Wahlrechtsalter und ab wann ist man erwachsen?

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Padreic
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Di 11. Sep 2001, 19:36 - Beitrag #1

Wahlrechtsalter und ab wann ist man erwachsen?

@Traitor
Ich muss dir unterstellen, dass dein Freundeskreis nicht aus durchschnittlichen Jugendlichen besteht. Die meisten Jugendlichen in meiner Klasse (14-15 Jahre alt) haben wenig Interesse an Politik, und wenn sie es haben, dann ist es meist eher das wenig reflektierte Nachplappern von verbreiteten Meinungen.

Ich bin so gegen allgemeines Wahlrecht ab 14. Bis auf einige Ausnahmen werden diese keine eigenständigen vernünftigen politischen Entscheidungen treffen können. Natürlich gibt es solche 14jährigen, sie sind aber wohl nicht die Regel. Allerdings halte ich auch viele Erwachsene für unfähig bzw. unwillig solche Entscheidungen zu treffen. Nun muss man abwägen, was für möglichst viele Leute das möglichst beste ist (ja, ich bin utilitaristisch veranlagt *g*).

Ich kann schlecht beurteilen, wie die Lage bei 16jährigen ist, doch glaube ich da noch nicht an eine sehr starke Verbesserung. Bundeswahlrecht sollte man auf keinen Fall auf 16 Jahre verlegen, Landeswahlrecht sollte man auch nicht dort lassen bzw. dorthin verlegen. Die kommunale Ebene können Jugendliche dieses Alters wohl überschauen und so ist kommunales Wahlrecht ab 16 wohl vernünftig.

Um aber die Stimmen der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen nicht völlig unter den Tisch fallen zu lassen (ihre Interessen müssen ja auch vertreten werden), sollte man dann volles aktives Wahlrecht ab 18 erhalten.

Es ist vielleicht auch eine Überlegung wert, Jugendliche ab 14 Jahren "Wahlmänner" wählen zu lassen, die dann wählen dürfen und auch in ihrem Alter sein können. So könnten vielleicht die ausgewählt werden, die das ganze etwas besser überschauen können und weiterhin würden die Interessen der Jugendlichen stärker berücksichtigt.

Was meint ihr zu dem ganzen?

Padreic

Thod
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Di 11. Sep 2001, 19:49 - Beitrag #2

Hallo Padreic,

ich habe mich mit Traitor darüber noch ein wenig per PN unterhalten, und möchte hiezu meine Ansicht nocheinmal für die allgemeinheit kundtun:

Ich finde es normal, daß man sich zur Zeit der Pubertät (manche früher, manche später, manche gar nicht) sein Wetlbild aufbaut.
Das ist bei einigen mit einer gewissen Diskussionsfreude verbunden, und das finde ich recht erfrischend.
Heute aber wird auch von sehr jungen Leuten (teilweise schon von richtigen Kindern) nicht mehr des Wissens wegen argumentiert, sondern es werden einfach gewisse Weisheiten aus den Medien, dem Freundeskreis u.a. kundgetan, und es wird in erster Linie nach zustimmung geheischt. Das finde ich bedenklich, aber gehen wir mal vom erstgenannte, positiven Fall aus.
Der Jugendliche, der sich seine Meinung bildet, wird diese häufig ändern, und neuen Erkenntissen anpassen. Er ist wegen fehlender Erfahrung auch ein leichter Fang für gewisse Parteien, gerade aus dem radikalen Spektrum (rechts wie links) weil sie sozusagen Komplettlösungen anbieten, und somit Denkarbeit abnehmen. (viele brüsten sich geradezu mit ihren vielen Jugendlichen...)
Oft kommt dann in der Pubertät eine eher sexuell orientierte Phase, in der man seien ganzen Ansichten wieder umschmeisst, und sich evtl. völlig anders entwickelt, als es vorher abzusehen war. (Ein frühes Wahlreicht oder so, wird daran nichts ändern)

Erst wenn man diese Phasen durchlebt hat, kann man, wenn der Mensch seine Grunderfahrungen gesammelt hat, eher davon ausgehen, daß man es mit der wirklichen Ansicht dieses Menschen zu tun hat, und nicht nur mit gewissen "Experimenten" oder übernommenen Ansichten einer gerade populären Gruppe.

Völlig sicher kann man sich da nie sein, aber gerade wärend dieser wirklich wichtigen Entwicklungszeit, einen Menschen für Politik zu mißbrauchen, bzw. auf diese Weise Wählerpotential zu beschaffen, halte ich für sehr bedenklich.

Gruß,
Orald

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Di 11. Sep 2001, 21:39 - Beitrag #3

Also ich bin 16 und in unserer Klasse gibt es ausser mir wohl keinen Politisch interessieten Schüler.:( Deswegen habe ich auch keine Lust, mit denen über soetwas zu dikutieren, weil es sie sowieso nicht interessiert. Ich wär für wahlen ab 16, obwohl davon sowieso kaum Schüler/Jugendliche gebrauch werden machen.

Arschfurunkel
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Di 11. Sep 2001, 23:40 - Beitrag #4

Eventuelle Wahlausgänge oder politische Interessen können kein Kriterium sein für Das Wahlrecht von Jugendlichen.

Es gibt auch Erwachsene, die nicht zur Wahl gehen, weil "das Wetter so schön war und da haben wir lieber etwas anderes gemacht" (O-Ton einer Wählerin auf die Frage, warum sie nicht gewählt hätte).

