Kartoffel-Kartell

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Ipsissimus
Dämmerung
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Sa 11. Mai 2013, 12:18 - Beitrag #1

Kartoffel-Kartell

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/verfahren-gegen-mehrere-unternehmen-das-kartoffel-kartell-1.1670092

Erst Aufzüge, dann Schienen - und jetzt auch noch Hörnla, Linda und Quarta: Das mutmaßliche Kartoffel-Kartell, gegen das Ermittlungen laufen, soll nach SZ-Informationen Bauern und Verbraucher um mehr als 100 Millionen Euro geschädigt haben.


wie der Markt doch immer wieder alles zum Besten regelt^^ zu wessen Besten? Zu irgendjemandes Bestem ganz sicher

Traitor
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Sa 11. Mai 2013, 13:47 - Beitrag #2

Ein Paprikakartell würde ich ja sofort glauben, aber Kartoffeln und Zwiebeln? Die könnten noch billiger sein? Das überrascht mich dann doch.
Andererseits war es ja schon allein des schönen Namens wegen fast unvermeidlich. ;)

Davon abgesehen, ja, ich wundere mich auch immer wieder, wie Verfechter einer weiteren Deregulierung ernsthaft behaupten können, dann würden sich keine Kartelle bilden.

Lykurg
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Sa 11. Mai 2013, 15:00 - Beitrag #3

Eigenartig, wie ein Produkt, das so leicht in Heimarbeit bzw. Kleinbetrieben herzustellen ist wie Kartoffeln, überhaupt kartellfähig sein kann. Und ja, bei Paprika oder Tomaten hätte ich es auch eher erwartet. Und Traitor, vielleicht hätte es dir klanglich noch besser gefallen, wenn sie sich mit kartelleigenen Kartoffelkanonen gegen die Durchsuchung zur Wehr gesetzt hätten?

Traitor
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Sa 11. Mai 2013, 15:10 - Beitrag #4

Entscheidender Erfolgsfaktor dürfte hier die schiere Masse sein. Wenn wir mal annehmen, es wurden nur einheimische Kartoffeln kartellisiert, dann braucht man bei einer Ernte von 10,6 Megatonnen gerade mal 1 Cent pro Kilo aufzuschlagen, um 106 Mio€ Mehrgewinn abzuschöpfen. Die kolportierte "dreistellige Millionensumme" lässt sich also mit einer Manipulation, die dem Verbraucher überhaupt nicht auffällt, abschöpfen.

Sprachlich sind auch die historischen Perspektiven nicht zu vernachlässigen, man denke nur mal an das Potential einer Studie "Karl Martell und das Kartoffelkartell".
(...von den sensationellen Korollaren für die Präkolumbianistik ganz abgesehen.)

Feuerkopf
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So 12. Mai 2013, 00:06 - Beitrag #5

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann gibt es nur wenige Unternehmen, die Kartoffeln für den Handel konfektionieren (sortieren, waschen, verpacken, verteilen) können. Die haben die schmutzigen Deals gemacht und damit sowohl die Produzenten als auch die Einzelhändler und damit letztendlich uns, die Kunden beim Bock getan.

janw
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So 12. Mai 2013, 21:07 - Beitrag #6

Was in der Diskussion völlig untergeht ist, daß dieses Kartell dazu führt, daß das Angebot an Sorten in den Supermärkten immer weiter zurück geht.
Kartoffel ist nicht gleich Kartoffel, auch jenseits von weich- und festkochend, und diese Vielfalt an Sorten bringt eine enorme Vielfalt an Geschmacksnuancen.

Ich glaube, daß der hohe Grad an Verkettung im Lebensmittelbereich eine bedeutende Ursache für die abnehmende Kochkompetenz im Lande ist.

Padreic
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Mo 13. Mai 2013, 01:37 - Beitrag #7

@janw: Ist das mit der abnehmenden Kochkompetenz eine Tatsache? Genauso frage ich mich: Hängt die abnehmende Sortenvielfalt mit diesem Kartell zusammen? Geht nicht einfach der Trend in allen Lebensmittelbereichen zu Sorten, die (personal-)effizienter zu produzieren sind?

Bei Kartoffelkartell hab ich zuerst an ein Kartell der Kartoffelbauern gedacht. Denen hätte ich es ja noch gegönnt, als Kampf der vielen Kleinen gegen die Großeinkäufer (ähnlich wie Gewerkschaften ja eigentlich auch nur ein legales Kartell sind). Den industriellen Kartoffelsortierern gönne ich es da weniger...
Da es, wie Traitor schon beschrieb, pro kg nur um Cent-Beträge ging, ist die Kartellfähigkeit hier wenig überraschend. Der Schaden für den einzelnen Verbraucher aber auch sehr gering.

