(Selbst-)Verteidigungsminister Guttenberg ein Plagiator?

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Lykurg
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Di 1. Mär 2011, 13:14 - Beitrag #121

Gut so, und sicher hätte es eher passieren sollen, um Schaden zu begrenzen. So ist die Geschichte immer höher gekocht...

Mal sehen, wann und wie er wiederkommt. Die Seehofer-Nachfolge? Denkbar, aber wohl noch nicht 2012.

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Di 1. Mär 2011, 13:29 - Beitrag #122

Hab noch leider keine Text-Version seiner Erklärunggefunden - denn zu der habe ich eine zweischneidige Meinung. Es gubt aus meiner Sicht erstaunlich gute, überraschen aus wirklich tiefe Selbstreflektion deutenden Passegen - und welche, wo ich weiterhin eher den "was soll das - da ist kein Problem - ich mah so weiter wie ich bin"-Guttenberg vernahm.

Interessant auch, dass sowohl die öffentlich-rechtlichen wie auch n-tv (somit im Zweifel auch RTL, nicht geprüft von mir) keine Livebilder der erklärunge senden konnten, da wieder nur ausgewählte Medienvertreter und Live-Kameras zugelassen worden waren. Die einzige dich ich detektierte war die für n24.

Makeda
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Di 1. Mär 2011, 13:47 - Beitrag #123

Dsa mit der Selbstreflektion und ich mach so weiter wie ich bin, seh ich auch so...schon komisch....
Live hören war in N-TV und ungeschnitten nachher dann doch auf dem 2 uä. Rtl nur Ausschnitte im Punkt 12 gezeigt und machen ansonsten ihr Programm weiter.

Tja, dass er wieder kommen wird, steht wohl außer Frage! Die Frage wird nur sein in welcher Position.

Ipsissimus
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Di 1. Mär 2011, 14:15 - Beitrag #124

ich wette auf den nächsten bayrischen Ministerpräsidenten^^

Lykurg
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Di 1. Mär 2011, 14:22 - Beitrag #125

Sehe ich auch so, Ipsissimus, aber ich könnte mir vorstellen, daß er noch nicht 2012 gewählt wird, sondern ein oder zwei Jahre darauf Seehofer beerbt. Bis dahin hat er ja noch ein bißchen Zeit, um z.B. zu promovieren.^^

Ipsissimus
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Di 1. Mär 2011, 14:35 - Beitrag #126

wenn er die Chance noch mal bekommt, wäre das vielleicht eine Option, Lykurg. Allerdings besteht für ihn auch die Gefahr, dass er seine Hochschulzugangsberechtigung verliert, wenn ihm im Prüfungsverfahren nachgewiesen wird, dass er vorsätzlich getäuscht hat. Außerdem dürfte er es erst mal schwierig finden, einen Doktorvater zu finden

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Di 1. Mär 2011, 14:51 - Beitrag #127

Und zumindest ist nach wohl allen üblichen Promotionsordnungen gerade auch der Juristen ausgeschlossen, dass Guttenberg eine erneute Promotion in Jura versuchen kann.
An eine Zulassung zum zweiten Staatsexamen, um doch noch Volljurist zu werden, mag ich auch nicht glauben, da sich sein Verhalten wohl offenkundig nachhaltig mit der Eignung zum Richteramt beisst.

Aaaber so als selbsterfahrener Kundiger könnte er ein Trommler für gutes wissenschaftliches arbeiten werden. Vielleicht auch was was wie ein Promotionsberater...

An einen Wiedereinstieg in die Politik mag ich nicht so recht glauben. Bei allem Rückhalt in Bayern scheint mir dafür Guttenberg schlicht viele Jahre zu spät zu kommen, da amigohaftes wie unredliches agieren von der dortigen Wahlbevölkerung durchaus nicht mehr goutiert wird.

janw
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Di 1. Mär 2011, 14:58 - Beitrag #128

Zitat von Ipsissimus:Anhand des Dr. strg.c.v. + Guttenberg gibt es aus meiner Sicht eine ganz spannende Frage. Ich betrachte zu Guttenberg als eine Art Felix Krull]
Meinst Du, er wird/wurde als Mittel zur Verschleierung der Degeneration im Wissenschaftsbetrieb verwendet?

