Drehen die Araber am Rad?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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Fr 3. Feb 2006, 14:06 - Beitrag #41

Marc, die Syrer, Libanesen und Palästinenser sind Moslems und Araber, Teilhaber eines kollektiven Bewußtseins, auch was das sich-als-Opfer-westlicher-Übergriffe-fühlen betrifft.

Lykurg, die Kritzelei war aber dennoch nicht auf eine ganze Gruppe gerichtet, und die Christen waren damals nur eine Minderheit in Rom, keine Weltreligion. Es gab keine große Gruppe, die dagegen hätte protestieren können.

Zu welchen Auswüchsen die Karikaturen jetzt führen, finde ich auch nicht schön, aber verständlich in dem Sinne, daß der Mensch als Masse eben so handelt. Wer an die tiefsten Überzeugungen, Werte und Vorurteile der Mneschen appelliert, der spielt mit dem Feuer. Das sollte eigentlich jeder Journalist wissen. Und mit diesem Wissen verantwortungsvoll umgehen.

Maglor
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Fr 3. Feb 2006, 15:10 - Beitrag #42

Zum Thema Flaggen verbrennen:
Hier nutzen Demonstranten das Stil-Mittel der pars pro toto. Ein Teil steht für das ganze; die Flagge steht für Dänemark, Irael oder die USA. Zünden sie die Flagge, machen sie deutlich, dass sie den zugehörigen Staat in Flammen sehen möchten.

Was die Geschichte betrifft: Was ich aussagen möchte, ist nicht die Irrelevanz der Geschichte. Ich möchte nur aussagen, dass es nicht die tausendjährige Knechtschaft der Araber unter der Fuchtel der Dänen ist, die gerade überwunden wird.
Es ist ja schön und gut, dass man vor ein paar Jahrhunderten das christliche Abendland prüde und intolerant und den Orient lüstern, tolerant und fortschrittlich vorfand. Das ist allerdings Vergangenheit!

"Marc, die Syrer, Libanesen und Palästinenser sind Moslems und Araber, Teilhaber eines kollektiven Bewußtseins, auch was das sich-als-Opfer-westlicher-Übergriffe-fühlen betrifft."
Angemerkt sei vielleicht, dass die Sache mit den Muslimen nicht so einfach ist. Man kann sie keineswegs über ein Kamm scheren.
Nicht alle islamische Richtungen verbieten bildliche Darstellungen an sich, eigentlich tut dies nur der radikale Wahabismus. Es gibt so einige islamische Mohamed-Bilder, natürlich keine Karikaturen. Auch ist es mit der panislamischen Solidarität nicht so weit, neuerdings sehen ja einige Sunniten, unter anderem Sarkawi, in den Schiiten genauso tötungswürdige Ungläubige wie in den Zionisten und Kreuzritter. Was den Ajatollahs eine heilige, islamische Republik ist, ist denn Wahabitern ein teuflischer Staat. Den Wahabitern gilt die Musik als Sünde, die Sufis nutzen sie als den mysthischen Weg zu Gott.

Es gibt einen veränderten Islam. Die meisten Veränderungen gehen auch den Wahabismus zurück. Dessen Theologie ähnelt am ehesten den Zeugen Jehovas. Alles, was nicht Islam ist, sollte verboten. Dies gilt auch für Malerei, Musik und Architektur. Sie lieben den Tod, sagte einst Scheich Jasin, der gründer Hamas, und bringt es auf den Punkt.
Das saudische Königshaus nutzt seine politische Macht, sein öliges Kapital und seinen religiösen Einfluss als Hüter der heiligen Stätten, um diese Richtung des Islam auf der ganzen Welt zu fördern, und das mit Erfolg.
Es war George W. Bush, der einst sagte, dass die bösen Terroristen "unsere Freiheit hassen" und uns deshalb angreifen. Irgendwie muss man ihm jetzt schon recht geben.
MfG Maglor

Feuerkopf
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Fr 3. Feb 2006, 16:42 - Beitrag #43

Es ist aber auch Herr Bush, der es besonders gut mit den Saudis "kann". Es ist ein offenes Geheimnis, dass von dort viel Geld in die Unterstützung des radikal-fundamentalistischen Islams fließt. Aber gleichzeitig ist in Saudi-Arabien auch enorm viel Geld zu verdienen.

