Bundestagswahl 2013

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Di 24. Sep 2013, 16:23 - Beitrag #21

Die FDP hätte ich allerdings auch nie als Mitte aufgefaßt. Union und SPD teilten sich diese Aufgabe, die CDU meist eher mittig, die SPD links und die CSU deutlich rechts davon, mit gelegentlichen Ausflügen.
Der FDP billige ich über den Liberalismus eine ähnliche Lagerungebundenheit zu wie den Grünen, also real, wenn auch nicht zwangsläufig, etwas weiter ins Rechte bzw. ins Linke schlagend.

Traitor
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Mi 25. Sep 2013, 21:20 - Beitrag #22

Hier entlang geht's zur Mitte!

Genialer Schachzug der Linken: Rot-Grün unter Druck zu setzen, im Falle einer sich bis nach der Parlamentseröffnung hinziehenden Regierungsbildung dann schnell linke Nägel mit Köpfen zu machen, solange es noch keine Koalitionszwänge gibt.

Gleichzeitig ein ganz netter personeller Kahlschlag bei Gelbgrünorange.

009
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Do 26. Sep 2013, 14:58 - Beitrag #23

Bei neuer Mitte muß ich immer an ein gewiss beeindruckendes, aber wohl nicht unbedingt gelungenes Beispiel aus dem Ruhrgebiet denken...

Ipsissimus
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Sa 28. Sep 2013, 01:15 - Beitrag #24


janw
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Sa 28. Sep 2013, 13:00 - Beitrag #25

Wie wahr..."Wer für 27 Euro putzt, kann ja auch mal fliegen"

Das Problem mit der Mitte-Zentrierung rührt IMHO von zweierlei her:
- Die politischen Akteure entstammen nahezu alle derselben Schicht, haben also auch eine ähnliche Sicht auf gesellschaftliche Funktionsmechanismen
- Die Notwendigkeit, Mehrheiten zu erreichen, führt zu einem Kampf um den Schwerpunkt der Wählerschaft, und das ist nach wie vor die Gruppe der mehr oder weniger dauerhaften Arbeitsplatz-Besitzer.
Die Gruppe der prekär oder nicht Beschäftigten nimmt oft nicht an Wahlen teil und ist auch zu klein, um einen eigenen Schwerpunkt zu bilden, zumal ein Eingehen auf ihre Belange potenziell Stimmen im Schwerpunkt kostet:
Nicht-Beschäftigte werden dort immer noch verbreitet als nicht arbeiten wollend wahrgenommen, zum anderen werden die Nicht-Beschaftigten, teils unbewusst, als Bedrohung wahrgenommen - allzu leicht könnte man "auch da" landen, zum anderen werden Zeitarbeiter als Konkurrenten um die Regelbeschäftigung gesehen.

Ipsissimus
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Sa 28. Sep 2013, 13:19 - Beitrag #26

beinahe^^ ["Wenn Sie für 27 Euro nach Mallorca fliegen, muss eine für ein Euro die Stunde die Klos putzen.] Wenn die dann 27 Stunden lang putzt, kann sie auch mal fliegen"^^ (Gedächtniszitat)

bisschen üppig, ein Euro die Stunde, für 27 Euro Flugpreise

Ipsissimus
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Sa 28. Sep 2013, 13:20 - Beitrag #27


Padreic
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So 29. Sep 2013, 04:10 - Beitrag #28

Auch wenn Pispers durchaus zum Nachdenken anregen kann und die ein oder andere Pointe hat, sehe ich politisches Kabarett immer ein wenig zwiespältig. Gerade, wenn eine eindeutige politische Ansicht dahinter steht (wie bei Pispers), sehe ich Kabarett als eine Form der Polemik und argumentativen Verkürzung komplexer Sachverhalte.