Und außerhalb der Wissenschaft ... ach herje. Interessiert am Titel genau eine Sache, nämlich die damit verbundene Reputation. Das ist Guttenbergs eigentliche Todsünde, auf diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht und damit ein System in Gefahr gebracht zu haben. Wobei die Klügeren und Reicheren natürlich nicht copypasten, das ist nur für die Doofen. Die Klügeren und Reicheren leben ein Jahr im Ausland und bezahlen an der erwählten, zumeist zentralasiatischen Universität einen Assistenten, der in ihrem Namen veröffentlicht, die Promotion schreibt und sie auf das Rigorosum vorbereitet. Das dann von Professoren abgehalten wird, deren Universität zusätzlich zum Lohn für den Assistenten eine großzügige Spende erhält, deren exakte Höhe die Note regelt.

So klug und reich war Guttenberg nicht. Unzählige andere schon. Ich frage mich, wie sich seine Persönlichkeit jetzt verändern wird, so bloßgelegt, wie er ist, und genau wissend, dass er nur einer unter vielen ist.

Mir geht die Frage schon eine Weile durch den Kopf, was für eine Persönlichkeit eigentlich in ihm steckt. Zum einen präsentiert er sich als erfolgreicher "Macher", siehe die Bilder vom Times square und auch sonst, andererseits hat er ja immer mal angemerkt, sein Publicity-Höhenflug werde nicht ewig andauern. Kritische Distanz? Oder auch nur Mittel - seht her, er ist ja sogar selbstdistanziert - oder Wissen um die verborgene Leiche?
Seine Schilderung über den Hintergrund seiner Doktorarbeit ist widersprüchlich, erst soll die Familie ihn dazu gedrängt, dann diese neben anderem für den Stress am Ende und die Fehler verantwortlich sein - ist er ein krampfhafter Nichtverlierenkönner, ein Getriebener der Angst, zu versagen?
Mir scheint es fast so.
Es könnte ein unschönes Ende nehmen mit ihm.

Ipsissimus
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Di 1. Mär 2011, 15:35 - Beitrag #129

Meinst Du, er wird/wurde als Mittel zur Verschleierung der Degeneration im Wissenschaftsbetrieb verwendet?
nachdem er sich ohne Not in die Bredouille brachte (durch die Publikation in einem Sachverlag), lag es nahe, ihn auch zum Schutz des Systems zu verwenden, das er durch seine Torheit in Gefahr brachte. Jetzt ist er persönlich desavouiert, weil als bedauerlicher Einzelfall dargestellt und als solcher öffentlich verstanden, eben persönlich verwerflich.


... was für eine Persönlichkeit eigentlich in ihm steckt.
Er hat schon etwas von einer Spielernatur. Anders kann ich mir dieses Vabanque mit der Verlagsveröffentlichung eigentlich nicht freundlich gemeint erklären. Die Alternative bestünde darin, dass er von grenzdebiler Arroganz erfüllt wäre und den Rest der Welt für Idioten hält.

Unschönes Ende = Selbstmord? Wir werden sehen.

Lykurg
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Di 1. Mär 2011, 17:00 - Beitrag #130

Zitat von janw:Zum einen präsentiert er sich als erfolgreicher "Macher", siehe die Bilder vom Times square und auch sonst, andererseits hat er ja immer mal angemerkt, sein Publicity-Höhenflug werde nicht ewig andauern. Kritische Distanz? Oder auch nur Mittel - seht her, er ist ja sogar selbstdistanziert - oder Wissen um die verborgene Leiche?
Ich kann mir nicht vorstellen, daß er mit der Entdeckung rechnete. Wäre ihm die Entdeckung des Plagiats wirklich als Gefahr präsent gewesen, hätte er viel professioneller reagieren können und müssen. Ich kann nur vermuten, daß er das irgendwie verdrängt hatte, ansonsten wäre sein Verhalten in unglaublichem Maße dummdreist gewesen. (Was ich als Option zugegebenermaßen nicht ausschließen kann). Im Spiegel wurde das übrigens nicht als Verstoß gegen bürgerliche Moralvorstellungen gesehen, sondern als 'regelkonform' adliges Verhalten kommentiert (man nimmt sich, was einem nach eigenem Gutdenken zusteht) [- und irrt man sich, gibt's was auf die Pfoten].
Zitat von Ipsissimus:Unschönes Ende = Selbstmord? Wir werden sehen.
Als den Typen dazu schätze ich ihn nicht ein. Als eine Spielernatur schon, aber eine, die nicht aufgibt, und der die letzte Konsequenz fehlt.
Zitat von 009:An einen Wiedereinstieg in die Politik mag ich nicht so recht glauben. Bei allem Rückhalt in Bayern scheint mir dafür Guttenberg schlicht viele Jahre zu spät zu kommen, da amigohaftes wie unredliches agieren von der dortigen Wahlbevölkerung durchaus nicht mehr goutiert wird.
Ich kann Bayern nicht gut einschätzen^^ - aber der Mann hat immer noch eine Masse Anhänger. Ich kann mir schlecht vorstellen, daß er sich aus der Politik zurückzieht, und sogar noch schlechter, daß man nie mehr von ihm hört.

