... oder sogar, noch ein anderer Fall, selbst NPD-Mitglied wäre. Wäre sie damit automatisch olympiauntauglich?
letzten Endes dürfte diese Frage nicht klärbar sein, ohne zugleich die im Kern zugrundeliegende Bombe, das Schisma in unserer gesellschaftlichen Struktur, zu entschärfen. Wenn wir eine freiheitlich demokratische Gesellschaft mit verfasster Grundordnung sein wollen, geht das nur dann, wenn die Grundordnung sich über die gesamte Gesellschaftsbreite erstreckt, das heißt, ohne wie auch immer geartete Privilegien für die Mitte. In diesem Sinne sind rechtsradikale und linksradikale Aussagen genau so gültige Vertreter der
public opinion wie Aussagen aus der Mitte der Gesellschaft.
Mit Begrifflichkeiten wie "radikal", egal ob links oder rechts, "fundamentalistisch", "kommunistisch" oder "Neonazi" wird medial eine Wertigkeit erzeugt, die sich zwar im bürokratischen Handhabungsmodus, kaum aber auf Grundlage des Grundgesetzes wieder finden lässt.
Ich betrachte das als Problem, nicht als Lösung. Natürlich ist die Ansicht von Neonazis indiskutabel - aus einer bestimmten Perspektive. Nur muss diese Ansicht inhaltlich widerlegt werden, in der fortwährenden, unausgesetzten, aber inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Trägern derartiger Perspektiven - solange bis sie einsichtig werden. Aber nicht dadurch, dass sie und ihre Thesen aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verbannt werden.
Ich frage mich z.B., wieviele im Übrigen völlig unauffällige Menschen trotz aller gegenteiligen Belege davon überzeugt sind, dass Auschwitz in der üblicherweise kolportierten Form nie stattgefunden hat. Wenn man weiß, dass diese Auffassung existiert, dass sie als
Auschwitzlüge in den Köpfen enthalten ist, dass sie geglaubt wird, wo zum Teufel ist die gesellschaftliche Diskussion darüber? Was nützt ein Verbot, wenn
gewusst wird, dass es trotzdem geglaubt wird?
Natürlich wird es immer einen Rest von Uneinsichtigen geben. Ich glaube allerdings, dass dieser Rest wesentlich geringer ist, als die Mitgliedszahlen in extremen Parteien vermuten lassen. Was die Leute m.E. wirklich wollen, ist ernst genommen zu werden. Das muss die Gesellschaft ihnen geben, sonst geben sie sich mit der Illusion davon zufrieden, die ihnen in den entsprechenden Parteien gewährt wird.