Al-Quaida und der Endsieg über den Rest der Welt

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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Mi 17. Aug 2005, 11:56 - Beitrag #21

Ideologien allgemein...haben die Funktion der Bereitstellung von Motiv-Alibis^^

Tantas religiones qui tantas fideles, könnte man sagen...

Die Ursachen liegen in der Tat woanders, die Ursachen, warum Menschen sich vereinnahmen lassen, für Handlungen gewinnen lassen, die jeder Kultur widersprechen.
Erst recht einer Kultur wie der islamischen, die zu einer Zeit eine Blüte der Wissenschaft hervorgebracht hat, als Europa im tiefen Dunkel lag.

Aber warum mit dem Finger zeigen, PublicPrivatePartnership im Bildungswesen ist so nah...

LadysSlave
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Mi 17. Aug 2005, 13:27 - Beitrag #22

Zitat von tjej:Vorschläge dazu?




Dies aus dem Mund eines Deutschen zu hören, ist schon grotesk. Es ist mehr, es ist menschenverachtend.

Wohin hätten die Juden denn gehen sollen? Hätte man ihnen vielleicht die Baracken von Auschwitz als weitere Wohnstätte anbieten sollen?

Hätten sie in Deutschland Haus an Haus mit Nazis leben sollen?

Danke, ich habe genug gelesen. In diesem deutschen Forum.

Genauso Krotesk wie die zig UNO Resolutionen ??
Ich unterscheide sehr wohl zwischen Juden und Zionisten. Zionismus ist eine politische Bewegung, die hauptsächlich von Juden getragen wird. Es gibt in den USA aber auch Christen die aktive Zionisten sind.
Das Judentum dagegen ist eine Glaubensbewegung.
Unter den strenggläubigen Juden sind die Zionisten eigentlich gar nicht geachtet, weil sie sich gegen die Thora versündigen. Denn in den Büchern steht, dass Gott der Herr den Weg bereiten werde. Er selbst, nicht der Mensch. Ferner sind den Zionisten die eigenen Ziele wichtiger, als das Wort Gottes. Denn Gott der Herr sagte: Du sollst nciht töten. Ein Zionist sieht Töten als Möglichkeit die eigenen Ziele zu verfolgen.
Eben deshalb sagt niemand was gegen Juden, wenn er die Verbrechen der Zionisten anspricht. Denn diese Verbrechen sind antijüdisch und nicht deren Erwähnung.
Tjej von dir zu lernen heisst Hassen und Hetzen zu lernen!
Schade, dass keine sachlichen Argumente kommen.
Wenn ich mit meinen jüdischen Freunden in der berliner Oranienstrasse zusammen bin, sind die Gespräche wesentlich sachlicher und menschenfreundlicher. aber auch dem Glauben entsprechend. Diese Juden haben keine Ideologischen Narrenkappe auf. Sie sehen die Welt wie sie ist, nicht wie sie sie gerne hätten.

Die Maschine
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Mi 17. Aug 2005, 13:39 - Beitrag #23

Also ich sehe die Gefahr eher darin, dass die "Al Quaida" eine Organisation ist, die staatenlos ist.

Wir lernen doch jetzt eine ganz neue Form des Krieges kennen... früher war es so: Staat kämpft gegen Staat. Und man wusste wo man den anderen schlagen konnte... im Nachbarland o.Ä. Dann war es so Staat bedroht Staat... die Zeit des Kalten Kriegs. Und 11 Jahre nach Ende des Kalten Kriegs (ich bezeichne das Ende einfach mal mit 1989/90) lernen wir einen Krieg "Staat(en) gegen Gruppierung" kennen, was für die Staaten die Lokalisierung der Gruppierung erschwert, da sie über kein Staatsgebiet verfügen. Also kann die Gruppierung die Staaten mühelos angreifen und wieder verschwinden. So ein Krieg wird auch nicht beendet werden, wenn man O. bin Laden fängt. Dann kommt eben ein neuer Mann an die Spitze... und ich bekomme Angst bei der Vorstellung, dass die Al Quaida wie ein Staat (Regierung als Organisatoren und Volk als Ausführer der Befehle in der Vielzahl) handelt aber niemals als solcher lokalisiert werden kann..... erst wenn sie selber über eigenes Staatsgebiet verfügen, was sie sich ja beschaffen wollen, kann es passieren, dass man endlich bewusst Ziele attackieren kann und selbst dann werden immer noch Anhäner von Al Quaida verstreut auf der ganzen Welt als "Botschafter" handeln.

