CIA und das London-Attentat

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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Do 14. Jul 2005, 02:31 - Beitrag #41

herempix schrieb:
Ich finde auch, dass man Leute raushalten muss, die auch dann disktutieren müssen, um eventuell einen Regierungswechsel in England vorzubereiten aus den Diskussionen raushalten muss. Aber in welchem Kontext hast du das gesagt, janw?

Das bezog sich auf die Wahlbeteiligung im Irak. Offiziell liegt sie bei 60%, lt. Medien von der Bevölkerung. Dabei konnten 40% der Gesamtbevölkerung nicht wählen wegen der unsicheren Lage im Land.
Diese Menschen muss man rausrechnen, sie gehören nicht zum Wahlvolk in diesem Falle. Die Sunniten mit ihrer Wahlenthaltung hätten aber wählen können, und ihre Enthaltung muss man als Votum werten.
Das wollte ich damit sagen.

Und ob das wirklich "Britischer Sprengstoff" war. Ich denke eher, der Sprengstoff stammt aus tschetschenischen Beständen oder wurde heimlich still und leise in Pakistan hergestellt. Na gut, da Pakistan auch ein "Commonwealth-Land" ist, dürfte er zu höchstens "1/4 britisch" sein. Na klar, jetzt weiß ich, warum London der "Schmelztiegel Europas" ist. Wegen dem Gesetz, dass Commonwealth-Mitglieder (es sind ca. 100 Staaten) recht einfach die Staatsbürgerschaft des "Vereinigten Königreichs" erhalten. Und wenn du es so meinst, dass aus einem muslimischen Land dieses Staatenbundes (Indien, Pakistan) der Sprengstoff stammen sollte, dann bezweifle ich selbst meine Aussage, dass der Sprengstoff aus Tschetschenien oder sogar aus China kommen könnte.

Du hast mich falsch verstanden, herempix.
Mit "Sprengstoff in falsche Hände geraten" meinte ich britischen Sprengstoff, der aus britischen Armeebeständen in falsche Hände geraten sein könnte.
Man kann sehr genau feststellen, was für ein Sprengstoff verwendet wurde, und es deutet wohl auf britischen Sprengstoff hin.

Tja, und offenbar ware es doch Selbstmordattentäter. Ich hätte das nicht erwartet...
Und offenbar wurden wenig Versuche zuir Spurenverwischung unternommen. Das hat für mich eine doppelte Botschaft: Seht, so leicht können wir uns in diesem Land bewegen und zu jeder Zeit zuschlagen.

Nun, die Anti-Terror-Gesetze werden vor allem arabischen Studenten Schwierigkeiten machen und den normalen Bürgern die Freiheit einengen.
Vielleicht kommt das manchen nicht ungelegen...

LadysSlave
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Do 14. Jul 2005, 09:59 - Beitrag #42

Zitat von janw:herempix schrieb:

Das bezog sich auf die Wahlbeteiligung im Irak. Offiziell liegt sie bei 60%, lt. Medien von der Bevölkerung. Dabei konnten 40% der Gesamtbevölkerung nicht wählen wegen der unsicheren Lage im Land.
Diese Menschen muss man rausrechnen, sie gehören nicht zum Wahlvolk in diesem Falle. Die Sunniten mit ihrer Wahlenthaltung hätten aber wählen können, und ihre Enthaltung muss man als Votum werten.
Das wollte ich damit sagen.

Nun, die Anti-Terror-Gesetze werden vor allem arabischen Studenten Schwierigkeiten machen und den normalen Bürgern die Freiheit einengen.
Vielleicht kommt das manchen nicht ungelegen...


