Gaddafi wird nicht wie Ben Ali oder Idi Amin im Diktatorenparadies Saudi-Arabien unterkommen können. Dafür hat er einfach zu oft versucht, Prinzen umzulegen.
Staaten, die ein großes Herz für fremde Schurken haben, gibt es nicht mehr, allenfalls Syrien.
Assad und Gaddafi haben sich vielleicht schon verabredet, sich im Ernstfall gegenseitig Asyl zu gewähren.
Gesuchte Kriegsverbrecher wurden in der Vergangenheit nur ausgeliefert, wenn sie ausgeliefert wurden. Dies war eine Entscheidung jener Staaten, die den Kriegsverbrecher in ihrer Gewalt hatten, mehr nicht. Dass Beispiel der Kriegsverbrecher des Bosnien-Krieges, die sich mehr als ein Jahrzehnt in Serbien versteckt hielten, belegt, wie schwer die Sache ist. Sanktionen, selbst der Angriff der NATO - nichts hat es genutzt, am lenkte eine neue serbische Regierung nach zähen innenpolitschem Ringen ein und lieferte die gesuchten Kriegsverbrecher selbst aus.
Erst wenn eine neue libysche Regierung dazu bereit wäre Gaddafi auszuliefern und diese gegen den 200.000 Köpfe zählenden Gaddafi-Stamm durchsetzt, kann es in Den Haag zum Prozess kommen - ein denkbar unwahrscheinliches Szenario.
Im Falle einer De-facto-Teilung (Waffenstillstand mit Demarkationslinie) dürfte Gaddafi noch für Jahrzehnte in Sicherheit sein.
Gaddafi könnte ebenfalls bei verbündeten Milizen in den Nachbarländern Tschad, Sudan oder Niger untertauchen und Libyen von dort aus weiter terrorisieren - vergleichbar mit dem Rückzug der Taliban in pakistanische Stammesgebiete. Das wäre allerdings weder Exil noch Rücktritt, sondern die Fortsetzung der bekannten Geschichte an anderer Stelle.