Der Artikel lässt tief blicken, was sonst immer als schräge Marotte durchging, ist demnach Ausdruck einer Störung, schizoid, oder schlimmer?
Gaddafi demnach eine Person, die nie und nimmer in eine solche Position hätte kommen dürfen, geschweige dort belassen werden sollte.
Wenn dem aber so ist, warum löst man das Problem nicht mit den bekannten Mitteln irregulärer Politik?
Zitat von Ipsissimus:Ich schwanke innerlich. Im ersten Moment war für mich klar, dass Gaddafi gestoppt werden muss, notfalls mit militärischer Gewalt. Das übersehene Problem ist die Ausweitungstendenz derartiger Aktionen. Ich bin mir also meines ursprünglichen Statements nicht mehr sicher. Von daher kann ich das Widerstreben der Bundesregierung in gewisser Weise, mögliche unredliche Teil-Motive außen vor, nachvollziehen.
Mir geht es sehr ähnlich, allerdings müsste dann auch gegen jene vorgegangen werden, die Gaddafi in den letzten Jahren weiteren Auftrieb gegeben haben, allen vorn Berlusconi und leider auch Sarkozy - oder ist dessen Sündenregister jetzt abgegolten?
Ich bemängele an der deutschen Politik vor allem, daß sie solch ein grundlegendes Argument wie unsere strikte Fixierung auf Verteidigungsfälle nicht ins Feld führt - oder hätte dies dann Versuche zum Bau goldener Brücken zur Folge gehabt? Letztlich denke ich, daß es in einer arbeitsteiligen militärischen Kooperation zurückhaltende Teile geben sollte, die dann später eine Vermittlerrolle übernehmen können - "bedenke das Ende" in strategischer Hinsicht. Irgendwann wird der Punkt kommen, wo dies gebraucht wird, wenn Gaddafi in die Enge getrieben sein sollte - ausliefern an die Rebellen, gefangen nehmen, UN-Tribunal, freies Geleit ins Exil,...? und es um die Aussöhnung der Rebellen und seiner Anhängerschaft geht.
Indes wären solche Überlegungen nichts für die Öffentlichkeit zum jetzigen Zeitpunkt...
Zitat von Lykurg:Daß Gaddafi gestoppt werden muß, steht für mich nach wie vor fest. Insofern finde ich es auch beschämend, daß Deutschland sich bei der Entscheidung im UN-Sicherheitsrat enthalten hat. Dafür von Chavez Glückwünsche zu empfangen, ist fast so peinlich wie der Dank von Gaddafi selbst. Sehr zu Recht sind die Aufständischen enttäuscht davon. Erst läßt Westerwelle sich in Kairo und Tunis feiern, und dann läßt er, wenn es gefährlich wird, die Libyer im Stich. Selbst wenn Deutschland sich militärisch rausgehalten hätte, wäre die Enthaltung nicht nötig gewesen. Ich las heute, Westerwelle habe mit einem Nein Portugals und Vetos von China und Rußland gerechnet, daher wollte er dann besser dastehen. So ist das aber zu einer gewaltigen Blamage für das Land geworden, ein Kommentator meinte schon, das sei eine der schwersten diplomatischen Schlappen seit '49. Dänen und Franzosen haben sich klar befremdet geäußert, die französische Presse spricht von "mangelnder Reife".
Wenn man alles zusammennimmt, Wut über Gaddafi und Bedenken der Folgen, auch die gleichzeitige Toleranz gegenüber anderen Despoten, kann man auch zum Ergebnis kommen, daß nicht viel übrig bleibt, als die Faust zu ballen, vielleicht die Einschleusung humanitärer Hilfe und Evakuierung von Frauen und Kindern. Is nicht der gleichberechtigte Bruder des entschlossenen Handelns nicht erst seit Hamlet das Erdulden?^^
Libyen ist im erweiterten Sinne auch europäischer Bündnisfall, siehe Mittelmeerunion, und außerdem eine humanitäre Katastrophe, die es zu verhindern gilt. Prinzipiell wäre Gaddafi längst fällig gewesen, auch schon 1986 z.B., aber entscheidend ist die Beteiligung/Federführung Einheimischer, damit man nicht quasi Neokolonialismus betreibt (und das dann von der arabischen Welt vorgeworfen bekommt). Die sind ja jetzt schon aufgebracht genug darüber: Erst hat die Liga einen Lufteinsatz gefordert, und jetzt klagen sie über zivile Opfer...
Die Mittelmeerunion war/ist, wie ich sie wahrgenommen habe, ein Konstrukt von Berlusconi und Sarkozy, iirc noch von Zapatero unterstützt, im restlichen Europa immer zurückhaltend oder augenrollend, aber nie engaiert zustimmend betrachtet und IMHO spätestens seit den Aufständen in Nordafrika erstmal erledigt.
Bosnien war schon ein winkelig konstruierter Bündnisfall, mit entsprechend winkeliger deutscher Teil-Beteiligung, da ist hier eine deutsche Rolle, die in der Koordination, später vielleicht in der Vermittlung ihr Tätigkeitsfeld sieht, nicht ganz verkehrt, wenn auch schlecht vermittelt worden. Ich würde mir zusätzlich humanitäre Leistungen wünschen. Ganz klar, die humanitäre Katastrophe müsste stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Maglor, ist der Aufstand in Bahrain nach Deiner Ansicht ein Aufstand nach derzeitigem Muster, oder eher eine der in vielen arabischen Ländern immer wieder auftretenden Differenzen zwischen Sunniten und Schiiten? Mir kommt es wie letzteres vor.