AKW Fukushima

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
The Coon
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Mo 4. Apr 2011, 16:26 - Beitrag #1

AKW Fukushima

Hallo liebe Matrix, ich bin heute in den Kommentaren von tagesschau.de auf einige interessante Links gestoßen - unter anderem diese zwei,:
http://karlweiss.twoday.net/stories/15737249/
http://karlweiss.twoday.net/stories/16545873/
verfasst von einem Mann, der sich schon von Beruf aus sehr mit dieser Sache beschäftigt und daher wohl auch als Fachmann zu bezeichnen ist.

Was haltet ihr davon? Die Ausmaße in denen sich das Bild vor meinen augen zeichnet, sind katastrophal. Was tun, wem glauben?

MfG
The Coon



PS:Es scheint so als bliebe nur noch die möglichkeit, sich in einer einsamen Höhle in den Tiefen von Mittelerde zu verkriechen und auf bessere Tage zu hoffen.

e-noon
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Mo 4. Apr 2011, 16:49 - Beitrag #2

Es gibt bereits einen allgemeinen Thread über das Erdbeben in Japan und daraus resultierend einen allgemeinen Thread zum Atomausstieg; allerdings noch keinen speziell zu dem AKW in Fukushima.

Ich kenne mich zuwenig aus, um abschätzen zu können, welche folgen Fukushima in Deutschland haben wird. Die Krebsfälle in Deutschland sind meines Wissens nach Tschernobyl nicht stark angestiegen; ich werde mich da mal umsehen, auf der Seite des statistischen Bundesamtes könnte es genauere Zahlen geben. Fest steht meiner Meinung nach, dass regelmäßiges Sonnenbaden oder Rauchen die Wahrscheinlichkeit für Krebs für den Einzelnen hier in Deutschland weit stärker ansteigen lässt, als Fukushima das tut. Wie das für die Betroffenen in der Region aussieht, lässt sich erst im Rückblick sagen. Immerhin leb(t)en aber in der Ukraine nach Tschernobyl und in Japan selbst nach Hiroshima und Nagasaki weiterhin Menschen, teilweise ohne gesundheitliche Probleme, teilweise mit. Ich denke, wir sind in diesem Fall schon weit genug entfernt, dass Panikmache fehl am Platz ist.

Was der Autor der Artikel feststellt, ist: Es gibt natürliche radioaktive Strahlung, und es gibt Krebs. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es da einen Zusammenhang gibt, ob etwa, wenn jeder stets Strahlenanzüge tragen würde, die Zahl der Krebserkrankungen etwas zurückgehen würde. Gleichzeitig würden aber andere Erkrankungen, etwa aufgrund von Vitamin-D-Mangel, steigen. Nichts ist ungefährlich; aber man darf sich davon auch nicht verrücktmachen lassen. Wieviele Menschen sind denn tatsächlich an BSE erkrankt, oder an der Schweinegrippe, oder durch gespritzte Erdbeeren und Gammelfleisch? Wenn einem das noch nicht genügt, besteht auch immer noch die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden.

009
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Di 5. Apr 2011, 03:35 - Beitrag #3

Ich sehe zwei Möglichkeiten:

Der Autor der verlinkten Zeilen sagt - warum auch immer - das am meisten zutreffende bzw. "wahre" aus und alle anderen Medien und Experten liegen bisher flasch.

In einer Mischung aus Verschwörungstheorie und Geltungsdrang formte der Autor seine Zeilen, die somit eher für sozilogische Experimente (wer steigt darauf mit welchen Argumenten ein, wer argumentiert warum dagegen) geeignet sind.

Was aber definitiv strahlt sind wohl n>1 Matrixler wegen dem Wiederauftauchen von The Coon...

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 6. Apr 2011, 12:26 - Beitrag #4

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,754931,00.html

Ich rechne nicht damit, dass es viele Todesfälle geben wird Ich will das, was hier passiert ist, nicht verharmlosen. Prinzipiell ist jede Radioaktivität gefährlich, und das ist ein sehr schwerer Unfall gewesen. Er wird weitreichende Folgen haben - vor allem für die Wirtschaft, für die Politik und für das Seelenheil der Japaner. Ich halte es aber für wichtig festzuhalten, dass ich nicht damit rechne, dass es viele Todesfälle geben wird.

...

Vor allem in der Ukraine, in Weißrussland und in Russland erlitten die Menschen gesundheitliche Schäden. Dort haben wir nach dem Unfall 6000 Fälle von Schilddrüsenkrebs vor allem bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert, ausgelöst durch Jod 131 in Milch und Milchprodukten.

