ich war selber schonmal über ein jahr lang arbeitslos.
ich wurde wegrationalisiert und fand dann keine neue anstellung, da ich einen ungünstigen ausbildungsschwerpunkt hatte, der in meiner region wenig gefragt gewesen ist.
im normalfall hätte ich einen umzug in kauf genommen, aber aus familiären gründen kam dies nicht in frage.
ich habe zu dieser zeit pro monat zwischen 30 und 60 bewerbungen an firmen im umkreis von bis zu 70km von meinem wohnort aus geschrieben. wer das schonmal gemacht hat, der weiss, wieviel das kostet und das arbeitsamt hat mir definitiv NICHT alle kosten dafür erstattet.
ich war, aus großer geldnot heraus, danach gezwungen, einen vollkommen ausbildungsfremden, schlecht bezahlten und wenig renommierten beruf auszuüben. wenn man sofort geld braucht, dann kann man es sich nicht leisten, nach etwas angemessenem zu suchen.
aber anstatt den einsatz zu honorieren, den so eine ernsthafte arbeitsplatzsuche erfordert, oder anzuerkennen, daß ich irgendeine arbeit (sie kam einem billigjob gleich) gemacht habe, weil ich geld benötigte, wurde mir die ausübung einer solchen tätigkeit für meinen späteren werdegang negativ ausgelegt.
ich hatte ernsthafte probleme wieder in meinen beruf oder einen ähnlichen einzusteigen, weil mein lebenslauf von meiner notbehelfstätigkeit "befleckt" gewesen ist.
kein einziger personalchef legte mir diesen abschnitt in meinem lebenslauf positiv aus, man schloß daraus nicht auf arbeitswillen, eine notsituation, oder auf fleiß, sondern man vermutete auf inkompetenz gestossen zu sein, unfähigkeit den erlernten beruf auszuüben... warum sonst sollte man so eine "minderwertige" arbeit annehmen.
mich hat diese erfahrung entsetzt, und ich wünsche sie niemandem.
ich würde nichts schlechtes z. b. von einem universitäts-dozenten denken, der parks reinigt, aber was wäre, wenn er die nächste anstellung sucht... wie macht sich das im lebenslauf?!
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