Ipsissimus
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Fr 3. Feb 2006, 16:43 - Beitrag #44

Es war George W. Bush, der einst sagte, dass die bösen Terroristen "unsere Freiheit hassen" und uns deshalb angreifen. Irgendwie muss man ihm jetzt schon recht geben.


nöö^^ "man" nicht, und "muss" schon gar nicht

was "die Terroristen" hassen, ist nicht die Freiheit des Westens, sondern die Unterdrückung, die die islamische Welt durch den Westen erfährt. Ob und in welchem Ausmaß diese Unterdrückung real besteht, diese Frage wird zur Zeit in einer gigantischen medialen Propagandaschlacht ausgefochten - naturgemäß verliert dabei jede Seite in den Homeländern der anderen Seite^^

Padreic
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Fr 3. Feb 2006, 18:06 - Beitrag #45

was "die Terroristen" hassen, ist nicht die Freiheit des Westens, sondern die Unterdrückung, die die islamische Welt durch den Westen erfährt.

wobei sich die Frage stellt, inwieweit das das gleiche ist. Die Freiheit des Westens, d.h. auch McDonalds und Coca-Cola, d.h. unverhüllte Frauen, d.h. Abkehr von der Tradition, Abkehr von der Religion. Wenn so eine Welle in ein islamisches Land schwappt, ist das dann schon Unterdrückung? Wenn man so will, vielleicht.

Ipsissimus
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Fr 3. Feb 2006, 18:24 - Beitrag #46

wenn so eine Welle "einfach so" in ein islamisches Land schwappt, also die BürgerInnen dieses Landes die Ware WOLLEN, dann würde dies auch nicht als Unterdrückung empfunden. Wenn aber, wie in viele Fällen, ein in der Bevölkerung verhasstes, durch Geheimdienst- oder sonstige militärische Aktivtäten der amerikanischen Freunde an die Macht gekommenes Regime, Cola und unverhüllte Frauen per Order di muffti durchsetzt, dann ist das genau das, was wir in vielen arabischen Ländern derzeit beobachten können

Feuerkopf
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Fr 3. Feb 2006, 18:57 - Beitrag #47

Ipsi,
wo denn? Es ist doch z. B. kaum einer strenger als die Saudis, die so gern mit den USA kungeln.

Speziell der Iran ist gar nicht am schlimmsten! Ich kann mich an einen Bericht aus Afghanistan erinnern, wo iranische Lehrerinnen den Mädchen beibrachten, die alles verhüllende Burka abzulegen und nur noch ein Kopftuch zu tragen. Der Iran hat eine junge, teilweise sehr gut ausgebildete Bevölkerung.

janw
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Fr 3. Feb 2006, 19:49 - Beitrag #48

Es scheint wohl alles zu geben...
In Ägypten herrscht eine Diktatur, letztlich von Amerikas Gnaden, die zum Zwecke der Tourismusförderung all das ins Land gelassen hat, was unislamisch ist.
Die Sauds selbst leben wohl durchaus nicht nach den strengen Prinzipien, die sie ihren Untertanen im Lande verkünden.
Und so fort...