Das geht allerdings mit meinem Demokratieverständnis nicht konform.
Leute, die in einem Land leben und nicht wählen, werden einfach rausgerechnet und das bei annähernd der Hälfte der Bevölkerung.
Das Zeigt mir nur, dass die Wahl dort eine Farce war, zumal die Ergebnisse schon vorher feststanden. Die Auszählung dauerte 2 Wochen, wenn ich mal daran erinnern darf. Aber am Wahltag waren die Ergebnisse in amerikansichen Wochenzeitschriften.
Wenn bei uns eine Wahl stattfindet und 40% aus welchen Gründen auch immer nicht wählen können, dann wird die Wahl verschoben.
Von den 60% gingen dann 60% zur Wahl das heisst doch nichts anderes, als dass nur 36% der irakischen Wahlberechtigten zur Wahl gingen. und dann kann nun wirklich niemand von einer mehrheitlichen Zustimmung sprechen, zumal die Schiiten, die zur Wahl gingen nur wegen der schiitischen Kandidaten zur Wahl gingen. Trotz des Zornes auf die fremden Eindringlinge.

janw
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Do 14. Jul 2005, 11:54 - Beitrag #43

Kann man so sehen, LadysSlave. Und wegen der erheblich nicht allgemeinen Wahlmöglichkeit kann man die Wahl auch grundsätzlich in Frage stellen, was ich auch tue (hab ich nur nicht so direkt gesagt). Aber wenn von den Wahlbefähigten ein Teil nur wegen bestimmter Kandidaten wählt, ein anderer Teil nicht wählt, ist dieser Aspekt doch als individuelle Entscheidung jedes Einzelnen zu werten.

Die Kriterien für eine demokratische Wahl sind:
Frei, gleich, geheim, allgemein, unmittelbar.

Jeder Wahlberechtigte muß freien Zugang zum Wahlort haben.
Jeder Wahlberechtigte muß das gleiche Wahlrrecht haben.
Die Wahlentscheidung des Einzelnen muß geheim bleiben.
Es müssen alle Wahlberechtigten im ganzen Gebiet wählen können, für das gewählt wird.
Die Stimme muß unmittelbar wirken, sei es, daß sie einem Kandidaten zugute kommt oder einer Partei und dabei über die Zahl der Sitze im Parlament entscheidet.
(Hier wirds dann mit dem amerik. Wahlrecht schwierig, aber das ist sowieso zu ignorieren ;) )

Insofern kann man fragen, ob der Irak überhaupt zu Abhaltung von Wahlen bereit war, bei der extremen Unsicherheitslage.
An sich wäre es dort ein Fall für eine UN-Truppe aus arabischen Soldaten, in meinen Augen.
Aber das wäre ja nicht das Ziel von BigBrother. Und der würfelt notfalls die Zahlen vorher aus.

herempix
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Do 14. Jul 2005, 14:01 - Beitrag #44

Hallo Janw:

Darf ich das auch (außer LadysSlave) mal deine Aussage etwas unter die Lupe nehmen?

Ob man im Irak wirklich durch eine hohe Wahlbeteiligung eine strukturierte Politik hinbekommt, sei mal dahin gestellt. Fest steht, dass im Irak die Leute alleine deswegen nicht zum Wählen gegangen sind, weil sie gefürchtet haben, sie würden in die Luft gesprengt. Da hatten sie allerdings Recht. Aber das nur am Rande erwähnt.
Dennoch fand ich die Wahl im Irak ein Schritt in Richtung "sanften Islamismus" und nach und nach in die Demokratie. Bleibt nur zu hoffen, dass die "Großayatollahs" nicht zu viel Macht im Irak erhalten, so dass der Terror noch weiter unterstützt wird. Es heißt zwar, sie stehen für den "wahren Islam", aber was ist "wahrer Islam"?
Das war es auch schon mit der Kritik, janw. Kannst dich ruhig den anderen widmen.

herempix

:)

janw
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Do 14. Jul 2005, 15:25 - Beitrag #45

herempix, wir diskutieren hier alle miteinander, jeder auf seinem Kenntnisniveau und mit darauf basierenden Deutungsmustern. Da kann jeder schief liegen bzw jeder eine andere Sicht haben und jeder dies dem anderen sagen ;)

Es gab viele Gründe, nicht wählen zu gehen, und Du hast einen genannt.

