Oh du mein lieber Köhler ...

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Lykurg
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Mo 14. Jun 2010, 17:33 - Beitrag #21

Nein, es wäre in der Tat anzunehmen, daß die Ergebnisse zumindest z.B. in Eingeweihtenkreisen in der DDR bekannt waren, und ziemlich sicher, daß die Karsai-Rede im Februar auch in Deutschland einige aufhorchen ließ. Dafür gibt es doch bestimmt ein paar zuständige Pressereferenten.

Tatsächlich bedeutet es aber auch eine interessante Umstellung von Mohnanbau zu Bergbau. Das Praktische für die Einwohner ist nebenbei, daß man Bergwerksstollen auch militärisch nutzen und fremdgenutzte Minen(-zufahrtsstraßen) mit begehrten Mineralien auch sabotieren kann - als ob Afghanistan nicht schon unübersichtlich und aus natürlichen Gründen uneinnehmbar genug wäre...

Ipsissimus
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Mo 14. Jun 2010, 22:54 - Beitrag #22

zunächst mal müssen die Afghanen davon überzeugt werden, um der Verwertung dieser Bodenschätze auf westliche (oder meinetwegen auch chinesische) Wertsysteme umzuschwenken. Ich glaube aber eher, dass sie es bevorzugen werden, einander und miteinander Ursupatoren zu töten, zumindest solange, bis letztere keine Lust mehr an afghanischem Land haben und auch nicht mehr ihre Freiheit am Hindukusch verteidigen wollen^^ nicht alle Menschen sind einfach so durch Reichtum korrumpierbar

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Di 15. Jun 2010, 03:04 - Beitrag #23

Die Chinesen haben immerhin schon Verträge abgeschlossen, und ich denke, deren Einhaltung werden sie auch mit allen Mitteln durchsetzen, ohne daß in der europäischen Linken ein Hahn danach kräht. ;)
Es stimmt natürlich, daß Korruptionsbekämpfung eines der größten und erfolgreichsten Versprechen der Taliban war, aber immerhin scheinen sie an Opiumexportabgaben, großflächigen Abholzungen und räuberischer Deindustrialisierung gut genug verdient zu haben, um mehrere Jahre ein Staatswesen ohne Kassenführung laufen zu lassen...

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Di 15. Jun 2010, 10:54 - Beitrag #24

die Fokussierung auf die Taliban ist auch nur so ein Propagandamittel^^ Afghanistan ist weit mehr als die Taliban, und wenn der Westen noch lange so weiter macht, haben wir dort außerhalb des Karsai-Regimes nur noch Feinde^^

und das andere, was du nennst - sie haben halt von ihren Feinden gelernt^^

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Di 15. Jun 2010, 13:19 - Beitrag #25

Wie ich sehe, interessiert dich China jetzt schon nicht. Bild

Das genannte Imageproblem haben wir in Afghanistan schon längst. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung war von Anfang an* der Meinung, Krieg in Afghanistan sei immer ausschließlich die Schuld und Verantwortung böser auswärtiger Mächte. In gewissem Maße haben sie ja auch recht - gäbe es niemanden außer der eigenen Person, wären Kriege seltener und hätten nie mehr als ein Opfer.

Ob man diese Sichtweise nun für besonders weise oder besonders naiv hält, bleibt der Entscheidung des Beobachters überlassen (wenn er das denn überhaupt entscheiden will). Offensichtlich ist aber, daß Weise und Narren meist länger überdauern als der Durchschnitt - und daß insbesondere die Dummheit nie ausstirbt.

______
* ich definiere den "Anfang" mal mit 2001 oder 2006; daß Anfänge üblicherweise auch zu einem früheren Zeitpunkt gesehen werden könnten, ist mir bewußt - aber wie ich gerade bei Thomas Mann lesen durfte, läßt sich angesichts der unendlichen Wiederholung der Zeitläufte ein Anfang zu jedem beliebigen Zeitpunkt setzen...

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Di 15. Jun 2010, 15:13 - Beitrag #26

na ja, zum einen zähle ich mich nicht zur europäischen Linken^^ und zum anderen besagen mutmaßliche zukünftige Vorgehensweisen Chinas recht wenig über aktuelle Vorgehensweisen heutiger Akteure^^

Ein erheblicher Teil der Bevölkerung war von Anfang an* der Meinung, Krieg in Afghanistan sei immer ausschließlich die Schuld und Verantwortung böser auswärtiger Mächte.


na ja, dass ein Teil dieser Bevölkerung dieser Meinung sein mag, ändert allerdings nichts daran, dass Afghanistan schon seit vielen Jahren Spielball allerlei Mächte nicht-afghanischer Provenienz ist. Ob dann wohl die Situation in Afghanistan etwas mit diesem Umstand zu tun haben könnte? Es ist meines Erachtens jedenfalls zu einfach - und auch wirkungslos - wenn wir immer wieder von solchen Nationen verlangen "und jetzt vergessen wir alle, was euch früher von unseren Rechtsvorgängern angetan wurde und tun so, als haben wir einander heute alle furchtbar lieb". Das ist zwar ein beliebter Selbstfreispruch früherer und späterer Kolonialmächte, aber nicht überall sind die Menschen so vergesslich wie wir^^

"Wir werden nicht aufhören, euch auszusaugen, also reizt uns nicht, dann schlagen wir euch wenigstens nicht noch zusätzlich" - diese Maxime funktioniert nur gegenüber furchtsamen Menschen. Und dass sie das wären, kann man den Afghanen nicht wirklich nachsagen.

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Di 15. Jun 2010, 16:21 - Beitrag #27

Ob dann wohl die Situation in Afghanistan etwas mit diesem Umstand zu tun haben könnte?
Wunderbarerweise ist dieser Satz so schön doppeldeutig... ganz klar gilt das für beide Seiten. Wäre das Land nicht so explosiv, und vor allem, hätten die Machthaber dort nicht Wege gefunden, auch für die Lebenssituation in der westlichen Welt eine gewisse Bedrohung darzustellen, hätte sich der Westen vermutlich auch weniger dafür interessiert.
So hoch auch der Marktwert der dort prospektierten Bodenschätze veranschlagt wird, die zu erwartenden Reinerlöse decken doch wohl kaum die Kriegskosten (selbst bei vollständiger Abschreibung des investierten Humankapitals). Bild

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