Zitat von Padreic:@scuba:
du konntest mir noch keinen plausiblen Grund nennen, warum für Privatpersonen nicht im Grunde auch dieselben Prinzipien für Kreditaufnahmen gelten wie für Staaten.
Kurz: Staaten 'müssen nicht' Kredite aufnehmen, um Geld zur Bezahlung seiner Beamten und Ausgaben in Umlauf zu bringen. (Ein Privater schon) Wenn sie es dennoch tun, hat das andere (volkswirtschaftliche) Gründe, die für Private zunächst irrelevant sind. Der Staat kann selbst das Zahlungsmittel festlegen, mit dem Schulden (bei ihm) getilgt werden, - ein Privater nicht.
(Du bist ja 'im Prinzip' auf der richtigen Spur, wenn Du in diesem Zusammenhang auf das Gewaltmonopol des Staates anspielst)
Um das vlt. nochmal etwas näher zu beleuchten - zunächst:
Das Paar 'Kreditaufnahmen und Kredittilgung' gehören im Kapitalismus unmittelbar zusammen. Es kann in unserem System Soll und Haben (IST) nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Es ist einfach ein (sehr weit verbreiteter) 'Irrglaube', das die Bank nur dann etwas verleihen kann, wenn jemand was eingezahlt hat. Und mit da der Staat einfach (Steuer-) Schulden verordnen kann, bestimmt er damit auch wie diese getilgt werden 'SOLLen' (es herrscht ja Annahmezwang für gesetzliche Zahlungsmittel zur Erfüllung einer Schuld). Der (Steuer-)Schuldner muss nun schauen wie er diese Schuld (dem Staat gegenüber) tilgt. Dies ist möglich, indem er
a) Schulden/Verpflichtungen bei jemand anderem als den Staat aufnimmt/eingeht (Private, Unternehmen) und diese ihm gesetzliche Zahlungsmittel bereitstellen. (z.B. in Form von Arbeitsentgeld)
b) gesetzliches Zahlungsmittel "anliefert", das jemand "geschöpft" hat indem er Schulden bei jemand anders aufgenommen hat, der diese bei jemand anderem...
(diese Unterscheidung - von scheinbar Gleichem - wird noch wichtig)
Ergo: Am Anfang steht (in unserem gegenwärtigen System..) immer die 'Schuld(en)' - um diese zu tilgen brauchte es was zur Schuldentilgung 'gilt' ---> das "Geld", das der Staat als Schuldentilgungsmittel festlegt.
Zitat von Padreic:Ich möchte übrigens noch darauf hinweisen, dass ich "Geld = Schulden" für eine vereinfachende bis falsche Sichtweise halte. Natürlich produzieren Schulden in gewisser Weise Geldmenge]
...doch, doch - ... das hast Du!
(Und das ist genau der Punkt warum gilt Geld = Schuld(/tilgung))
Auf der Dollar Note steht das sogar wörtlich drauf: (Für den Euro gilt das gleiche, auch wenn es nicht unmittelbar d'rauf, sondern nur im Gesetz steht)
(also auch völlig unabhängig davon, dass es von irgendwem mehr oder weniger versucht wird, dies wissenschaftlich zu fassen und als "Debitismus" geordnet zu beschreiben)
- Ein Privater kann das nicht durchsetzen. (u.a. müssen deshalb auch die verschiedenen Regiogeldsysteme ihre Zahlungsmittel als "Gutscheine" verklausulieren), - er kann nur versuchen die eine eigene private Geldschöpfung mit Hilfe des Staates zu verschleiern und nachträglich zu legitimieren.
Auch wenn Du z.B. einen Kredit mit Gold oder anderen "Werten", wie z.B. Arbeitsleistung zurückzahlen möchtest - der Gläubiger kann sich dem verweigern. Er kann die 'gelt(ende)' Schuld weiterhin aufrecht erhalten - und die Marktteilnehmer zwingen diese ausschließlich mit den Zahlungsmitteln zu erfüllen, das durch den Staat vorgeschrieben 'IST'.