Bemerkenswert finde ich die Aussage, dass die Israeliten die Palästinenser als Verdrängungsmasse ansehen würden. Im Prinzip ist es ja das Gleiche was Hitler vorhatte zu tun, nämlich nicht nur ein Land einzunehmen, sondern das für sein Volk freizumachen! Die Idee ist ja im Grunde basisgleich.

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Mi 17. Aug 2005, 13:50 - Beitrag #24

@ LadySlave **mit offenem Mund staunend, kaum glauben könnend, was da lesend - ist dir klar, daß du dich anhörst wie ein Wanderprediger der Zeugen Jehovas?**

Machine, ich denke, daß bezüglich Al Quaida im Moment vor allem die Hysterie regiert. Schon im Vietnamkrieg mußte unsere große Führungsmacht erkennen - darin eine Erfahrung der Wehrmacht in Jugoslawien wiederholend - daß reguläres Militär gegen Partisanenstrategie auf Dauer machtlos ist. Eine echte Lehre hat die USA daraus nicht gezogen - aus dieser Unfähigkeit zur Einsicht haben eine ganze Menge Gruppierungen direkte Elemente ihrer Strategie abgeleitet.

LadysSlave
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Mi 17. Aug 2005, 14:05 - Beitrag #25

Zitat von Die Maschine:
Bemerkenswert finde ich die Aussage, dass die Israeliten die Palästinenser als Verdrängungsmasse ansehen würden. Im Prinzip ist es ja das Gleiche was Hitler vorhatte zu tun, nämlich nicht nur ein Land einzunehmen, sondern das für sein Volk freizumachen! Die Idee ist ja im Grunde basisgleich.


Finde ich überhaupt nicht. Kein anderes Volk auf der Welt hat bisher ganze Tötungsfabriken gebaut in denen man tausende von Menschen töten kann. Niemand hat ve3rordnungen erlassen, wie Menschen zu transportieren wären, die man töten will. Kein anders Volk hat soche Last auf sich geladen. Ich halte den Vergleich für schrecklich. Er Zeigt, dass du dir anscheinend nie Gedanken gemacht hast, was da in unserem Namen (also letzten Endes auch in deinem) gemacht wurde.
Staatlich verordneter Massenmord ist eine andere schreckliche Qualität, als zum Beispiel die ermordung der Indianer in den USA. Hier haben einzlene die Gesetzt verbogen und die Tötung zu verantworten. In Deutschland wurde dazu ein Gesetz erlassen um die Tötung rechtlich einwandfrei zu organisieren. Damit der feige Deutsche sich dann hinter dem Befehlsnotstand verstecken kann. wie zum Beispiel die Karstadt Aktionäre, die sagen können: Wir wollte die jüdische Familie Hermen Tietz (Hertie) oder die Familie Karstadt ja nciht ausrauben, aber die Gesetze verlangten es... Ja wir verstecken usn sehr oft hinter Anweisungen, Gesetze und Verordnungen. Das liegt wohl daran, dass wir bis 1918 Untertanen von Kaiser, Könige, Fürsten und Bischöfen waren. Dieses Leibeigenenvolk hat sich immer hinter andere versteckt. Deshalb hatte die Demokratie der Weimarer Republik ja auch keine Chance, genausowenig wie die Demokratie der Bundesrepublik. Man erkennt es daran, dass niemand sich beschwert, während Schily, als SPD Innenminister die Demokratie systematisch durch sogenannte Sicherheitsmassnahmen abbaut. Selbst ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes interessiert ihm wenig. Unter der Prämisse sit es schwer zu glauben, dass es eine Bedrohung von Al-Quaida überhaupt gibt, oder ob es eine Masche ist, die Demokratie europaweit zu vernichten.
Übrigens wurde die Gruppe unter #Zusammenarbeit mit der CIA aufbgebaut, als es in Afghanisten gegen den Erzfeind die UDSSR ging. Gut die UDSSR gibt es nicht mehr, wohl aber die Kämpfer, die von den Amerikanern ausgebildet und ausgerüstet worden sind.
@Ipsi
Ich habe nur die Voraussetzungen verdeutlicht. Wie soll denn jemand die Differenzen zwischen strenggläubigen Juden und Zionisten sehen, wenn man diese nciht erläutert. Und nun ist es halt so, dass das Judentum ein Glaube ist. Deshalb kann man diese Differenzen doch nur anhand ebendieses Glaubens sichtbar machen.
wenn ich Glaubensthesen erwähne, heisst es ja nicht, dass ich diese teile.

