Gemessen an bundesdeutschen oder mitteleuropäischen Standards, ist mir Chavez von seinem persönlichen Auftreten nicht sympathisch gewesen, allerdings ist ein Politiker immer Exemplar seiner Gesellschaft und ihrer Verfasstheit, und lateinamerikanische Gesellschaften sind eben anders strukturiert, Bildung, Möglichkeiten und Güter anders verteilt, sie funktionieren daher zwangsläufig anders - ich würde sagen kollektiver.
Als ersten in seinem Land, der überhaupt eine Politik gemacht hat, die gerade auch die Armen an den Reichtümern des Landes Anteil haben lässt, komme ich auch nicht ganz umhin, ihn zu schätzen, wenn mir auch im Vergleich z.B. Evo Morales als weniger "machistisch" sympathischer ist.
Chavez' Gefolge muss ich nicht mögen, aber wahrscheinlich ist auch dessen Auftreten Ausdruck der allgemeinen gesellschaftlichen Verfasstheit.
Alternative wären vielleicht Todesschwadronen unter einer Oligarchie von Rancheros und Petro-Milliardären. Die Herrschenden trügen dann immerhin Anzug und Sombrero, gute Miene zum bösen Spiel.
Lykurg, zu Deinem Saudi-Vergleich:
Saudi-Arabien hat für seine Entwicklung von einer Gesellschaft nomadisierender Clans, also mehr oder weniger gleiche Habensverteilung ohne Infrastruktur, bis heute ca. 60 Jahre Zeit gehabt. Vieles von der in der Zeit geleisteten Arbeit beim Bau der Städte und Straßen wurde zu Hungerlöhnen von zeitweise eingeführten Arbeitern erledigt, diese Armut findet sich in keiner Statistik.
Die Gesellschaft Venezuelas auf einen vergleichbaren Stand an Bildung und Chancen zu bringen, ist ein Projekt für mindestens eine Generation, wie auch die Entwicklung einer diverseren, nicht nur von Öl abhängigen, Wirtschaft.