Wie soll man die Wahl grundsätzlich sehen? Schritt zum "sanften Islamismus"?
Das wäre wohl nicht im Sinne der Invasoren, die den Islam am liebsten aus der Politik raus halten würden.
Schritt zur Demokratie? In echt wohl auch nicht beabsichtigt.

Es ging wohl in meinen Augen eher darum, einer ausgewählten Gruppe von treuen Führungspersonen durch ein Wahlritual einen Anstrich von demokratischer Legitimität zu geben. Wobei die wirklichen Entscheidungen immer noch aus Washington kommen.
Also der Versuch, ein Marionettenregime zu installieren.

Wirkliche Demokratie einzuführen ist ein Ziel, das sich nicht von heute auf morgen umsetzen läßt. Denn es braucht den bewußt frei handelnden Bürger.
Den zu erreichen, hat in Europa 200 Jahre gedauert.

Die Frage nach dem echten und wahren Islam wird sich dann nicht mehr stellen.

Maglor
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Do 14. Jul 2005, 17:38 - Beitrag #46

Mit Verlaub gesagt, sind es die Großajatollahs, die immer wieder Opfer von Terroranschlägen werden, und sie sind es auch die den "sanften Islam" und die Demokratie fordern. (Überhaupt übersieht man all zu gern, dass die islamische Republik Iran eigentlich einer fortschrittlichsten und demokratischsten Staaten jener Region ist. Vergliechen mit Pakistan, Saudi-Arbien und Co.)
Viel mehr ist es, dass die Gruppe um Al Sakawi, eigentlich vor dem Töten von Muslimen nicht zurückschreckt. Vielmehr ist es so, dass sie radikaler ist als die bin-Ladin-Gruppe, denn der irakisch-sunnitische Terrorismus sieht in den Schiiten abtrünnige Ungläubige; bin Laden ist da etwas toleranter.

MfG Maglor

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Do 14. Jul 2005, 18:20 - Beitrag #47

Wir sollten bei aller Diskussion natürlich nicht vergessen, dass niemand von uns die Weisheit mit Löffeln gegessen hat.
Sicher wird die Realität ein wenig anders liegen, als wir sie alle zu kennen glauben.
Doch war es vorauszusehen, dass eine Invasion in einem arabischen Land, das bis dahin das "weltlichste" von allen war, in dem die "sozialistische Baath-Partei" allgegenwärtig war, auch schon vor Saddam, eine Islamisierung eben dieses Staates nach sich ziehen wird.
Im Irak gab es vor der Invasion eine Schulpflicht für Jungen und Mädchen. Das gibt und gab es in keinem anderen Land in der arabischen Welt und in der Region gab es das nur noch in Israel.
Da fragt man sich állerdings, wer in den USA so kurz dachte, und wirklich glaubte, dass die Leute sich freuen würden über den Einmarsch der USA!
Die Freudenstürme hielten sich in Grenzen, in so starken Grenzen, dass man, wenn man die Bilder genau untersuchte, vielleicht 20-maximal 50 Beteiligte sah, als in Bagdath (immerhin eine Millionenstadt) das Saddam Monument abgerissen wurde. 50 Gegner findet jede Regierung auf anhieb!
Doch der Terror, war keine Irakische Erfindung. Die hatten damals nichts damit zu tun. Heute noch weniger. Was im Land abläuft ist ein Krieg, der auch angekündigt war und den sich die Strategen im Pentagon einfach nicht vorstellen konnten. Dabei hätten sie doch gewarnt sein müssen, durch das Fiasko, das die Russen in Afghanistan erlebten. Die Menschen sind in diesem Raum ähnlich nund der Islam hat den Zusammenhalt in diesen Ländern geprägt. Also war das vorher klar.
Wer jetzt mittels Terrorattentate hier sein Süppchen kocht, ist von aussen kaum zu klären. Aber es keimt der Verdacht auf, dass Blair der Urheber sein könnte um damit die Kritik gegen ihn zu ersticken. Seht doch, wie Recht ich hatte, wäre dann die Erklärung. dabei wird übersehen, dass, wenn es wirklich Isalmisten gewesen sein sollten, kein Attentat stattgefunden hätte, würden nicht tausende von britischen Soldaten ohne jegliche Erlabnis in Irak Macht ausüben und der anderen Macht, die genauso illegal dort agiert, die USA unterstützung liefert.
Der wahre Terror findet nämlich im Irak statt.
Wie würden wir reagieeren, wenn die reguläre Iranische Armee London bormbardieren würde, unterstützt von Nordkoreanischen und Chinesischen Einheiten, die Manchaster und Edinbourgh zerbomben.
Würden wir dann immer noch so ruhig über mögliche Kriegsgründe wie Massenvernichtungswaffen nachdenken?
Deshalb rufe ich die Briten auf: Hört auf mit eurem Unrecht, geht nach Hause. Nicht wegen des Attentates, sondern, weil euch durch das Attentat auffällt, was ihr die ganze Zeit im Irak macht und keiner kann dort zur Polizei gehen, obwohl die Täter bekannt sind