Traitor
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Mi 17. Aug 2005, 14:09 - Beitrag #26

@tjej:
Vorschläge dazu?
Wie Jan es erwähnt, das Problem ist die wirtschaftliche, edukative und zivilgesellschaftliche Unterentwicklung dieser Ländern, und diese muss langsam und feinfühlig abgebaut werden. Wie genau dies zu machen ist, ist schwer, ebenso wie bei der Dritten Welt. Aber es ist wohl der einzige Weg.
Dies aus dem Mund eines Deutschen zu hören, ist schon grotesk. Es ist mehr, es ist menschenverachtend.
Nein. Menschenverachtend ist, ein Verbrechen gegen ein anderes aufzuwiegen und zu sagen "es wurde Völkermord an den Juden begangen, also haben die Juden das Recht, als Ausgleich Verbrechen an anderen Völkern zu begehen".
Und ja, dies ist ein deutsches Forum - deutsch in dem Sinne, dass wir den Menschenrechtskonventionen des Grundgesetzes verpflichtet sind, deutsch in dem Sinne, dass wir ein kritisches und aufgeklärtes Bild sowohl von der eigenen düsteren Vergangenheit als auch von der nicht ganz so düsteren, aber immer noch viel zu düsteren Gegenwart anderswo haben.

@Jan: Wie Ipsissimus schon sagt, machst du den Fehler, von "dem Islam" zu reden. Du vergleichst den Koranauslegungs- und Dschihadverkündungsalleinanspruch der Kairoer Universität mit dem Bibelauslegungsalleinanspruch der katholischen Glaubenskongregation. Letzterer gilt jedoch, auch, wenn Ratzi selbst anderer Meinung sein mag, nur innerhalb der katholischen Kirche, nicht in Russland und nicht in einer imaginären Heiligen Bruderschaft des Kreuzzugs gegen die Ungläubigen. Und ebenso gilt deine Darlegung zur "Rechtmäßigkeit" eines Dschihads nur innerhalb der Hauptströmungen, die zur Universität Kairo stehen. (Sofern das mit Kairo überhaupt stimmt, habe es nicht nachgeprüft, aber vertraue dir da mal).
Al-Qaida und andere Splitter- und Terrorgruppen haben ihren eigenen Islam, und in diesem Weltanschauungssystem mag der Dschihad rechtmäßig sein. Fraglich ist dabei natürlich, inwiefern sie Dschihad führen, weil es ihre Weltanschauung so vorschreibt, oder ob ihre Weltanschauung dergestalt ist, dass sie es vorschreibt, weil sie gerne Dschihad führen wollen.

@LadysSlave:
Ferner sind den Zionisten die eigenen Ziele wichtiger, als das Wort Gottes. Denn Gott der Herr sagte: Du sollst nciht töten. Ein Zionist sieht Töten als Möglichkeit die eigenen Ziele zu verfolgen.
Ich erinnere an gewisse Bibelstellen über die Landnahme in Kanaan, die gewisse Tendenzen zur Neugründung Israels im 20. Jahrhundert aufweisen, inklusive ein paar kleineren Kriegen und Vertreibungen. Das Judentum ist in seiner klassischen Form noch sehr stark eine antike Stammes- und Geschichtsreligion, und somit gelten die Gebote auch nur für das Leben in der Zivilgesellschaft und nicht, wenn Gott der Herr vorgesehen hat, dass sich sein auserwähltes Volk jetzt mal gegen Ungläubige durchsetzen soll. Und die meisten Zionisten waren bei allem politischen Kalkül sicher durchaus überzeugt, erneut vom Herrn ins Gelobte Land geführt zu werden und alles Recht zu haben, genauso zu handeln wie damals.

