitalter und dessen Folgen. Wesentliche Folgen des Kolonialismus für die betroffenen Gesellschaften selbst war

die völlige politische Destabilisierung,
die Verweigerung einer Eigenständigen Entwicklung just in einem Zeitraum, als in Europa und Amerika die wichtigsten historischen Umgestaltungen der Neuzeit stattfanden,
die 25/75-Verteilung der Ressourcen.

Wir schulden diesen Staaten daher ALL unseren Reichtum und ALL unseren Luxus, wenigstens bis zum Grad der Nivellierung.

Und abermals, ich bin kein Narr. Die Situation ist Folge realer asymmetrischer Machtverteilung, an der sich nicht mehr viel ändern wird, und daher auch nicht an der Situation. Aber gesagt werden muss es, und sei es nur gegen das Vergessen und gegen das Gefühl der Behaglichkeit der moralisch angeblich überlegenen Position.

Aber egal. Ich vermute, du bist von der Komplexität der Situation fasziniert. Je komplexer etwas ist, desto mehr Fäden kann man in der Tat ziehen, und von daher ist deine Einstellung absolut nachvollziehbar. Ich bin von der Einfachheit der Situation fasziniert, von der geringen Menge und der Primitivität der Wirkmechanismen, die tatsächlich "die Welt" steuern, zumindest soweit sie von Menschen beeinflusst wird. Aufgrund der Einfachheit dieser Prinzipien - Autopoiesis, Selbstreferentialität und Double Binding - zweifele ich an der mehr als nur oberflächlichen Modellierbarkeit der Komplexität. Ich fasse es im wesentlichen wie eine Braunsche Molekularbewegung auf. Das Gas in einem geschlossenen Raum ist nicht für einen Augenblick dasselbe, die Molekularbewegung sorgt dafür, daß die Positionen buchstäblich aller Atome und Moleküle zueinander in jedem Moment verschieden sind und sich über irrsinnige Zeitspannen hinweg nicht wiederholen. Und doch ist es immer dasselbe Gas.

Und so fasse ich auch Gesellschaften auf. Es wuselt, wie in einem Ameisenhaufen, und viel schlimmer. Unendlich viele Fäden, die gezogen werden können, so vieles, was gearbeitet werden kann. Und trotzdem immer dasselbe makroskopische Bild, immer derselbe Ameisenhaufen mit seinen 60 Prozent Arbeiterinnen und Kanonfutter, den 35 Prozent Kriegerinnen und Polizei, den Drohnen und der Königin. The same procedure as every year.

Yanāpaw
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Mi 31. Jan 2007, 14:57 - Beitrag #70

Ipsissimus,


[...]Ich stehe augenscheinlich nicht auf dem Boden eines (wissenschaftlich - philosophisch - künstlerisch - merkantil - sozialen) Konsens, welcher in etwa besagt, daß nur solche Gedanken wert seien, gedacht oder niedergeschrieben und veröffentlicht zu werden, denen eine Option auf Zukunft innewohnt,[...]


Ich bin durchaus bereit mich auf eine Diskussion innerhalb dieses Rahmens einzulassen und ich sehe auch den Sinn darin, allerdings ist es müßig über Problemlösungen realer Probleme in utopischem Rahmen zu sinnieren. Die Diskussion realer Probleme in utopischem Rahmen ist sicher nicht unnütz, das will ich nicht sagen, aber diese Gespräche werden nie zu einem Konsens, einer Lösung oder einem wie auch immer gearteteten Fortschritt führen, ich wähnte mich in einer Diskussion deren Ziel aber gerade das sein soll, das Erreichen eines Konsens, einer Lösung, einer Option oder das Einigen auf Thesen.



Ich sehe sehr wenig Sinn darin, mein »imprimatur« unter Bösartigkeiten zu setzen, die ohnehin mit oder ohne solche Billigung weiterbetrieben werden.


Siehst du keinen Sinn darin das kleinste der Übel anzustreben? Denn das ist was ich beabsichtige, die Übel zu diskutieren, zu verstehen, gegeneinander abzuwägen und dann nicht das richtige sondern das am wenigsten falsche zu tun oder zu wollen.

Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich schätze dich ein bißchen vom Typus so ein, daß du glaubst, mit deiner Brillianz im Spiel der Macht und der Mächtigen etwas bewirken zu können, eventuell aufzusteigen in die Entscheidungspositionen und dort etwas zu bewirken im Sinne deiner Vorstellungen von Gerechtigkeit.


