Schießerei vor jüdischer Schule

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Ipsissimus
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Mo 19. Mär 2012, 11:09 - Beitrag #1

Schießerei vor jüdischer Schule

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,822114,00.html

Bei einer Schießerei vor einer jüdischen Schule in der südfranzösischen Stadt Toulouse hat es mindestens drei Todesopfer gegeben, darunter sind zwei Kinder. Nach Angaben der Polizei floh der Täter auf einem Motorroller. Die Tat ähnelt Anschlägen aus jüngster Zeit, bei denen mehrere Soldaten starben.
...
Die drei getöteten Soldaten waren nordafrikanischer Abstammung, ein Soldat, der in Montauban lebensgefährlich verletzt wurde, ist Schwarzer. ...


hmm, jüdische Religionsangehörige, Nordafrikaner, ein Schwarzer - Zufall? Oder eine Kampagne aus Fremdenhass?

Lykurg
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Mo 19. Mär 2012, 14:42 - Beitrag #2

Laut dem Spiegel-Artikel ist die betroffene Fallschirmjägereinheit häufig in Afghanistan im Einsatz. Islamismus als Hintergrund kann also auch nicht ausgeschlossen werden. Daß sich Fremdenhaß gerade gegen uniformierte Soldaten richtete, hielte ich für ungewöhnlich, aber wer weiß... Mögen die Ermittlungen schnell zum Erfolg führen und keine weiteren Morde geschehen.

Edith: Die Spuren scheinen tatsächlich eher in die Neonazi-Szene zu führen, aus der Einheit waren Soldaten deswegen entlassen worden, und nach einer Zeugenaussage hatte der Täter wohl eine Tätowierung im Gesicht, die darauf paßte.

Ipsissimus
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Mo 19. Mär 2012, 21:42 - Beitrag #3

http://www.stern.de/panorama/toedliche-schuesse-auf-kinder-und-soldaten-anschlaege-wurden-mit-derselben-waffe-veruebt-1802081.html



Der tödliche Angriff auf die jüdische Schule in Toulouse ist mit derselben Waffe verübt worden, mit der in den Tagen zuvor in der Region gezielt Soldaten erschossen worden waren. In allen drei Fällen sei dieselbe Waffe vom Kaliber 11,43 Millimeter verwendet worden. Das habe die ballistische Untersuchung ergeben, verlautete am Montag aus Ermittlerkreisen.Nach weiteren Angaben der Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlerkreisen benutzte der Täter für die Flucht zudem den gleichen Motorroller. Dieser soll kurz vor dem ersten Anschlag in Toulouse gestohlen worden sei.

Maglor
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Mo 19. Mär 2012, 22:01 - Beitrag #4

Die Vorgehensweise erinnert mich all zu deutlich an die Mordserie des NSU: Einfach mal einen der anderen erschießen.

Lykurg
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Mo 19. Mär 2012, 22:40 - Beitrag #5

Ja, da ging diese Nachricht vom Informationswert her sogar schon weiter.
[Die Polizei] geht davon aus, dass der Täter ein erfahrener Schütze ist – entweder ein ehemaliger Soldat, ein Mitglied eines Schützenvereins, ein Jäger oder sogar ein Profikiller. Denn der Täter ging stets sehr kaltblütig vor und erschoss seine Opfer aus nächster Nähe. Er wisse, wie man Waffen bediene und mit ihnen schieße, zitierten französische Medieneinen namentlich ungenannten Ermittler.


Meist habe dem Täter ein einziger Schuss gereicht, um sein Opfer zu töten.


[...]

Dabei habe sich das Visier des Motorradhelms des Täters wenige Sekunden lang geöffnet, so dass sie einen Teil des Gesichts sehen konnte, erklärte sie: Er habe auf der linken Wange eine Tätowierung oder eine Narbei gehabt. Nach Informationen der Internetseite des Nachrichtenmagazins lepoint.fr hat diese Aussage die Ermittler auf eine Spur gebracht.

Vor vier Jahren sollen Soldaten aus der Fallschirmjägereinheit in Montauban, der Legonad, Chennouf und Liber angehörten, unehrenhaft entlassen worden sein, da sie im verdacht standen, Neonazi-Gruppen anzugehören.