Die Maschine
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Mi 17. Aug 2005, 14:17 - Beitrag #27

Ich finde es aber trotzdem immer wieder blöde von anderen Nationen zu hören, was "ihr" Deutschen gemacht habt, war verwerflich...

Ich denke die Schuld am Holocaust fällt denen auf jeden Fall nicht mehr zu, die nach 1945 geboren sind, bzw. das Regime oder die Neo-Bewegung nicht unterstützen/unterstützten.

Schließlich sagt auch keiner mehr, was für Verbrechen Napoleon gemacht hat... aber wir müssen uns immer 1000mal dafür entschuldigen, wofür wir eigentlich nicht schuldig waren... sicherlich waren das alles schwere Verbrechen... und die Argumentation soll keine Rechtfertigung sein.

Traitor
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Mi 17. Aug 2005, 14:22 - Beitrag #28

Müssen wir denn jetzt auch in diesem Thread wieder mit der Frage nach der Aufarbeitung der deutschen Geschichte anfangen? Solche Kommentare wie deinen, Maschine, will tjej doch nur provozieren. Wie ich sagte, etwas, zu dem man gerade als Deutscher in der Lage sein sollte, ist, andere weltgeschichtliche oder aktuelle politische Sachverhalte sachlich zu betrachten, ohne dabei andauernd Parallelen zur Nazizeit zu ziehen und sich dann in diesen so zu verstricken, dass er am Ende selbst als böser Antisemit/Faschist/etc. darsteht, der das eigentliche Thema zu beurteilen gar kein Recht hat.

LadysSlave
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Mi 17. Aug 2005, 14:23 - Beitrag #29

Zitat von Die Maschine:Ich finde es aber trotzdem immer wieder blöde von anderen Nationen zu hören, was "ihr" Deutschen gemacht habt, war verwerflich...

Ich denke die Schuld am Holocaust fällt denen auf jeden Fall nicht mehr zu, die nach 1945 geboren sind, bzw. das Regime oder die Neo-Bewegung nicht unterstützen/unterstützten.

Schließlich sagt auch keiner mehr, was für Verbrechen Napoleon gemacht hat... aber wir müssen uns immer 1000mal dafür entschuldigen, wofür wir eigentlich nicht schuldig waren... sicherlich waren das alles schwere Verbrechen... und die Argumentation soll keine Rechtfertigung sein.

Wenn du das so siehst, dann steht dir auch nicht zu, die deutschen Dichter und Denker zu erwähnen. Die waren auch schon tot, als du geboren wurdest.
Also, wenn man die eigene Geschichte sieht, dann sieht man sowohl die Dichter und Denker, als auch die Richter und Henker. Das gehört einfach zusammen. Übrigens wird kein Franzose so dämlcih sein, die Untaten Napoleons zu leugnen. Es ist für Franzosen eben ein Teil der Geschichte, genau wie die Indianer in den USA. Nur die Deutschen stehen da und brüllen: Ich will den Puppenlappen nicht. Ich will nur die schönen Sachen aus der eignenen Geschichte!

janw
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Mi 17. Aug 2005, 14:43 - Beitrag #30

Traitor, wie meine lateinische Wendung zeigt, es gibt so viele Religionen wie Gläubige...cum grano salis ;)
Aber, wohl wahr, der Vergleich zu Ratzis Laden hinkt, weil es im Islam keine Exkommunikation gibt.
Mir ging es darum, ersteinmal den offiziellen Hauptstrom darzustellen, ohne dessen Kenntnis die sich darauf ihr eigenes Süppchen kochenden Splittergruppen und ihre Suppe nicht zu verstehen ist.
Sicher ist die Bedeutung der sich nach Mohammed ergeben habenden Strömungen und Gruppierungen usw. nicht zu unterschätzen, es wäre aber ausgeufert.
Die Grenzen der "individuellen Religion" gibt es aber gleichwohl, dort, wo es um den nackten Text geht. Und danach sieht es wohl so aus, daß jene, die den Dschihad im Munde führen, dies wirklich entgegen dem Buche tun, auf das sie sich berufen.
Warum sie das tun? Eifer, Machtwille, alles was schlecht ist...
Daß keiner ihnen Einhalt gebietet, hat eben politische Gründe.

