Zitat von Traitor:Eigentlich die spannendste Frage, die hier berührt wird: wer ist der Träger der "nationalen Souveränität eines Landes" - die Regierung, das Volk, das abstrakte Staatsgebilde?
Im Falle Pakistan fällt die Antwort natürlich leicht: niemand!
Die Ohnmacht des Staates ist erschreckend. De facto verfügt Pakistan nicht die Macht die paschtunischen Stammesgebiete zu kontrollieren. Es ist nicht der Widerstand der lokalen Bevölkerung, sondern jene diffuse Opposition innerhalb des Militärs mit protalibanesischer Einstellung.
Für das jeweilige Regime ist Lage misslich. Es muss sich sowohl dem Militärputsch vorbeugen, indem jene Taliban, Al Kaida und wie sie sonst noch heißen in Ruhe, auf der andere Seite muss sie die Drohnen mal schön fliegen lassen, damit Uncle Sam keine ernsthafte Invention mit Regimewechsel durchführt. Ein Tanz auf dem Vulkan oder besser um die Atombombe und wie man es auch anstellt, es ist verkehrt.
Die Macht liegt in den Gewehrlaufen.
Das Eigenleben der Grenzprovinzen ermöglicht auch einen gewissen Einfluss auf das paschtunische Afghanistan. Sie sind ein Machtfaktor. In Pakistan leben mehr Paschtunen als in Afghanistan, wo sie die zahlreichste Ethnie sind. So ist es leicht den kleinen instabilen Nachbarn von den bedeutungslosen Grenzprovinzen aus zu kontrollieren, in dem es genug junge Männer gibt, um die Kanonen damit zu füttern. Man muss die wilden Paschtunen nur einfach in Ruhe lassen und sie konzentrieren ihre Streifzüge in Afghanistan anstatt sich gegen das Regime in Islamabad zu wenden.
Am besten ist es, die Paschtunen und die Amerikaner bekriegen einander, denn so ist das pakistanische Regime der lachende Dritte, der sich ganz auf seinen Erzfeind konzentrieren kann.
Ansonsten dürfte der nun mehr jahrelang andauernde Drohneneinsatz für das Land einer Art Dauerstress bedeuten. Dass im Artikel die psychischen Folgen der ständigen Bedrohung aus heiterem Himmel mal angesprochen wird, fällt mir besonders ins Auge. Die Gesellschaft in Waziristan nimmt wahrscheinlich eine ähnliche Entwicklung wie im Gazastreifen oder in Nordirland. Noch ein weiteres Jahrzehnt und man bekommt es nie wieder aus den Köpfen raus.
Ein Justizputsch in Pakistan wäre sicher ein Fortschritt.
Zu Waziristan und den Stammesgebieten:
Tatsächlich standen die Gebiete niemals unter Kontrolle Pakistans. Nach Abzug der Briten, die das Gebiet kaum unter Kontrolle hatten, wurde der parastaatliche Status offiziell und die wilde Gegend erhielt offiziell weitgehende Autonomie als Stammesgebiet.