janw
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Di 1. Mär 2011, 17:43 - Beitrag #131

Zitat von Lykurg:Ich kann mir nicht vorstellen, daß er mit der Entdeckung rechnete. Wäre ihm die Entdeckung des Plagiats wirklich als Gefahr präsent gewesen, hätte er viel professioneller reagieren können und müssen. Ich kann nur vermuten, daß er das irgendwie verdrängt hatte, ansonsten wäre sein Verhalten in unglaublichem Maße dummdreist gewesen. (Was ich als Option zugegebenermaßen nicht ausschließen kann). Im Spiegel wurde das übrigens nicht als Verstoß gegen bürgerliche Moralvorstellungen gesehen, sondern als 'regelkonform' adliges Verhalten kommentiert (man nimmt sich, was einem nach eigenem Gutdenken zusteht) [- und irrt man sich, gibt's was auf die Pfoten].

Ja, wirklich gerechnet wird er nicht haben, aber trotzdem fand ich sein, ich fand es kokettieren mit dem, daß seine Welle einen Knick erfahren werde, schon bemerkenswert, das macht kaum einer so. Vielleicht Teil seiner - wenn es denn so sein sollte - Suche nach Selbstbestätigung?
Oder hatte er gar noch etwas anders im Keller...?

Als den Typen dazu schätze ich ihn nicht ein. Als eine Spielernatur schon, aber eine, die nicht aufgibt, und der die letzte Konsequenz fehlt.

Selbstmord würde ich auch nicht unbedingt erwarten, eher schon Degeneration, vielleicht mittels legaler Drogen.

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Di 1. Mär 2011, 18:10 - Beitrag #132

Zitat von Lykurg:Ich kann Bayern nicht gut einschätzen^^ - aber der Mann hat immer noch eine Masse Anhänger. Ich kann mir schlecht vorstellen, daß er sich aus der Politik zurückzieht, und sogar noch schlechter, daß man nie mehr von ihm hört.


Ich zumindest war oft genug da, immer mit durchaus Kontakt zu Einheimischen, das ich mir schon eine gewisse Einschätzung zutraue. So wiurde auch Stoiber in seiner letzten Phase einerseits immer noch von vielen Anhängern treu unterstützt, öffentliche Auftritte zogen Zuschauer an - aber der Unmut über ihn wurde durchaus von vielen, nur nicht ganz so klar-öffentlich, um nicht den weit mehr ungewollten politischen Dauerverlierer (das, was in anderen Bundesländern der politische Gegner ist^^) in die Hände zu spielen. Bei der letzten Klausurtagung der CSU in Wildbad Kreuth mit ihm als Minister gab es Demos an seiner Anfahrtsstrecke, von Leuten, die zuvor eher noch nichtmal wussten, wie man Demo schreibt, das war ein überdeutlicher Aufstand der Massen dann, weswegen er von der Partei dann eben auch abgesägt wurde.

Zur Frage, ob man von Gittenberg wieder hören wird bin ich etwas irritiert bis besorgt, weil die Kanzlerin im verhältnis zur Kürze ihrer Ansprache so sehr deutlich mehrfach betonte, es werde weiteren Kontakt geben und eine zukünftige erneute Zusammenarbeit offenbar für sehr sicher hielt.

