Schuldenkrise in Griechenland

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Ipsissimus
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Mi 28. Apr 2010, 14:34 - Beitrag #1

Schuldenkrise in Griechenland

http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/finanzen/592/509720/text/

Es ist bedrückend, wie sich Muster wiederholen: Im Jahr 2008, knapp eine Woche vor der Lehman-Pleite drohte die Ratingagentur Moody’s eine Herabstufung der Bank an. Es war der Todesstoß für das Institut.

Zu mächtig war die Druckwelle, die Lehman anschließend von den Finanzmärkten entgegenschlug, zu gering das Restvertrauen in die Bank, die oft genug gemogelt hatte - und zu knapp die Zeit, die sich am Ende die Beteiligten selbst zur Lösung der Krise zugestanden, als Hoffnung und Bangen fast im Sekundentakt wechselten. Am Ende stand der Untergang: Der Finanzmarkt nimmt keine Gefangenen.

[...]

Am Dienstag hat nun auch die einflussreiche Ratingagentur Standard and Poor's Griechenland öffentlich das Vertrauen entzogen und die Kreditwürdigkeit des Staats auf "Ramsch" gesetzt.

Es geschieht, was geschehen muss: Das Geld wird hochfluid und Anleger fliehen aus allem, auf dem Griechenland draufsteht.

Es ist ein sich fortlaufend selbstverstärkender Prozess: Die Kurse implodieren, Panik macht sich breit und binnen kürzester Zeit baut sich durch die Hektik am Finanzmarkt eine mächtige Drohkulisse auf, die den Eindruck entstehen lässt, die Welt würde untergehen, wenn nicht rasch genug gehandelt wird.


mir stellt sich gerade die Frage, ob ich den Untergang der (menschlichen) Welt doch noch erleben darf; zwei derartige Krisen derart kurz hintereinander - mensch darf gespannt sein, was folgt. Angenehm werden die Folgen nicht sein. Ob sie begrenzbar sind, wird sich zeigen.

Lykurg
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Mi 28. Apr 2010, 15:29 - Beitrag #2

Ebenfalls aus diesem Artikel:
Wenn also die Politik nun diejenigen, die gerade deswegen in Griechenland-Papiere investiert haben, weil sie dort mehr Ertrag bekamen, von jeglichem Risiko freispricht, legt sie damit zwangsläufig den Grundstein für die nächste Katastrophe.
Das Ende ist nicht zu erwarten, allerdings wird sich längerfristig eine ganze Menge ändern (müssen). Eigentlich ist es in all dem Zirkus, den Bild und andere hirnlose Blätter um Griechenlands Schuld(en) machen, zum Lachen und Weinen zugleich, wie wenig solider die deutsche Finanzpolitik ist als die griechische. Ok, alles läuft auf deutlich höherem Niveau und mit einer großen privaten Reserve, dafür wird auch ein Vielfaches verpulvert, und wenn erstmal der Bürger dafür gradestehen muß, wird auch hier das große Heulen und Zähneklappern anfangen. Gut informierte Leute (war es Hans-Olaf Henkel?) meinen, Griechenland sei uns nur ungefähr acht Jahre voraus. Angesichts dessen scheinen die Überlegungen um ein Aussteigen Griechenlands aus dem Euro eher witzig. Wenn in ein paar Jahren dann Deutschland mal kurz austreten müßte, bliebe nicht so viel davon übrig...
Mindestens so überschuldet sind die USA - und sollten die sich erklären, wären deine Befürchtungen wohl in mancher Hinsicht zum Greifen nahe.

Ipsissimus
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Mi 28. Apr 2010, 16:23 - Beitrag #3

komm noch die Immobilienkrise in den USA dazu. Im Moment schwankt der Boden, auf dem wir stehen, selbst wenn wir hier noch im Paradies zu leben scheinen

e-noon
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Mi 28. Apr 2010, 17:17 - Beitrag #4

Können wir nicht den Gläubigern den Krieg erklären und das Geld einfach behalten? :confused: Was passiert dann?

Ipsissimus
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Mi 28. Apr 2010, 17:48 - Beitrag #5

Atomkrieg?

blobbfish
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Mi 28. Apr 2010, 18:24 - Beitrag #6

Der massive Vertrauensverlust der Kapitalmärkte spiegelt sich in extrem hohen Renditen der griechischen Staatspapiere wider. Für eine zweijährige Anleihe Griechenlands lockten am Mittwoch bis zu 38 Prozent Rendite.

Quelle: börse.ard.de

Oha, nicht schlecht.

