die Naivität des westlichen Auslands besteht aus einem Reflex: wo auch immer auf der Welt das Wort "Demokratie" gerufen wird, ergänzen wir instinktiv "... nach westlicher Vorstellung". Und unsere Medien lernen einfach nicht aus den vielfältigen Erfahrungen, dass im Einflussbereich des politischen Islams besser zehnmal hin geschaut wird, ehe den Akteuren Sympathie für humanistische Prinzipien konstatiert wird. Was immer Muslime in arabischen Ländern mit "Demokratie" meinen, es hat nichts, absolut nichts mit unseren Vorstellungen von Demokratie zu tun, selbst da, wo es zufälligerweise optische Schnittstellen geben sollte.
Die wollen nicht zu unseren Verhältnissen. Und man kann angesichts von Prism, Tempora und Co noch nicht mal sagen, dass die Aversionen gegen westliche Gesellschaftsprinzipien unberechtigt wären. Die arabischen Gesellschaften sind wohl tatsächlich um einiges bereiter zu offener Gewalt und geprägt von direkter Unterdrückung; dafür sind unsere sehr viel verlogener in ihrer Leugnung der unter der Oberfläche tatsächlich in genauso hohem Maße ausgeübten "sanften", aber ebenso lebensbedrohlichen Gewalt und der davon ausgehenden "sanften" Unterdrückung.