Die Osthoff-Entführung

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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Sa 31. Dez 2005, 01:16 - Beitrag #101

Oje, ein Interview, das tief blicken läßt. In die Arbeitsweise einer wichtigen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenredaktion. In die Realität deutscher Entwicklungszusammenarbeit. In die Fixiertheit von Weltbildern in den Medien - Relikten, wie es scheint, aus einer Zeit, da andere Kulturen noch Attraktionen waren auf Jahrmärkten, nicht aber Entitäten, deren Eigenheiten und Bedingtheiten besonderer Beachtung würdig waren.
Und in das Innere einer Frau, über die das alles hereingebrochen ist.

Ein Interview, in dem in meinen Augen alles schief gegangen ist, was schief gehen konnte. Aus Dummheit, um nicht Unfähigkeit vermuten zu müssen.

Aber mal von vorne an.

Da ist eine Journalistin, routinierte Frontfrau eines wichtigen Nachrichtenjournals im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen.
Eine Frau, die, wie ich sie sonst aus ihren Sendungen kenne, weiß, welche Informationen sie erfragen will, welche wichtig sind, und die weiß, wie sie an diese heran kommt.
Sie hatte Fragen, Fragen, die sich so auch viele stellten - wie waren die Umstände der Entführung, wer die Entführer, wie die Behandlung? Wie hat das Opfer das verkraftet, welche Auswirkungen hat die Entführung, auch für die Zukunft des Opfers?
Fragen, die ein Gerüst sein können, die sich aber nicht alleine stellen, nicht, wenn man besieht, wer da befragt wird.

Frau Osthoff ist nicht irgendwer, nicht ein verirrter Tourist, nicht ein Bürohengst auf einem zweijährigen Karriereaufstiegsplatz in Bagdad, der versehentlich verschleppt wurde.
Frau Osthoff ist langjährig im Lande tätig, betreibt eigenständig Projekte, zusammen mit und für die einfachen Menschen, die dort leben, zur Erhaltung ihrer Kultur, mit dem Ziel, diese mit Wert zu erfüllen. Dies ergibt sich für mich aus vielem, was in den letzten Tagen zu hören und zu lesen war, und auch aus dem Text des Interviews.
Sie hat die Kultur des Landes zu ihrer gemacht. Und sicher damit und mit ihrem entschlossenen Vorgehen manche hierzulande verstört.

Sie ist gewiß auch öfters mit den deutschen Behörden angeeckt, die, wie sich aus dem Interview erschließen läßt - wenn man das nicht schon nicht anders erwartet - eben doch nicht wirklich vertraut sind mit den Verhältnissen im Lande und sich eher gegenüber den heimischen Stellen verpflichtet fühlen, kameralistische Buchführung über Bedingungen eines Dritte-Welt-Landes stellen, unter denen eben Improvisation die Regel ist.

Und Frau Osthoff steht seit ihrer Entführung im Rampenlicht der Öffentlichkeit, einer Öffentlichkeit, die eigene Bewertungsmaßstäbe ansetzt, zwangsläufig unpassende, die sie in eine Position getrieben hat, in der sie sich verteidigen muss - gegen Anwürfe von Unwissenden.

All dieses hätte Marietta Slomka erkennen können, erkennen müssen und berücksichtigen. Dann wäre es selbstverständlich gewesen für sie, daß Frau Osthoff ganz andere Fragen wichtig sind, als wie sie die Entführung erlebt hat.
Oder was die Äußerungen ihrer Mutter ihr bedeuten.

Das Interview ist, vergleicht man den gesprochenen mit dem gedruckten Text, sprachlich alles andere als wirr. Es ist - eben nicht druckreif gesprochen.
Und Frau Osthoff antizipiert ungefragt die Unkenntnis der Journalistin und der Zuschauer und streift deshalb kurz wichtige Details des Landes, die erklären, warum sie überhaupt dort unterwegs sein mußte, zeigt damit auch, was ihr wichtig ist - das Weitergehen der Projekte zum Wohle der Menschen, nicht die eigene Betroffenheit durch die Entführung. Eigene Betroffenheit ist ihr nur da wichtig, wo sie sich mißverstanden und behindert fühlt, durch Behörden schon länger, durch Medien aktuell.

