Das Bild, das die Medien liefern ist verzerrt. Kairo ist Sitz der Auslandstudios von ARD und ZDF und etliche anderer Journalisten. In Tunis gab es wahrscheinlich gar nicht genug Kamera um jeden kamelreitenden Schlägertypen abzulichten. So ein Unglück wie die Evakuierung der deutschen Nachrichtensender hätte in Tunesien ja gar nicht passieren können, egal wie viele Steine und Molotow-Cocktails durch die Luft fliegen.
Beachtenswert ist an der Stelle noch schlechte Presse für die ägyptischen Umstürzler. Bei den blutigen Entwicklungen in Tunesien wird auf gern die Blumensprache zurückgegriffen, das ganze als "Jasminrevolution" bezeichnet.
In Ägypten melden sich natürlich an jeder Stelle, die Kritiker zu Wort und warnen vor Chaos, Instabilität, Muslimbrüdern und anderen Inkarnationen des Teufels. Wenn man genauer hinsieht, ist die Entwicklung in Ägypten ja weitaus unchaotischer. Mit El-Baradei erhielt der ägyptische Aufstand früh ein Gesicht, das wenigstens so tat, als hätte es eine Führungsrolle. Und das Militär, dass nun in Ägypten, die Macht interiummäßig übernommen, scheint das volle Vertrauen des Volkes zu haben.
Und wie sieht es in Tunesien aus? Der neue
Präsident - selbst verständlich "Islamist" - lebte 20 Jahre im Exil und hat wahrscheinlich jeden Bezug zur Realität seiner Heimat verloren. Mit im Team der Übergangsregierung stehen alte Kader der Ben-Ali-Partei. Auf nachdem Ben Ali das Land verlassen, ist Tunesien noch nicht zur Ruhe gekommen. Nun wird fleißig gegen diese Übergangsregierung demonstriert.
Ich glaube nicht, dass Saudi-Arabien und die anderen unerhört reichen Öl-Staaten von dieser Unruhe ergriffen werden. Die Bevölkerung dort leidet nicht unter Massenarbeitslosigkeit und Armut, an der Kleptokratie der Prinzen wird sie zu einem kleinen Teil ja beteiligt. Es ist ein Phänomen armer Länder. Der syrische Diktator hat vielleicht noch Potenzial, er ist vergleichsweise jung und kann mit seinen Machtspielen gegen Israel und Jordanien durchaus noch den lokalen Chauvinismus bedienen.
Ahmadinedschad glaubt für den Sturz Mubaraks und Ben Alis seine eigene Erklärung gefunden zu haben: Das helle Leuchtfeuer der islamischen Revolution!
Innenpolitisch gibt es da durchaus Parallelen. Ahmadineschad sieht sich selbst ebenfalls als ein Vertret sozialer Gerechtigkeiten, der zugunsten des Volkes korrupte Mullah-Bonzen zurechtstutzt. Und Kritiker warfen ihm ja vor, er plane die langsame Verwandlung des Ajatollah-Staates in eine Militärdiktatur.