Traitor
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Mo 13. Mai 2013, 09:03 - Beitrag #8

Zitat von Feuerkopf:Unternehmen, die Kartoffeln für den Handel [...] waschen [...] haben die schmutzigen Deals gemacht
Die können aber auch nichts richtig machen. :D

@Jan: Hängst du da mit deinem Pessimismus nicht ein paar Jahre hinterher? Sowohl Kochwillen (vielleicht auch -kunst) als auch Sortenvielfalt haben die Talsohle durchschritten, würde ich eher behaupten. Oder vielleicht ist es nur ein kurzzeitiger Ausreißer nach oben, aber zumindest dürfte es im Moment nicht bergab gehen. Gerade bei Kartoffeln sind "exotische" oder "alte" Sorten doch gerade ein großer Trend.

@Padreic: Anbauverbände wären, bis zu einer gewissen Marktbeherrschung, ja sogar legale Kartelle.

Ipsissimus
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Mo 13. Mai 2013, 11:10 - Beitrag #9

Da es, wie Traitor schon beschrieb, pro kg nur um Cent-Beträge ging, ist die Kartellfähigkeit hier wenig überraschend. Der Schaden für den einzelnen Verbraucher aber auch sehr gering.
in der Anfangsphase der Computerkriminalität hat ein Programmierer mal Millionen damit verdient, ein Steuerungsprogramm so zu manipulieren, dass es bei Zinsberechnungen die Beträge nach der zweiten Stelle hinter dem Komma abgeschnitten hat und die tausendstel Cent auf sein Konto eingezahlt hat. Der Schaden pro Überweisung war praktisch nicht gegeben, aber was meinst du, welchen Zirkus die Banken damals wegen des entgangenen Geldes veranstaltet haben^^ So dürfte es auch hier sein, die dem angeblich geschädigten Verbraucher unterstellte Empörung wird wohl eher eine über die entgangenen Steuern und Einnahmen sein^^

Maglor
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Mo 13. Mai 2013, 22:05 - Beitrag #10

Es ist schon bezeichnend, dass es zu keiner Hungerrevolte in Deutschland gekommen ist. :rolleyes:
Der Trend geht, glaube ich, eher weg von der Kartoffel, hin zu Nudeln, Reis ... oder Pommes Frites. :crazy:

janw
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So 19. Mai 2013, 10:49 - Beitrag #11

@Padreic, Traitor:
Mag sein, daß sich etwas getan hat, das ich übersehe, aber in meiner Wahrnehmung sind in den Ketten speziellere Sorten eher in kurzzeitigen Aktionen zu haben, vielleicht häufiger bei "Edeka", auch mal bei "Rewe", aber beim Rest...
Und beim Kochen sehe ich zumindest in der gesellschaftlichen Breite keine wirkliche Trendwende, die Fertigangebote boomen.

Maglor, Du sprichst da etwas an, das mich auch umtreibt - ich esse selbst viel mehr Reis und Nudeln statt Kartoffeln - weil Kartoffeln einfach zu wenig Energie beinhalten, 100g Kartoffel = ca. 300 KJ, 100g Reis/Nudeln = 1500 KJ.

Maglor
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Mi 5. Jun 2013, 23:25 - Beitrag #12

Zitat von janw:Maglor, Du sprichst da etwas an, das mich auch umtreibt - ich esse selbst viel mehr Reis und Nudeln statt Kartoffeln - weil Kartoffeln einfach zu wenig Energie beinhalten, 100g Kartoffel = ca. 300 KJ, 100g Reis/Nudeln = 1500 KJ.

Gib lieber zu, dass du zu voll zum Schälen bist.
Wenn du noch mehr Joule willst, versuch doch mal mit Mandel. Die kann man auch fertig geschält kaufen. ;)

Traitor
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Fr 7. Jun 2013, 21:19 - Beitrag #13

Inzwischen gibt es sogar vorgeschälte Kartoffeln im Supermarkt-Kühlregal, wahlweise gegart oder nicht... Womit wir aber schon verdächtig nahe an den Fertiggerichte-Thread kommen. ;)

Alternativ kann man, je nach Sorte und Lagerungszustand, die Schale auch mitessen, teilweise sogar geschmacksfördernd.

janw
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Sa 8. Jun 2013, 12:20 - Beitrag #14

Nein, um den Aufwand geht es mir wirklich nicht, gute Kartoffeln schmecken gut mit Schale, das schont auch andere Inhaltsstoffe, und notfalls pellt man sie auf dem Teller.
Es ist für mich nur wirklich so, sie füllen, ohne daß es etwas brächte.


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