Blaß erstaunt war ich davon, wie stark und wohl auch nichtgespielt Seehofer bei seiner Erklärung zu Guttenbergs Rücktritt war.

Lykurg
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Di 1. Mär 2011, 18:39 - Beitrag #133

Seehofers Statement habe ich nicht gesehen, aber hier ist Guttenbergs Rücktrittserklärung als Video (hier auch schriftlich). Ich bin jedenfalls auch sehr gespannt darauf, wie sich das auch in Bayern weiterentwickelt.

janw, das war purer Realismus - er mußte ja in jedem Fall damit rechnen, daß die sehr positive Berichterstattung auch mal abbrechen oder ins Gegenteil umschlagen könnte, egal ob mit einem klaren Anlaß oder schlicht aus Langeweile. Seine Anmerkungen über die Medien in der Rücktrittserklärung sind ja auch deutlich genug.

Maglor
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Di 1. Mär 2011, 18:46 - Beitrag #134

Damit ist die Salami-Taktik für Guttenberg beendet. Es ist zwar noch genug Wurst übrig, aber die muss Guttenberg nach seinem Rücktritt nicht mehr präsentieren. Damit hat er sich für's erste aus der Affäre gezogen und muss sich wahrscheinlich mehr erklären. Vor allem wenn sich die Aufmerksamkeit vom Verdruss über von und zu Guttenbergs Schummeleien ab- und dem Lob und Mitleid des Rücktritts zuwendet, wird sich kaum iner mehr für die ganze Wahrheit interessieren.

Die eindeutigen Schuldzuweisungen seitens der Uni Bayreuth spielen vielleicht das gleiche Spiel. Wenn sie auf Guttenbergs Betrügerei überdeutlich hinweisen, wollen sie vom Verdacht der Komplizenschaft und Vetternwirtschaft ablenken.

e-noon
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Mi 2. Mär 2011, 12:51 - Beitrag #135


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Mi 2. Mär 2011, 14:27 - Beitrag #136

Den Artikel find ich so pralle nicht, aber was darüber im Ticker an Schlagzeilen durchläuft, induzierte mir zumindest singuläre krampfartige Lachanfälle :cool:

Zurück zum Dr. a. d. (abgabeerfordernde dummdreistigkeit). Seine Erklärung zum Rücktritt im Wortlaut gibt es u.a. beim Bundesverteidigungsministerium (mit etwas verwechselter Reihenfolge, der Anfang in der Mitte vom text^^). Ich mag dazu hier und da jenes und dieses anmerken.

Grüß Gott, meine Damen und Herren,
ich habe in einem sehr freundschaftlichen Gespräch die Frau Bundeskanzlerin informiert, dass ich mich von meinen politischen Ämtern zurückziehen werden und um meine Entlassung gebeten.
Gerade wegen der Frage mit den Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hätte er mit wenigen Worten mehr auch klarstellen (was inzwischen durch sein Ministerium offenbar geschah) können, dass er auch sein Bundestagsmandat wird niederlegen.



Mit Blick auf die größte Bundeswehrreform in der Geschichte, die ich angestoßen habe, und mit Blick auf eine gestärkte Bundeswehr mit großartigen Truppen im Einsatz, die mir engstens ans Herz gewachsen sind.
Den Aspekt seines guten Kontaktes zur Truppe findet man auch bei der Reaktion der Kanzlerin wie der Truppe; er war wohl wirklich ein BMVg, der zu denen einen Draht hatte und von dem sich diese verstanden fühlten.



Wenn allerdings, wie in den letzen Wochen geschehen, die öffentliche und mediale Betrachtung fast ausschließlich auf die Person Guttenberg und seine Dissertation statt beispielsweise auf den Tod und die Verwundung von 13 Soldaten abzielt, findet eine dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zu Lasten der mir Anvertrauten statt.
Wieder ein m.E. widerwärtiger Versuch, seine akademische Hochstapelei hinter was anderem, was als wesentlicher dargestellt wird, zu verstecken. Zudem eine m.E. auch unzutreffende Kritik an Rolle und Handlund der Medien, die für eine öffentliche Betrachtung sehrwohl beider Aspekte sorgten. Bloß ist es so, dass tote Soldaten bei aller Tragik eben nichts wirklich neues, unerwartetes, unglaubliches sind - was aber bei einem plagiierenden und dies dummdreist arrogant auch noch aussitzen wollenden Bundesminister (noch^^) gegeben ist.