Nehmen wir seinen Punkt, dass eine Umfrage (welche Umfrage, wie formuliert?) sagt, dass 80% der Deutschen für den Mindestlohn, gegen den Afghanistan-Einsatz und für die Rücknahme der schlimmsten Hartz4-Reformen sind. Und dann, dass die Linkspartei die einzige der (größeren) Parteien ist, die genau das vertritt.
1) Erstens, sind alle Parteien im Bundestag für die eine oder andere Form des Mindestlohns, alle außer die CDU sogar für einen einheitlichen. Zweitens, kann man ja die Frage ergänzen, ob die Leute gerne 50% mehr für einen Haarschnitt zahlen wollen; oder ob sie sehen wollen, wie immer mehr Friseure schwarz arbeiten; oder sich selbstständig machen, um unter den Mindestlohn zu kommen....
2) Alle Parteien im Bundestag sind für den Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan. Unabhängig davon, wie man dazu steht, dass deutsche Soldaten überhaupt nach Afghanistan gegangen sind und wie der Einsatz durchgeführt wurde, dürfte klar sein, dass ein schneller gegenüber einem langsamen Abzug noch den letzten Sinn des ganzen Einsatzes kaputt machen würde und sicherlich nicht im Interesse Afghanistans wäre. Ich denke, die Zustimmung zur Frage, ob man gegen den Afghanistan-Einsatz sei, hängt sehr davon ab, wie man die Frage stellt...
3) Genauso hier. Wer ist nicht gegen die Rücknahme der "schlimmsten Hartz4-Reformen". Und wer würde es nicht ok finden, die "besten Hartz4-Reformen" beizubehalten? Das fällt wohl eindeutig unter den Rahmen von Suggestivfragen. Auf eine Frage wie "Sollten Leute, die nicht arbeiten wollen, zur Annahme von Arbeit gezwungen werden können?", würden wohl viele Leute mit "ja" antworten; fragt man: "Stellen Sie sich vor, Sie wären arbeitslos. Was halten Sie davon, wenn man sie dazu zwingen kann, Müll im Park aufzusammeln." fänden Sie es nicht so toll...

So oder so wird hier einfach ein Umfrageergebnis unreflektiert genommen, es wird über den Daumen gepeilt mit den Parteiprogrammen der führenden Parteien verglichen, und daraus eine Paradoxie, eine Spitze, ein Pointe gemacht. Das ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit politischen Themen. Mag ja sein, dass die Linkspartei für viele in Deutschland die bessere Lösung wäre; so oder so präferiere ich eine fundierte Argumentation gegenüber einer Polemik.
[Übrigens habe ich auch mal ein Pispers-Kabarett besucht und gut gelacht. Aber umso besser gelacht, je weniger politisch es war, je weniger eine politische Agenda durchgedrückt werden sollte. Wenn man die politische Agenda teilt, mag es natürlich noch deutlich lustiger wirken. ]

Ipsissimus
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So 29. Sep 2013, 14:03 - Beitrag #29

ich wünschte mir, Padreic, du würdest deine nicht unerheblichen analytischen Fähigkeiten in gleicher kritischer Weise auf Reden und Texte von Politikern anwenden. Nur scheinst du aus mir unerfindlichen Gründen sehr viel geneigter zu sein, deren Prämissen zu akzeptieren.

Kunst - und Kabarett ist in meinen Augen Kunst - braucht kein fotografisches Abbild der Wirklichkeit zu liefern. Sie muss eine überzeugende Deutung liefern, und um so besser, je stärker diese Deutung im Konflikt mit der offiziellen politischen Deutung liegt. Es wäre ein Irrtum zu glauben, die Mehrheit der Hörer und Seher von Kabarett benötige dieses, um sich eine Meinung zu bilden. Die haben sie sich anhand der bekannten Fakten völlig unabhängig schon gebildet. Aber ich schätze an Pispers und seinesgleichen, dass sie mir zeigen, dass nicht nur ich alleine das Gefühl habe, im falschen Film zu sitzen.

Padreic
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So 29. Sep 2013, 19:16 - Beitrag #30

Reden von Politikern beachte ich normalerweise nicht. Wie Luhmann sagte, Politiksprache verzichtet gerne auf Inhalte außer den Botschaften "Ich bin einer von euch." und "Ihr seid für mich.", auch wenn dies durch anscheinende Inhalte verkleistert sein mag. Selbst wenn nicht in Reinform praktiziert, schwingt natürlich in so ziemlich jeder politischen Äußerung eines aktiven Politikers das Ziel des Machterhalts oder der Machterlangung für ihn selbst oder seine Kumpanen mit. Das macht eine treffende Analyse schon von den Rahmenbedingungen sehr unwahrscheinlich.
Wenn in der Politik treffende Analysen getroffen werden, dann wohl primär von Leuten in der zweiten Reihe, die sich üblicherweise nicht öffentlich äußern oder wenn nicht beachtet werden.