Die betroffenen Personen sollen entsprechende Tätowierungen im Gesicht haben.

Ipsissimus
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Mi 21. Mär 2012, 14:47 - Beitrag #6

Gottseidank, ein Islamist. Nichts muss sich ändern.

janw
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Mi 21. Mär 2012, 15:39 - Beitrag #7

Aber warum schießt ein Islamist auf nordafrika-stämmige Soldaten? Weil er sie als Soldaten als Verräter oder ähnliches einstuft?

Ipsissimus
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Mi 21. Mär 2012, 16:22 - Beitrag #8

ich glaube doch kein Wort davon, Jan^^ alles nur interpretative Schnellschüsse, die ein Deutungsgerüst vorgeben sollen

Lykurg
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Mi 21. Mär 2012, 18:41 - Beitrag #9

Naja, die entsprechende Deutung war mir ja auch als erstes in den Sinn gekommen, ganz so unlogisch ist es nicht. Islamistischen Attentätern in Pakistan oder im Irak ist es ja auch gleichgültig, daß ihre Opfer meist Muslime sind. Wer in ihren Augen gegen die Umma auftritt, hat den Tod verdient (und 'Abtrünnigkeit' ist laut Scharia wesentlich schlimmer als ein schon immer bestehender 'Irrglaube').

Die gegenwärtigen, teilweise wohl noch sehr spekulativen Meldungen dürften sich allmählich aufklären. Immerhin paßt es deutlich besser zusammen als der Zeugenbericht von einer Narbe unter einem praktischerweise zufällig kurz hochgeschobenen Motorradhelmvisier.

Maglor
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Mi 21. Mär 2012, 21:28 - Beitrag #10

Die Vermutung eines antisemitischen Attentäters war durchaus richtig.
Dass Muslime Opfer des grünen Terrors werden, ist eigentlich typisch.
Zu prüfen wäre noch, ob der Anteil der Afro-Franzosen an den französischen Soldaten so hoch ist, dass man euro-französische Opfer als ungewöhnlich betrachten müsste.

Lykurg
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Do 22. Mär 2012, 13:18 - Beitrag #11

Inzwischen ist der mutmaßliche Attentäter bei Erstürmung der Wohnung ums Leben gekommen, genauer: nach einem mehrminütigen Feuergefecht aus dem Fenster gesprungen.* Er scheint sich telefonisch sehr eindeutig zu den Taten bekannt zu haben (er bereue nur, nicht mehr Tötungen erreicht zu haben); das "vorgegebene Deutungsgerüst" würde dann eine umfangreichere Nachrichtenfälschung voraussetzen - und natürlich, daß die Serie nicht weitergeht.

Ob sich deswegen nichts ändern muß bzw. ändert, ist nicht so sicher, Ipsissimus; die Rechtsextremen sehen das als halben Regierungsauftrag, und wer weiß, wieviele Stimmen ihnen die entsprechenden Ängste bringen.

_______
*(Edith): Irgendwie hatte ich das im Gefühl (hatte hin- und hereditiert): Wie inzwischen verlautbarte, wurde er doch von einem Scharfschützen erschossen.

Ipsissimus
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Do 22. Mär 2012, 14:39 - Beitrag #12

Auf mich wirkt das ganze derzeit eher wie ein durchgedrehter Einzelgänger, eher wie ein Teenager, der seiner Freundin imponieren will, als jemand, der eine politische Botschaft hat. Aber wir werden ja sehen, was die nähere Untersuchung ergibt.

janw
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Do 22. Mär 2012, 16:23 - Beitrag #13

Einige meinen ja, dieses einzelgängerische Auftreten sei Teil einer neuen Strategie von al Kaida, Reaktion auf die zunehmenden Schwierigkeiten, eine Terrorzelle aufrecht zu erhalten.
Wobei nach meinem Eindruck das Einzelgänger-sein dann nicht gegen die Existenz eines tragenden Netzwerkes sprechen muss, nur bleibt dies eben im Untergrund.

Unabhängig davon, spricht etwas gegen Verbindungen islamistischer Kreise zur rechten Szene?