Da leider Engagement oder Ignoranz keine Kritrien fürs Erwachsensein sind ;) , denke ich, ist 18 ein brauchbarer Kompromiß zwischen "Reife" (das, was man Erwachsenen nachsagt) oder "Unreife" (die vielen Verwicklungen, die man in der Pubertät erleidet).

Traitor
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Mi 12. Sep 2001, 17:13 - Beitrag #5

Ich kann mich Arschfurunkel anschließen, dann müsste man auch den erwachsenen das Wahlrecht entziehen, immerhin kommen alle radikalen Parteien zusammen wohl auf etwa 5%.
Außerdem, Orald, wenn Jugendliche so leichte Opfer radikaler PArteien wären, wieso haben diese seit der Landtagswahl ab 16 keine extremen Stimmgewinne?

Ich halte 16 für das beste Wahlanfangsalter. 14 ist sicher zu früh, hier ist zwar oft Interesser da, aber das politische Wissen ist sehr unterentwickelt. Mit 18 dagegen sind viele schon wieder enttäuscht von der Politik (wenn ich die mir bekannten personen mal "hochrechne") und verlieren das Interesse.

@Orald: Wenn allein die Erfahrung zählt, warum dürfen dann nicht nur Rentner wählen ;) ? Und wenn man als Jugendlicher seine MEinung noch ändert, was ist mit Erwachsenen, die dies tun (passiert ja sicher den meisten mindestens einmal)???

Ich muss dir unterstellen, dass dein Freundeskreis nicht aus durchschnittlichen Jugendlichen besteht.

Da hast du vermutlich recht, auch wenn ich nicht meine, dass alle interessiert sind, aber in meiner Klasse etc. ist das Interesse inzwischen eher wieder gesunken.

Thod
Harfner des Erhabenen
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Mi 12. Sep 2001, 17:39 - Beitrag #6

Hi Traitor,

ich habe nicht primär mit dem Wahlfang von radikalen Parteien argumentieren wollen, und auch die Frage, wie reif sog. Erwachsene sind, möchte ich mal dahingestellt lassen.

Ich persönlich bin sowieso der Meinung, daß die Art von Wahlen, wie wir sie veranstalten nur zur Show dient, und deshalb kann von mir aus jeder wählen was er will.
Ich wäre eher dafür, daß Leute, die etwas zu sagen haben im Staat, eine gewisse Reifeprüfung vorher bestehen sollten, aber was solls.

Worauf es mir ankommt, ist, daß es wärend der Pubertät eine Entwicklungsphase gibt, die stark für das Weltbild prägend ist. Diese Phase würde ich nicht für Politik instrumentalisieren, und darum finde ich ein Wahlalter von 25, wo die meisten Menschen wohl aus dem gröbsten ihrer frühen Entwicklung raus sind, für angemessen...

Gruß,
Orald

Traitor
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Mi 12. Sep 2001, 17:45 - Beitrag #7

Reifeprüfung: Im Grunde wäre ich auch dafür, es würde viel gerechter gegenüber einzelnen "Frühreifen" sein. Aber die praktischen (was für eine Art Test? wer wertet es aus?) und moralischen (Gleichheitsgrundsatz) Probleme sind wohl zu groß, um so etwas einzuführen.

Seraphim
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Mi 12. Sep 2001, 17:45 - Beitrag #8

Ich les das hier mit einem schmunzeln im Gesicht :)
Wählen ab 16, intresant.

Wie hoch ist die Wahlbeteiligung von 18 Jährigen?

Ich denke die dürfte schon etwas mager aussfallen (kenne keine Zahlen) die von 16 Jährigen wäre weit aus geringer zudem würden sie mit alle höchster wahrscheinlichkeit das Wählen was ihnen ihre Eltern empfohlen haben (bewusst und auch unbewusst) zusätzlich kann die Politische Bildung in diesem Alter noch nicht ausreichen, um genug verantwortung auf 16 Jährige zu übertragen.

Jetzt kann mann ja sagen was sind schon 2 Jahre hin oder her und es gibt 16 Jährige die sind schon viel reifer etc. etc.

Die 2 Jahre die fehlen sind 2 Jahre Schule (meisten Schulabschlüsse im Alter von 17-19 Jahren), 2 Jahre Lebenerfahrung und sind auch noch 2 Jahre näher an der selbstständigkeit und damit eigenen Meinung.

Warum gerade 18? Könnte man da jetzt fragen. Sicher so einen 100% Triftigen Grund kann ich in der Zahl auch nicht erkennen aber die Schulabschlüsse wären einer.

Ich kenne in meinem Umfeld keinen 16 Jährigen der wirklich Politisch Interessiert wäre aber das heist absolut nix.

Ich kann ja meinen Bruder fragen der is bei uns hier in der SPD.

Traitor
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Mi 12. Sep 2001, 17:58 - Beitrag #9

Die Wahlbeteiligung kann man ebenso wie die potentiellen Ergebnisse nicht als Maßstab nehmen, dann müssten wie gesagt niemand mehr wählen dürfen.

Das mit der Schule stimmt, aber dann könnte man halt auch wieder sagen "nem 18jährigen fehlen noch die ersten Berufsjahre" die ja auch prägend sind. Wenn man mit Erfahrungen argumentiert kommt man halt in eine Endlosschleife...


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