Ich bin mir offen gestanden nicht ganz sicher, wie ich das verstehen soll, ich mutmaße daher, dass es eine sarkastische Anspielung auf meine Selbstüberschätzung sein soll, die ich durchaus nachvollziehen kann. Allerdings behaupte ich nicht unbedingt der ungebildetste Mensch auf Erden zu sein, die Chancen etwas zu erreichen könnten auch geringer sein, zudem habe ich meine Selbsteinschätzung in der Zeit meiner Abwesenheit schon erheblich nach unten korrigiert. Auch wenn das jetzt etwas weit vom Thema weggeführt, so denke ich dennoch, dass ein Mensch ohne Ziele und seien sie auch noch so illusorisch - sofern sie zumindest potentiell realität werden können - ein unglücklicher Mensch ist, ein antriebsloser und vegetierender Leichnahm mit trügerischem Sinusrhythmus der sich nach dem Piepsen sehnt, dem ebenbürtig, der nur die Verfehlungen und das Unglück der Vergangenheit bedauert und über dem Sinnieren übersieht, dass die Welt sich um ihn herum unaufhörlich weiterdreht und der eines Tages aufwacht, nur um festzustellen, dass er vor Jahren vergessen und zurückgelassen wurde.



Wenn dem so sein sollte, so verkennst du imo, daß das System so gestrickt ist, daß auf dem Weg in die Entscheidungspositionen alle ausgesiebt werden, die den Idealen der Entscheidungsträger nicht entsprechen. D.h. entweder du passt dich an, oder du führst ein umfassendes intellektuell-emotionales Doppelleben - für beides hatte und habe ich keine Lust.


Ich bin mir dessen durchaus bewusst, aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein System nur von innen heraus erfolgversprechend gelenkt und geändert werden kann, getreu einem genialen Mann, namentlich Voltaire, glaube ich dass Kritik nur im Definitionssystem des zu Kritisierenden Aussicht auf Erfolg hat, extrinsische Kritik, die Prämissen des Gegenüber verwerfend und verurteilend ist imo zum Scheitern verurteilt. Ich will weder Präsident der Weltbank noch Bundeskanzler oder Vorstandschef der Daimler-Chrysler AG werden, aber ich behaupte das Feuer beginne mit dem Funken nicht der Stichflamme, um mich auch mal - mehr oder minder - wohlklingender Metaphorik zu bedienen. Mir ist klar, dass das System so etabliert ist, dass aufsteigende Revoluzzer kompromittiert werden, herrlich offensichtlich wenn man die Alt-spontis, die grölenden Steine-Werfer, die Taxifahrer und deren Werdegang zu vollgefressenen Dummschwätzern mit lebenslanger 5-stelliger Pension betrachtet, aber in einer Gesellschaft in der das "Davor" mehr zählt als das "Dahinter" ist die Maskierung das entscheidende Instrument. Zumal ich der festen Überzeugung bin, dass Resignation und Aufgabe indiskutabel sind, ich beginne jeden Morgen mit dem Gedanken, dass heute ein guter Tag zum Sterben sei und zusätzlich mit einem Becher lauwarmem Eigen-urin. Weil es schmeckt? Nein aber es hilft und führt mir mein Ziel vor Augen, ok das war beides gelogen, aber ich bin bereit für meine Überzeugungen einzustehen, unabhängig von den Reaktionen.


Was den Vorwurf der Unnützheit meiner Gedanken angeht[...]


Ich verstehe deine Intention, vermute ich zumindest, aber ich bin einfach praktikabler orientiert. Ich bin mir der Missstände bewusst und der utopischen Ziele auch, aber jede Stunde, die ich träume entferne ich mich weiter von der bestmöglichen Handlung. Ich diskutiere gerne mit dir und ich weiß, dass ich auch sehr viel von dir lernen könnte, nicht deine Meinung adaptieren, aber Wissen aufnehmen und meine Meinung durch deine Augen zu hinterfragen, das bringt mich weiter, auch wenn es zumeist sehr anstrengend und frustran ist, aber die Gewissheit, dass ich dich niemals von irgendeinem noch so kleinen Teil meiner Meinung überzeugen können werde ist einfach niederschmetternd. Dennoch habe ich mich entschlossen diesen Dialog wieder aufzunehmen, einfach weil ich denke, dass ich daran wachsen werde, zudem heißt es nicht umsonst, dass nichts was es zu haben wert sei ohne Schweiß und beständiges Streben komme, abgesehen von Ataraxie, die klammere ich jetzt mal aus.

so funktioniert eine Marktwirtschaft, die "häßlich" ist, eben nicht - tatsächlich ist sie nur eine Kopie von asymmetrischen Machtverhältnissen und nicht Folge inhärent marktsystemischer Faktoren.