Von politischen Äußerungen von "Außenstehenden", besonders wenn sie mit der Intelligenz eines Pispers gesegnet sind, erwarte ich mir da schon mehr. Kunst muss kein photographisches Abbild der Realität liefern; sie braucht aber einen Wahrheitsanspruch. Auf Paradoxien und Widersprüche hinzuweisen dürfte eine der besten Möglichkeiten des Kabaretts sein. Die kritische Haltung sollte aber gleichzeitig wieder auf den Kabarettisten zurück gerichtet werden: Ist die Paradoxie, die ich nenne, wirklich da, oder ist sie vielleicht nur eine scheinbare, die ich benutze, um meine Meinung durchzudrücken, vielleicht sogar Parteiwerbung zu machen? Rege ich wirklich die Leute zum Nachdenken an oder bestätige ich sie nur in ihren Ansichten?
Eine wichtige Aufgabe von Kunst (eine unter mehreren) sehe ich in einem Mindfuck, die Leute in die Unsicherheit zu schmeißen. Eine gutes Kabarett, stelle ich mir vor, kann in unzählige Haken bestehen. Kabarett ist immer kritisch, genauso wie es die Leute erwarten; man formuliert erst eine Kritik in einer Weise wie sie die Zuhörer erwarten und teilen. Dann hinterfragt und kritisiert man im nächsten Haken die Gründe und Grundlagen dieser Kritik. Das kann man wiederholen. Um am Ende kommt man wieder bei der selben Kritik wie am Anfang an. Wenn man das noch mit Komik verbinden kann, wäre das ein grandioses Kabarett.

Btw: 27 Euro sind Lockpreise. Keine Fluggesellschaft kann damit Gewinn machen, egal, was sie ihren Putzkräften dafür bezahlen. Der allgemeinverbindliche Mindestlohn für "Gebäudereiniger" in Deutschlands Westen beträgt 9 Euro die Stunde. Wie allgemeinverbindlich "allgemeinverbindlich" ist, ist mir allerdings unbekannt.

Btw2: Das ist eigentlich alles off-topic in diesem Thread....

Edit: Mir ist gerade ein Zitat von Wolfgang Neuss ins Auge gesprungen:
Wenn man nicht haargenau wie die CDU denkt, fliegt man glatt aus der SPD.
Es ist ja bekannt, dass die SPD der CDU immer ähnlicher wird. Von wann mag das Zitat sein? Von 1965 !

Maglor
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So 29. Sep 2013, 21:15 - Beitrag #31

Wer sagt denn, dass die Flugzeuge in Deutschland geputzt werden? Und wenn sie in Deutschland geputzt werden, warum sollte das dann eine deutsche Firma mit deutschen Tarifarbeitern machen? Firmen mit Sitz im EU-Ausland sind an die Mindestlöhne nicht gebunden.

Padreic
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Mo 30. Sep 2013, 03:06 - Beitrag #32

Ich gehe davon aus, dass ein Flugzeug nach jedem Flug zumindest rudimentär geputzt wird, zumindest bei einem internationalen Flug (obgleich ich mir bei Ryanair nicht so sicher wäre). Wenn sie in Deutschland landen, wird das Flugzeug also auch in Deutschland geputzt. Man beachte auch, dass es bei den Gesamtkosten eines Fluges so etwas von egal ist, ob die Reinigung 20 Euro mehr oder weniger kostet....in einem Flugzeug hat man häufig meist mehr als 100 Passagiere; das ist also im Cent-Bereich pro Passagier.

Zudem habe ich den Eindruck, dass die üblichen Mindestlöhne gerade für ausländische Arbeitgeber gelten. Für mehr Informationen siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitnehmer-Entsendegesetz. Ausnahme sind natürlich Schwarzarbeiter. Ob wohl mit der großen Koalition auch der Mindestlohn für Schwarzarbeiter kommt?

Ipsissimus
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Mo 30. Sep 2013, 10:54 - Beitrag #33

nun ja, gerade Pispers dürfte einer von denen sein, die in erheblichem Maße Mindfuck zu erzeugen imstande sind^^ jedenfalls wird aus meiner Sicht die Wahrheit seiner Deutungen nicht durch die Mittel in Frage gestellt, die er zur Erzeugung verwendet. Flucht in die Komplexität ist ein Mittel, das gerade Politiker immer wieder gern verwenden, um im Prinzip einfache Sachverhalte zu verschleiern oder sich im Prinzip einfachen Forderungen an ihr ethisches Verhalten zu entziehen. Wenn derartige Knoten durch nicht exakt Fakten-identische Darstellungen durchschlagen werden, ist mir das allemal recht, die Fakten kenne ich selbst schon zur Genüge und kann daher auch einschätzen, ob er überzieht oder nicht. Dass auch Kabarett, wie alles auf der Welt, nicht zum unkritischen Genuss taugt, versteht sich dabei von selbst.

janw
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Mo 30. Sep 2013, 22:06 - Beitrag #34

Nicht zuletzt, und da kommen wir dem Thema auch wieder näher, hat Pispers auch in selten gehörter Schonungslosigkeit die Vorgänge aufgezählt, deretwegen die Malaise der SPD heute ist wie sie ist, die freigebige Verschleuderung von Steuertatbeständen und Kompensation der Einnahmeverluste durch Kürzungen im Sozialsystem.

Das Problem ist einfach, daß die Malaise von einer Art und Schwere ist, daß sie den Rahmen üblicher satirischer Übertreibung sprengt.

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