Gleich, wie der Mord an den Indios, die Zerstörung ihrer Kultur gegen den Einspruch einiger mutiger Missionare erfolgte - aus Eifer, Machtwille, zur Sanierung der maroden königlichen Haushaltskassen, und von der Kirche geduldet wurde - aus politischen Gründen, niederen zumal.

Die Maschine
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Mi 17. Aug 2005, 23:02 - Beitrag #31

Also ich denke, uns Deutschen wird genug bewusst gemacht, was die Deutschen zwischen 1933 und 1945 gemacht haben... (übrigens ich schließe Goethe, Schiller, die Karls etc. von der Mitschuld am Holocaust aus)

ich denke aber wir dürften die Al Quaida so betrachten, dass wir nicht erst groß über unsere Vergangenheit nachdenken zu brauchen... deswegen finde ich passt der Titel mit "Endsieg" nicht so ganz, weil das eindeutig NS-Vokabular ist.

janw
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Do 18. Aug 2005, 03:17 - Beitrag #32

Traitor schrieb:
@Jan: Wie Ipsissimus schon sagt, machst du den Fehler, von "dem Islam" zu reden. Du vergleichst den Koranauslegungs- und Dschihadverkündungsalleinanspruch der Kairoer Universität mit dem Bibelauslegungsalleinanspruch der katholischen Glaubenskongregation. Letzterer gilt jedoch, auch, wenn Ratzi selbst anderer Meinung sein mag, nur innerhalb der katholischen Kirche, nicht in Russland und nicht in einer imaginären Heiligen Bruderschaft des Kreuzzugs gegen die Ungläubigen. Und ebenso gilt deine Darlegung zur "Rechtmäßigkeit" eines Dschihads nur innerhalb der Hauptströmungen, die zur Universität Kairo stehen. (Sofern das mit Kairo überhaupt stimmt, habe es nicht nachgeprüft, aber vertraue dir da mal).
Al-Qaida und andere Splitter- und Terrorgruppen haben ihren eigenen Islam, und in diesem Weltanschauungssystem mag der Dschihad rechtmäßig sein. Fraglich ist dabei natürlich, inwiefern sie Dschihad führen, weil es ihre Weltanschauung so vorschreibt, oder ob ihre Weltanschauung dergestalt ist, dass sie es vorschreibt, weil sie gerne Dschihad führen wollen.

Ich muss da doch nochmal was zu loswerden...
Wie gesagt, habe ich einen Hauptstrom dargestellt, einen Kern, ohne den die Vielfalt an sich in mehr oder weniger weit greifenden Detailfragen hochziehenden Strömungen und Splittergruppen nicht verständlich wäre - didaktische Reduktion, wenn man so will^^
Es gibt zahlreiche Gruppierungen unterschiedlicher traditioneller Tiefe. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob man diesen wirklich nachsagen kann, sie würden jeweils einen "eigenen Islam" haben. Man müßte mal einen Schiiten, einen Sunniten und einen Sufi danach befragen, hab nur leider kein Sortiment zur Hand...
Eher sehe ich eine Art kultureller Idiosynkrasie zwischen den jeweiligen Regionalkulturen und den kulturellen Normen des Islam.
Wenn in einer Kultur die Frauen schon immer bedeckt herumgelaufen sind und die Eltern die Bräute "an den Mann gebracht haben", und eine Religion wird herangebracht, die dieses als Möglichkeit zuläßt, dann kann dieser unbedingte (dh. als verbindliche Norm fest verankerte) Brauch mit der religiösen Möglichkeitsnorm dahingehend verschmelzen, daß die Tatsache einer religiösen positiven Aussage den hergebrachten Brauch stärkt, zugleich die bloße Möglichkeitsaussage der Religion im Bewußtsein verblaßt.
So kann das, was hierzulande in manchen türkischen Gemeinschaften vorkommt, Zwangsverheiratung, Mord an "unverheiratbaren" Töchtern,... im Grunde als anatolischer Kulturbestandteil gesehen werden, der mit dem Islam so viel zu tun hat wie die Genitalverstümmelung von Frauen in Afrika.

