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Mi 23. Nov 2011, 18:59 - Beitrag #221 |
@Ipsi: Ich kann weder im einen noch im anderen Fall beurteilen, was übliche Strafmaße sind. Ich stimme dir aber durchaus zu, dass anzunehmen ist, dass durch Seilschaften oder (unbewusste) Begünstigung es bei "hochrangigen" Personen durchaus zu einer Verminderung des Strafmaßes kommen kann. Dass ich als Zeuge, der die Aussage über einen Unfall verweigert, dafür 10 Jahre in Erzwingungshaft kommen würde - in der Tat endet sie in jedem Fall mit Beendigung des Prozesses oder 6 Monate nach Antritt. Zu Guttenberg: es wäre in jedem Fall ja höchstens zu einer Geldstrafe gekommen; da seine Taten ohnehin öffentlich bekannt sind, mag der Unterschied einer Vorstrafe oder nicht gar nicht mal so relevant sein. In jedem Fall finde ich es komisch von Freikaufen zu reden, wenn die Alternative eine Geldstrafe ist... (mir sind übrigens auch aus dem persönlichen Bekanntenkreis Fälle von Einstellung des Verfahrens gegen Geldbuße bekannt; so ungewöhnlich ist es, denke ich, nicht).
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Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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Mi 23. Nov 2011, 21:14 - Beitrag #222 |
Die Vereitelung der gerichtlichen Prüfung zeitlich mit dem Auftritt in Kanada und der Buch-Veröffentlichung abzustimmen, war sicher ein äußerst geschickter Schachzug.
Der nächste logische Schritt wäre die Rückkehr ins das Sabine-Christansen-Kompezenzteam. |
"Merkel und Steinmeyer werden noch als dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern erscheinen, fürchte ich. Und Schily als ihr Wegbereiter." janw
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Mi 23. Nov 2011, 23:09 - Beitrag #223 |
Padreic, wenn der Staatsanwalt gewollt hätte, hätte er nicht nur wegen Urheberrechtsverletzung, sondern auch wegen arglistiger Täuschung - die ja durch seine Unschuldserklärungen bis in die Gegenwart reichte - und uneidlicher Falschaussage ermitteln können. Das wäre bei einem Niemand möglicherweise gemacht worden, und dieser hätte dafür vielleicht durchaus mehr als nur eine Geldstrafe bekommen. Bzw. hätte dieser die Geldstrafe absitzen müssen, da er sie nicht hätte aufbringen können.
Ich hoffe, es wird bekannt, wo er seine offenbar geplante neue Promotion anfertigt, damit der beteiligte Prof. entsprechend vom Rest der Welt gemieden werden kann. |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Fr 25. Nov 2011, 19:03 - Beitrag #224 |
ich glaub´s nicht, dass der von allzu vielen gemieden würde, Jan. Gibt zuviele, für die das nur der neueste "Husarenritt" des Freiherrn ist^^
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Sa 26. Nov 2011, 23:39 - Beitrag #225 |
Generell ist es äußerst bedenklich, wenn Politikern vor Gericht besondere Gnade zuteil wird. Bei Guttenberg und den anderen Plagiatsfällen sehe ich aber sogar den gegenteiligen Effekt am Werk: erst, weil sie wichtige Personen des öffentlichen Lebens sind, kommt es überhaupt zum Prozess:
Eine Privatperson würde bei so einem Promotionsbetrug wohl nur universitätsrechtlich den Titel enzogen bekommen und arbeitsrechtlich gefeuert werden, strafrechtliche Verfolgung wäre aber wohl kaum zu erwarten. Die konkreten Verfahrenseinstellungsumstände sind aber natürlich wiederum äußert anrüchig. Zu Guttenbergs Comeback-Chancen: Leider dürften die ziemlich groß sein, weite Teile der Bevölkerung haben die ganze Affäre ja von Anfang an nur als Kavaliersdelikt gesehen. Mit "Läuterungsbonus" könnte daraus am Ende sogar noch ein Vorteil für ihn werden... |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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Di 29. Nov 2011, 23:43 - Beitrag #226 |
O-Ton Guttenberg in seinem großen Comeback-Interview in der ZEIT
Wenn ich die Absicht gehabt hätte, zu täuschen, dann hätte ich mich niemals so plump und dumm angestellt, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist. |
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Mi 30. Nov 2011, 00:09 - Beitrag #227 |
Das besagte Interview habe ich gestern (?) gelesen. Ein gut geführtes Interview, das Guttenbergs Meinung offenbar wiederspiegelt. Ob ich ihm deswegen jetzt glaube, dass keine Täuschungsabsicht vorlag, weiß ich nicht. Die Ausführung mit den Disketten war eher lustig. Er hätte sich ruhig noch etwas mehr selbst geißeln können, aber dass er das überhaupt macht, ist schon lobenswert; hoffen wir für ihn, dass es aufrichtig und keine reine Strategie ist (seine Stilisierung als 'aufrichtig' lässt da eher Zweifel aufkommen, andererseits menschlich nachvollziehbar). Man muss es ihm nicht ewig vorhalten (und keinesfalls seinen Kindern!