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Do 14. Jul 2005, 18:34 - Beitrag #48

Zitat von LadysSlave:Deshalb rufe ich die Briten auf: Hört auf mit eurem Unrecht, geht nach Hause. Nicht wegen des Attentates, sondern, weil euch durch das Attentat auffällt, was ihr die ganze Zeit im Irak macht und keiner kann dort zur Polizei gehen, obwohl die Täter bekannt sind

Die Frage, die sich da stellt, hätte es ohne einen Irakkrieg keine Anschläge in London gegeben. Wenn ich daran denke, was 1998 unverhofft in Tansania und Kenia geschah, muss ich dies leider verneinen.
Eigentlich müsste es einen Briten pakistanischer Abkunft und muslimischen Glaubes genauso wenig oder viel berühren, was im Irak passiert, wie jeden anderen Europäer. Außer aber, er gehört jener merkwürdigen vom Wahhabismus geprägten Splittergruppe an, die im Märtyrertum und in Dschihad den Weg des wahren Gläubigen siegt.
Was regte denn Mohamed Atta, ein Flugzeug in ein Hochhaus zu steuern? Wenn man erstmal lebensmüde ist und sich für den Weg des Kriegers entschieden hat, ist es doch völlig gleich ob man für ein freies Palästina, gegen den Irak-krieg, für den Gottessaat oder für Lehrerinnen mit Kopftuch Anschläge verübt.

MfG Maglor

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Do 14. Jul 2005, 18:59 - Beitrag #49

Zitat von Maglor:Die Frage, die sich da stellt, hätte es ohne einen Irakkrieg keine Anschläge in London gegeben. Wenn ich daran denke, was 1998 unverhofft in Tansania und Kenia geschah, muss ich dies leider verneinen.

MfG Maglor

Da waren allerdings auch die Ursachen bekannt und nachvollziehbar!
Die USA agieren mit dem Feingefühl eines Rhinozerosses und machen sich die Menschen zum Feind. Selbst solchen, denen sie Lebensmittel bringen. Es ist wohl die Auswirkung der Rambo-Filme. Sie bilden sich anscheinend ein Rambo hätte nachträglich den Vietnamkrieg gewonnen und sie wären die Größten.
Ein wenig mehr Feingefühl, ganz besonders bei US-Amerikanischen Diplomaten würde da wohl einiges kitten.
We ankommt, wie der Weltoplizist persönlich, braucht sich doch nicht zu wundern, wenn selbst friedfertige Menschen wütend aufstehen!
Das scheint ein Mentalitätsproblem zu sein, bei einem Volk, das es eigentlich nicht gibt. Bei dem Sammelsurium, das sich US-Amerikaner nennt!
Hätten die eine Kultur, wüssten sie auch, wie man auf die Kultur anderer eingeht!

herempix
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Do 14. Jul 2005, 19:47 - Beitrag #50

[quote="janw"]herempix, wir diskutieren hier alle miteinander, jeder auf seinem Kenntnisniveau und mit darauf basierenden Deutungsmustern. Da kann jeder schief liegen bzw jeder eine andere Sicht haben und jeder dies dem anderen sagen ]


Ich habe mich auch nicht generell gegen eure Meinung gestellt. Ich habe nur meine Meinung wiedergegeben. Und Ja-Sager müssen wir nicht unbedingt sein; Stimmt´s Janw?