In gleicher Weise sehen manche Kommentatoren eine ähnliche Beziehung bei den Taliban in Afghanistan, indem sie in ihren Auffassungen die Auffassungen einer extrem konservativen Landbevölkerung verwirklicht sehen.
In jedem Falle haben die Taliban diese Auffassungen erheblich verschärft, auf ein Maß, das in keiner Weise mehr lebensnah ist. Wenn dem denn in dem Falle überhaupt so ist.

Allerdings könnte man daran doch das Tun der Terroristen "verstehen".
Was macht es für einen Sinn, einen Bus mit Zivilisten zu sprengen, danach während der Rettungsarbeiten eine weitere Bombe zu zünden und dann nochmal vor dem Krankenhaus, in dem die Verletzten liegen?
Terror um des Terrors willen? Oder Terror, um den Boden zu bereiten für einen fundamentalistischen "Gottesstaat"? Die Beseitigung Israels als weiteres Ziel anbei.
Immerhin, die Beseitigung Israels wäre ein Ziel mit Tradition. Das haben nämlich schon jene verfolgt, welche die RAFler ausgebildet haben. Aber so weit reicht das politische Gedächtnis der Politiker nicht...

Die Maschine
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Do 18. Aug 2005, 03:22 - Beitrag #33

Im Prinzip sind deine Schlussfolgerungen nachvollziehbar und verstehbar... nur aus (unserer) moralischen Sicht ist doch Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratung etc. mehr als verwerflich.

Die Frage, die sich jetzt mir stellt ist nur die, ob man das wirklich miteinander aufwiegen kann. Ich denke als Kompromis: Die Türken, die hier in Deutschland leben, sollten die Gesetze einfach akzeptieren und die Kultur in den Teilen einschränken, wie sie dem christlichen Glauben so wie es im Grundgesetz steht, zurückstellen. Freilich kann dies nicht bezogen werden auf andere Länder oder gar die Türkei als Heimatland.

LadysSlave
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Do 18. Aug 2005, 10:10 - Beitrag #34

Zitat von Die Maschine:Also ich denke, uns Deutschen wird genug bewusst gemacht, was die Deutschen zwischen 1933 und 1945 gemacht haben... (übrigens ich schließe Goethe, Schiller, die Karls etc. von der Mitschuld am Holocaust aus)

ich denke aber wir dürften die Al Quaida so betrachten, dass wir nicht erst groß über unsere Vergangenheit nachdenken zu brauchen... deswegen finde ich passt der Titel mit "Endsieg" nicht so ganz, weil das eindeutig NS-Vokabular ist.

Wie kommst du eigentlich immer auf Mitschuld? Eine Mitschuld gibt es nicht. Jeder Jude mit dem ich gesprochen habe, sagt, dass keienr, der danach geboren ist, eine Mitschuld trägt.
Nur Zionisten benutzen diese Vokabular, um über diese Schiene jegliche Kritik an Ihre Handlungen auszuschliessen.
Ehrliche Juden sagen es so, wie es ist. wir tragen keine Mitschuld, aber eine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sowas nie mehr passiert. eben weil wir wissen dass a) es schon einmal passiert ist und b) Der Schoss fruchtbar noch ist, aus dem sowas kroch.
Und dieser Verantwortung stelle ich mich gerne, schon damit nicht mehr im Namen des Deutschen Volkes (also auch meines Volkes) sowas passiert. Die Vergangenheit kann niemand ändern, aber für die Zukunft vorsorgen.
Schiller und Goethe haben mit dem Holocaust nur insofern zu tun, als sie Deutsche sind und Sie genauso Teil unserer Vergangenheit sind, wie der Holocaust.
Die Formulierung mit "Endsieg" hat Tjej wahrscheinlich absichtlich so gewählt um die Al-Qaida in die Nähe der Nazis zu bringen, obwohl sie wissen müsste, dass es eine Verniedlichung der Grausamkeiten des Holocaust ist. Es ist nunmal ein Unterschied, ob jemand sich im Krieg befindlich glaubt (Nach den Angriffen der USA ja nicht von der Hand zu weisen), oder ob jemand fabrikmässig Menschen morden will und dazu Gesetze erlässt.