Die Journalistin war ganz offenbar unvorbereitet, nicht einmal über das Al-Djasira-Interview im Bilde. Und hinterher gleichfalls hilflos, als es um die Aufbereitung ging.
Anstatt das Interview zu nehmen wie es ist, und auf die Spezifika des Landes einzugehen, werden wichtige Passagen gestrichen mit der Begründung, sie seien "für den Zuschauer nicht nachvollziehbar" - der Zuschauer damit für dumm erklärt, anstatt ihm Aufklärungshilfe zu leisten.
Werden die sprachlichen Unglätten mit einem fast pathologischen Zustand der Frau Osthoff begründet, anstatt sie als selbstverständlich zu nehmen für einen Fernsehlaien unter Stress.
Werden zum Schluss noch die Motive für einen besonderen Dank fortgelassen, die doch so aufschlussreich sind.
Dagegen erfährt die ganze Republik, daß es offene Spannungen zwischen Frau Osthoff und ihrer Mutter gibt.

Das war kein Meisterstück, eines Interviews, noch eine Empfehlung für die Sendung überhaupt.

Selig, wer eine schnelle Intenetverbindung hat, denn er kann sich ein Bild davon machen, in welchem Umfang Information "gemacht" wird, und noch nicht mal gut.

Windsbraut
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Sa 31. Dez 2005, 13:53 - Beitrag #102

@ Jan: Ja, so haben wir's auch empfunden und auch gestern Abend noch lange darüber geredet. Diese "Affäre" hat eine Menge unschöner Erkenntnisse zum Vorschein gebracht: Wie schnell eine einzelne Person zum "Allgemeingut" wird, wie leicht die Leute sich beeinflussen lassen in ihrer Meinung über eine ihr völlig Fremde. Wie fix alle dabei sind, sie zu be- und verurteilen. Und wie schnell diese Person als "grotesk" und "seltsam" abgestempelt wird, nur weil sie keine geborene Rampensau ist, sondern vor lauter Schrecken, Empörung und Verletzheit viel zu viel Information loswerden möchte, ohne gleichzeitig zu viel zu sagen...

Da kann man sich nur inständig wünschen, niemals selbst in diese Mühle zu geraten.

janw
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Sa 31. Dez 2005, 14:06 - Beitrag #103

Erschreckend für mich auch, wie unbedarft Frau Slomka damit umgegangen ist, offenbar ohne Verstehen für den Menschen, den sie da vor sich hatte, als Persönlichkeit, ihre Motivation, Erfahrungen, die Situation in dem Land.

Mir scheint, das ist nicht auf sie begrenzt, sondern Allgemeinschlecht, wer nie selbst Not und Armut gekannt, wird sie nie verstehen, noch, was in jenem vorgeht, der sie erlebt oder antritt, etwas gegen sie zu tun.

Eine neue Barbarei des Geistes, die der Wohlstand gebiert?

Nur ein Gedanke, der mir einschießt, der sicher überschießt und weg führt vom Thema...

Windsbraut
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Sa 31. Dez 2005, 14:12 - Beitrag #104

Ich glaube gar nicht, dass etwas so "Großes" hinter Slomkas hilflosem Gehampel steht. Ich halte sie vielmehr für eine Frau, die in logischen, linearen Wortgebäuden zu Hause ist. Wenn jemand nicht exakt auf ihre Fragen antwortet und damit die Folgefragen unpassend werden lässt und ihr somit ihr schönes Interviewmodell kaputtmacht, dann gerät sie ins Rudern. Und die Schuld dafür sucht sie dann nicht in ihrer Unflexibilität und - in diesem Falle - auch Unsensibilität, sondern in der Verweigerung der Interviewten, ihren (Slomkas) Gedanken willig zu folgen.

janw
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Sa 31. Dez 2005, 14:20 - Beitrag #105

Wohl wahr, das mit den linearen Gedankengängen.
Aber diese scheinen für mich zum Standard zu werden, wo alles schein-wissenschaftlich rubriziert wird heute, die Leute kaum noch eigenen Erleben in ihre Arbeit mitbringen können - woher auch, bei dem behüteten Aufwachsen, den stromlinienförmigen Ausbildungsgängen?