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Do 22. Mär 2012, 16:37 - Beitrag #14

na ja, das entspräche dann in etwa der früheren US-amerikanischen Paranoia vor russischen "Schläfern"^^ möglich ist es, sicher, nur würde ich dann nach den Taten in irgendeiner Weise eine Beanspruchung seitens AQ erwarten - wenn sie nicht sagen, dass es einer der ihren war, bringen sie sich ja irgendwie um den von ihnen erwarteten Lohn der Aktion

Unabhängig davon, spricht etwas gegen Verbindungen islamistischer Kreise zur rechten Szene?
grundsätzlich spricht wohl nichts gegen etwas, das nicht widerlegt ist^^ ich hatte bisher allerdings nicht den Eindruck, dass die rechte Szene begeistert von Muslims sei, der NSU scheint mir da eher dagegen zu sprechen

Maglor
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Do 22. Mär 2012, 22:15 - Beitrag #15

Ich glaube nicht, dass Al Kaida eine Strategie hat.
Auf der anderen Seite würde ich den "durchgedrehten Einzeltäter" keineswegs als Gegenbild des salafitischen Gotteskriegers betrachtet.

Mordanschläge auf Soldaten im Westen sind nichts neues.
Aber eigentlich ist ja auch der Anschlag auf die Schüler die eigentlich Qualität des Franzosen.

2009 Amoklauf in Fort Wood, USA. Ein amerikanischer Militärpsychiater (Muslim mit palästinensischen Wurzeln) ermordet 13 Soldaten in der eigenen Kaserne. Er hatte sich während seiner Militär-Dienstzeit allein radikalisiert und griff dabei online auf das Propagandamaterial damals im Jemen agierendender amerikanischer Hassprediger zurück.
2001 Amoklauf in Frankfurt am Main. Ein Kosovo-Albaner überfällt einen mit US-Soldaten besetzen Bus und ermordet zwei Soldaten. Auch hier hatte sich der Täter allein über das Internet radikalisiert. Hier diente wiederum der amerikanisch-jemenitischen Online-Hassprediger Anwar al Awlaki als ideologischer Wegbereiter.

Es handelt sich nicht um Schläfer aus dem Orient, die Dschidisten kommen mitten aus dem Abendland.
Ihr Vorgehen ist eher plump. Von der "echten" Al Kaida ist man professionelle Bombenanschläge mit dutzenden Toten und brennenden Straßenzügen gewohnt und keine bewaffneten Überfälle.

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Di 27. Mär 2012, 19:56 - Beitrag #16

Abgesehen von der persönlichen Tragik für die Opferangehörigen ist die größte und schlimmste Folge dieser Affäre wohl die Steilvorlage für französische Nationalisten und Ausländerfeinde. Sarkozy scheint ja schon einigen Wahlkampfaufwind daraus zu ziehen. Nach den Banlieue-Krawallen dürfte es der nächste große Einschnitt in die dortige Integrationsdebatte werden.

@Ipsissimus: Was macht dir hier die Einzelgänger-Hypothese so viel einleuchtender als bei Breivik?

@Jan: Während bei hiesigen Rechtsradikalen antijüdische Folklore noch ein wesentliches Identifikationsmerkmal ist und somit eine Verbindung mit Islamisten auf "Feind meines Feindes"-Basis noch halbwegs realistisch erscheint (aus den von Ipsi genannten Gründen aber auch sicher nicht mehr als "halbwegs"), habe ich den Eindruck, dass sich die französischen Rechten schon deutlich länger und stärker auf muslimische Einwanderer eingeschossen (hm, fragwürdige Wortwahl in diesem Kontext...) haben und solche Kontakte nahezu auszuschließen sein dürften.

Ipsissimus
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Di 27. Mär 2012, 21:23 - Beitrag #17

na ja, nach allem, was ich bisher gehört habe, scheint die Einzelgänger-Hypothese nicht richtig zu greifen; es gab mittlerweile eine bis dato unbekannte Gruppe, die die Morde für sich beansprucht, und was mit dem Bruder ist, scheint auch noch nicht geklärt - kann sein, er hat was damit zu tun, kann sein, er ist volldebil, sich ohne Not in den Kontext der Tat zu bringen.

Bei Breivik ist bekannt, dass er in verschiedenen rechtsradikalen Netzwerken unterwegs war. Es würde mich wundern, wenn sie da nur über die Sportnachrichten geredet hätten.


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