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Mi 30. Nov 2011, 10:26 - Beitrag #228 |
er macht sich offenbar gerade ziemlich viele Freunde mit seinem Rundumschlag^^ die Besprechung des Buches gestern im DLF war ein Genuß^^ "man gibt zu, Fehler gemacht zu haben"^^ und ein eindeutiges Fazit des Redakteurs "man muss es nicht gelesen haben" ^^ zu geil^^
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Mi 30. Nov 2011, 11:48 - Beitrag #229 |
Das bisher in die Öffentlichkeit Gelangte lässt für mich tief blicken...die Extrembegriffe, mit denen er jetzt seine Fehler bezeichnet, fast eine Aufzählung der katholischen Todsünden, machen auf mich den Eindruck einer getriebenen Persönlichkeit. Einer, der bei vorheriger psychologischer Begutachtung der Zugang zum politischen Amt hätte verwehrt werden müssen.
O weh der Zeitung, die solch einen Chefredakteur hat - der solch einer Person noch ein Podium bietet - oder sollte dies als endgültge Entzauberung gelobt werden? |
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Mi 30. Nov 2011, 12:07 - Beitrag #230 |
aus meiner Sicht hat sich Guttenberg damit selbst gegen die Wand gesetzt. Dem Chefredakteur hätte das bewusst sein müssen, falls er das Buch vorher gelesen hat, wovon ich aus gehe. Also teilt er entweder Guttenbergs realitätsverzerrte Wahrnehmung oder benutzte diese^^
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Mi 30. Nov 2011, 12:12 - Beitrag #231 |
Das ist eine relativ heftige Beleidigung und Anschuldigung. Ich denke nicht, dass Guttenberg psychisch krank ist in einem Maße, das ihn für die Politik disqualifiziert. Psychische Erkrankungen spielen meines Erachtens in dem vorliegenden Fall keine Rolle, auch seine psychische Disposition vor Amtsantritt oder jetzt in seiner (gespielten oder echten) Reue nicht. Aus seinen Worten klingt das, was eine gesunde Persönlichkeit aus einem Fehler, der in diesem Maße der Öffentlichkeit bekannt wird, macht: Ein Eingeständnis, aber auch die Bereitschaft, es aufzuarbeiten und sich zu verzeihen. Wenn er dazu nicht in der Lage wäre, wäre das weit bedenklicher für seine Psyche. Dass es ihn nicht sympathisch macht, mag sein...
Das Interview ist harmlos. Warum sollte eine Zeitung dem nicht ein Podium bieten, wo es doch zweifellos viele Leser interessiert? Da gibt es ganz andere Persönlichkeiten, denen ich kein Podium bieten würde, als einen gescheiterten Politiker, der in vielleicht leicht erhöhtem Maße von sich selbst eingenommen ist. |
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Mi 30. Nov 2011, 12:44 - Beitrag #232 |
Wirklich erhellend, ja. Ich finde seine Darstellung glaubwürdig, nachdem ich Maglors Zitat für sich genommen erst einmal für sehr fraglich hielt. Die Vorgehensweise seiner Plagiatstellen (die ich mir damals ja auch genauer und an vielen Beispielen angesehen habe) paßt zu der von ihm gelieferten Erklärung, und wie ich schon damals fand, ein Ghostwriter oder absichtlicher Betrüger hätte es im Zweifel besser gemacht. Wie auch immer, er war damals damit überfordert, hätte es also lieber abbrechen sollen - und er hat in der Krisensituation zu langsam bzw. falsch reagiert, worauf er ja auch im Interview eingeht. Ich finde auch diese Darstellung übrigens plausibel und in ihrer Tiefe notwendig; die Schuldzuweisungen an andere sind schwächer als ich zunächst gedacht hatte. Seine Überlegung/Drohung, die Partei zu wechseln bzw. eine gründen, sehe ich eher als Machtinstrument für den Fall eines verweigerten Wiederaufstiegs, und 2013 kommt mir noch relativ früh vor; zwar will er natürlich die verbliebenen Sympathien nicht zu sehr abkühlen lassen, aber inwieweit er dann wirklich ein anderer ist? Wie auch immer, an seinen grundsätzlichen Rückkehrabsichten bestand ja kein Zweifel, und dann ja die Frage der psychischen Eignung erneut diskutiert werden.^^
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Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mi 30. Nov 2011, 12:51 - Beitrag #233 |
Dass die Darstellung der Arbeitsweise realistisch ist, denke ich auch, aber ob das wirklich 'reines' Vergessen war und kein "Ach naja, ein bisschen was kann man ja auch... und wenn ich das hier, das merkt ja keiner und es ist ja nur wenig..."
