Darf ich dich, auch wenn es OT ist, darauf hinweisen, daß (wie die Presse berichtete) neulich im EU-Parlament ein "Iftar-Essen" stattfand, eine festliche Mahlzeit als Abschluß des Ramadan? Daß belgische Polizisten während eben dieses muslimischen Fastenmonats auf der Straße nicht rauchen sollen? Daß in Österreich gerade (wahlweise serbokroatische oder) türkische Sprachkurse zum verpflichtenden Bestandteil der Lehrerausbildung werden sollen?Zitat von Aydee:Es ist ihre Welt.
Warum sollten sie ihre Welt verbiegen nur weil unsere Welt es für richtiger, besser... hält....?
Machen 'wir' ja auch nicht.
(Wobei ich jedenfalls letzterem in der Sache eher zustimme. Besser, alle erhalten etwas schlechteren Unterricht, weil die Lehrerausbildung etwas leidet, als es werden Analphabeten produziert, weil die benachteiligten Kinder gar nichts mitbekommen - stark vereinfachend dargestellt.) Ich will nur vorsichtig andeuten, daß ein solches Entgegenkommen unsererseits durchaus vorhanden ist.
Es geht ja überhaupt nicht darum, ob Frau Osthoff ein Kopftuch trug. Ich gehe davon aus, da sie Muslimin geworden ist, und da es in diesen Ländern auch für nichtmuslimische Frauen ratsam bis selbstverständlich ist, sich dementsprechend zu verhalten. Ich bezweifle sehr, daß ihr möglicherweise ungewöhnlich selbstbewußtes Auftreten als Frau sie zum Entführungsopfer werden ließ. Sondern in ihr wurde einfach eine Repräsentantin des 'Westens' angegriffen, egal, inwieweit sie sich tatsächlich angepaßt hat, dort lebte, nach den dortigen Sitten lebte. Und ich meine nicht, daß 'der Westen' sich dort irgendwie beliebter machte, wenn er keine Frauen in diese Gebiete schickte.
Ein Artikel von Linksnet (leider schon von Oktober 2004, aber es sollte sich seitdem nicht massiv verschlimmert haben), stellt die Situation der Frauen im Irak allgemein sehr kritisch dar. Dort heißt es aber zugleich, das Engagement von Frauen sei anzuraten:
und endet sogar positiv:Es ist zu betonen, dass die Beteiligung von Frauen am Wiederaufbau des Irak nicht einfach nach Motto: "Frauen dazu und einmal umrühren" funktionieren kann. Es fehlt eine Geschlechterperspektive im Einklang mit der Oktober 2000 verabschiedeten UN-Resolution 1325. In dieser Resolution wird anerkannt, welche Bedeutung der Einbeziehung von Frauen und dem gender mainstreaming in allen Aspekten der post-conflict resolution und der Friedensoperationen zukommt. Forschungen über und politische Erfahrungen mit anderen Konfliktregionen und Nachkriegssituationen wie Nordirland, Bosnien-Herzegowina, Zypern, und Israel/Palästina belegen, dass Frauen oft eher befähigt sind, Brücken über ethnische, religiöse und politische Spaltungen zu schlagen und dass sie eine bedeutende Rolle im Rahmen des "peace-making" spielen können. Ich glaube, dass ein zukünftiger Frieden erreicht werden kann, wenn man sich mit Hilfe eines Wahrheits- und Versöhnungskomitees mit der Vergangenheit des Irak auseinandersetzt und sie aufarbeitet, um so eine Sensibilität gegenüber allen Formen von Menschenrechtsverletzungen einschließlich sexueller Gewalt zu entwickeln.
Im Gegensatz zu den üblichen Darstellungen unterdrückter arabischer Frauen in den Medien haben Frauen im Irak sich in der neuen Situation auf verschiedene Weise als einfallsreicher und anpassungsfähiger erwiesen als Männer. Kleine informelle Geschäftsideen wie Essensstände schossen während der Periode der Wirtschaftssanktionen aus dem Boden. Die Qualifikationen im Handwerk und das Recycling von Kleidung und anderen Materialien bezeugen eine unglaubliche Kreativität. In der Post-Saddam-Periode haben Aktivistinnen sich über simple ethnische, religiöse und politische Barrieren hinweggesetzt und sich zusammengeschlossen, um in verschiedenen Fragen Einfluss auszuüben.
janw, es freut mich, daß du das ähnlich siehst. (Allerdings weiß ich nicht so recht, inwieweit die sehr spezielle Situation in Bayern wirklich mit dem Irak vergleichbar ist.^^) Zu ihrer Freilassung rief übrigens Moktada Sadr (Schiit) auf, mit einem Hinweis auf die Haltung Deutschlands im Krieg.