(Selbst-)Verteidigungsminister Guttenberg ein Plagiator?

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Lykurg
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Di 6. Dez 2011, 16:17 - Beitrag #241

Eben, das denke ich auch. Es hat sich recht deutlich gezeigt, daß es für ein Comeback zu früh war und er nicht über die nötige Reife verfügt bzw. das Publikum über zu wenig Vergebungs- und zuviel Merkfähigkeit. Vielleicht probiert er es in drei oder vier Jahren nochmal, er ist ja ein zoon politikon.^^

Lykurg
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Mi 7. Dez 2011, 15:41 - Beitrag #242

Ein lohnendes Interview dazu aus der Freien Presse. Werner Holly sieht jedenfalls Interview und Veröffentlichung ebenfalls als vernichtend für zu Guttenberg und irgendwo auch eine Art Verzweiflungstat der Zeit. - Der schöne Spruch von Guttenbergs Canossagang hoch zu Roß wurde, glaube ich, bei Anne Will gebracht?

Ipsissimus
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Mi 7. Dez 2011, 17:37 - Beitrag #243

wenn man Guttenbergs frühere Virtuosität im Gebrauch der Medien mit dieser derzeitigen Tölpelhaftigkeit vergleicht, könnte fast der Eindruck entstehen, er habe seinen damaligen PR-Beratern mehr zu verdanken gehabt als seinen eigenen Fähigkeiten^^ Ob er sich derzeit keine Spitzenkräfte mehr leisten kann?^^

Lykurg
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Do 8. Dez 2011, 16:17 - Beitrag #244

Meinst du, seine Familie könnte ihm sanft vermittelt haben, er solle finanziell eine Zeitlang auf eigenen Beinen stehen, wenn er schon gezeigt hat, daß er zu ihrem Ruf in so herausragender Weise beizutragen imstande war? Vielleicht hätte er doch lieber in einen guten Ghostwriter investieren sollen als PR-Beratern und den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen...

Maglor
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Do 8. Dez 2011, 19:19 - Beitrag #245

Das Buch ist doch ein Best-Seller - hoffentlich schenkt es mir keiner zu Weihnachten. ;)
Die Werbe-Kampagne in der Zeit hat sich also bezahlt gemacht.
Das "Come-Back" musste im November erfolgen, allein schon wegen des Weihnachtsgeschäfts.
Man könnte jetzt natürlich darüber mutmaßen, warum Bücher mit dem Titel "Vorerst gescheitert" verschenkt werden. Was hat sich der Schenker dabei gedacht? Wird der Beschenkte das Buch überhaupt lesen? Wie auch immer: Das Geschenk sagt mehr über Beziehung als über das Leseverhalten aus.

Indem ich die Feder ergreife, um in völliger Muße und Zurückgezogenheit - gesund übrigens, wenn auch müde, sehr müde (so dass ich wohl nur in kleinen Etappen und unter häufigem Ausruhen werde vorwärtsschreiten können), indem ich mich also anschicke, meine Geständnisse in der sauberen und gefälligen Handschrift, die mir eigen ist, dem geduldigen Papier anzuvertrauen, beschleicht mich das flüchtige Bedenken, ob ich diesem geistigen Unternehmen nach Vorbildung und Schule denn auch gewachsen bin.1

1
Aus dramaturgischen Gründen verzichte ich an dieser Stelle auf eine Quellenangabe. :crazy:

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Do 8. Dez 2011, 19:41 - Beitrag #246

Aus dramaturgischen Gründen verzichte ich an dieser Stelle auf eine Quellenangabe. :crazy:
:rofl:

Und du hast vielleicht Ideen... Bild

Ipsissimus
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Fr 9. Dez 2011, 11:22 - Beitrag #247

früher wäre das ein Fall von den Leser für klug verkauft haben gewesen^^ schließlich kannte jeder gebildete Leser die zitierte Stelle^^ heute ersetzt in vielen Fällen die Eingabe bei Google eigene Bildung^^

Lykurg
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Fr 9. Dez 2011, 11:35 - Beitrag #248

Je nachdem, welches früher man meint; der Anfang wurde schon in den 20ern irgendwo publiziert, bevor das Gesamtfragment in den 50ern rauskam, aber vorher wäre es wohl schon eine Frage von eigenartiger Spezialbildung oder -begabung gewesen.^^
Auch Googeln will gelernt sein, wer z.B. "geistigen Unternehmen" sucht, landet bei einer freischaffenden Theologin. Bild

Ipsissimus
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Fr 9. Dez 2011, 12:09 - Beitrag #249

bezogen auf den Krull, ja, natürlich; aber noch bis weit ins 19te Jahrhundert hinein galten unmarkierte Kollegenzitate durchaus als Respektsbezeugung für den zitierten Kollegen, gerade weil eben vorausgesetzt werden durfte, dass die gebildete Leserschaft das Zitat ohnehin kennt und erkennt. Das Aufkommen des Urheberschutzgedankens könnte also auch als eine Reaktion auf die zunehmende mutmaßliche oder faktische Ungebildetheit der potentiellen Leserschaft gedeutet werden^^

