Und täglich grüßt ein Lebensmittelskandal

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maglor
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Mo 10. Jan 2011, 20:17 - Beitrag #21

Beim deutschen Verbraucher gibt es gleich mehrere Probleme.
1. Die schiere Anzahl
In Deutschland gibt es bekanntlich 82 Millionen Menschen. Die Fläche Deutschland reicht jedoch nicht aus, um diese Masse mit fleischlicher Kost zu ernähren. (Obergrenze ist hier jedoch nicht der Ertrag der Felder und Wiesen, sondern die Fläche die zur Entsorgung mit Fäkalien zur Verfügung steht!)
Hinzu werden große Mengen Fleisch aus den Niederlanden importiert, denn in Rotterdam werden die Ferkel mit frisch manipulierten Gen-Soja aus Übersee gefüttert und die Gülle landet direkt in der Nordsee. Eier für die Industrie werden als sogenannte Flüssigeier für die Industrie im wesentlichen importiert, zum Teil aus Asien. Gerademal die Eier im Einzelhandel in ihren lustig gestempelten Kalkschalen stammen aus europäischer Produktion.
Die Getreidemenge, die in Deutschland jährlich zur Schweinemast aufgewendet wird, könnte genauso gut die ganze Sahel-Zone ernähren.

2. Die neuen Speisetabus
Immer mehr Teile des Tieres werden aufgrund veränderter Esskultur nicht mehr verwertet, z. B. Rindernierenfett, durchwachsenes Fleisch, Knochenbrühe ... Die neuerdings ungenießbaren Teile werden entsorgt, etwaige Lücken im Speiseplan werden mit Filetstücken geschlossen. Bei der Verbrennung entsteht übrigens neues Dioxin.
Hinzu kommt den Wahn, das alles rund um die Uhr und immer frisch verfügbar sein muss. 20 % der Lebensmittel im Einzelhandel erreichen den Verbraucher nie, sondern werden entsorgt, noch bevor sie vergammeln. Zu Hause wird der Teile auch nicht abgegessen und 10 % der Nahrung landet in der Mülltone.

3. Die Unwissenheit und Naivität
Die meisten Menschen ignorieren weitgehend, den Zusammenhang zwischen Fleisch, Milch, Eiern und den Tod der Tiere. Sie haben weder eine Ahnung vom Kochen noch von der Landwirtschaft. Sie ollen es erst gar nicht wahrhaben, dass der Naturdarm der Bratwurst eben der Dünndarm der Schweines ist. Und sie glauben auch noch, dass moderne Schweine im Stroh wühlen oder ihre Schlachtung unter Vollnarkose stattfindet. Sie eckeln sich vor Dreck und glauben Frischhaltefolie. Wenn Scheine geschlachtet werden, klebt ihnen doch die eigene Scheiße zwischen den Hüfen und mitsamt dieser werden sie gebrüht. Hinzu kommt diese Naivität, dass irgendetwas auf diesem von Giften und Keimen sein könnte.

4. Der Geiz
Fleisch, Milch und Eier sind billig wie nie zuvor. Grund hierfür ist nicht nur die Subvention sondern auch der Preiskampf. Die Deutschen wollen für Essen doch gar kein Geld ausgeben und wundern sich am Ende, dass an allen Ecken und Enden gespart. Milch ist billiger als Benzin, sogar billiger als Mineralwasser. Das Speisefett von Aldi auch billiger als Diesel und kann bei geeignetem Gefährt zum Panschen verwendet werden. Währenddessen wird laut über die Verbrennung von Getreide nachgedacht.

Aber eigentlich ist es sowieso egal. Wenn nicht mal jemand wegen des Dioxins in Gras beißt, wird man die Angelegenheit in wenigen Wochen vergessen haben. Der deutscher Verbraucher wird sowieso sterben, wenn er weiterhin aus PET-Flaschen trinkt; auf ein wenig Dioxin kommt es da auch nicht mehr drauf an.

009
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Mo 10. Jan 2011, 22:33 - Beitrag #22

Zitat von Maglor:Hinzu kommt den Wahn, das alles rund um die Uhr und immer frisch verfügbar sein muss. 20 % der Lebensmittel im Einzelhandel erreichen den Verbraucher nie, sondern werden entsorgt, noch bevor sie vergammeln. Zu Hause wird der Teile auch nicht abgegessen und 10 % der Nahrung landet in der Mülltone.
[...]
Milch ist billiger als Benzin, sogar billiger als Mineralwasser. Das Speisefett von Aldi auch billiger als Diesel und kann bei geeignetem Gefährt zum Panschen verwendet werden.


