Abgesehen davon, janw, daß er Armut oder gar steigende Armut als Grund explizit auszuschließen scheint... Gerade deswegen "funktioniert" es auch in zentralafrikanischen Gesellschaften tatsächlich anders - Existenzbedürfnisse führen nicht in den Terrorismus, auch für Grundbedürfnisse gilt das wohl nur teilweise.
Nun, hat die auf Grundbedürfnisse zielende Not in Zentralafrika durchweg zugenommen? So auf den ersten Blick scheint es für mich Stagnation zu sein mit einzelnen regional begrenzten Krisenereignissen - letztes Jahr Hochwasser in Mosambik, dieses Jahr im Sahel, der Darfur-Konflikt, die Randeffekte des - ist es ein Bürgerkrieg? - im Kongo. Große Gebiete sind von diesen Ereignissen jedoch nicht betroffen, aber demographisch ebenso mit
youth bulges gesegnet.
Ein guter Teil der Bootsflüchtlinge an Europas Grenzen stammte mal von hier, mittlerweile aber ist dies abgeebt, und die Flüchtlinge rekrutieren sich eher aus der Küstenbevölkerung Westafrikas. Deren Probleme haben allerdings wir zum guten Teil verschuldet, weil europäische Fangflotten die afrikanischen Küstengewässer illegal leerfischen.
Scheinen also doch andere Perspektivlagen in Zentralafrika zu bestehen, oder es ist eine Mentalitätsfrage, oder oder...
Wobei Ruanda allerdings in das Schema passen würde...
Eine Erklärung wäre für mich, daß in vielen Gebieten Zentralafrikas eine Mittelschicht weitgehend fehlt und damit eine Schicht, die einen Bestand an kulturellem und materiellem Wohlstand erreicht hat, welcher in Zeiten von Stagnation oder Rezession und Konkurrenz in der maßgeblichen Altersklasse für die Angehörigen dieser sozialen und Altersgruppe "auf der Kippe" steht. Die Wirkung von Perspektivlosigkeit als Triebkraft innergesellschaftlicher Gewalt wäre dann neben einem entsprechenden youth bulge auch davon abhängig, daß dieser in der "richtigen" sozialen Schicht auftritt.
Sicher kann die Focussierung auf die islamische Welt naheliegend erscheinen, aber ein Völkermordforscher an einer Bremer Hochschule würde damit seine Arbeit disqualifizieren.
Wenn seine These stimmt, und Unterschiede in Mentalität und Weltanschauung demgegenüber deutlich weniger relevant sein sollen, dann müssten sich Vorgänge des
Terrors - gemeint als extreme innergemeinschaftliche Gewalt, soziale Polarisierung usw., für welche Terrorismus nur eine mögliche Erscheinungsform ist - sich in praktisch allen Gesellschaften mit starken
youth bulges finden. Wenn nicht gerade durch extremes Wirtschaftswachstum o.ä. eine Sonderkonjunktur an Perspektivlagen besteht.
ja - einerseits Einwanderer, die am Markt direkt benötigt werden, andererseits 'kulturelle Botschafter' - besonders begabten jungen Leuten aus Schwellenländern die Möglichkeit geben, hier eine gute Ausbildung zu bekommen und frische Luft zu schnappen, bevor sie mit neuen Kenntnissen und mehr Verständnis für den Westen zurückgehen, außerdem natürlich eine vernünftige Asylpolitik (die gut ausgebildeten Asylanten das Arbeiten nicht verbietet und in diesem Fall auch ein Bleiberecht einräumt)
Marktgerechte Einwanderer, das liefe auf einen
brain drain in den Herkunftsländern hinaus...
@Solarparks in der Sahara: Die Frage war mehr rhetorisch gemeint, mit einem ernsthaften Kern.
Es gab mal in den 80er Jahren Gedankenspiele über eine zukünftige Energieversorgung Europas mit Wasserstoff, der photovoltaisch gewonnen werden könnte. Dieser sollte in Nordafrika mittels großer Solarparks gewonnen werden, was den Ländern dort eine neue wirtschaftliche Perspektive gegeben hätte. Ein Problem dabei wäre gewesen, daß die Elektrolyse des Wassers energetisch sehr ineffizient ist, der Wirkungsgrad damit stark geschmälert wird. Aus heutiger Sicht muss man wohl auch sagen, daß den Ländern bei Fixierung auf Energieexport wahrscheinlich keine Flächen mehr für die Eigenversorgung geblieben wären. Von den ökologischen Auswirkungen mal abgesehen, die man damals zunächst nicht betrachtet hat.
Welche Dimensionen an Solarfeldern für das Gedankenspiel wirklich erforderlich wären, würde mich durchaus mal interessieren, wobei ich aber der Sache insgesamt hinsichtlich der Auswirkungen eher skeptisch gegenüber stehe, die Wüste ist nämlich alles andere als ein toter Ort...
Ein Baustein zur Eigenversorgung der Länder, das könnte ich mir vorstellen. Aber dies nur nebenbei.
T.b.c.