Weltkirchentag, Polizei und Kondome

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Ipsissimus
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Mi 24. Aug 2005, 16:07 - Beitrag #41

leider entsinne ich mich nicht mehr an den Autor, kann sein Deschner, aber ein scharfzüngiger Beobachter der christlichen Szene hat mal in einem seiner Bücher geschrieben, daß "gläubig" für jeden echten Christen eigentlich eine viel zu schwache Voraussetzung des Christseins eines anderen Christen sei, vielmehr müsse geprüft werden, ob jener andere angebliche Christ "glinus" sei, ein Akronym für "gläubig in unserem Sinne"^^


Augustinus war ein großer Philosoph und Liebender. Er wurde erst über Jahre hinweg durch den direkten persönlichen Einfluss des Bischofs von Mailand seiner großen Liebe abspinstig gemacht. Ich kann mir eigneltich nur vorstellen, daß die Schärfe der Formulierungen, in denen er sich später ergangen hat, mit der Schärfe seiner Selbstverurteilung für diesen Verrat korreliert.

janw
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Do 25. Aug 2005, 01:46 - Beitrag #42

In der Tat, am glinus ist etwas dran...gerade die reformierten Kirchen übertreffen sich ja gegenseitig in Selbständigkeit, Reformiertheit und Unverfälschtheit der eigenen Auffassung des Wortes Gottes.
Einheit in Vielfalt, wessen Motto war das nochmal?^^

Diese Seite des Augustinus kannte ich noch nicht, kennen wohl auch viele nicht, die wohl aber besser daran tun, es nicht zu wissen, für ihr eigenes inneres Heil.
Gewalt machte demnach schon damals gewalttätig, und wenn nur auf geistiger Ebene.
Fragt sich, woher die Gewalt kommt, die einen Wandel des gewalttätigen Systems verhindert. Einen Wandel jenseits der Äußerung von "mea culpa".

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Do 25. Aug 2005, 09:43 - Beitrag #43

Augustinus hat viele Jahre eine Art "freie Liebesbeziehung" mit seiner Geliebten geführt, den Namen muss ich noch nachschlagen, und sich in dieser Zeit auch als scharfzüngiger Kritiker des Christentums einen Namen gemacht. Er ist dann erst langsam über den Manichäismus, Skeptizismus und Neuplatonik an christliche Kreise herangeführt worden, unter andern mit Freunden des Bischofs Ambrosius von Mailand bekanntgeworden, der ihn in jahrelangem Bemühen dann von den Positionen der christlichen Kirche überzeugt hat, wobei Ambrosius wohl überwiegend deswegen Erfolg hatte, weil Augustinus in diesen Jahren vor 387 (seiner Bekehrung) eine Krise in seinem Bekanntenkreis durchlebte. Die Beziehung zu seiner Geliebten, mit der er einen Sohn hatte, brach Augustinus übrigens schon vor der Bekehrung ab; später war er dann mit einer christlichen Frau aus reicher Familie verheiratet. Es ist nicht unter Kirchenhistorikern nicht ganz unumstritten, wieweit sich da die Ursachen für das eine ode andere vermischt haben. In seinen "Bekenntnissen" stellt Augustinus diese Zeit seines Lebens zwar ausführlich, aber natürlich zugeschnitten auf den jetzt christlichen Deutungshintergrund dar.

janw
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Do 25. Aug 2005, 11:05 - Beitrag #44

Das ist allerdings interessant, ein Kritiker wird zum radikalen Verfechter des vormals Kritisierten.
Schon bemerkenswert, was Lebenskrisen so bewirken können...

Vielleicht ist der Frauenmangel in der katholischen Kirche ja der Grund für das starke Beharrungsvermögen - "no woman no cry", wo keine Krise, da kein potentieller Wandel...

Ipsissimus
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Do 25. Aug 2005, 12:07 - Beitrag #45

wobei die Pointe der Geschichte darin besteht, daß Augustinus sich in seinen Bekenntnissen zwar anscheinend schonungslos outet, dies aber streng im Sinne der sich historisch durchsetzenden Auffassungen von dem, was sündig am Menschen ist: Wollust, Gottlosigkeit usw. - die eigentliche Schweinerei aber läßt er völlig unerwähnt, daß er nämlich seine Geliebte mit dem Kind einfach abgeschoben hat. Das war damals offensichtlich nicht so schlimm ... vor allem, wenn mann selbst aus reichem Hause, die Geliebte aber aus den unteren Schichten stammte, und die spätere Ehefrau auch aus einer reichen Familie kommt ...

janw
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Do 25. Aug 2005, 15:25 - Beitrag #46

Hab die Pointe durchaus gesehen :-)
Wir nennen es doppelte Moral, er konnte die Befreiung aus der sündigen unehelichen Beziehung postulieren. Das würde heute sicher auch noch gehen, fürchte ich.
Es ist nicht lange her, da haben katholische Nonnen einen unehelich geborenen Jungen fast zu Tode gequält. Ihn als geisteskrank abgestempelt, weil seine Mutter Selbstmord begangen hatte.
Ohne ein mea culpa, bis heute.

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Fr 26. Aug 2005, 03:45 - Beitrag #47

Bei uns an in der Schule war mal ein katholischer Priester oder Pfarrer aus Botswana der nichts von der Stellung der katholischen Kirche über Kondome gehalten hat. Das wiederum bedeutet, dass meine persönliche Studie feststellt, dass die Priester bzw. Pfarrer in den afrikanischen Ländern die Kondomethik der kath. Kirche nicht vertreten und somit die Leute auch nicht... naja. Und in welche Kirche geht ihr?

mfg Michi

janw
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Fr 26. Aug 2005, 11:49 - Beitrag #48

In eine, die soetwas nicht regelt, evangelisch-lutherisch, in meinem Sinne ;)

Ein gewisser Helmut hat mal geäußert, es sei Zeit für eine geistig-moralische Wende. Die hat er eingeführt, und seit dem hat sein Laden den Zustand erreicht, daß nur noch vor ihm gewarnt werden kann.
Diesen Zustand hat die katholische Kirche jetzt schon. Es wird also Zeit für eine geistig-moralische Wende.

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