Nun gut, ich hoffe, ich habe unrecht und sehe zu schwarz.
Müßte sonst wohl meinen nick ändern :P

Windsbraut
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Mi 4. Jan 2006, 16:28 - Beitrag #106

Jetzt hat sie sich selbst im neuen "Stern" zu Wort gemeldet:

Susanne Osthoff
"Ich bin keine arme Irre"

[...]

"Ich glaube, die Deutschen hassen mich", sagte Susanne Osthoff in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern. "Keiner steht an meiner Seite, alle versuchen, mich als arme Irre darzustellen, die zwischen Bomben und Minen planlos durch den Irak hüpft."

Sie habe während ihrer Geiselhaft im Irak "die Hölle erlebt" und sei nach ihrer Freilassung schlecht beraten worden, berichtete die Archäologin stern-Reportern bei dem Gespräch am Neujahrstag in Bahrein. Kritik übt sie an der deutschen Botschaft in Bagdad: "Die hätten mich doch auch mal in Schutz nehmen können, sagen, ich sei erschöpft und krank. Stattdessen erlebe ich jetzt eine Hetzkampagne, als hätte ich Deutschland etwas angetan."

Dem arabischen Sender al-Jazeera in Katar habe sie als erstes ein Interview gegeben, weil die Geiselnehmer dies von ihr gefordert hatten, sagte Osthoff dem stern. "Die wollten, dass ich als Frau, die so lange in ihrer Gewalt war, öffentlich demonstriere, anständig behandelt worden zu sein." In Arabien sei das eine Frage der Ehre.

[...]

Den schlechten Eindruck, den sie bei ihrem tiefverschleierten Interview im "heute-Journal" des ZDF hinterlassen habe, führt Osthoff im stern-Gespräch auf verschiedene Faktoren zurück. Sie habe noch unter dem Schlafentzug der Geiselhaft und den Nachwirkungen von Medikamenten gelitten. Zudem habe sie unter Stress gestanden, der durch den Termindruck verstärkt wurde und sei dann völlig unvorbereitet vor laufenden Kameras gelandet. "Dabei wollte ich mich eigentlich nur bedanken bei Deutschland. Und jetzt bin ich der Buhmann."

Sie habe nie erklärt, dass sie in den Irak zurück wolle, sagte Susanne Osthoff.

[...]
Der ganze Artikel


Zum Grund ihrer Verschleierung während des ZDF-Interviews zitiert SpOn:

"Erst wartete ich wie auf Kohlen, dann sollte alles ganz schnell gehen. Ich musste gleich vor die Kamera, ohne dass eine Maskenbildnerin mir den Schweiß wegpudern konnte, das Indigo des Schleiers hatte schon blaue Flecken in meinem Gesicht hinterlassen - da konnte ich den gar nicht mehr abnehmen."

Quelle

janw
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Mi 4. Jan 2006, 17:11 - Beitrag #107

Ein Opfer der Medien, eben...

Etwas widersprüchlich, was sie zum heute-Interview sagt, vielleicht wirkten die 15 Minuten Vorgespräch doch anders bei ihr, als von außen gedacht...

Ipsissimus
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Do 5. Jan 2006, 12:36 - Beitrag #108

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21701/1.html

enthält eine Art "Gegendarstellung" zum Verdikt, das die Osthoff getroffen hat. Überhaupt muss ich sagen, daß mir die Osthoff immer sympathischer wurde, je klarer wurde, daß sie nicht das ist, wofür ich sie anfangs hielt

janw
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Do 5. Jan 2006, 13:32 - Beitrag #109

Ipsi, Du hast recht, unser eigener "Paradigmenwechsel" in der Betrachtung ist bemerkenswert, das, wie wir sie sehen.

