Nicht wählen gehen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Lykurg
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Mi 29. Jul 2009, 18:00 - Beitrag #21

Ah, ok, wir sind es in der Matrix nicht so gewöhnt, in Gleichnissen zu denken - vielleicht hättest du es mit "Ich aber sage euch" einleiten sollen. Bild
Wie bei diversen Gleichnissen des NT ist der Vergleich problematisch, da ziemlich hinkend. Die meisten Gleichnisse bilden das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen als ein Verhältnis zwischen zwei Menschen ab - was nur sehr eingeschränkt funktionieren kann. Genauso schwierig ist es, (wie in deinem Beispiel) das Verhältnis eines Individuums zum Kollektiv als Verhältnis zweier Individuen zueinander zu veranschaulichen. Was uns im Gleichnis als schreiendes Unrecht erscheint, sieht in der Realität aufgrund der Ungleichartigkeit des hier gleichgesetzten sehr anders aus. Entscheidungsprozesse und Handlungen eines Individuums verlaufen nun einmal sehr anders als die eines Kollektivs - ebenso wie Allmacht und Allwissenheit einen kategorischen Unterschied zum menschlichen Wesen ausmachen...

Gleichnisse sind hervorragend dazu geeignet, komplexe Sachverhalte vereinfacht darzustellen. Wenn man diese Vereinfachung dann aber als wahres Abbild des Sachverhalts ansieht und von da aus wieder hochrechnet, hat man plötzlich lauter Rasterfehler. - Ganz abgesehen von den inhaltlichen Kleinigkeiten, über die man auch noch reden könnte. Bild

Makeda
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Mi 29. Jul 2009, 18:01 - Beitrag #22

Wenn ein Politiker (nicht Delegierter!) auf einer Wahlliste als Person nicht in das Parlament gewählt wird, aber über die Parteienliste doch ins Parlament kommt... wen vertritt er/sie dann dort ?


Grundsätzlich haben wir in Deutschland das Systhem des Parlamentariers, der nach dem GG : "die Abgeordneten, der Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier und geheimer Wahl gewählt. Sie sind vertretter des ganzen Volkes, an Aufträgen und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen."

Das heißt, egal ob der Gewählte von der Parteien- oder der Wahlliste kommt er vertritt das ganze Volk! Über welche Liste du ins Parlament kommst spielt keine Rolle darüber ob du ein Delegierter bist, den er weiß ja nicht wer ihn gewählt hat, da er geheim gewählt worden ist- dementsprechend kann er sie auch nicht vertretten!

Aydee
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Mi 29. Jul 2009, 18:05 - Beitrag #23

Zitat von Makeda:Das heißt, egal ob der Gewählte von der Parteien- oder der Wahlliste kommt er vertritt das ganze Volk! Über welche Liste du ins Parlament kommst spielt keine Rolle darüber ob du ein Delegierter bist, den er weiß ja nicht wer ihn gewählt hat, da er geheim gewählt worden ist- dementsprechend kann er sie auch nicht vertretten!

kann er wen nicht vertreten?

Makeda
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Mi 29. Jul 2009, 18:07 - Beitrag #24

Ich wollte einfach nur mal wissen wie es gehen soll einen Staat wie einen Freund zu behandel. Deshalb habe ich dieses Beispiel angebracht um zu verdeutlichen, dass es nicht machbar ist, da wir "uns" schnell einig darüber waren, dass wir diesen Freund in den Wind schießen würden!
Wobei ich mit dem Systhem in deutschland dennoch nicht einverstanden ist! Da er mich und jeden Anderen in Deutschland als einen Terroristen ansieht, der derzeit Kinderpornos schaut!

Entscheidungsprozesse und Handlungen eines Individuums verlaufen nun einmal sehr anders als die eines Kollektivs


Nur mal kurz eine Frage, aus was besteht das Kollektiv?

e-noon
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Mi 29. Jul 2009, 18:08 - Beitrag #25

Er kann nicht gezielt die Interessen seiner Wähler vertreten, weil er gar nicht im Einzelnen weiß, wer ihn gewählt hat und warum. Vielleicht wird ein Delegierter von Person A gewählt, weil er den Atomausstieg befürwortet, und Person A ärgert sich dann schwarz über die Meinung desselben Delegierten hinsichtlich der Rentenpolitik!

Makeda
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Mi 29. Jul 2009, 18:11 - Beitrag #26

kann er wen nicht vertreten?


Er vertrit sogar. Seine Stammkolegen, die Meinung der Partei, die Meinung der Lobbyisten, die Meinung der Wirtschaft, die Meinung der Medien, jenachdem von wem er sich beeinflussen lässt. ;)

Dies sind halt die alltäglichen Probleme der realen Demokratie.

Lykurg
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Mi 29. Jul 2009, 18:15 - Beitrag #27

Mit Kollektiv meine ich hier eine beliebige größere Gruppe von Menschen, die in irgendeiner Weise organisiert sind bzw. ihr Verhalten aneinander ausrichten - eine Familie, ein Sportverein, eine Partei, ein Staat, aber auch die Festgemeinde in einem bayerischen Bierzelt. Bild Mir geht es um den Gegensatz von Einzelperson und Gruppe in beliebigen Entscheidungssituationen.

Gegebenenfalls vertritt er sogar die Haltung bestimmter Lobbyisten (die ja durchaus auch untereinander gegensätzliche Positionen haben können), obwohl sie zufällig mit seiner eigenen Meinung und der des einen oder anderen Wählers übereinstimmt. Bild

Aydee
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Mi 29. Jul 2009, 19:54 - Beitrag #28

[quote="Makeda"]Er vertrit sogar. Seine Stammkolegen, die Meinung der Partei, die Meinung der Lobbyisten, die Meinung der Wirtschaft, die Meinung der Medien, jenachdem von wem er sich beeinflussen lässt. ]
Punkt, Satz und Sieg! (imo Bild)

und das ist ist das System welches wir wählen möchten ?