Gibt es zu den Entsorgungsquoten Quellen? Wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann und muß, dass es je nach Supermarktkette und teils ganz deutlich auch je nach Filiale unterschiedlich ist, wieviele Produkte nahe ans MHD kommen oder gar mit abgelaufenem MHD noch im Regal stehen.

Aktuelle Milchpreise kenne ich nicht sicher, aber das Mineralwasser in PET-Einweg kostet pro 1,5l derzeit klassischerweise 19 Cent und im 12x0,75l Mehrwegkasten sehe ich immer mal wieder die Angebote für 1.-/Kasten=9l. Ich habe das Gefühl, Milch ist teurer...

Weniger konkret mit dem Dioxin-Fall, aber generell mit Thema wie Skandale durch die Medien gehen oder/und von ihnen erst gemacht werden und wie möglicherweise mancher zum vermeiden des Skandal-Vorwurfes einen ebensolchen letztlich selbst macht, beschäftigt sich ein Beitrag von Zapp beim NDR.

blobbfish
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Di 18. Jan 2011, 16:46 - Beitrag #23

009, Maglor bezieht sich ganz offenbar auf französisches Tafelwasser. Und an den reiche ich auch die Frage weiter, inwiefern Dioxine wirken je nach dem, welchem Medium sie anhaften, oder anders gefragt, ob es sinnvoll ist, dass Fisch mehr haben darf als ein Frühstücksei oder das Truthahnhacksteak in der Mensa.

Maglor
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Di 18. Jan 2011, 19:12 - Beitrag #24

Das Fisch mehr haben darf, ist nur insofern sinnvoll, als das Fisch in aller Regel einfach mehr bzw. häufiger Dioxin enthält, als Eier oder Geflügel, wahrscheinlich wegen ihres natürlichem Lebesraumes im verdünnten Abwasser. Bei einem Grenzwert von 3 pg wie beim Ei, wären sicher etliche Fische gar nicht mehr auf dem Markt.

Sonst gibt es eigentlich keinen. Schwangeren wird übrigens häufig empfohlen auf bestimmte besonders gefährdete Fischarten oder generell auf Fisch zu verzichten, da Zusammenhänge mit Missbildungen und Fischkonsum im Raum stehen. Im Wasser sammelt sich der ganze Dreck der Industriegesellschaft, fließt ins mehr, verseucht das Plankton und schließlich über die Nahrungskette die Fische. In den Fischen reichern sich Dioxine und diverse Schwermetalle an.

Naja, ich weiß auch nicht so recht. Inwiefern davon eine Gefahr ausgeht.
Es kommt da glaube ich auf den speziellen Konsum an. Wenn einer seinen Eiweißbedarf über Jahre mit Ostseefisch deckt, wird das vielleicht nicht folgenlos bleiben. Die Dioxin-Verseuchung von Fischen es Dauerzustand und ständige toxische Belastung für den Verbraucher.
Der Dioxin-SKandal unter Haustür hingegen ist nur eine sich all paar Jahr wiederholende Episode von begrenztem Ausmaß. Hühner und Schweine (sofern nicht im Freiland) leben in einer unnatürlichen Umgebung, anders als z. B. Wild sind sie den Umweltgiften kaum ausgesetzt. Ihr Wasser ist Trinkwasser, ihre Nahrung unterliegt steter Kontrolle. Keime jeder Art, Fallout von Tschernobyl, Schwermetalle, Dioxin usw. wird man bei Fischen und Wild häufiger finden als bei Hühnern und Schweinen im Mikrokosmos der Massentierhaltung. Da ist es natürlich ein ganz anderer Skandal, wenn Verunreinigungen auftreten. Eine dauerhafte toxische Belastung stellen sie nicht, zumal die immer nur Teile des Gesamtviehbestandes betroffen sind. Sie verunsichern die Verbraucher jedoch weitaus mehr als stets unreinen Fische.

Zum Putenhack: Vor ein paar Tagen lass ich eine interessante Idee zur Verwertung Dioxin verseuchter Eier und des Fleisches. Die Eier könnte man auch anstatt sie zu vernichten, auf unter Beimischung von Eiern mit weniger Dioxin zu Flüssigei verarbeiten. Gleiches gilt für Hackfleisch, halb und halb aus Dioxin- und Nicht-Dioxin-Beständen. Der Effekt wäre eben ein Mischprodukt, dessen Dioxin-Gehalt eben das zulässige Maß nicht überschreitet.

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