Der Artikel gehört zum besten, was ich in der Sache bislang gelesen habe, wirklich eine schonungslose Aufdeckung des bundesdeutschen Sicht- und Erkenntnisinteresses.
Was bislang kaum zu interessierten scheint: Was Susanne Osthoff gesagt bzw. uns indirekt zu verstehen gegeben hat, d.h., ihre eigene Message. Das halte ich für einen Skandal!

Und dabei würde ich gerade deren Vermittlung von seriösen Nachrichtensendern erwarten.

Kontrollverlust kann ich ebenso nicht erkennen, gescheiterte Kommunikation durchaus. Und dafür verantwortlich ist IMHO Frau Slomka, als Kommunikationsexpertin, die sie qua Funktion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sein müßte.

EDIT: Soeben fand ich hier ein interessantes Interview über die jahrelangen Aktivitäten von Frau Osthoff im Irak.

Insbesondere diesen Satz sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Deutschland unterstützt alos nach wie vor die kulturelle Barbarei...
Deutschland ist einer der wenigen Staaten, die die Unesco-Konvention von 1970 zum Kulturgüterschutz nicht unterzeichnet haben. Diese Konvention besagt, dass man die Gesetze, die andere Länder zum Schutz ihres kulturellen Erbes erlassen haben, respektiert. Den eigenen Bürgern würde dann der Handel mit Raubgütern aus solchen Ländern untersagt.

Windsbraut
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Di 10. Jan 2006, 15:36 - Beitrag #110

Und? Hat gestern Abend noch jemand außer mir das 1 1/4-stündige Interview mit ihr bei (*kötzel*) Beckmann gesehen? Da war sie weit entfernt von "wirr" und unverständlich. Schön fand ich, dass sie auch in Zukunft vorhat, ihre Tochter so zu erziehen, wie sie es für richtig hält. :D

Eine starke Person, sicherlich nicht unbedingt der Typ "Sympathieträger", was ich aber auch eher angenehm finde. Wie sie selbst gestern sagte, muss sie eine gewisse Härte haben, um das zu tun, was sie tut.

Beckmann ist ein Penner...

janw
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Di 10. Jan 2006, 18:08 - Beitrag #111

Och, das wollte ich doch schreiben :rolleyes: :P

Dafür gebe ich nachher noch einen link und meinen Semph dazu...

Feuerkopf
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Di 10. Jan 2006, 21:40 - Beitrag #112

Diese Mutter-Kind-Chose war wirklich zum erbrechen! Beckmann musste natürlich voll in diese dämliche Kerbe hauen!

Frau Osthoff ist mir nicht besonders sympathisch, dafür ist sie mir zu spröde und schroff, aber sie hat einen sehr hellen Kopf und hat etwas getan, was sehr selten ist, heutzutage: Sie hat Vermutungen nicht als Tatsachen dargestellt, sondern war um absolute Präzision bemüht.

Gut hat mir auch gefallen, dass sie nicht näher auf die Familienzwistigkeiten eingegangen ist, denn die gehen uns auch nix an.

Wie kann man ihr bloß indirekt vorwerfen, sie sei eine Rabenmutter?! Offenbar hat sie von Anfang an dafür gesorgt, einen guten Draht zu ihrem Kind zu haben und sie in liebevolle Obhut gegeben. Ich wiederhole es gern: Jede Wette, dass ein Arzt von "Cap Anamur" oder ähnlichen Organisationen, die in Krisengebieten arbeiten, sich solchen Bullshit nicht hätte anhören müssen!

Wenn sie als Informantin für den BND gearbeitet hat, so ist es eine Sauerei, dass da jemand geplaudert hat. Kein Wunder, dass sie sich nicht dazu äußern wollte. Schließlich ist ihr Traum, irgendwann wieder im Irak arbeiten zu können.