Ich habe wie jeder andere auch zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen, zu großen und kleinen im politischen Handeln bis hin zum Schreiben meiner Doktorarbeit. Mir war immer wichtig, diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen. Deswegen habe ich mich aufrichtig bei all denen entschuldigt, die ich aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse verletzt habe und wiederhole dies auch ausdrücklich heute.
Wenn ich mir so seine Salami-Taktik bei seinen ganzen Erklärungen der letzten Woche(n) betrachte, so ist dies gewiss ein honoriger und hehrer Anspruch - den er jedoch kräftigst verfehlt hat.



Nachdem dieser Tage viel über Anstand diskutiert wurde, war es für mich gerade eine Frage des Anstands, zunächst die drei gefallenen Soldaten mit Würde zu Grabe zu tragen und nicht erneut ihr Gedenken durch Debatten über meine Person überlagern zu lassen.
Insbesonders wenn - was wegen seiner Beliebtheit in der Truppe nicht unwahrscheinlich erscheint - er davon ausgehen konnte, dass für die Teilnehmer der Trauerfeier, insbes. die Angehörigen und Freunde der Gefallenen, ein amtierender, wenn auch in starker Kritik stehender BMVg lieber/besser war als ein nur noch geschäftsführender oder/und zurückgetretener bzw. durch einen Staatssekretär vertrener, dann hat Guttenberg für dieses Motiv und Handeln meinen ausdrücklichen Respekt.



Es würde daher nach meiner Überzeugung im öffentlichen wie in meinem eigenen Interesse liegen, wenn auch die staatsanwaltlichen Ermittlungen bezüglich urheberrechtlicher Fragen nach Aufhebung der parlamentarischen Immunität, sollte dies noch erforderlich sein, zeitnah geführt werden können.
Das klingt so passivisch, auf andere bauend. Es hätte ihn doch m.E. nichts davon abgehalten, auch noch selber gegen sich Strafanzeige zu erstatten, eine enge Kooperation anzubieten oder/und gleich umzusetzen und dies dann auch zu verkünden. Der Passus mit der Immunität sorgte m.E. auch dafür, das unklar blieb, wie er mit seinem Mandat umzugehen gedenkt.



Die enorme Wucht der medialen Betrachtung meiner Person, zu der ich selbst viel beigetragen habe, aber auch die Qualität der Auseinandersetzung bleiben nicht ohne Wirkung auf mich selbst und meine Familie. Es ist bekannt, dass die Mechanismen im politischen und medialen Geschäfte zerstörerisch sein könnten. Wer sich für die Politik entscheidet, darf, wenn dem so ist, kein Mitleid erwarten. Das würde ich auch nicht in Anspruch nehmen.

Ich darf auch nicht den Respekt erwarten, mit dem Rücktrittsentscheidungen so häufig entgegengenommen werden.
Das ist für mich der stärkste und beeindruckendste Teil seiner Erklärung. Hier zeigt Guttenberg m.E. eine ralistische, kritische Selbstreflexion, die man bei ihm zuvor so sehr vermissen konnte.



Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht.
Mit einem "Kräfte, die ich zu brauchen meinte, weil ich zuerst entgegen meiner Grundüberzeugungen in mich selbst erschreckendem Maße nicht aufrichtig den akademischen Grad eines Doktors der Jurisprudenz erlangte und sodann, als dies öffentlich gewahr wurde, psychologisch verständlich, wie aber menschlich und besonders politisch inakzeptabel, versuchte, mich diesen Verfehlungen nicht zu stellen" wäre auch ich spontan einem Guttenberg-Fanclub beigetreten...

janw
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Mi 2. Mär 2011, 14:54 - Beitrag #137

Zwei Äußerungen von gestern, daß das Haus für seinen Nachfolger bestellt sein sollte, also bestimmte Arbeiten zu erledigen waren, und die Äußerung bezüglich der Trauerfeier für die gefallen Soldaten könnte man idT so verstehen, als ob für ihn selbst der Rücktritt schon ein paar Tage feststand, er aber eben noch einige Dinge im Amt zuende bringen wollte.
Allerdings erscheint es mir dann verwunderlich, daß er dies nicht entsprechend mit der Kanzlerin abgestimmt hat, sondern diese mitten auf dem CeBit-Besuch von seinem bevorstehenden Rücktritt informiert hat.
Vielleicht doch eine kurzfristige Aktion...

