Wenn es nicht noch zu einer Abstimmungsüberraschung kommt und so die Vorab-Medienberichte Lügen gestraft werden, wird Außenminister Frank-Walter Steinmeier heute zum SPD-Kanzlerkandidaten für 2009 gekürt werden.
Persönlich:
Steinmeiers Stärken sind sicher seine Integrität (sofern ein Politiker soetwas haben kann, alternativ hat er sich bisher nur geschickt bedeckt gehalten) sowie seine staatsmännische Erfahrung im Kanzler- und Auswärtigen Amt.
Gegen ihn spricht sein Ruf als Bürokrat. Überrascht las ich, dass er zumindest aus einer klassischen SPD-Arbeiterfamilie stammt - aber letztlich ist er, von den Positionen noch ganz abgesehen, von seinem Werdegang und seiner Ausstrahlung her wohl kaum der richtige Mann, um das zur Linken abgewanderte Wählermilieu zurückzugewinnen.
Politisch:
Steinmeier steht für den Schröder-Müntefering-Realpolitikflügel der SPD. Deren Positionen sind für mich zwar oft durchaus diskussionswürdig, aber letztlich so das erträglichste, was derzeit zur Auswahl steht. Somit wäre ich mit deren erneutem Durchsetzen ganz zufrieden.
Perspektivisch:
Vermutlich ist es eh egal, wer SPD-Kandidat wird, da die Wahlen bei der derzeitigen Stimmung kaum zu gewinnen sein werden. Da Steinmeier derzeit ihr einziger Spitzenpolitiker mit halbwegs Potential ist, wäre es aber vielleicht geschickter, Beck zu "verbrennen" und es mit Steinmeier eine Periode später zu versuchen - wobei dann aber auch das Risiko bestünde, so richtig tief abzustürzen, also ist es wohl doch die einzige Möglichkeit, Steinmeier antreten zu lassen.