Mit diesem 'Recht' zur Bestimmung was Kredittilgungsmittel ist, geht in freiheitlich demokratischen Staaten auch eine gewisse Pflicht daher. Der Gläubiger ("Bürge(r)") muss erwarten können, dass er einen rechtlichen Anspruch darauf hat, dass die Zahlungsmittel, die er auf Grund dessen verleihen konnte, ihre Möglichkeit der Schuldentilgung auch in Zukunft behalten (sonst würde kein Sparer seine Altersvorsorge zu den Bänkern tragen, sondern das Geld ausgeben).
So lange dieses 'Recht auf Eigentum' durch die Verfassung festgeschrieben und beachtet, - transparent bleibt und von der Exekutive unabhängigen Institution überwacht wird, ist das kein Problem. Das Geld bleibt (in etwa) 'leistungsgedeckt' (durch das Leistungsvermögen der jeweiligen Generation des Volkes in dessen Geschäftsgebiet die Währung gilt). Überwachen sollte dies eigentlich die BuBa...
Aber was würden "brave Steuerzahler (Zahlung nach "Modell a)") sagen, wenn sie spitz bekommen, das "andere Private" beliebig "Plagiate" des Schuldentilgungsmittels herstellen dürfen, um Kredite zu tilgen die sie vorher aus "echtem", von der Realwirtschaft erarbeiteten Geld aufgenommen (und für sich oder schlimmeres "verbraten") haben?
Zitat von Padreic:Du sagst z. B. dass Privatpersonen im Gegensatz zu Staaten ihre Kredite zurückzahlen müssen. Ich habe erläutert, dass Staaten durchaus (außerhalb von Staatsbankrotts) ihre Schulden zurückzahlen. Was aber natürlich stimmt, ist, dass eine Weigerung eines Staaten, Schulden zurückzuzahlen (also ein Staatsbankrott) üblicherweise andere Folgen für ihn hat als für eine Privatperson]
Jaein, - man muß schon unterscheiden in welcher Währung die Schulden gemacht wurden. Auch die derzeitige "Welt-Leitwährung" ist nur ein virtueller Vergleichs-Maßstab. Was sind denn die Billionen Dollar in China wert, wenn sie nicht ausgegeben werden (können)? In welche (Wert-) Relation (außerhalb des Dollarsystems) sind Dollars zu stellen? Früher war es in der EU üblich, dass Staaten mit unabhängigen Währungen ihre Währungen (frei) gegeneinander "floaten". So gleicht sich (die natürlichen) Leistungsbilanz-Unterschiede der Volkswirtschaften untereinander automatisch aus: Die "DM konnte in GR" stets günstig Urlaub machen, da sich die Drachme regelmäßig nach unten anpasste... In einem festen Verbund wie dem Euro ist das nicht mehr möglich und kann nur dadurch ausgeglichen werden, das man jetzt die "Leistung" anzupassen versucht: Entweder müssen die GR mehr arbeiten/produzieren - oder "wir" weniger.... - Beides wird aus unterschiedlichen Gründen nicht geschehen.
Zitat von Padreic: Den teilweisen Schuldenerlass können Privatpersonen/Firmen aber durchaus auch bekommen, wenn die Summe hoch genug ist und die Gläubiger glauben, durch einen teilweisen Schuldenerlass insgesamt mehr Geld zu bekommen.