Maglor
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Mi 29. Jul 2009, 22:28 - Beitrag #29

@Makeda Mach es doch das nächste mal wie das Christkind selbst und benenne das Gleichnis als Gleichnis. (Ups, ich habe da gestern wohl auch den Ironie-Button vergessen. :crazy: )
Was die Sache mit dem Freund und der Freundin angeht, so lässt sich das alles ganz sicher nicht in jenem Thread klären. Tja, wenn es wirklich Liebe ist, kann der Freund auch Freund bleiben, trotz allem. Etwas Hurra-Patriotismus und die Sache ist erledigt.
Für die anderen hilft vielleicht die Einbildung, dass "er" es doch nur gut meint. Anderen genügt es ja schon, wenn sie "ihn" für übermächtig oder wenigstens für notwendig erachten.

Was die Volksvertretung angeht, so geht sie gegen Null sobald man nicht Lobbyismus selbst als solche betrachtet. Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Auswirkungen (gemessen an der Einzelperson) natürlich eher gering.
So kann man beispielsweise direkt beim Direktkanidaten des Wahlkreises Einfluss geltend machen oder aber indirekt über den Umweg unnatürlicher Personen wie Vereine und Verbände, die die eigene Lobby vertreten. Man könnte auch wagen, die Partei selbst zu unterwandern...
So gesehen, muss gar nicht zur Urne gehen, sondern nur (als Beispiel) dem ADAC beitreten wenn man freie Fahrt für freie Bürger fordert und dem NaBu, wenn man das Gegenteil erreichen will.
Wenn man natürlich die Hände in den Taschen lässt, kann man nur boch auf Magie hoffen, denn anders bleiben Flüche und Verwünschungen wirkungslos. ;)

e-noon
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Mi 29. Jul 2009, 22:35 - Beitrag #30

Ich glaube, Makeda hat das Gleichnis wirklich nur 1:1 übertragen und keine tatsächliche Person gemeint... oder doch?

Aydee: Wenn man was ändern will, muss man wissen, wohin man will und wie man dahin gelangt, und man muss die Mittel dazu nicht haben. Wenn man eines davon nicht hat (oder gar alle drei nicht), mag es sinnvoller sein, das bestehende System zu verbessern. So geht es einem irgendwann so wie den Leuten in der Sowjetunion, die in brüderlicher Eintracht die Herrschaft der Arbeiteter erwarteten und in der offenbar unweigerlichen Vorphase des Sozialismus - zu Millionen verhungerten. Tja.

Edit: Das Wort "notweigerlich" existiert noch nicht.

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Mi 29. Jul 2009, 23:54 - Beitrag #31

e-noon, richtet sich der erste Satz an mich? Wenn ja: die Einzelperson wäre im Gleichnis die mißhandelte Freundin. Es muß dabei keine bestimmte Einzelperson gemeint sein, aber: Wäre die Gleichniserzählung eine reale Geschichte, könnte die Gesellschaft/der Staat einspringen, um der Freundin zu helfen. So wie das Gleichnis gemeint ist, fällt aber diese Möglichkeit weg, da es sich bei der Hilfsinstanz bereits um eine Konfliktpartei handelt. Und das ist unrealistisch - selbst in totalitären Gesellschaften wird sich hoffentlich irgendjemand finden lassen, der von der offiziellen Linie abweichen und helfen kann - im Gleichnis so nicht möglich, da verkürzt dargestellt. Wenn nein: vergiß es. Bild

e-noon
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Do 30. Jul 2009, 11:08 - Beitrag #32

An Maglor war das ^^ sind wir in letzter Zeit ein wenig egozentrisch? Aber dein Einwand, wiewohl berechtigt, lässt sich auch ein wenig entkräften. Die Völkergemeinschaft kann sich des Falls annehmen und die Rolle spielen, die im Gleichnis Dritte innehätten. Gleichzeitig ist die Freundin sehr gut dadurch charakterisiert, dass sie das Ganze alles freiwillig mitmacht und verharmlost, bis sie dann wirkliche Schwierigkeiten bekommt, sich überhaupt noch aus der Lage zu befreien.

Lykurg
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Do 30. Jul 2009, 11:29 - Beitrag #33

"in letzter Zeit"? Bild -

Die Völkergemeinschaft mischt sich aufgrund internationaler Verträge üblicherweise nicht in innerstaatliche Angelegenheiten ein.
Und letzteres... Es ist wohl ein allgemein wirksames Phänomen, daß wir, die wir sehr gut informiert sind über diverse Diktaturen der Vergangenheit und Gegenwart, und die wir umgeben sind von Organisationen, die Menschenrechtsverstöße untersuchen und publik machen, auch verstärkt dazu neigen, uns als Opfer oder jedenfalls bedroht zu sehen. - Wer sich (ohne über eine medizinische Ausbildung zu verfügen) viel mit Krankheitsbildern beschäftigt, merkt vielleicht eher, wenn er krank ist, aber er wird auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zum Hypochonder... Bild

Ipsissimus
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Fr 31. Jul 2009, 10:50 - Beitrag #34

Herr Doktor, der Hypochonder aus Zimmer 217 ist tot. - Jetzt übertreibt er aber wirklich. ^^

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Fr 31. Jul 2009, 12:01 - Beitrag #35

kenn ich schon - (-> der macht das öfters)

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