Wenn ich dich richtig verstanden habe, stimmst du mir zu, dass die Ungerechtigkeit, die Resultat der Form der paraktizierten "freien" Marktwirtschaft ist, nicht durch systeminhärente Makel bedingt ist, sondern durch bewusste Manipulation des Marktgleichgewichts, also der faktischen Asynchronität, der Marktteilnehmer, bedingt ist. Ich behaupte aber weiter, dass es durch die Natur des Menschen antizipierbar war und einzig antizipierbar ist, dass durch die fehlende Regulation des Marktes keine Normalisierung des idealen MArktgleichgewichts eintreten wird, sondern dass die Asynchronität ständig zunehmen wird und allenfalls das jeweilige Gesicht des Marktführers wechseln wird; ich behaupte also, dass es in der Natur des Menschen liege, die Abwesenheit von Regularien zum eigenen Vorteil zu Nutzen, ich meine, dass hier, wie überall "der Mensch dem Menschen Wolf sei". Daher meine ich, dass es sich nicht um einen Mangel des Systems handelt sondern um einen Mangel am Menschen, der ein perfektes System mit seiner Imperfektion zerstört.

Du siehst worauf ich hinauswill und ich weiß schon jetzt wo unser nächster Dissens besteht...

Wir schulden diesen Staaten daher ALL unseren Reichtum und ALL unseren Luxus, wenigstens bis zum Grad der Nivellierung.

Und abermals, ich bin kein Narr. Die Situation ist Folge realer asymmetrischer Machtverteilung, an der sich nicht mehr viel ändern wird, und daher auch nicht an der Situation. Aber gesagt werden muss es, und sei es nur gegen das Vergessen und gegen das Gefühl der Behaglichkeit der moralisch angeblich überlegenen Position.


Ich stimme dir zu, dass wir aufgrund der Geschichte zur Wiedergutmachung verpflichtet sind, aber ich meine, dass diese Wiedergutmachung nicht finanziell erfolgen kann und darf. Ich sehe auch keine Notwendigkeit dafür und keine Berechtigung mein Hab und Gut, für dass ich arbeite und lerne, bzw. meine Eltern arbeiten und lernten, an ehemals Deutsch-Afrika abzutreten, meiner Meinung nach ist die Währung der Wiedergutmachung und zwar die einzig sinnvolle die Aufklärung und die Prävention. Ganz im gegenteil zu dir, sehe ich allerdings trotz aller historischer Schuld dennoch ganz klar die Eigenverantwortlichkeit beider heutigen Bevölkerung dieser ehemaligen Kolonien, bei deren heutiger Administration. Ich bin kein Dummkopf, ich bin mir dessen bewusst, dass unzählige Faktoren die Situation beeinflussen, dennoch sehe ich die Situation nach wie vor so, dass Schwarzafrika sich weit unter Wert verkauft, eine farbige mulit-ethnische Christiane F. die unfähig und unwillens ist sich aus dem vorgezeichneten Fahrwasser zu bewegen. Und genau dort setze ich mit meiner Kritik an, ich sehe den Sinn nicht darin Christiane aus dem nach Urin und Erbrochenem stinkenden Bahnhofskloo zu ziehen und ihr die Spritze aus dem Arm und sie in ein Ballkleid zu stecken, ich verlange, dass Christiane selbst aufsteht und sich ein Ballkleid verdienen will und ich meine nicht mittels ihrem bisherigen Gewerbe, das sollte klar sein.


Ich bin von der Einfachheit der Situation fasziniert, von der geringen Menge und der Primitivität der Wirkmechanismen, die tatsächlich "die Welt" steuern, zumindest soweit sie von Menschen beeinflusst wird.[...]zweifele ich an der mehr als nur oberflächlichen Modellierbarkeit der Komplexität.