Doch selbst hier waren die Folgen der Strahlung für die menschliche Gesundheit weitaus weniger drastisch, als es bis heute fast alle glauben. Es gab in den 25 Jahren, die seit dem Unfall vergangen sind, keine überzeugend dokumentierte Zunahme von Leukämiefällen oder anderen Krebsarten. Um das Ausmaß der Folgen abzuschätzen, greifen wir deshalb zurück auf Daten, die zeigen, wie sich das Krebsrisiko der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki entwickelt hat. Demnach ist damit zu rechnen, dass innerhalb von 50 Jahren nach der Explosion in Tschernobyl insgesamt 2000 bis 15.000 Menschen zusätzlich an Krebs sterben.

Ein Anstieg in dieser Größenordnung ist allerdings schwer nachzuweisen, da in diesem Zeitraum in der EU und der ehemaligen Sowjetunion 80 Millionen Menschen ganz unabhängig von Tschernobyl an Krebs sterben werden. Besonders die Beobachtung, dass die Leukämie-Fälle nicht merklich zunehmen, ist beruhigend.

...

In Fukushima ist inzwischen etwa ein Zehntel der Menge an Jod 131 und Cäsium 137, die in Tschernobyl ausgetreten ist, in die Umwelt gelangt, wobei sich diese Menge auf viel geringerem Raum verteilt. Ein weiterer, entscheidender Unterschied zur Katastrophe in der Ukraine besteht darin, dass es in Japan gelungen ist, den Verzehr von kontaminierter Milch und Milchprodukten zu unterbinden sowie Jodtabletten zu verteilen.

...

Gestützt auf diese Überlegungen, dürfen wir hoffen, dass in den kommenden Jahren, wenn überhaupt, nur wenige Kinder an Schilddrüsenkrebs erkranken werden, außerdem ist in den nächsten 50 Jahren mit 200 bis 1500 zusätzlichen Fällen von Leukämie und anderen Krebsarten zu rechnen. In diesem Zeitraum werden unabhängig von den Geschehnissen am Kernkraftwerk etwa 18 Millionen Japaner an Krebs sterben. Das Risiko, das sich Fukushima zuschreiben lässt, wäre also kleiner als 0,1 Promille - deutlich unter dem Wahrnehmungshorizont epidemiologischer Studien. Eines aber ist sicher: Würde man den Zigarettenpreis in Japan um 50 Cent erhöhen, ließe sich das Krebsrisiko um sehr viel mehr als 0,1 Promille verringern.

janw
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Mi 6. Apr 2011, 13:29 - Beitrag #5

Ich schwanke bei dieser Frage immer zwischen der Annahme von Hysterie und Sorglosigkeit.
Hinsichtlich Tschernobyls muss man IMHO ganz deutlich von einem starken Interesse staatlicher Stellen ausgehen, die Opferzahlen gering zu halten - weil über eine längere Zeit noch entsprechende Autoritätsstrukturen bestanden, für die das Abwälzen von Verantwortung Methode war und weil Opfer Entschädigungsforderungen ausgelöst hätten.
Unabhängig davon bestanden auch keine wirksamen Strukturen zur Registrierung und zum Monitoring Betroffener.
Zudem habe ich den Eindruck, daß die sowjetischen Kernenergieexperten teil einer weltweiten atomic community mit einer Art Corpsgeist waren, der auf Verharmlosung der Technologie aus war, welche ihre Angehörigen nährte.
Es wäre aber schön, diesen Eindruck los zu werden^^

Die Berichte über eine deutlich erhöhte Zahl von Mißbildungen bei Neugeborenen in Tschernobyl sind denke ich ernst zu nehmen, diese Gefahr kommt zu dem Krebsrisiko hinzu, und sie ist im Gegensatz dazu direkt messbar.
Bei den Krebserkrankungen muss man wohl stärker nach den Krebsarten differenzieren und dem Alter zur Zeit der Exposition, dann dürften sich IMHO auch statistisch messbare Werte ergeben.

Trotzdem ist Fukushima natürlich nicht Tschernobyl, die Auswirkungen werden IMHO eher in einer längeren Nichtnutzbarkeit des umliegenden Landes liegen, da die Iodaufnahme durch Iodtabletten weitgehend verhindert worden sein wird und deutlich weniger Cäsium und Strontium freigesetzt wurde, die der Körper anstelle von Calcium und Cäsium aufnimmt und einbauen kann.


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