Somalische Piraten

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maglor
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So 23. Mai 2010, 22:26 - Beitrag #21

Wirklich kuriose Neuigkeiten!
Im Januar 2010 reiste ein gewisser Herr Darman, seiner eine Art Oberhaupt des somalischen Hawiye-Klans und nach eigenen Angaben der einzige demokratisch legitimierte Präsident Somalias nach Düsseldorf und verkündete auf einer Presse-Konferenz, er wolle die Piraterie wirksam bekämpfen.
Urplötzlich ist dieser vergleichsweise bedeutungslose somalische Warlord dazu in der Lage wenigstens 100 von der Bundeswehr qualifizierte deutsche Söldner der Firma "Asgaard - German Security Group" für 5 Jahre anzuheuern, nach Firmenangaben handelt es sich um ehemalige deutsche Elite-Soldaten.
Die ersten Deutschen sind wohl schon in Somalia. Dort sollen sie die Truppen des Potentaten ausbiden und noch weitere Dienstleistungen im Kampf gegen den anderen Präsidenten Sharif Sheikh Ahmed und die anderen Präsidenten Somalia und natürlich gegen Islamisten, Piraten, die Friedenstruppen der Afrikanischen Union und die anderen bösen Buben. Zu blöde nur, dass die Regierung um Sharif Sheikh Ahmed auch von der EU und Deutschland favorisiert wird, deren Truppen von der echten Bundeswehr, also nicht der Firma, in Uganda ausgebildet werden.

Die Dienstleistung der deutschen Asgaard, 100 Söldner für 5 Jahre, hat natürlich ihren Preis. Er dürfte in die Millionen gehen. Woher hat der scheinbar unbedeutende Warlord diesen Haufen Geld. (Ich konnte noch nicht einmal herausfinden, wo sich sein Herrschaftsgebiet befindet. Es kann also nicht sehr groß sein.) Es muss wohl Investoren oder reiche Freunde geben oder doch Kaperfahrten. Viele war die Piraterie ja noch gewissen Unternehmen so lästig geworden, dass sie ihren eigenen Warlord ausrüsten und auf die Piraten setzen.
Wer weiß, wer weiß... Die Tage kommt sicherlich noch mehr ans Licht.

Lykurg
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Di 25. Mai 2010, 17:47 - Beitrag #22

Wie gesichert wirksame Pirateriebekämpfung auf Darmans Agenda oben steht, ist mir nicht klar. Wäre dies der Fall, würde mich nicht weiter wundern, wenn er die Gelder dafür mit Leichtigkeit zusammenbekäme - sei es von Ölkonzernen, Reedereien oder Versicherern. Aber ich denke, dank internationaler Handelsverbindungen insbesondere im Drogen-, Waffen- und Menschenhandel dürften einzelne auch in Somalia gut genug verdienen können, um sich eine solche Privatarmee auch selbständig leisten zu können. Irgendwo hatte ich auch was über sein Herrschaftsgebiet gefunden, scheint, daß seine Milizen zumindest zwei Hafenstädte kontrolliert haben. Lustig finde ich auch, daß auf seiner Presseerklärung ein Senator Somalias und innerkirchlicher Berater erwähnt wird, der vom Namen her vielleicht nicht unbedingt von dort stammt. Gegenseitige Anerkennung von Präsident und Parlament ist eben wichtig. Bild

Traitor
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Do 27. Mai 2010, 22:11 - Beitrag #23

Tatsächlich ist die Geschichte jetzt auch bei Spiegel, Focus und Co und sogar in der lokalen Tagespresse aufgetaucht. Sehr beeindruckend finde ich dazu ja die Stellungnahmen eines gewissen "Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes" Ulrich Kirsch, eine äußerst klare Distanzierung in angemessen ernstem Tonfall, wie man sie selbst bei einem frühkindlichen Süßigkeitendiebstahl nicht harscher erwarten könnte:
"Das ist nicht in Ordnung"
"[...] finden wir überhaupt nicht gut."

Davon abgesehen eine sehr undurchsichtige Lage. Und anscheinend drohen wiederum nur den Anwerbern, nicht den Angeworbenen, rechtliche Konsequenzen.

