Streit über Arbeitsverweigerer

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
8ball
 
So 15. Apr 2001, 20:57 - Beitrag #21

Sorry, wurde unterbrochen.
Selbstverständlich sind andere Denkmodelle willkommen. Nur wundert mich das Du nicht auf die anderen Fragen eingehst. Du erscheinst mir in dieser Diskussion wie ein echter Arbeitgeber - Hardliner. Deine Argumente könnten direkt aus dem Arbeitgeber-Verband kommen. Wie erklärst Du Dir denn eigentlich die ständig wachsenden Gewinne und die sinkenden Arbeitsplätze ? Erkennst Du da Zusammenhänge oder glaubst Du das eine hat nichts mit dem anderen zu tun ? Bereits Anfang der 70er wurde von den Gewerkschaften eine "Maschinenabgabe" gefordert. Diese Abgabe sollte zur Förderung neuer Arbeitsplätze dienen. Das war eine sehr gute Idee, allerdings wollten die Arbeitgeber davon nichts wissen. Wir bewegen uns immer mehr in Richtung Abgrund, wenn nicht bald die Notbremse gezogen wird. Richtig brauchbar wäre z.B. das Teilen von Arbeitsplätzen. Hier könnte man sicherlich gut eine Million Arbeitslose unterbringen, nur bedeutet das natürlich ein großes Stück Solidarität. Und Solidarität gegenüber Arbeitslosen ist z.Zt. nicht gerade modern. Es ist leichter einfach zu behaupten, wer arbeiten will, findet auch Arbeit. Diese dumpfe Meinungsmache aus dem Mund eines sozialdemokratischen Bundeskanzlers ist ein Schlag ins Gesicht für Menschen, die bereits seit Jahren Arbeit suchen und einfach keine bekommen. DAS ist der Punkt, der mich bewegt.

Arschfurunkel
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So 15. Apr 2001, 23:09 - Beitrag #22

Zuerst einmal denke ich, daß es relativ wenig bringt, wenn Du mich in irgendeine politisch gefärbte Ecke stellen willst, insbesondere, wenn idese nicht zutrifft. Persönliche Wertungen dürften der Diskussion untereinander kaum helfen.

Zu Deinen Fragen: Geh mal davon aus, daß mir sehr wohl bewußt ist, worum es heutzutage geht. Der shareholder-value steht im Vordergrund. Wenn Firmen verkünden, sie würden Arbeitskräfte entlassen, steigt der Aktienkurs. Pervers, aber so ist es.

Gewinne werden nicht mehr in Arbeitskräfte reinvestiert, u.a. weil der Faktor Arbeit zu teuer geworden ist.

Ich denke am allerwenigsten an VW, sondern eher an kleine Betriebe oder an mittelständische, in denen es öfter vorkam, daß Arbeiter auf Teile des Lohns und auf Überstunden verzichtet haben, damit Arbeitslose eingestellt werden konnten. Ob wirklich keine Solidarität herrscht, wage ich zu bezweifeln. Es könnte so gut wie jeden treffen, das schweißt schon zusammen.

Teilzeit, wie Du schon angesprochen hast, ist ein Weg in die richtige Richtung. Es gibt so viele Möglichkeiten, Arbeitszeitkonten, flexible Tarifverträge, mit denen Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Ein anderes Modell lautet aber Qualifikation, denn die Konkurrenz sitzt teilweise nicht beim Arbeitsamt, sondern in Tschechien, Taiwan oder sonstwo, wo die Produktionskosten um einiges niedriger sind als in Deutschland. Der Standort Deutschland kann nur mit Qualität kontern.

Da viele Arbeistlose ungelernte Kräfte sind und somit am leichtesten zu ersetzen, ist nicht alles falsch, was das neue Arbeitslosenmodell vorsieht. Eine persönliche Analyse der Situation des Arbeitslosen mit Qualifikationsmöglichkeiten ist dort auch vorgesehen.

8ball
 
So 15. Apr 2001, 23:40 - Beitrag #23

Arschfurunkel : Das Problem liegt genau hier begraben. Statt die immer höher steigenden Gewinne in Arbeitsplätze und Forschung zu reinvestieren, werden die Gewinne ausgeschüttet oder für Firmenaufkäufe verwendet. Diese Firmenaufkäufe haben wieder Entlassungen zur Folge. Die von Dir genannten Beispiele im Mittelstand sind zwar gut gemeinte Versuche, allerdings kommen sie meist zu spät und verzögern den Konkurs nur. Was benötigt wird, sind langfristige Lösungen. Deutschland muß aufwachen und sich wieder auf Forschung und Entwicklung von Maschinenbau und High Tech konzentrieren. Dazu gehört natürlich ein hochqualifizierter Arbeitsmarkt. Wenn ich mir jedoch die Weiterbildungsmaßnahmen vom Arbeitsamt ansehe, sind wir Lichtjahre davon entfernt. Die "neuen" Konzepte werden nicht sehr viel bewirken, sind sie doch eh nur eine neue Verpackung, mehr nicht.

Arschfurunkel
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Mo 16. Apr 2001, 00:30 - Beitrag #24

Auch da streifen wir bereits schon einmal angerissene Themenbereiche, aber es wird teilweise ja am Markt vorbei ausgebildet (IT-Kräfte) bzw. werden kommende Märkte gar nicht erst erschlossen.

Forschung ist ein eminent wichtiger Punkt, der in Deutschland vernachlässigt wird. Es werden in Deutschland erheblich weniger Patente angemeldet als beispielsweise in den USA oder Japan.

Ich sehe dem alleinigen Vertrauen in den shareholder-value höchst skeptisch gegenüber, denn Gewinnmaximierung ist nicht alles. Man kann nur hoffen, daß durch die "Fusionitis-Pleiten" von BMW mit Rover oder Daimer mit Chrysler andere Konzerne lernen, aber mir fehlt der Glaube daran.

8ball
 
Mo 16. Apr 2001, 00:58 - Beitrag #25

Bsirske kritisiert Faulenzer-Debatte

ver.di-Chef fordert Investitionen im Osten
In der Debatte um Sanktionen gegen arbeitsunwillige Arbeitslose in Deutschland hat der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, heftige Angriffe gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gerichtet. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa warf Bsirske dem Kanzler mangelnde Sensibilität vor. "Arbeitslose als Drückeberger und Faulenzer zu beschimpfen, ist nicht der richtige Weg, dem Problem der Arbeitslosigkeit beizukommen."

Hier gehts weiter : http://www.n24.de/auto/SMS_200001261331000252.shtml?SMS2001041512310007229391000

8ball
 
Mo 16. Apr 2001, 09:12 - Beitrag #26

Arschfurunkel : Es gibt da einen guten alten SF-Film mit dem Titel Rollerball. Die dort geschilderte Gesellschaftsform werden wir wohl "bald" erreichen, sollten die Konzerne immer weiter verschmelzen. Schon lange sind die Zeiten vorbei in denen die Politik Einfluß auf die Firmen nehmen kann. Im Gegenteil, der Staat ist erpreßbar geworden. Immer wieder werden Arbeitsplätze als Druckmittel mißbraucht.

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