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Mi 30. Nov 2011, 13:31 - Beitrag #234 |
die Verwendung des Begriffes "ungeheuerlich" ist unangemessen. Es geht nicht um eine monströse Tat, die lässige Sünde eines erwischten mittelmäßigen Schummlers soll durch eine derartige Formulierung noch auf eine eigene Stufe gehoben werden. Bloß nicht die eigene Mittelmäßigkeit eingestehen. Die Beschreibung seiner Vorgehensweise weist eigentlich darauf, dass er überhaupt keine Promotion geschrieben hat, da eine echte Durchdringung des Gegenstands auf diese Weise gar nicht möglich war. Wirft ein zunehmend schlechtes Bild auch auf Häberle. Seine Einwände gegen Lepsius sind schlicht albern und im Prinzip nur ein Ausweichen. Lepsius muss gar nicht in einem formaljuristischen Sinn von "Betrüger" sprechen, was jeder sofort einsehen kann, der sich nicht mit formaljuristischen Schlichen aus der Schlinge ziehen will. Der ganze Duktus des Gesprächs wirkt ziemlich übelkeitserregend auf mich |
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Do 1. Dez 2011, 21:16 - Beitrag #235 |
Entscheidene Punkte bleiben unklar, u. a. deshalb weil die Fragen nicht gestellt wurden:
Diese beiden Punkte sind zusammen der eigentliche Skandal. Die Jagd nach fehlenden Fußnoten und Pfusch ist doch im Grunde nur Effekthascherei. Zu den eigentlichen Skandalen - die sich in ihrer Schwere klar und deutlich von Koch-Mehrins Doktorskandälchen unterscheiden - gibt es aber von Guttenberg nachwievor keine Aufklärung. Wenn Guttenberg erklärt, er habe diverse Fußnoten vergessen, so ist das sicherlich auch richtig und ehrlich. Er hat das gefährliche Talent den Leuten das zu sagen, was sie hören wollen. |
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Do 1. Dez 2011, 22:19 - Beitrag #236 |
Ich habe mir das Interview noch nicht durchgelesen, aber es hat wohl zu einem beträchtlichen Sturm in Redaktion und Leserschaft der "Zeit" geführt.
Da ist etwas dran, wobei die Sache für mich dadurch noch gefährlicher wird, daß di Lorenzo gezielt das nicht fragt, was die Leute hören sollten - wie das von Dir Erwähnte. |
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Fr 2. Dez 2011, 10:34 - Beitrag #237 |
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Fr 2. Dez 2011, 19:41 - Beitrag #238 |
Tja, ein persönliches Dilemma - hätte er die Fragen schärfer gestellt, wäre das Gespräch womöglich vorzeitig beendet worden, und dem Absatz des Buches hätte es auch nicht genützt. Und zu Guttenberg der Bild zu überlassen, ist auch keine Lösung.
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Sa 3. Dez 2011, 14:39 - Beitrag #239 |
doch, Guttenberg der Bild zu überlassen, wäre sogar die perfekte Lösung, denn da und sonst nirgends gehört er hin. Vielleicht noch ins Dschungelcamp^^ und ein charakterstarker Mensch hätte auch vor keinem Dilemma gestanden, er hätte Guttenberg einfach die Adresse eines anderen Chefredakteurs gegeben.
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Di 6. Dez 2011, 16:00 - Beitrag #240 |
andererseits, vielleicht tue ich di Lorenzo Unrecht und die gefundene Lösung ist sogar noch besser^^ der Freiherr dürfte auf unabsehbare Zeit erledigt sein^^
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