Thematisch passend sowohl hier als auch im Äquatorial-Guinea-Thread wäre übrigens auch Herr "Kongo-Müller". (Spiegel, Wikipedia)

Lykurg
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Do 27. Mai 2010, 23:50 - Beitrag #24

Der Bundeswehrverband ist ohnehin ein etwas obskurer Laden - auf seine Art verdienstvoll, aber manche Positionen sind noch merkwürdiger als bei der Gewerkschaft der Polizei (irgendwie auch kein Zufall). Der gute Mann sieht einfach nur ein Eindringen in seine Zuständigkeit, da gehören mehr deutsche Jungs in offiziellem Auftrag hin! - oder so.
Morgen abend treffe ich vermutlich jemanden, der sich in Somalia einigermaßen auskennt - und bin gespannt drauf.

Maglor
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So 30. Mai 2010, 18:27 - Beitrag #25

Warum denn diese aufgesetze Moral? Seit Jahren werden ehealige Zeitsoldaten der Bundeswehr mit Steuermitteln zu Security-Personal und Söldnern umgeschult. Diese bewachen später schwerbewaffnet Firmensitze, Entwicklungshilfeeinrchtungen oder auch staatliche Einrichtungen in Krisengebieten. Dass das solche hochausgebildete Security eben gesternn noch für die UN bewacht, heute eine Botschaft im Irak und morgen für einen Möchtegern-Warlord eine Armee aufbaut, ist nur die Konsequenz der Aufgabe des Gewaltmonopols.
Vielleicht sollte auch die Sache mit den Zeitsoldaten überdacht werden. Irgendwie wird es in den Zeiten der freien Weltwirtschaft problematisch gut ausgebildete Soldaten einfach so in diese zu entlassen. Könnten irgendwann auf der falschen Seite auftauchen.

Zu Darman:
Er hielt sich vor allem in den USA auf und pflegt dort Kontakte zu Exil-Somalis und US-Politikern. Ein Gebiet in Somalia scheint er nicht zu kontrollieren. Sein Größenwahn Präsident von ganz Somalia zu werden ist daher schon grenzenlos.
Zu den Kosten: Rechnet man als Tagessatz für einen Söldner mit einer der gefragten Ausbildungen bei der Bundeswehr (KSK, Fallschirmspringer usw.) von 1000 €, so ergibt sich für 100 Söldner und 5 Jahre das stolze Sümmchen von 180 Millionen von alleinigen Soldkosten! Wie dies Darman als quasi staatenloser Staatsmann aufbringen möchte, sceint rätselhaft, aber er muss dazu wohl in der Lage.

Maglor
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Sa 10. Jul 2010, 18:07 - Beitrag #26

Nach langer Flaute habe ich tatsächlich wieder Nachricht über die künftigen Abenteuer der deutschen Asgaard in Somlia gefunden.
Hier im Hamburger Abendblatt vom 22. Juni 2010
Besonders prickelnd ist die Schlusspassage:
Seine Soldaten sollen besser verdienen und ausgerüstet sein als die der Bundeswehr in Afghanistan. 8000 Euro netto pro Monat bekämen die Asgaard-Armisten. 60 Tage arbeiten, 60 Tage frei: "Spezialoperationen werden höher besoldet." Neben den 60 Stand-by-Söldnern könne er 120 weitere in wenigen Wochen aktivieren. Ein paar Hundert innerhalb von zwei Monaten. "Klappt der Auftrag, wie Darman, seine Berater und ich es mir vorstellen, unterstützen die USA, die Vereinten Nationen, die Afrikanische Liga und die Weltbank unseren Vertragspartner und nicht den im Januar 2009 inthronisierten Chef der Übergangsregierung, Sharif Sheikh Ahmed. Wir werden vier- bis fünftausend Mann für den Somalia-Auftrag brauchen", erklärt Tewes. Im rohstoffreichen Afrika sehen die Asgaard-Geschäftsführer den Markt der Zukunft. Die in Anzug gewandeten Investoren hören das mit Interesse. Er selbst, sagt Tewes, war bislang "ein Dutzend Mal" auf dem Schwarzen Kontinent. Auch in Nigeria, Namibia und Guinea-Bissau. "Doch die Somalia-Mission hat oberste Priorität", doziert der Ex-Elitesoldat. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Nun müssen die Politiker ihre Arbeit erledigen. Und in wenigen Wochen oder Monaten wird sich hoffentlich entscheiden, ob wir am Horn von Afrika zeigen dürfen, was wir in Sachen Personen,- Objekt- und Konvoischutz unter Vollbewaffnung so alles draufhaben." Wenn der Marschbefehl nach Mogadischu kommt, möchte der Bielefelder Falko Förster zum Vorauskommando, das die Lage vor Ort sondiert, gehören. "Abmarschbereit bin ich in zwölf Stunden. Mein Testament habe ich gemacht, der Impfstatus steht, Pass ist gültig, meine Frau weiß ich hinter mir."