Ich glaube gerade wird mir zum ersten mal im Ansatz klar wovon du die ganze Zeit redest, hättest du das nicht früher sagen können? ^^ Aber wie nicht anders zu erwarten widerspreche ich dir da ganz entschieden. Die Einfachheit will ich nicht leugnen, die Universalität der Makros, die überall angewendet werden, aber das entscheidende, das einfachste, das tragende Element all dieser Einfachheit ist der Mensch und der Mensch hat ein Bewusstsein und das, genau das kann man ändern.
Nicht die Natur des Menschen will ich ändern, ich will ihm ein Bewusstsein geben. Und aus der Einfachheit wird ein Kunstwerk von atemberaubender Komplexität und facettenreicher Schönheit entstehen, ein ehrgeiziges Ziel möchte man meinen, aber es wurde schon vorgemacht, dass es möglich ist. Aber ich sehe für ein utopisches Ziel realistische Ansatzpunkte und die will ich hauptsächlich diskutieren, aber auch gerne die Utopie an sich.

Ipsissimus
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Mi 31. Jan 2007, 15:14 - Beitrag #71

ICh bin mir offen gestanden nicht ganz sicher, wie ich das verstehen soll, ich mutmaße daher, dass es eine sarkastische Anspielung auf meine Selbstüberschätzung sein soll


ich halte dich wirklich für brilliant, das sollte kein Sarkasmus sein. Wir stehen zwar in einem weiträumigen Dissens zueinander, aber das soll mich nicht hindern, anzuerkennen, was ich für anerkennenswert empfinde.

weiteres, wenn dein Posting fertig ist

Yanāpaw
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Mi 31. Jan 2007, 18:48 - Beitrag #72

Lykurg,

dich habe ich in meinem etwas länger geratenen Post völlig vergessen, ich bin mir der ursprünglichen und völlig anderen Bedeutung der originären Worte Brechts bewusst, ich bezog mich allerdings bewusst und daher explizit auf die sinnverfälschte und weitaus bekanntere Abart des Zitats.

Ipsissimus,

ich habe meine Mutmaßung bezüglich des Sarkasmus nicht editiert, weil der Zusammenhang sonst zerissen worden wäre. So wie das auf mich wirkt, kann es ja fast nur ein Kompliment sein. Wenn du meinen teils anspruchslosen Humor teiltest, erfreute ich dich jetzt mit einem Zitat aus der irrwitzig komischen Serie "Scrubs" von einem Mann, der dir in Sachen Zynismus noch so einiges beibringen könnte. ^^ Ok das ist eine wirklich lahme Ausrede, die über meine Unfähigkeit mit Komplimenten umzugehen hinwegtäuschen soll, insbesondere mit solchen die ich zweifelsohne nicht verdiene... Anerkennung erzeugt immer große Erwartung und damit die Gefahr des Entäuschens, deshalb bin ich lieber verhasst als anerkannt, bleiben wir also lieber dabei. ^^

Ipsissimus
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Do 1. Feb 2007, 00:56 - Beitrag #73

aber das entscheidende, das einfachste, das tragende Element all dieser Einfachheit ist der Mensch und der Mensch hat ein Bewusstsein und das, genau das kann man ändern.


ich hatte dich schon länger im Verdacht, ein Adept der Magie zu sein, jetzt weiß ich es^^ nur ob schwarze oder weiße, dessen bin ich mir noch unsicher^^

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Do 1. Feb 2007, 13:58 - Beitrag #74

allerdings ist es müßig über Problemlösungen realer Probleme in utopischem Rahmen zu sinnieren


wesentlicher Teil meines Problems ist, daß ich eine große Anzahl der realen Problemlösungen nicht als Problemlösung sonden als Problemverlagerung auffasse, z.B. alles, und damit meine ich alles, was derzeit in der deutschen Innenpolitik passiert, angefangen bei den Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung, über die Sozialpolitik, Arbeitspolitik usw. Es ist ewig her, daß ich bei nem Gesetz oder ner anderen politischen Maßnahme dachte, wow, ja, da ham se sich wirklich was einfallen lassen. 20 Jahre falsche Entscheidungen, oder besser, Entscheidungen in die imo falsche Richtung, da verlierste den Glauben an Problemlösungen. Merke: Entscheidungen sind nicht automatisch Problemlösungen, sie sind zuhauf das Ende der Lösungsfindung.