janw
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Do 18. Aug 2005, 11:41 - Beitrag #35

Mag sein, daß tjej den Begriff "Endsieg" bewußt verwendet hat, vielleicht auch nur, weil er kurz und knapp das aus ihrer Sicht Ziel von Al Quaida beschreibt, nämlich den finalen absoluten Sieg über den Westen.
Verantwortung ist das Wort, das unser Verhältnis zu den Juden richtig beschreibt - und übrigens nicht nur zu denen: Sinti und Roma, Geisteskranke, behinderte Kinder,... sind alles Opfer der NS-Diktatur gewesen.
Im übrigen ist man gut beraten, seine eigene Geschichte zu kennen, denn andere kennen sie bestimmt und nutzen diese Kenntnisse - wozu auch immer.

Die Maschine schrieb:
Im Prinzip sind deine Schlussfolgerungen nachvollziehbar und verstehbar... nur aus (unserer) moralischen Sicht ist doch Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratung etc. mehr als verwerflich.

Das ist wahr. Aber die Erkenntnis, daß es sich hierbei nur um regionale Kulturbestandteile handelt, die von einer Religion nur geduldet, nicht aber befürwortet oder vorgeschrieben werden, eröffnet den Schlüssel, solche Bräuche zu verändern, erst recht aber in unserem Land zu verfolgen.
Kulturen sind wandlungsfähig, Religionen geben sich da schon als festgefügtere Gebilde. Und so wird die Beschneidung der Jungen bei Juden und Moslems auch länger bestehen als die Beschneidung von Mädchen. Letztere ist bereits auf dem Rückzug, und das ist gut so.

Die Frage, die sich jetzt mir stellt ist nur die, ob man das wirklich miteinander aufwiegen kann. Ich denke als Kompromis: Die Türken, die hier in Deutschland leben, sollten die Gesetze einfach akzeptieren und die Kultur in den Teilen einschränken, wie sie dem christlichen Glauben so wie es im Grundgesetz steht, zurückstellen. Freilich kann dies nicht bezogen werden auf andere Länder oder gar die Türkei als Heimatland.

Wenn es um anatolische Bräuche geht, gebe ich Dir recht, da muss unser Recht vorgehen. Wenn es um von der Religion vorgeschriebene Bräuche geht, wird es schwierig, weil Religionsfreiheit gilt. Deshalb wird man auch nicht einfach gegen die Beschneidung von Jungen angehen können, wenn man wollte.
Allerdings ist es schon schwierig, in Deutschland Hammel nch islamischen Vorschriften zu schlachten. Dagegen steht das Tierschutzgesetz, wie auch immer berechtigt man das in dem Falle auch sieht.

Aber die Sache hat natürlich noch eine andere Dimension. Und zwar sind die Menschenrechte im westlichen Kulturkreis gewonnen und als kulturell verankerte Werte etabliert worden.
Ist es nicht eine Form von kulturellem Kolonialismus und Imperialismus, wenn man sie global, notfalls mit Gewalt, einführt?
Ich meine natürlich nein, aber die Frage muß gestellt werden.

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Do 18. Aug 2005, 11:58 - Beitrag #36

Zitat von janw:Mag sein, daß tjej den Begriff "Endsieg" bewußt verwendet hat, vielleicht auch nur, weil er kurz und knapp das aus ihrer Sicht Ziel von Al Quaida beschreibt, nämlich den finalen absoluten Sieg über den Westen.





Richtigsstellung:

Den Titel "Al-Quaida und der Endsieg.." entstammt dem von mir verlinkten Spiegel-Artikel. Wortwörtlich.

Bitte keine falschen Unterstellungen.

janw
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Do 18. Aug 2005, 12:44 - Beitrag #37

Gut, tjej, das wäre geklärt, und nichts negatives ist daran.