Wieso sollte die USA den Islam aus der Politik raushalten. Der Irak (Gut, Mesopotamien, wie es damals hieß natürlich nicht.) war schon immer ein stark islamischer, genauer gesagt "schiitischer" Staat, weswegen die Regierung auch schiitisch ist. Ich denke schon, dass man mit den Wahlen einen gewissen Fortschritt erreicht hat, fast noch mehr als in Afghanistan, wo "ultramuslimische Warlords" die eigentliche Macht haben, ja sogar noch stärker sind als Zawahiri (Terroristenführer im Irak) und Co.

Gut, es mag ein "Marionettenregime" sein. Aber was ist in Afghanistan. Ist das nicht auch ein von Deutschland aus "gesteuertes" Regime, auch wenn Herr Karsai ein "selbständiger Politiker" ist.

200 Jahre wird die "Demokratisierung" vielleicht nicht gerade dauern, aber vielleicht 50 Jahre.

herempix

janw
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Do 14. Jul 2005, 22:13 - Beitrag #51

Nein, Ja-Sager muss mensch nicht sein, aber was man sagt, sollte irgendwie auf Kenntnis der Materie und nachvollziehbaren Gedanken beruhen.
Wieso denkst Du, ich würde denken, Du hättest Dich gegen jemanden gestellt? ;)

Das Problem ist, daß die usa gerne unkompliziert an das Öl ran wollen. Und da könnten starke Verankerungen in lokaler Kultur und Religion hinderlich sein - zu leicht tritt man jemandem auf die Füße, weil man am Freitag bohrt oder oder...
Und man begibt sich auf das glatte Eis, welches Handeln nun gottgefällig ist - das macht die Rendite unsicher.

Die Wahlen sind für mich insofern ein Fortschritt, daß ihre Notwendigkeit zeigt, wie sehr die Medien grundsätzlich nach demokratischen Elementen fragen, ihr Fehlen wäre nicht egal.

Afghanistan ist etwas anders als Irak. Karsai wird auch als amerikanische Marionette angesehen, er war Berater bei einer amerikanischen Ölfirma.
Aber Afghanistan ist vor allem ein Vielvölkerstaat, in dem die Existenz regionaler Clans in wechselndem Allianzen Tradition hat. Gegenüber einer äußeren Macht treten sie als warlords in Erscheinung, ansonsten ist eine fein abgestimmte Machtbalance die Grundlage für ein Leben in einer sehr rauhen Landschaft. Wer darf wann wo seine Tiere hin treiben oder nicht, und was bekommt er dafür - all dies wird zwischen den Stämmen ausgehandelt.

Eine Demokratie nach unserem Muster ist da nicht leicht einzupassen.

herempix
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Do 14. Jul 2005, 22:41 - Beitrag #52

Ich habe Kenntnis, wenn auch wenig. Aber immerhin, jan.

Ich habe es so gemeint, dass du meine Beiträge teilweise ein wenig zu scharf "betrachtet" hast. Aber ist schon gut. Ich bin schon ein "Debatiertyp".
Ich bin auch kein USA-Fan. Aber alleine wegen mehr Öl in den Irak einmarschieren, glaube ich nicht. Die wollten von vornherein den Hussein heraustreiben. Na gut, damit haben sie leider in ein "Wespennest" gestochen. Aber irgendwann "beruhigen" sie die "Wespen". Ich würde aber niemals sagen, dass es ihnen Recht geschieht, dass sie in die Luft "gebombt" werden. Mir würde was fehlen, wenn im Irak nicht endlich Ordnung herrscht.
Ich weiß, dass Afghanistan und Irak trotz ständigem Krieg und Terror verschiedene Staaten mit einem im kern verschiedenem politischem System sind.
Wie schon ansatzweise angedeutet, janw: Die wahre Macht in Afghanistan haben die Warlords der einzelnen Volksstämme (Turkmenen, Usbeken, Kurden, Tschuwaren...)!