Siehst du keinen Sinn darin das kleinste der Übel anzustreben? Denn das ist was ich beabsichtige, die Übel zu diskutieren, zu verstehen, gegeneinander abzuwägen und dann nicht das richtige sondern das am wenigsten falsche zu tun oder zu wollen.


haben wir die Wahl lediglich zwischen Cholera, Pest und Pocken, so wählen wir was? Wir entspannen uns, und lassen auf uns zukommen, was zwar nicht aus der Sache heraus, aber aufgrund der Machtverhältnisse unvermeidlich ist.

dass ein System nur von innen heraus erfolgversprechend gelenkt und geändert werden kann


der berühmte "Marsch durch die Instanzen", den der nicht so radikale Flügel der 68er proklamiert hat. Was haben wir davon bekommen? Statt der alten Machtsäcke sitzen jetzt 68er Machtsäcke an den Hebeln, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, den alten Machtsäcken bis zur Identität ähnlich geworden, wenn ich z.B: an Schilly denke, um ein prominentes Beispiel zu nennen.

dass ich dich niemals von irgendeinem noch so kleinen Teil meiner Meinung überzeugen können werde ist einfach niederschmetternd.


das ist absolut nicht ausgeschlossen, daß du mich von Teilen deiner Meinung überzeugen kannst; ich glaube nach wie vor, daß wir beide die Welt gar nicht so unterschiedlich wahrnehmen. Du stürmst nur mit der Flamme der Jugend, weil du in der Komplexität die riesigen Ansatzmöglichkeiten für Veränderungen siehst, ich sitze auf einer Bank und siniere in der Abendsonne über Braunsches Molekularrauschen, weil es aus meiner - zugegeben stark zur Abstrahierung neigenden - Sicht keinen Unterschied macht, ob wir z.B: von Sklaverei sprechen, oder von 1 Euro Jobs. Der 1 Euro Job ist sogar in gewisser Weise noch perfider als das alte System, weil die Sklaven jetzt sogar noch "freiwillig" in ihre Sklaverei gehen müssen.

dass die Ungerechtigkeit, die Resultat der Form der paraktizierten "freien" Marktwirtschaft ist, nicht durch systeminhärente Makel bedingt ist, sondern durch bewusste Manipulation des Marktgleichgewichts


"Markt" gibt es nicht ohne seine konkrete Realisierung, die -wie du völlig zutreffend bemerkst - auf das Wesen des Menschen zurückgeht, das du auch imo völlig treffend charakterisierst. Auch hier sehe ich das, was ich schon oben im ersten Absatz analog formulierte, daß es keine Problemlösungen gibt, sondern lediglich eine gewisse Bandbreite an Verschiebungen im Machtgefüge, mit entprechenden Folgeerscheinungen.

dass ein Mensch ohne Ziele und seien sie auch noch so illusorisch - sofern sie zumindest potentiell realität werden können - ein unglücklicher Mensch ist, ein antriebsloser und vegetierender Leichnahm mit trügerischem Sinusrhythmus der sich nach dem Piepsen sehnt, dem ebenbürtig, der nur die Verfehlungen und das Unglück der Vergangenheit bedauert und über dem Sinnieren übersieht, dass die Welt sich um ihn herum unaufhörlich weiterdreht und der eines Tages aufwacht, nur um festzustellen, dass er vor Jahren vergessen und zurückgelassen wurde.


du scheinst vor allem mal ein temperamentvoller Mensch zu sein^^ und ein Macher, vom Typus her. Nun, die Welt, die menschliche Welt, war auf ihrem Weg zur Gegenwart kein Selbstläufer, es waren die Macher, die sie vorangeschubst hatten. Könnte das nicht zu denken geben? Ohne die Macher jeder neuen Generation würden wir vielleicht noch auf den Bäumen leben ... und wären glücklich^^


ich gestehe ein, daß es ein Phänomen ist, daß Menschen andere Menschen nicht einfach in Ruhe lassen, sondern dazu bringen, Dinge in ihrem Sinne zu handhaben, durch Schmeicheln, Überredung, List, Gewalt, Bitten, wie auch immer. Mir genügt es, genügend viel von der realen Welt zu verstehen, daß ich den allermeisten dieser Versuche ein gelassenes Lächeln entgegensetzen kann, und daß ich geschickt genug bin, die Macht daran zu hindern, mich mit mehr als einen beiläufigen Blick zu streifen. Weiter reicht mein Ehrgeiz nicht mehr, alles andere mögen die alten und die neuen Himmelsstürmer in ihrem fortwährend Krieg um die Pfründe wie immer machen^^