Offenbar ist der Möchtegern-Präsident ud Möchtegern-Warlord Darman bei seiner großangelegten Söldner-Kampagne von der Zustimmung des Auslandes abhängig. Zumindest für die Deutschen wird es dann ein großes Geschäft.
Für die Asgaard German Security Group und ihr aufstrebendes Gewerbe war es schon mal gute Publicity. Die strafrechtlichen Konsequenzen lassen zumindest noch auf sich warten, wahrscheinlich für immer.

Lykurg
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Sa 10. Jul 2010, 19:34 - Beitrag #27

Das klingt nach einem soliden Einkommen. Aber ob die strafrechlichen Konsequenzen wirklich für immer ausbleiben, wage ich zu bezweifeln. Ich habe nicht mehr im Blick, wie das mit der Strafbarkeit von Söldnertätigkeit im Ausland war - aber ich könnte mir vorstellen, daß der reine Plan dazu und vielleicht auch die Vertragsunterschrift noch nicht strafbar sind, während kriminelle Handlungen dort es dann sind (und sei es als Kriegsverbrechen oder wai). Dementsprechend wäre ein derzeitiges Nichthandeln der Gerichte noch kein Anzeichen dafür, daß der (in diesem Sinne noch nicht bestehende) Fall auch nie verhandelt würde.

Maglor
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Sa 1. Dez 2018, 12:08 - Beitrag #28

Tatsächlich hatte das gescheiterte Somalia-Abenteuer strafrechtliche Konsequenzen. Ein somalischer Warlord ohne Geld und eine Security-Firma mit Größenwahn heckten den tollkühnen Plan.
Kuioserweise war das aber nur in der Regionalzeitung Westfälischer Anzeiger Thema. Angeklagt waren auch nur Kleinigkeiten und nicht etwa Landesverrat u.a.
https://www.wa.de/hamm/ex-bundeswehrsoldat-hamm-gruender-sicherheitsfirma-asgaard-wegen-auftrags-somalia-gericht-8708952.html

Zitat von Westfälischer Anzeiger:Wie im Gericht bekannt wurde, trafen sich die Angeklagten im Oktober 2009 im Frankfurter Hotel International mit dem Vertrauten eines schwerreichen somalischen Clanchefs. Der mischte im Bürgerkrieg mit und erhob Anspruch auf das Präsidentenamt. In dem Vertrag zwischen der Firma Asgaard und dem Exilanten, den die Richterin am Donnerstag verlas, werden sogar mögliche Operationen der deutschen Söldner zu Lande, zu Luft und zu Wasser genannt. Für die militärischen Dienste sollten vier Millionen Euro fließen, bei Bedarf später mehr. Allerdings sollte Asgaard zunächst für 100.000 Euro eine Machbarkeitsstudie erstellen. Erst wenn diese positiv ausgefallen wäre, sollte es zu den militärischen Aktionen kommen.


Die ganze innenpolitische Brisans des Thema wurde zumindest bei Deutschlandfunk erkannt. Die Bundesregierung scheint das Problemerfolgreich zu ignorieren, obwohl die echte Bundeswehr eine ganz andere somalische Regierung unterstützt. Offen bleibt auch die Frage, ob die Bundeswehr nicht sogar den Wechsel ehemaliger Soldaten in Söldnerfirmen als Wiedereingliederungsmaßnahme fördert.

Die Firma existiert bis heute und sucht weiterhin "Fachpersonal". Dass die ganze Aufmachung mit Runeninschriften durchaus völkischer Ästhetik entspricht, scheint niemanden weiter zu stören. Ob diese Aufmachung zum Anlocken der Auftraggeber oder der Kunden dient, ist unklar. Nach meinem Eindruck geht es vor allem um Geheimhaltung und Täuschung und wenigstens das scheint zu gelingen.

