Zu emotionalen General-Urteilen nach Art von Claudia Roth, die Gauck ja einfach toll findet, scheint er nicht fähig.
Gauck hat eine gefährliche Neigung zur Meta-Ebene, so auch bei Sarrazin. Er kritisiert die Rolle der Medien, die Angst-Kampagnen, Pauschal-Urteile, Scheuklappen usw. Seine Aussagen im Interview sind differenziert und weder moralisierend noch pathetisch.
Gauck im Gespräch mit der Süddeutschen 2010
Gauck beschrieb Sarrazin als mutigen bis nicht mutigen Rhetoriker.
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Er ist mutig und er ist natürlich auch einer, der mit der Öffentlichkeit sein Spiel macht, aber das gehört dazu. [...] Nicht mutig ist er, wenn er genau wusste, einen Punkt zu benennen, bei dem er sehr viel Zustimmung bekommen wird."
Mutig erscheint Sarrazins Bruch mit Denkverboten, unmutig war es auszusprechen, was eh viele dachten.
Noch entlarvender zu Gaucks Denke:
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Zu solchen Debatten gehört die Zuspitzung und auch die populistische Übertreibung. Daran krepiert das Land nicht gleich. [...]
Da fällen die Weisen ihr Verdikt, eines Anathemas des Papstes gleich: Verschwinde aus meiner Partei, du bist der Teufel[...]
Was mir an diesem Teil des Medienhypes nicht gefällt, ist, dass ein großer Teil der Bewegung angstgesteuert ist. Ich bin unglaublich allergisch gegenüber einer Politik, die maßgeblich auf Angstreflexe setzt. Das gilt auch bei anderen Themen, etwa wenn es um die Nutzung der Atomenergie geht."
Gauck vergleicht die Sarrazin-Schelte und dessen Vertreibung aus der SPD mit dem päpstlichen Kirchenbann und wendet sich gegen Denkverbote, Kampagnen und eine pathetische Betrachtung. (Hier erscheint er als vollkommene Nemesis der Claudia Roth!)
Als Bundespräsident ist er damit vollkommen ungeeignet. Er muss moralisieren und darf auf keinen Fall die "Medien" kritisieren.