Wie soll das gehen: Mehr Geld bekommen, in dem Sie man auf Geld verzichtet? Stellst Du etwa auf die Schuldübernahme der Gläubiger durch die Steuerzahler ab? Auch hier ändert sich an der nominalen Schuld nichts!? Es wird ja nichts getilgt. Nur sind die privaten Gläubiger mit einem blauen Auge raus, während die Schulden sozialisiert werden. (Die griechischen Euro-Staatsanleihen werden ja nicht nominal ungültig, sie werden nur von anderen zurückgezahlt - z.B. "uns")
Ein Schuldenerlaß setzt stets voraus, dass ein 'stärkerer' Schuldner die Schulden übernimmt. Bislang hat man noch keinem Sparer seine Einlagen gekürzt (was dazu nötig wäre) Die Frage ist nur: Wer ist der "lender of last resort". Und was ist, wenn auch dieser nicht mehr schultern kann?
Zitat von Padreic:Und auch bei Staaten gibt es Pfändungsversuche, wenn z. B. argentinische Politiker mit einem argentinischen Jet in Europa landen....aber üblicherweise sind die Güter dem Zugriff der Gläubiger entzogen]
Richtig... man versucht Papier in Sachwerte (z.B. Maschinen und Fabriken) zu tauschen. Den Chinesen verbietet man das ja u.a. aus strategischen Gründen. Daher kaufen sie Rohstoffe und Gold auf Teufel komm raus...
Zitat von Padreic:Der einzige wirkliche Unterschied ist, dass man als Privatperson bei betrügerischer Absicht dafür ins Gefängnis kommen kann und man das mit Staatsvertretern aufgrund der "Souveränität der Staaten" nicht macht - aber auch das gilt nur für Privatpersonen, die sich nicht im richtigen Land aufhalten...
Klar, - aus gutem Grund. Das gäbe dann ja wohl auch Krieg, wenn wir in Griechenland "Inseln beschlagnahmen wollten.." (ich halte diese Zusammenhänge für nicht-trivial. Stammesgesellschaften werden wohl in Zukunft (wieder) eine größere Rolle spielen.- Gunnar Heinsohn:
http://www.cicero.de/97.php?ress_id=&item=5784&do=send )
Zitat von Padreic:Ein Staat kann auch nicht unbegrenzt Schulden aufnehmen. Die Theorie, die das zu einer theoretischen Tatsache macht, ist m. E. falsch. Am Beispiel Griechenlands sieht man, dass ein Staat da durchaus in Probleme kommen kann...ein Staat hat nur eine sehr viel größere Kreditwürdigkeit als eine Privatperson, aber keine unbegrenzte.
GR ist das falsche Beispiel: Es verfügt nicht (mehr) über eine eigene Währung. Es muss sich (müsste sich eigentlich) tatsächlich wie ein Privater an der übergeordneten Gemeinschaft verschulden. Portugal und Irland sind da schon weiter. Sie "drucken" einfach - widerrechtlich - Euros ohne die EZB zu fragen. (Die Griechen wollen sich wohl nicht erneut dem "Betrugsvorwurf" aussetzen). Für die 'Systemmedien' sind diese eklatanten Rechtsbrüche derzeit wohl auch kein Thema. Aufschwungpropaganda um jeden Preis heißt die Devise.
Die USA als souveräner Begeber einer Weltleitwährung kann durchaus unbegrenzt Schulden aufnehmen - so lange die Schuldscheine von Gläubigern genommen werden (...an die Stärke der USA glaubt). Hier gibt es keine gesetzlichen Beschränkungen
Zitat von Padreic:Letztlich gelten sowohl bei Schulden von Staaten als auch von Privatleuten und Firmen marktwirtschaftliche Gesetze. Der einzige Unterschied mag in der Durchsetzbarkeit von den marktwirtschaftlichen Spielregeln liegen.
Unabhängig davon, daß die marktwirtschaftlichen Spielregeln gegenwärtig schwer gestört sind, gelten diese für eine Währung nur nach "Außen". Nach Innen bestimmt der jeweilige Staat 'was gilt', - nicht der Private. Die Forderung der "österreichischen Schule" ist daher konsequenterweise die freie Wahl der Marktteilnehmer, in welcher Währung sie ihre Schulden tilgen werden.
Grüße