Tatsächlich überraschend - nicht nur die Tatsache, sondern auch, dass er es monatelang geheimhalten konnte, laut Bruder gab es den Plan ja schon länger.
So wenig ich vom Papsttum halte, ist das doch ein relativ vernünftiger Schritt, der auch nochmal klar den Gegensatz des rationalen, abwägenden Benedikts zum im Amt aufgegangen JoPaul betont.
Zu vermerken bleibt, dass er weder der totale Rückfall ins finstere Mittelalter, als den ihn mancher befürchtete, war, noch ein großer Reformpapst. Fast könnte man meinen, als Kardinal war er einflussreicher denn als Papst. Historisch wird er wohl nur eine Fußnote bleiben. Es sei denn, gerade sein Rücktritt wird zu seinem einflussreichsten Amtsakt, in Zeiten gestiegener Lebenserwartung und gesunkener Mordrate könnte er damit einen Trend einläuten, durch den das Papstamt sich mehr hin zu einem gewöhnlichen Amt, das nur auf Zeit bekleidet wird, entwickelt.
Interessieren würde mich, was es genau mit diesem Satz auf sich hat:
Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.
Mir scheint, das "eine Kraft" bezöge sich explizit auf den Geist, nicht auf den Körper, er gäbe also recht offen Demenz oder etwas in der Richtung zu. Das wäre tatsächlich ziemlich bemerkenswert. Kann jemand am lateinischen Original den tatsächlichen Bezug rekonstruieren?
In Sachen Nachfolger wäre es dann vielleicht mal Zeit für einen lateinamerikanischen Papst...? Wäre für die Katholiken recht schlau, um dem Vormarsch der Evangelikalen dort etwas entgegenzusetzen.
Ach ja, eine hübschere Überschriftsvariante wäre "Wir werden Papst gewesen sein" gewesen - obwohl die an sich in Nichtannahme seiner Ewigkeit nichts Neues verkündet hätte.
PS: Zu seiner Zukunft äußerte er sich ja bereits relativ eindeutig, "Leben im Gebet" klingt sehr nach völligem Rückzug aus der Öffentlichkeit. Alles andere würde die Kirche wohl auch nicht akzeptieren.