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Fr 9. Dez 2011, 12:17 - Beitrag #250

Stimmt natürlich, und Klassikerzitate zu markieren oder gar in Übersetzung anzugeben, hätte der Leser als Beleidigung empfunden. Da befinden wir uns deutlich in einer Umbruchssituation oder jenseits davon, wobei die gängige Lösung wohl eher darin besteht, nicht mehr zu zitieren, da die Referenzwerke eh keine Rolle mehr spielen, außer vielleicht als Film. Bild

Zu Guttenberg als Vertreter konservativer Werte und des überaus altfränkischen Adels hatte sicher eigentlich eine Respektsbezeugung im Sinn.

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Fr 9. Dez 2011, 12:40 - Beitrag #251

wobei die gängige Lösung wohl eher darin besteht, nicht mehr zu zitieren
im Grunde der Sieg der Juristerei über die Kunst^^

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Fr 9. Dez 2011, 13:49 - Beitrag #252

Wenn du "Juristerei" als Oberbegriff für geistige [spoiler]Verflachung - ähm, nein, $this->bbcode_second_pass_code('', 'Diversifikation') selbstverständlich -[/spoiler]verstehst, kann ich problemlos anschließen. Bild

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Fr 9. Dez 2011, 13:52 - Beitrag #253

es hat Anklänge daran^^ wobei Diversifikation sich ja nicht per se so monodirektional ausbreiten müsste^^ also sagen wir gesteuerte Diversifikation^^ Richtung off^^

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Mo 12. Dez 2011, 18:53 - Beitrag #254

Und wieder gibt es was Neues - zu Guttenberg wird nun auswärtiger Berater der EU-Kommission, Aufgabenbereich: Stützung von Internet-Aktivisten in autoritären Staaten. Ganz zu Recht stellt die taz fest, daß die Geschichte nicht ganz frei von Pikanterie ist, denn mit der Macht des Internets hat er ja schon ein bißchen Erfahrung sammeln dürfen.

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Mo 12. Dez 2011, 18:59 - Beitrag #255

wer hätte gedacht, dass der Mann auf die Füße fällt^^

ihr werdet sehen, in acht bis zwölf Jahren ist das unser Bundeskanzler^^

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Mo 12. Dez 2011, 19:14 - Beitrag #256

Eher doch in sechs bis zehn? Das dachte ich aber auch schon vor der Zitataffäre.* Und die jahresgenaue Unterscheidung müßte man dann schon genau treffen, wer weiß, weswegen er dann wieder verschwände.^^

________
*wie auch bei Siggi (als er Ministerpräsident wurde^^) und der Nahles, aber bisher ist uns das ja erspart geblieben.

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Mo 12. Dez 2011, 22:18 - Beitrag #257

Wie Morpheus sagte, "fate is not without its sense of irony"...

Ein Beauftragter ohne Etat und Mitarbeiter, das sagt eigentlich schon alles darüber, welchen Stellenwert die Materie für die Kommissarin hat.

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Di 13. Dez 2011, 00:07 - Beitrag #258

aber mit solchen ausgewiesenen Kompetenzen^^

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Di 13. Dez 2011, 00:12 - Beitrag #259

Eine sehr schöne Glosse zur Kompetenz brachte dradio Kultur...

Der erste deutsche Minister, der sein Amt aufgrund der Freiheit des Internets verlor, wird nun Experte dafür. Das ist so absurd - da müssen die Engländer hinterstecken, mit ihrem schwarzen Humor. Wahrscheinlich aus Rache für ihren Rauswurf. Was kommt als nächstes? Ernennt Brüssel Silvio Berlusconi zum Experten für familiäre Bindungskräfte?

"Ich suche Talente, keine Heiligen", sagt Neelie Kroes, die EU-Kommissarin für Telekommunikation, in deren Diensten der Freiherr nun steht. Der Satz ist genauso dummdreist wie Kanzlerin Merkels Aussage, sie habe "einen Minister eingestellt, keinen wissenschaftlichen Mitarbeiter". Was Neelie Kroes bräuchte, ist ein gewissenhafter wissenschaftlicher Mitarbeiter. Was sie hat, ist ein karrieregeiler Posterboy, der ihr und ihrem Anliegen zwar jede Menge Aufmerksamkeit verschafft, aber dafür gleichzeitig Ernsthaftigkeit entzieht [...]

Maglor
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Sa 17. Dez 2011, 16:42 - Beitrag #260

Ämter der EU gelten als das bevorzugte Rückzugsgebiet abgewrackter deutscher Politiker.
Eine unbezahlte Beratertätigkeit kann daher nur als Höchststrafe gelten - dem stalinistischen Eispickel-Attentat entsprechend ist dies die schlimmste heutzutage vorstellbare Art der Bestrafung.

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