1. Ich sehe einen Unterschied darin, ob man Familienangehörige für eine Tat mitbestraft (z. B. im Sinne einer Haftstrafe) oder ob man ihnen Vergünstigungen oder Leistungen entzieht, die sie vom Staat erhalten. [im Falle der Kündigung einer Sozialwohnung heißt es ja auch, dass andere die Möglichkeit kriegen, eine solche zu bekommen]
Der Entzug der Wohnung ist eine direkte Strafmaßnahme gegen Personen, die an den Krawallen teilgenommen haben. Sobald von dieser Strafmaßnahme nicht nur die betreffenden Personen sondern auch deren Angehörige erfasst werden, handelt es sich um Sippenhaft, Kollektivschuld oder wie immer man das benennen mag
Eine Möglichkeit, auf archaische Strukturen zu reagieren, ist archaische Methoden zu verwenden. Modern-mild-zivilisatorische Mittel mögen das Entstehen von archaischen Gewaltstrukturen verhindern können, bestehende zu brechen mag ihnen aber schwer fallen.
das sehe ich genauso. Allerdings impliziert die Nutzung archaischer Methoden in einen modernen Staat, dass der moderne Staat kein Rechtsstaat mehr ist. Mag sein, dass ist nur eine Feststellung aus dem Elfenbeinturm, bei der alle Beteiligten nur mit den Schultern zucken, bis es sie trifft
Das sind die konkret-sachlichen Erwägungen. Darüberhinaus (und mit Punkt 2) verwandt, gibt es noch den, dass es wichtig sein mag für einen Staat, Stärke zu demonstrieren (nicht nur für Wählerstimmen), was nur durch schnelles, entschiedenes Handeln geschehen kann, was wohl während der Krawalle nur begrenzt geschah.
die Frage lautet, ob der Staat ein Mittel seiner Bürger ist oder die Bürger ein Mittel des Staates sind. Aus meiner Sicht ist der Staat ein Mittel seiner Bürger, und damit ist die Demonstration von Stärke in Wirklichkeit die Demonstration von Schwäche, weil der Staat die Bedürfnisse erheblicher Teile seiner Bürger nicht mehr erfüllt hat und jetzt die Zusammenhänge ignoriert
Was die Gewalt in der Gesellschaft betrifft, wird diese in England selbst als Problem gesehen.
auf Grundlage dieses Ansatzes braucht im Grunde nicht weiter nachgedacht zu werden, denn nicht die Gewalt sondern die gesellschaftlichen Strukturen und Verfestigungen, die zu Gewalt führen, sind das Problem.