Die Verbindungen sind jedenfalls augenscheinlich.
So berichtet diese merkwürdige Militär-Zeitschrift Spartanat über das Bewerbungsverfahren bei Asgaard und über die Gründung des KSK-Kameradschaftsvereins Uniter (das bei der "Schattenarmee" bzw. dem Hannibal-Netzwerk irgendeine Rolle spielen soll). Die Verwendung des identitären und comic-spatanischen Lambdas passt natürlich gut zum Keltenkreuz und Totenkopf.
Genauso ins Bild passt natürlich die Aussage von Brigadegenerald a.D. Günzel, sein KSK sei so was ähnliches wie die Spartiaten oder die Waffen-SS.
Im Umfeld des KSK hat sich offensichtlich eine geheimnisvolle Halbwelt entwickelt.

Traitor
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Sa 1. Dez 2018, 13:53 - Beitrag #29

Danke für die Nachrecherche, Maglor! Dass es damals erstmal nur um eine "Machbarkeitsstudie" ging, war glaube ich nicht klar, sonderlich besser macht das aber auch nichts.

Wikipedia nennt Darman übrigens höchstneutral "somalischer Geschäftsmann, Ingenieur und Politiker". Klingt doch gleich viel schmucker als "Warlord".

Offen bleibt auch die Frage, ob die Bundeswehr nicht sogar den Wechsel ehemaliger Soldaten in Söldnerfirmen als Wiedereingliederungsmaßnahme fördert.
Bestimmt eine von Beratern empfohlene Maßnahme. Und vielleicht arbeiten dieselben Berater ja auch für einschlägige Söldnerfirmen? Investigativnoldo, übernehmen Sie! ;)

Dass die ganze Aufmachung mit Runeninschriften durchaus völkischer Ästhetik entspricht, scheint niemanden weiter zu stören. Ob diese Aufmachung zum Anlocken der Auftraggeber oder der Kunden dient, ist unklar.
Und/oder Anlocken von Mitarbeitern.

Die Verbindungen sind jedenfalls augenscheinlich.
So berichtet diese merkwürdige Militär-Zeitschrift
...und hier ist mir erstmal schlecht geworden und ich habe mir die Links nicht weiter angesehen. ;)

Maglor
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Sa 1. Dez 2018, 17:48 - Beitrag #30

Tatsächlich gab es auch schon ein Urteil - nämlich Freispruch in der Hauptsache.
Zitat von Westfälische Allgemeine:Das Gericht habe aber nicht „mit hinreichender Sicherheit feststellen können“, erklärte die Richterin, dass der Vertrag auch Geltung haben sollte. Ebenso wenig, dass „Asgaard“ für eine geplante „Sicherheitsanalyse“, die die Firma mit Sitz in Telgte vor einem möglichen Einsatz durchführen wollten, „Geld geflossen“ sei.
Kontakt zu Behörden gesucht

Ferner sei die Firma „wirtschaftlich nicht in der Lage gewesen“, mit eigenen Mitteln solch eine Unternehmung in Afrika durchzuführen. Darüber hinaus hätten die Angeklagten – spätestens im Jahr 2010 – den Kontakt zu Behörden gesucht, um sich zu vergewissern, ob ein Einsatz erlaubt sei. Zum Einsatz kam es nie.WA

Das Amtsgericht hätte meiner Meinung nach prüfen sollen, ob eine Verurteilung wegen Betruges infrage kommt. :crazy:

Stattdessen wurde er aber wegen Untreue verurteilte. Der Angeklagte hatte als Kassierer im Reservistenverband Geld unterschlagen. Es ist natürlich keine Überaschung, dass Felix Krull Funktionär in so einem dubiosem Klub war.

Ipsissimus
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Sa 1. Dez 2018, 18:38 - Beitrag #31

Zitat von Traitor:
Offen bleibt auch die Frage, ob die Bundeswehr nicht sogar den Wechsel ehemaliger Soldaten in Söldnerfirmen als Wiedereingliederungsmaßnahme fördert.


Offen bleibt vor allem die Frage, wie jemand auf die absurde Idee kommt, diese Frage würde beantwortet werden.

Maglor
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Sa 1. Dez 2018, 18:59 - Beitrag #32

Das Magazin der Freitag hatte 2014 auch noch mal zu Asgaard recherchiert - voll investigativ haben sie die Facebook-Seiten ausgewertet.
Es ist demnach offensichtlich, dass die Führung der Firma Verbindungen zur rechten Szene hat. Asgaards Einsätze im Nord-Irak und in der Ukraine blieben juristisch offensichtlich ohne Folgen.
Es ist ja auch eine super Sache, die Bundeswehr einzusetzen, ohne die Bundeswehr einzusetzen.