Ipsissimus
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Fr 13. Jan 2006, 11:09 - Beitrag #113

ob mensch als ZivilistIn wirklich in diesem Sinne "als Informantin für den BND arbeiten" kann, das Wort "arbeiten" mal ernst genommen? Es ist möglicherweise so, daß sie gelegentlich Informationen weitergegeben hat, ob im Bewußtsein, daß diese Informationen an den BND gehen, ist noch eine weitere Frage. Aber "für den BND arbeiten" ist etwas anderes. Wenn die wesentlichen Informationen über ihre Tätigkeiten im Irak stimmen, hat sie dafür schlicht keine Zeit gehabt; und die Vorstellung, daß sie vom BND Aufträge bekommen habe ("Gehen Sie dorthin und spionieren Sie aus") halte ich für absurd

C.G.B. Spender
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Fr 13. Jan 2006, 12:01 - Beitrag #114

Als ich die Fragen von Beckmann bezüglich möglicher Tätigkeiten für den BND hörte, dachte ich, mir fallen die Ohren ab! Sweet Jesus, der Mann ist verrückt! :boah: So ausweichend, wie sie darauf reagierte, sie verneinte es nicht, glaube ich, dass es zumindest eine Weitergabe von Informationen gab. Jeder aufmerksame Mensch, der das Interview gesehen hat, wird das auch bemerkt haben. Damit ist eine Rückkehr in den Irak für sie äußerst gefährlich geworden.

Interessant war ihre Aussage, wie oft sie in letzter Zeit ihren Wohnort wechselte.

Das fünftägige Verhör beim BND - ich frage mich, ob so etwas die normale Herangehensweise ist, bei Menschen, die durch eine Entführung traumatisiert wurden. Eher nicht, oder?

Die Fragen bezüglich ihrer Tochter im Internat mußte er stellen, weil die Öffentlichkeit das erwarten würde. Damit bot er ihr auch die Gelegenheit, sich darüber zu äußern und falschen Meinungen entgegen zu wirken.

Jetzt verstehe ich sie auch besser und ich denke, ihr Kind ist sicher im Internat besser geschü...äh, aufgehoben, während sie weiter als Ag...äh, als Helferin arbeitet. :D

Sie ist ein harter Brocken, aber durch das Leben in arabischen Ländern wird man über kurz oder lang so, vor allem, wenn es sich um Kriegsgebiete handelt. Ich mußte schmunzeln, als sie sagte, dass "sich bei den Arabern noch etwas bewegt", im Vergleich zu den Deutschen. Ganz unrecht hat sie damit sicher nicht.

Morgen schon kauf ich mir ne AK47 und werd mal was bewegen. ;) Zwei Schüsse sind etwa so teuer wie der Stundenlohn eines H4-Turnhallensanierers. O.K., kommt auf die Munition an. :D

Mist, was habe ich gesagt!?? ;)

Windsbraut
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Fr 13. Jan 2006, 12:11 - Beitrag #115

Als ich die Fragen von Beckmann bezüglich möglicher Tätigkeiten für den BND hörte, dachte ich, mir fallen die Ohren ab! Sweet Jesus, der Mann ist verrückt!


Eben. Sie machte doch deutlich, wie gefährlich es für sie ist, in diesen Verdacht zu geraten. Und zwar nicht nur im Irak! Aber Beckmännchen in seiner kleinen Welt kann sich sowas wohl nicht vorstellen.

Ich habe sie so verstanden, dass sie Menschen - oder wie sie sagte: "Landsleute" - warnte, wenn sie von Gefahr wusste, und zwar unabhängig davon, ob die gerade für den BND arbeiten oder nicht. Aber wer weiß, wie ihr das ausgelegt wird?

Feuerkopf
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Fr 13. Jan 2006, 12:25 - Beitrag #116

[quote="C.G.B. Spender"]
Morgen schon kauf ich mir ne AK47 und werd mal was bewegen. ]

Wie verträgt sich denn das mit deinem Dao? :cool:

C.G.B. Spender
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Fr 13. Jan 2006, 12:43 - Beitrag #117

Zitat von Windsbraut:Ich habe sie so verstanden, dass sie Menschen - oder wie sie sagte: "Landsleute" - warnte, wenn sie von Gefahr wusste, und zwar unabhängig davon, ob die gerade für den BND arbeiten oder nicht. Aber wer weiß, wie ihr das ausgelegt wird?
Ja, ohne Witz jetzt, ich halte es für wahrscheinlicher, dass sie den friedlich gesinnten Irakern hilft, als das sie sie verpfeift. (Nur den friedlichen?) Mir kam es außerdem nicht so vor, als ob sie nur Deutsche als ihre "Landsleute" ansehen würde. Die Gefahr für sie ist, dass sie unter Umständen auf die "Abschußliste" einiger Extremisten geraten ist, je nach dem wie ihre Aussagen gegenüber dem Geheimdienst waren, bzw. was diese Aussagen bewirkt haben.