:|

janw
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Do 14. Jul 2005, 23:17 - Beitrag #53

Ist schon gut...wollte Dich nicht anpieken ;)

Leider sieht es so aus, daß es den Amerikanern ziemlich allein um das Öl ging und darum, den etwas unzuverlässig gewordenen Saddam wegzuräumen.

Ihr Einmarsch war eindeutig illegal. Es wäre ihre gottverdammte Pflicht gewesen, wenn sie schon einmarschieren, die Zivilbevölkerung zu schonen und schnell eine funktionierende Infrastruktur zu schaffen.
Stattdessen wurde die Reparatur von Kraftwerken und Wasserleitungen verzögert, wurde kein effizienter Polizeiapparat aufgebaut und damit allgemeine Unzufriedenheit sich entwickeln gelassen.
Die Herstellung von Grundversorgung, Sicherheit und Ordnung ist eben eine erste Pflicht von Regierungen und auch von Invasoren.

Jetzt ernten sie die Früchte dieses Handelns. Wobei mir natürlich jeder Soldat leid tut, der das jetzt mit Leben und Gesundheit bezahlen muß. (Ich könnte auch sagen, selber schuld, was geht er auch zur Army, aber das tue ich nicht.)
Und für das Volk ist die Situation erst recht furchtbar.

Wie schon ansatzweise angedeutet, janw: Die wahre Macht in Afghanistan haben die Warlords der einzelnen Volksstämme (Turkmenen, Usbeken, Kurden, Tschuwaren...)!

Ja, das stimmt. Aber das ist eben schon immer so gewesen, die warlords sind nicht nur warlords, sondern auch verantwortlich für das Miteinander der Völker und Gruppen überhaupt.
Und das geht in den Medien leider etwas unter.

herempix
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Do 14. Jul 2005, 23:37 - Beitrag #54

Das Problem, Janw in Kriegen ist immer die Zivilbevölkerung nicht zu erwischen. Und das ist total schwer im Irak. Denn Terroristen sehen ohne ihre Bombengürtel genau so aus wie ein unbescholtener Schafzüchter mit seinen 9 Kindern. Und daher wird ausversehen der Schafzüchter oder schlimmer seine Frau und eines seiner Kinder "getötet".
Die Polizisten trifft es hier besonders hart. Sie sind immer wieder "Zielscheibe" von Terror-Fuzzis. Und gemein finde ich, dass wichtige Versorgungsleitung wie die für Trinkwasser bedroht oder sogar lahmgelegt werden.
Und weil die Amis nicht viel tun, außer rumballern, mag ich niemals dorthin auswandern.
Die Situation ist nicht furchtbar, sie wird furchtbarER!
Gut, dass du mich ein wenig über diese afghanischen "Stammesfürsten" aufgeklärt hast. Denn gerade die Privatsender (Ich sollte doch lieber mehr "Tagesthemen" oder "Heute Journal" sehen.) sehen die "Warlords" halt eben als "Kriegsfürsten" (Übersetzung des Begrifs).

LadysSlave
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Fr 15. Jul 2005, 09:21 - Beitrag #55

herenpix!

du erwähnst das Wort Krieg. Das ist aber im Falle Irak nicht die richtige Bezeichnung.
Es handelt sich hier um einen terroristischen Überfall der USA auf den tausende Kilometer entfernten Irak.
Das ist dieselbe Qualität wie ein Rockerüberfall auf eine amerikanische Kleinstadt, wo die Bewohner wochenlang terrorisiert werden. Allerdings kommt dann in den USA irgendwann die Polizei oder eben die Nationalgarde. Das können wir im Falle des Irak´s leider nicht hoffen!

herempix
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Fr 15. Jul 2005, 09:54 - Beitrag #56

Hallo LadysSlave:

Zuerst war es ja auch ein "Pseudo-Terrorüberfall". Aber später wurde es dann zu einem Krieg und momentan sind die USA die großen "Looser".
Ich kann auch nur hoffen, dass sich bald der Terror endlich legt. Der Irak muss kein "Urlaubsland" werden, aber wenigstens eine stabile Politik sollte da herrschen.

herempix

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Fr 15. Jul 2005, 12:49 - Beitrag #57

Tatsächlich ist, dass was im Irak passiert kein konventioneller Krieg, und zwar seitens der Al Sakawis und Co. Dadurch das sie keine Uniformen tragen und it spengstoffbeladenen Lastwagen irgendwo reinfahren, ermöglichen sie ja erst Verwechslungen von Terroristen und Zivilisten durch die USA. Tja, und dann wären auch gewisse polizeistaatliche Massnahmen nicht notwendig.

Der klare Unterschied zwischen den Staaten Afghanistan und Irak ist, dass es in Afghanistan keine klare staatliche Tradition gibt, im Prinzip ist das seit 20 Jahren Anarchie vom kurzen Zwischenspiel der Taliban mal abgesehen. Was sich in Afghanistan herausgebildet hat ist eine echte Kriegsgesellschaft, Teile der Bevölkerung haben keine Erfahrung in der Friedenswirtschaft und Söldner ist gängiger Beruf.

Was den Irak betrifft, so glaube ich ging es nicht nur um Öl, es wäre ja irrwitzig zu behaupten, Öl hätte keine Rolle gespielt. Mehr und mehr glaube ich, dass George Bush II. und Konsorten tatsächlich an ihre Berufung glauben die arabische Welt zwangsweise demokratisieren zu müssen.

Zitat von LadysSlave:Die USA agieren mit dem Feingefühl eines Rhinozerosses und machen sich die Menschen zum Feind. Selbst solchen, denen sie Lebensmittel bringen. Es ist wohl die Auswirkung der Rambo-Filme. Sie bilden sich anscheinend ein Rambo hätte nachträglich den Vietnamkrieg gewonnen und sie wären die Größten.
Ein wenig mehr Feingefühl, ganz besonders bei US-Amerikanischen Diplomaten würde da wohl einiges kitten.

Naja, eigentlich fühlt sich ja Osama bin Laden wie Rambo, ich erinnere nur an Rambo 3
Und sie glauben, sie könnten es nach dem Sieg in Afghanistan mit jeder Supermacht und der ganzen Welt aufnehmen.
Und ich meine US-amerikanische Diplomaten haben nicht sonderlich viel Feingefühl, und selbst wenn sie welches hätten, könnten sie dem Terror keinen Einhalt gebieten, oder glaubt hier wirklich, dass man beispielsweise mit Mohammed Atta einen Kompromiss aushandeln könnte?

MfG Maglor

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Fr 15. Jul 2005, 13:00 - Beitrag #58

Zitat von Maglor:Tatsächlich ist, dass was im Irak passiert kein konventioneller Krieg, und zwar seitens der Al Sakawis und Co. Dadurch das sie keine Uniformen tragen und it spengstoffbeladenen Lastwagen irgendwo reinfahren, ermöglichen sie ja erst Verwechslungen von Terroristen und Zivilisten durch die USA. Tja, und dann wären auch gewisse polizeistaatliche Massnahmen nicht notwendig.

Der klare Unterschied zwischen den Staaten Afghanistan und Irak ist, dass es in Afghanistan keine klare staatliche Tradition gibt, im Prinzip ist das seit 20 Jahren Anarchie vom kurzen Zwischenspiel der Taliban mal abgesehen. Was sich in Afghanistan herausgebildet hat ist eine echte Kriegsgesellschaft, Teile der Bevölkerung haben keine Erfahrung in der Friedenswirtschaft und Söldner ist gängiger Beruf.

Was den Irak betrifft, so glaube ich ging es nicht nur um Öl, es wäre ja irrwitzig zu behaupten, Öl hätte keine Rolle gespielt. Mehr und mehr glaube ich, dass George Bush II. und Konsorten tatsächlich an ihre Berufung glauben die arabische Welt zwangsweise demokratisieren zu müssen.