Yanāpaw
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Do 1. Feb 2007, 15:35 - Beitrag #75

[Schwachsinn]

ch hatte dich schon länger im Verdacht, ein Adept der Magie zu sein, jetzt weiß ich es^^ nur ob schwarze oder weiße, dessen bin ich mir noch unsicher^^


Tauren-Schamane und lvl 60 nicht Adept, also auf gehts in die Instanz BundesTag auf zum elite Monster Bash, so Totem-Farm steht auf gehts. Wah der Elite-BT-Präsident will eine Lüge casten, muhaha Earthshock und jetzt drauf, los Krieger bau die Aggro auf und ich baller ihn wech. ZAck, Fetz, Kabumm, muhaha stirb Kanzlerin stirb, drecks Reformen quick-casting skill, boa wieviel Health hat die, hätte doch vorher noch im LAndtag grinden sollen und die lowies ownen, nebenbei Leder farmen usw. Egal jetzt gibts auf Matte Kanzlerin, muhaha criticial Earthshock, da guckste Dumm mit dem MwST-Cast cancelled, kleines Flittchen jetzt gibts derbe auf die Horchlappen, ja von hinten kommen die Feuerbälle angeflogen, STIRB. Wahaha was dropt se, wie Neuwahlen, alles umsonst...

Entschuldige ich hab mich etwas gehenlassen, naja glücklicherweise spiele ich kein WoW mehr...


[/Schwachsinn]



Deiner Aussage, dass viele praktizierte Problemlösungen tatsächlich nur Problemverlagerungen seien, die nicht selten, das Ausgangsproblem noch verschärfen, stimme ich vorbehaltlos zu. Allerdings belegt das nicht, dass eine Problemlösung unmöglich sei, es belegt nur, dass sie nicht praktiziert wird. Ich glaube aber fest daran, dass es möglich ist Probleme zufriedenstellend zu lösen und das auch in dieser verfahrenen Situation.

Und mit zufriedenstellend meine ich kollektives Interesse.

Du stellst die Situation so dar, als sei sie unabänderbar, dem widerspreche ich ganz entschieden. Selbstverständlich ist es schwer eine etablierte Machtstruktur zu ändern,der "Marsch durch die Instanzen" hat ganz eindeutig aufgezeigt, worin die Problematik konkret besteht, was du auch bereits sehr trefffend dargelegt hast. Machtstrukturen sind nur gegen den Einzelnen und einige wenige stark, in einer Demokratie ist das Volk der Souverän, aber nur wenn es die Macht, welche ihm innewohnt auch nutzt, was seit sehr langer zeit nicht mehr getan wird. Wenn also der Souverän seinen Herrschaftsbereich anederen überträgt und sich aus dem geschehen immer mehr zurückzieht, dann muss er sich über Machtverlust nicht wundern... Allerdings ist es noch nicht zu spät.


von Sklaverei sprechen, oder von 1 Euro Jobs. Der 1 Euro Job ist sogar in gewisser Weise noch perfider als das alte System, weil die Sklaven jetzt sogar noch "freiwillig" in ihre Sklaverei gehen müssen.


Eine der zahlreichen absolut schwachsinnigen gesetzlichen Novellen, die so unheimlich absurd sind, dass man nicht mal mit sehr viel Naivität den Einfluss der finanzkräftigen Lobby übersehen kann, was aber nicht heißt, dass sinnvolle Reformen gegensätzlich zum gegenwärtigen Kurs ausgeschlossen wären.


Du scheinst mir Veränderung mit Verschlechterung gleichzusetzen, dasist zum einen ein klein wenig reaktionär, auch wenn ich dich nicht so einschätze, aber weit wichtiger, es ist nicht zielführend, es ist ein Procedere, das darauf abzielt sich mit einem schlechten Zusatnd zu arrangieren, bedingt durch die Angst, es könne noch schlechter werden... Das verstehe ich, aber ich bin grundlegend anderer Ansicht.

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