Maglor
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So 22. Dez 2019, 20:46 - Beitrag #33

Skandal für Skandal wiederholt sich immer wieder die gleiche Geschichte. Die Verbindung des Vereins Uniter zu deutschen Söldnern erschien noch harmlos und lustig. Auch die Rechtsterroristen und irre Prepper im Klub erschienen noch harmlos, immerhin haben sie nur für Tag X traniert und keine konkrete Pläne gehabt. Jetzt sind aber auch noch Verbindungen zur CDU Sachsen-Anhalt aufgedeckt worden, zugeben handelt es nicht um Kommunal-Politiker.
[url="Spiegel: CDU-Mann mit rechtsextremer Vergangenheit"]https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sachsen-anhalt-die-cdu-uniter-und-der-ex-neonazi-a-1301351.html[/url]
Bedauerlicherweise geht es im öffentlichen Diskurs vor allem um die dubiose Tätowierung und die sogenannte "rechtsextreme Vergangenheit" des Jung-Politikers. Viel spannender ist die Frage nach der Kontinuität der politischen Karriere und ob seine Verdienste innerhalb der CDU in irgendeinem Widerspruch zu seinem politischen Vorleben sind.

Man sollte sich auch die Frage stellen, ob es der CDU gelungen ist, die AfD rechts zu überholen. Immerhin war ehemalige CDU-Politiker sogar Ordner bei Neonazi-Demo und nicht nur Demonstrant wie Höcke. Und er war nicht nicht in irgendwelchen Hirnwichser-Stammtischen und Pfadfinderbünden der Neuen Rechten aktiv, sondern gleich im hippen Kriegerverein der Söldner und Schattensoldaten. :crazy:

Was den Rechtsstaat und seine Zukunft betrifft, so stimmt es bedenklich, dass Uniter nicht vom Verfassungsschutz "beobachtet" wird, aber das ist vielleicht auch besser als eine Subvention mit V-Leuten. Jedenfalls hat der Verfassungsschutz immer noch keine Informationen zu dem bescheidenen Verein Uniter, in dessen Umfeld alle paar Jahre angebliche Privat-Armeen auftauchen. Es spricht auch gegen unseren Staat, dass Uniter noch immer die Steuervorteile eines gemeinnützigen Vereins genießt. So wird gräbt unser Staat am eigenen Grab, vorrausgesetzt es handelt sich nicht nur um harmlose Spinner, die nur zufällig Waffen und eine paramilitärische Ausbildung haben.

Ich für meinen Teil erwäge natürlich auch die Möglichkeit, dass es sich um eine Betrugsmasche handelt, bei der sich Zivilversager als Nahkampf-Experten ausgeben, um überteuerte Seminarplätze an naive Reichsbürger, Prepper, Neonazis, Möchtegern-Söldner und andere Spinner zu verkaufen. :crazy:

Wenn sich schon die Blase der deutschen Söldnerarmee in Somalia als heiße Luft erwies, könnte das auch für Hannibals Schattenarmee zutreffen. Unsere gute alte Bundesrepublik müsste dann genauso sicher vor den nordischen Kriegern sein wie die somalischen Piratennester. Wenn Uniter seine angeblichen Tricks bei der Bundeswehr gelernt hat, durften die Vertreter auch ziemlich harmlos sein und allenfalls durch Berater-Affären Schaden anrichten. :crazy:

Ipsissimus
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Sa 28. Dez 2019, 13:16 - Beitrag #34

Zitat von Maglor:Man sollte sich auch die Frage stellen, ob es der CDU gelungen ist, die AfD rechts zu überholen. Immerhin war ehemalige CDU-Politiker sogar Ordner bei Neonazi-Demo und nicht nur Demonstrant wie Höcke.


Eine grundsätzliche Frage dürfte darin bestehen, wie gesellschaftlich überhaupt mit Aussteigern aus der Szene umgegangen werden kann. Vertrauensvorschuss, Überprüfung, kritische Begleitung? So richtig griffig ist das alles nichts. Allerdings, so wie es die CDU gemacht hat, den Umstand einfach ignorieren, das ist brandgefährlich, und nicht aus wahltaktischen Gründen.