Meine Zeitung zitiert einige Bürger aus seinem Heimatort. Neben dem verbreiteten Bedauern seines Rücktritts findet sich dort auch eine Äußerung, in der Guttenberg sinngemäß als schon häufger als durchtriebener Blender aufgefallen bezeichnet wird.

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Mi 2. Mär 2011, 15:06 - Beitrag #138

In der Tat interessant der Widerspruch zwischen noch was abwarten und swohl Kanzlerin wie auch seinen Parteivorsitzenden fast schon erschreckend überraschen.
Irgendwo las ich auch, er hätte vielleicht auch gefürchtet, dass er bei dem sich wohl abzeichnenden begehren der Staatsanwaltschaft, für die Ermittlungen seine Immunität aufheben zu lassen, nicht mehr als zwar angegriffener "Lapalie, gibt wichtigeres, ich arbeite weiter, hab doch auf Titel verzichtet, damit Ende der Affäre", jedoch nicht wirklich getroffenere Minister sich darstellen können.

Makeda
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Mi 2. Mär 2011, 15:33 - Beitrag #139

Zitat von 009: Wieder ein m.E. widerwärtiger Versuch, seine akademische Hochstapelei hinter was anderem, was als wesentlicher dargestellt wird, zu verstecken.

Das klingt so passivisch, auf andere bauend. Es hätte ihn doch m.E. nichts davon abgehalten, auch noch selber gegen sich Strafanzeige zu erstatten, eine enge Kooperation anzubieten oder/und gleich umzusetzen und dies dann auch zu verkünden. Der Passus mit der Immunität sorgte m.E. auch dafür, das unklar blieb, wie er mit seinem Mandat umzugehen gedenkt.


Der hat gedacht, dass wird schon passen und ist damit auch durch gekommen mit eine 1+. Und wäre damit auch weiterhin durchgekommen, würde es die technischen Möglichkeiten nicht geben. Und so wie der drauf ist, realisiert der bis heute nicht, dass er an der Abreit damals mehr als nur bockmist gebaut hat. Da er das Ding mit einer heißen Nadel gestrickt hat über 7 Jahre lang und mehr als nur einmal fünfe grade gelassen hat.

Lykurg
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Mi 2. Mär 2011, 15:43 - Beitrag #140

janw, auf nachträgliche "Ich hab's doch immer schon gewußt"-Kommentare würde ich nichts geben. Sicher wird es genug Leute geben, die ein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben oder das meinen, und offensichtlich ist er ein Blender bzw. hat den wahrscheinlich größten Betrug seines Lebens jetzt in für ihn vernichtender Form eingestehen müssen, aber darüber hinaus ist das mE keine belastbare Aussage (mehr).
Ich zweifle daran, daß die Kanzlerin wirklich so überrascht war - vielleicht vom konkreten Zeitpunkt, aber die Frage wird er schon vor Tagen mit ihr besprochen haben - die sind ja auch nicht naiv.^^

009, daß er in seinen Rücktrittsworten die Sache mit dem Bundestagsmandat nicht klarstellte, könnte damit zusammenhängen, daß darüber noch eine Absprache stattfinden sollte bzw. er darüber noch nicht vollständig entschieden hatte. (Er hatte zu dem Zeitpunkt zwar dem Bundespräsidenten und der Kanzlerin Rücktrittsschreiben geschickt, aber nicht dem Bundestagspräsidenten). Schließlich hat er bis jetzt ein Überhangmandat inne (eines von dreien der CSU), das mit seinem Rückzug wegfällt und nicht neu besetzt wird. Die Regierungsmehrheit (wenn auch marginal), aber stärker die interne Balance zur CSU wird dadurch verändert.

Zur wegfallenden Immunität, um Ermittlungen zu ermöglichen, hat er sich doch auch ausdrücklich positiv geäußert. Meines Erachtens hatte er auch seinen Willen, die Aufklärung zu unterstützen, bekundet, ich weiß nur nicht mehr, wann und in welchem Zusammenhang.

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