MfG Maglor




Hallo Maglor,

hier spricht Herempix. Der "Terrorfürst" heißt zwar "al Sarkawi" (manchmal, im "Iraki-Dialekt" auch "Sarqavi" geschrieben) aber das ist nicht Kern der ganzen Sache.
Und genau diese "Zivilkleidung" und das unauffällige Aussehen machen diese Terroristen so hinterhältig und gefährlich. Kein Wunder, warum im Irak unbescholtene Bürger getötet werden, die ausversehen die "Green Zone" (Schutzgebiet, wo kein Bürger rein oder raus darf in Bagdad.) verlassen.
Ja, und gibt es im Irak wirklich ebenso ein festes "Staatssystem". Hier haben doch eher marodierende "Selbstmordbomberbanden" die eigentliche Macht. Und wie gesagt: In Afghanistan herrscht nicht der Paschtune Karsai, sondern vielleicht 70-80 Warlords wie der Usbeke "General Dostum".
Und Bush geht es tatsächlich weniger um das Öl, als vielmehr den arabischen Staaten zu zeigen, dass man auch einen "sanften Islamismus", also keinerlei Terror machen oder Hass predigen betreiben kann. Nur leider machen die das mit Gewalt und das stört uns.

herempix

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Fr 15. Jul 2005, 13:07 - Beitrag #59

Zitat von herempix: Ja, und gibt es im Irak wirklich ebenso ein festes "Staatssystem". Hier haben doch eher marodierende "Selbstmordbomberbanden" die eigentliche Macht.

Im Unterschied zu den Afghanen sind die Iraker jedoch eine diktatorische Ordnung gewohnt, bis vor kurzem gab es dort noch geregelte Arbeitsverhältnisse, halbwegs funktionierende Schule... und das gab in Afghanistan schon länger nicht mehr.
Und im Irak gibt es keine echten Warlords mit Mafiaverbindungen, Willkürherrschaft und Söldnervermietung. Lediglich der kurdische Norden, in den ja ab 1991 bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten, ist mit Afghanistan halbwegs vergleichbar.

MfG Maglor

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Fr 15. Jul 2005, 13:30 - Beitrag #60

@Herempix:

Und genau diese "Zivilkleidung" und das unauffällige Aussehen machen diese Terroristen so hinterhältig und gefährlich. Kein Wunder, warum im Irak unbescholtene Bürger getötet werden, die ausversehen die "Green Zone" (Schutzgebiet, wo kein Bürger rein oder raus darf in Bagdad.) verlassen.


Also sind die Iraker jetzt schuld daran dass sie von den Amis bombardiert werden? Und warum gibt es dort wohl sowas wie eine "Green Zone", das haben sich mit Sicherheit nicht die Iraker selbst überlegt. Sollen sich denn irakische Widerstandkämpfer alle aufstellen und auf einem freien Feld gegen die amerikanische Armee kämpfen? Da hätten sie mit Sicherheit keine Chance, und so ist es doch nur logisch, dass sie versuchen sich am effektivsten zu verteildigen. Das ist vielleicht hinterhältig, aber nun mal die effektivste Möglichkeit. Ich hoffe du willst jetzt nicht die Amerikaner verteildigen die Zivilisten bombardieren, nur weil sie sie mit Terroristen verwechseln?

Und Bush geht es tatsächlich weniger um das Öl, als vielmehr den arabischen Staaten zu zeigen, dass man auch einen "sanften Islamismus", also keinerlei Terror machen oder Hass predigen betreiben kann.


Ich fragen mich woher du das so genau wissen willst, dass du "tatsächlich" sagst... Wenn es einfach nur deine Meinung ist, kann man einfach "ich glaube" sagen. Und ich glaube nicht, dass die Amerikaner sich überhaupt für den Islamismus interessieren, ob sanft oder hart... Und ich glaube auch nicht, dass die "Islamisten" Hass gegen die USA predigen würden, wenn die sich nicht andauern (kriegerisch!) einmischen würden...

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