Jetzt würde ich gerne mehr von Dir lesen zum Thema. Wie wird das eigentlich in Schweden gesehen?

Traitor
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Do 18. Aug 2005, 12:50 - Beitrag #38

Nochmals: bitte einigermaßen beim Thema bleiben. Wer über deutsche Geschichte oder Türken in Deutschland diskutieren will, macht dazu bitte einen Thread auf, hier geht es um Al-Qaida und Hintergründe, die zumindest einigermaßen direkt mit ihr zusammenhängen.

@Jan: Du redest von "der (Haupt-)Religion", als ob sie eine eigenständige Entität wäre, die von sich aus Aussagen trifft und die dann mit lokalen Eigenheiten verschmilzt. Solch eine Entität gibt es aber nicht, was soll sie sein? Es gibt den Koran. Aber der trifft keine Aussagen, genausowenig wie es die Bibel tut. Es gibt nur Menschen, die vor ihrem gesamten lokalen und sonstigen Hintergrund den Text des Koran diesem Hintergrund gemäß interpretieren. Eine Religion mit Glaubensinhalten entsteht immer erst, wenn dies geschieht.
Somit gibt es nicht "den Islam", der sich mit anatolischen Bräuchen vermischt und anatolisch-islamische Ergebnisse hervorbringt. Es gibt den Koran, den bereits von ihren Islam nach Anatolien tragenden Missionaren ebenso entwickelten Islam dieser Missionare und die anatolischen Bröuche, die gemeinsam den anatolisch-islamischen Islam hervorbringen. Aber dieser ist nicht weniger ein Islam als der der Missionare und nicht mehr der Islam als der der Missionare.
Es ist noch nichteinmal so, dass man die Hauptrichtung des Islam als die betrachten könnte, aus der sich alle abgespalten oder wegentwickelt haben. Es gibt ebenso wie im Christentum Nebenströmungen, die genauso alt sind wie die Hauptrichtungen und mindestens soweit entfernt, man denke nur an die Drusen, bei denen man sich nichtmal einig ist, ob sie nicht schon wieder eine eigene Religion sind.

Ich verstehe nicht, warum du so darauf erpicht bist, einen qualitativen Unterschied zwischen den Diversitäten in Christentum und Islam zu konstruieren.

@LadysSlave:
Es ist nunmal ein Unterschied, ob jemand sich im Krieg befindlich glaubt (Nach den Angriffen der USA ja nicht von der Hand zu weisen), oder ob jemand fabrikmässig Menschen morden will und dazu Gesetze erlässt.
Diese Formulierung verharmlost nun wiederum das Handeln der islamistischen Terroristen, impliziert sie doch, dass sie lediglich zur Selbstverteidigung kämpfen.

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Zitat von Traitor:@LadysSlave: Diese Formulierung verharmlost nun wiederum das Handeln der islamistischen Terroristen, impliziert sie doch, dass sie lediglich zur Selbstverteidigung kämpfen.

Im Moment ist es auch so. Ich kann keine Agressivität erkennen, wenn Kämpfer der irakischen oder afghanischen Resistance sich gegen fremde Agressoren wehren.
Natürlich gibt es im Verteidigungskrieg Tote. Doch daran sind nicht die Verteidiger der eigenen Heimat Schuld, sondern die Fremden ungebetenen Armeen.
Ob im Irak, oder In Afghanistan. Niemand kann dort die Freiheit Deutschlands oder der USA verteidigen uns schon gar nciht beim Foltern in illegalen Gefängnissen.
Wenn der blöde Spruch mit den Massenvernichtungswaffen kommt, kann ich eigentlich nur feststellen, dass die USA noch viel mehr Massenverncihtungswaffen haben und diese auch einsetzen. Hiroshima und Nagasaki in Japan. Agent Orange in Vietnam. nur die bekanntesten Fälle.
Das hiesse doch aber, dass man erstmal die USA entwaffnen müsste, wenn man der Logik des US-Präsidenten folgt.

Ipsissimus
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Do 18. Aug 2005, 15:25 - Beitrag #40

LadySlave, die Götter hassen bei Bettlern, was sie bei Königen lieben

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