Faszinierend im SZ-Artikel mal wieder: Wenn wir (wer ist das eigentlich?) jetzt nichts tun, tja dann. Und spätestens jetzt muss und wird auch was passieren. Vielleicht auf dem Mond?

e-noon
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Mi 28. Apr 2010, 19:47 - Beitrag #7

Atomkrieg? Weil ein paar Privatleute ihr Geld nicht bekommen? Oder von mir aus auch Global Player? :confused:

Maglor
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Mi 28. Apr 2010, 19:56 - Beitrag #8

Mein Geheimtipp: Jetzt schnell in Geld in Griechenland anlegen!
Geht das Geld wirklich verloren, bekommt ihr euer Geld von der Bundesrepublik zurück.
Wenn nicht, gehört euch eben auf lange Sicht ein Stück Balkan.
Also, liebe Bankrott-Touristen, jetzt einstiegen. Es lockt der Hauptgewinn! Risiko = Null, dank Geldzurückgarantie. :crazy:
Und das alles finanziere ich mit meinem Bundesschatzbrief. ;)

Ansonsten weiß ich nicht, wo das Problem sein soll. Der Fall Island hat ja gezeigt, dass drohender Staatsbankrott wesentliche Voraussetzungen für Beitrittsverhandlungen zur EU und Euro-Zone sind.

blobbfish
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Mi 28. Apr 2010, 21:12 - Beitrag #9

Natürlich e-noon. Immerhin hat Herr Sanio uns letzen Sommer doch offen gelegt, wie wichtig die HRE für uns ist. Was meinst du wohl, was passiert, wenn der Staat kein Geld mehr für den billigigen Sicherheitsdienst hat. Jaha, schwuppdiwupp ist die geklaut und dann BAM!
Und unsre Banken, besonders die staatlichen hängen in Griechenland dicke drinne.

Insofern widerspreche ich Maglor, euer Griechenlandgeld ist nicht zurück, das ist weg. Und das was den Banken fehlt, nimmt man euch auch. :crazy:

Lykurg
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Mi 28. Apr 2010, 23:28 - Beitrag #10

Daß die HRE in Griechenland wieder dick mit drinhing, ist ja schon bekannt. Ich bin aber gespannt, wieviele Landesbanken es ebenfalls nicht lassen konnten... Dann kommt bestimmt wieder eine wohlfeile (Privat-)bankenschelte von interessierter Seite oder wieder die Forderung, alle zu verstaatlichen, damit wenigstens gleich alle pleite sind.

Ipsissimus
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Do 29. Apr 2010, 11:45 - Beitrag #11

ich denke, es wird auf eine massive Abwertung des Euro mit Abkoppelung der südeuropäischen oder allgemeiner instabiler Länder hinauslaufen

BEN2506
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Do 29. Apr 2010, 13:58 - Beitrag #12

Ja, ja die europäische Solidargemeinschaft, beim Geld hörts bekanntlich auf :D

Die guten Nachrichten scheinen anzuhalten klick

Lykurg
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Do 29. Apr 2010, 14:02 - Beitrag #13

Das halte ich auch für ziemlich wahrscheinlich, die Frage ist dann nur, wogegen. Gegen den Dollar jedenfalls nicht, allenfalls gegen den Renminbi, aber ob die Chinesen das mit sich machen lassen? Es könnte geringfügige Turbulenzen geben. Interessant auch, daß - als ob sie selbst keine Probleme hätten - Spanien und Italien natürlich wesentliche Teile des Griechenlandpakets mittragen müssen - sechs bzw. sieben Mrd. Euro. Da kommt die derzeitige Bonitätsverschlechterung Spaniens eher ungelegen...

Edit:
Zitat von stern.de:Die Folgen der Bewertungen durch Standard & Poor's lösten heftige Kritik an den Ratingagenturen aus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte eine unabhängige europäische Ratingagentur. Die EU müsse den Agenturen "eigene Bemühungen" entgegensetzen, sagte er den Zeitungen der "WAZ"-Mediengruppe.
Sehr lustig, eine "unabhängige" europäische Ratingagentur, die die Bonität so darstellt, wie man sie gerade nötig findet.^^ Und das von einem angeblich führenden Liberalen... vielleicht ist es doch ganz gut, daß er nicht Finanzminister geworden ist, das Außenressort ist ja nicht so wichtig. Bild

BEN2506
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Sa 1. Mai 2010, 17:48 - Beitrag #14

Alternativ könnte man auch die Auflösung der EU Mitgliedsstaaten anstreben und die EU zu einer Republik aufwerten.