Maglor
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Sa 19. Sep 2020, 16:05 - Beitrag #35

Nachdem schon einschlägige Verbindungen der Asgaard Security zu somalischen Warlords, Preppern und Neonazis nachgewiesen wurden, kommt es nun noch schlimmer:
Asgaard Security hat enge Kontakte zur Bundeswehr und deutschen Sicherheitsbehörden!
https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/bundeswehr-asgaard-rechtsradikale-101.html

Jetzt ist zumindest klar, warum sie all die Jahre nahezu unbehelligt ihrem schmutzigen Geschäft nachgehen konnten. :fear:

Maglor
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Sa 27. Feb 2021, 01:09 - Beitrag #36

Zitat von Lykurg:Aber ob die strafrechlichen Konsequenzen wirklich für immer ausbleiben, wage ich zu bezweifeln.

Wie recht Lykurg doch damals schon hatte!
Erst jetzt war doch die Polizei bei Deutschlands hoffentlich einziger real existierenden Neonazi-Söldner-Truppe zu Besuch.
Diesmal kamen die Polizisten allerdings nicht als Nebenjobber zur personellen Unterstützung des etwas anderen Security-Unternehmens sondern für eine Razzia im Namen des Gesetzes!

"Im September vergangenen Jahres berichtete Kontraste über die umstrittene Sicherheitsfirma Asgaard und deren Geschäftsführer Dirk G.. Nach dem Beitrag nahm der Generalbundesanwalt Ermittlungen auf. Am 19. Februar kam es zu Durchsuchungen der Wohn- und Büroräume des Asgaard-Geschäftsführers."
[url]https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-25-01-2021/razzia-nach-kontraste-recherche.html[url]

Die Polizei kam aber doch nur, weil die vom RBB vorermittel hatten??? :fear:
Dabei wurde doch strafrechtliche Konsequenzen doch schon vor über einem Jahrzehnt in dieser Matrix gefordert - lange vor den ganzen neuen Skandalen. Immerhin füllen diese Affären inzwischen eine eigene Wikipedia-Seite.

Ipsissimus
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Mo 1. Mär 2021, 19:43 - Beitrag #37

Offenbar kam es noch nicht mal zu einer Festnahme. Was nicht ganz verwundert, denn wenn Dirk G. nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, hatte er zwischen September und 19. Februar genug Zeit, um zwei und zwei zu addieren und alles beweiskräftige Zeug sonstwohin zu verlagern^^ vielleicht ins Meer vor Somalia^^

Maglor
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Di 2. Mär 2021, 14:22 - Beitrag #38

Die Geschäftsidee der Asgaard (Einschleusung von deutschen Söldnern in Bürgerkriegsländer wie Ukraine, Irak oder Somalia) ist meiner Meinung nur mit Hochverrat und Verstößen gegen das Völkerstrafrecht u.a. denkbar.
Allein schon die offensichtliche Fluchtgefahr (ab in die Ukraine oder in den Irak) hätte in allen Strafverfahren wahrscheinlich eine Untersuchungshaft begründen können.

Neben den fehlenden strafrechtlichen Konsequenzen, sind auch die fehlenden polizeirechtlichen Konsequenzen extrem auffällig.
Die Sicherheitsbehörden könnten die Söldnerfirma leicht lahmlegen. Man muss nur daran denken, wie leicht bei sogenannten islmastschen Gefährdner zur Gefahrenabwehr Grundrechte massiv eingeschränkt werden können. Bei geringstem Verdacht des Jihad-Tourismus kann der Reisepass eingezogen werden, damit man nicht in den Irak ausreisen kann. Sehr schnell kann auch der Besitz von Schusswaffen verboten werden. Beschäftigungsverbote im Bereich Sicherheit für verurteilte Straftäter oder mutmaßliche Gefährder sind sonst auch relativ leicht umsetzbar.

Die jüngsten Ermittlungen gingen auch nicht direkt vn der Polizei sondern vom TV-Journalismus aus. Der aktuelle Fall "Söldner mit Neonazi-Hintergrund bedrohte deutsche Bundestagsabgeordnete" hat bei der Justiz sicherlich einen gewissen Handlungszwang erzeugt. Viel ist deswegen aber auch wirklich nicht passiert. (Die Bundestagsabgeordnete ist aber auch nur von Linkspartei und erhält vielleicht mit Absicht weniger Polizeischutz.)

Dass die deutsche Asgaard gute informelle Verbindung in deutsche Sicherheitsbehörden hat - nicht nur zu Polizei und Bundeswehr, sondern zum informellen Hannibal-Netzwerk - ist offensichtlich. Leider ist das keine Verschwörungstheorie sondern ein strukturelles Problem. Und es macht Angst. :fear:

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