Beckmännchen lebt in einer kleinen Welt. Erinnert mich daran, ihm für seinen Frühstückstisch einen rosa Eierwärmer zu stricken. :D

Geraten Informationen über Geheimoperationen in die Öffentlichkeit, so kann das im schlimmsten Fall Menschenleben kosten. Eine ganz heikle Sache. Schließlich hört der Feind mit.


@ Feuerkopf: Das war nur ein Witz. ;)

Eine AK47 ist der falsche Weg. Da hast du recht. Humor tötet weitaus besser, als jedes Gewehr.

Lykurg
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Sa 14. Jan 2006, 02:08 - Beitrag #118

Im Rahmen des Treffens zwischen Merkel und Bush kam man auch auf die BND-Aktivitäten im Irak zu sprechen, wie dieser Artikel ('Die Welt' vom 13.1.) erwähnt. Und in der Pressekonferenz kam der Präsident mE absolut glaubwürdig rüber:
Auf die BND-Affäre angesprochen betonte Bush, daß er „keine Ahnung“ von einer möglichen Hilfe von deutschen Agenten im Irak-Krieg für das US-Militär habe. Er habe an diesem Vormittag im Gespräch mit Merkel das erste Mal davon gehört. „Ich hatte keine Ahnung, worüber sie spricht.“
Irgendwelche Zweifel daran? :D

Allgemein ist es reichlich ungeschickt, Geheimdienstsachen in Talkshows zu diskutieren - ich dachte, die in der Show zu erwähnenden Themen seien sowieso abgesprochen? Live sind diese Sendungen ja ohnehin in den seltensten Fällen - zur Not könnte man das dann auch rausschneiden...

Was Frau Osthoff in diesem Zusammenhang getan oder nicht getan hat, ist jedenfalls unabhängig von der Frage, ob der BND sich überhaupt dort engagieren darf. Und da der Sinn des mutmaßlich größten Teils ihrer Arbeit im Irak inzwischen^^ hier (in der Matrix) nicht mehr bestritten wird, wäre jedenfalls die Geheimhaltung ihrer sonstigen Aktivitäten unbedingt notwendig und im allgemeinen Interesse gewesen.

Edit:

Wie ich eben im Tagesspiegel vom 13.1. las, wurde sie jetzt wegen ihrer Interview-Auftritte für den Grimme-Preis nominiert!
Der Vorschlag wird unter anderem damit begründet, Susanne Osthoff habe sich mit ihren beiden genannten TV-Auftritten den typischen festgefügten Projektionen, die sich Medien von Menschen und Geschehen machen, eindrucksvoll entzogen. Sie habe den Respekt eingefordert, den die Medienschaffenden vor ihren Objekten und ihrer Umwelt längst verloren hätten. Und weiter: „Sie hat die Erwartungshaltung der öffentlichen Meinung beispielhaft unterlaufen und damit gezeigt, worin Freiheit wirklich besteht: im Verzicht auf Beifall und Zustimmung anderer. Sie hat die Öffentlichkeit polarisiert und ins Nachdenken gebracht wie kein zweiter TV-Akteur im Nominierungszeitraum.“ jbh

Windsbraut
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Sa 14. Jan 2006, 16:39 - Beitrag #119

Diese Begründung finde ich wirklich sehr interessant. Bin mal gespannt, ob der Vorschlag sich durchsetzt...

Ipsissimus
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So 15. Jan 2006, 03:14 - Beitrag #120

nur, wenn der Vorschlag sich durchsetzt und sie nimmt den Preis an ... wir werden sehen^^

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