Ich wäre davon gar nicht so abgeneigt.

Lykurg
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So 2. Mai 2010, 10:02 - Beitrag #15

Das würde das Problem auseinanderdriftender Nationalökonomien lösen, ja. Allerdings wäre es nicht fair den vernünftig wirtschaftenden EU-Staaten gegenüber (also im Wesentlichen Estland), wenn die Schulden anderer wirklich ohne Konsequenz übernommen würden. Und es würde voraussetzen, daß die EU insgesamt eine ausgeglichene Haushaltspolitik betriebe, wozu ich sie angesichts des Finanzgebarens ihrer Mitgliedsländer derzeit nicht für fähig halte.

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Mo 3. Mai 2010, 09:35 - Beitrag #16

aber es läuft doch darauf hinaus und als logische Konsequenz wäre es nur schlüssig. Das Haushaltsgebahren war noch nie wesentlich anders und hat auch nicht daran gehindert, die Eurozone auszuweiten oder vielmehr aufzublähen. Ich bin natürlich strikt dagegen, aber ein folgerichtiges Ergebnis politischen Wollens wäre es schon.

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Mo 3. Mai 2010, 12:40 - Beitrag #17

Es ist ganz offensichtlich politisch gewollt seit Anfang der EWG, und ich habe auch nichts dagegen, finde es allerdings denkbar ungeschickt, sie auf einen haushaltspolitischen Sündenfall aufzubauen. Wer Mist baut und über seine Verhältnisse lebt, obendrein noch die Vertragspartner mit gefälschten Statistiken betrügt, soll das auch nach Kräften selbst auslöffeln. Wir dürfen Griechenland nicht vor die Hunde gehen lassen, das ist klar, aber wenn jetzt einfach so im größeren Maßstab weitergewirtschaftet wird (bzw. das nur wenig erfolgreichere Haushaltsspielchen Deutschlands zum Muster wird), ist der große Zusammenbruch nur eine Frage der Zeit.

Ein Argument, das teilweise dafür spräche, wäre zwar, daß eine Bedrohung jeder Art hilft, die Bedrohten enger aneinander zu rücken, in der gegenwärtigen Krise also gerade eine Chance bestünde; das sehe ich aber skeptisch, weil die Bedrohung hausgemacht ist, quasi von innen kommt, und auch die bisherigen Reaktionen in deutscher Boulevardpresse und griechischer Öffentlichkeit nicht gerade ein gegenseitiges Näherkommen zeigen, sondern eher eine abstoßende Hetzkampagne und eine daraus verständliche, aber brandgefährliche Trotzreaktion.

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Mi 5. Mai 2010, 10:43 - Beitrag #18

der haushaltspolitische Sündenfall wäre doch nur der der Auslöser, nicht die Basis. So unangemessen ich Europa als einen Gesamtstaat auch empfinde, so sehr ist eben klar, dass die Politik in diese Richtung wollte und will und dass unzählige Maßnahmen der letzten 25 Jahre das Fundament eines derartigen Staates errichten halfen. Und was die kriegerischen Scharmützel unserer Boulevardpresse angeht: vox populi, vox rindvieh^^

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Mi 5. Mai 2010, 13:56 - Beitrag #19

Das sehe ich auch so, aber ein in dieser Situation und unter derzeitigen Bedingungen entstehender Bundesstaat hätte vermutlich keine zukunftssichere Haushaltspolitik - und mit Sicherheit keine stabile Währung. Die Europäische Zentralbank ist ja bereits in erschreckender Weise eingeknickt mit ihrer Garantie für griechische Anleihen (völlig entgegen einer eindeutigen Aussage Trichets vor wenigen Monaten) - was das für die Geldwertstabilität erwarten läßt, ist absehbar.

Die Boulevardpresse sehe ich ähnlich, wobei ich in BILD nicht den selbststilisierten Vertreter, sondern nur [size=84]den [br][/size]an[d]stiftenden Agitator einer 'Volksmeinung' sehe. Und dieses Rindvieh produziert leider ziemlich viel ekligbraune Fäkalien, deren Entsorgung uns noch einiges Kopfzerbrechen bereiten kann.

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Mi 5. Mai 2010, 15:37 - Beitrag #20

and now something completely different: Was halten eigentlich die Griechen selbst von den ihnen auferlegten Maßnahmen? Wir vermelden die ersten drei Toten

http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/finanzen/198/510319/text/

so ganz sehe ich da noch keine Einsicht in irgendwelche Notwendigkeiten^^

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