Dazu die Kontraste zwischen den Zentren, in denen tatsächlich vieles geht und dem Land, wo die Traditionen regieren, aber angesichts der wirtschaftlichen Lage nicht mehr alles so geht, wie es traditionell üblich war. Andererseits schwappt das Fernsehen mit westlicher Konsumwerbung bis ins letzte Dorf, wie auch mit Berichten über die letzten kriegerischen Angriffe auf arabische Völker. Das muss zu all dem führen, was sich da entlädt, Orientierungslosigkeit, Hass auf die da oben und die Aggressoren...
Dann sind viele der Bevölkerungen tatsächlich sehr jung, in Palästina 85% in maximal in meinem Alter. Und diese Menschen haben keine Perspektive, vielfach, denn es gibt keine Arbeit, nichts, das man aufbauen könnte.
Und wenn ein Land etwas aufbauen will, wie der Iran, dann ist es irgendwelchen Leuten von draußen auch wieder nicht recht. (Daß "wir draußen" in der Atomfrage einmal ausnahmsweise recht haben, sehe ich durchaus so, aber nicht der durchschnittliche (Iraner).

Ipsissimus
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Fr 3. Feb 2006, 23:00 - Beitrag #49

Der Iran hat eine junge, teilweise sehr gut ausgebildete Bevölkerung.


au weih^^ der Iran ist hinsichtlich seiner Altersstruktur so gut oder schlecht ausgebildet wie andere geburtenreiche Länder auch^^ die Indoktrination westlicher Medien trägt Früchte^^

Feuerkopf
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Sa 4. Feb 2006, 00:17 - Beitrag #50

Zitat von Ipsissimus:au weih^^ der Iran ist hinsichtlich seiner Altersstruktur so gut oder schlecht ausgebildet wie andere geburtenreiche Länder auch^^ die Indoktrination westlicher Medien trägt Früchte^^


Echt jetzt? Der Iran hatte doch schon vor Khomeini eine bessere Infrastruktur als andere Länder der Region. Täte mir leid, so falsch informiert zu sein.

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Sa 4. Feb 2006, 21:39 - Beitrag #51

Jetzt haben Demonstranten die Dänische Botschaft gestürmt, aufgrund der Karikaturen... Täglich werden dort Flaggen westlicher Länder symbolisch verbrannt, stürmen wir botschaften oder boykottieren wir ihre Waren (Öl z.B. :D ^^) ? Die Lage im Iran scheint sich auch nicht zu entschärfen - im Gegenteil!

Ben

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So 5. Feb 2006, 03:51 - Beitrag #52

Ich gestehe, meine Meinung zum Abdruck der Karikaturen ist inzwischen zwiegespalten, zumal ich ein bisschen mehr über die durchaus dubiose dänische Ausländerpolitik gelesen habe. Im Online-Spiegel gibt es einen weiteren, kontroversen Kommentar, der die Sicht von Moslems etwas deutlicher beleuchtet.

Natürlich gehen Gewalttaten als Reaktion überhaupt nicht!

janw
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So 5. Feb 2006, 04:33 - Beitrag #53

Feuerkopf, ich finde die Gewalt auch nicht schön, die deutsche Moslemvereinigung ruft auch zur Mäßigung auf...andererseits, ist es nicht vielleicht eine hehre Forderung, daß jemand, Masse Mensch zumal, dem/der man psychisch Gewalt angetan hat, dann selbst völlig gewaltlos bleiben soll?
Ehrlich gesagt, zwei Meinungen streiten, ach in mir...

Ich fürchte aber, das wird erst der Anfang sein, von etwas, das ich mir selbst nicht ausmalen mag...

Ipsissimus
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So 5. Feb 2006, 12:51 - Beitrag #54

so langsam beginnt mann auch damit, den Druck nach innen zu steigern

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,397507,00.html

"Die Bombe und die heile Welt von Freiburg"

janw
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So 5. Feb 2006, 16:39 - Beitrag #55

"Drum prüfe, wer sich ewig bindet..."^^

Die Bindung wurde unter deutlich liberaleren Vorzeichen geschlossen, mit dem Gedanken in den Freiburger Hinterköpfen, die Iraner noch weiter auf den Pfad der Freiheitlichkeit zu bringen.
Man mag hierin einen a priori fundamentalen Fehler erblicken, im Sinne von "Partnerschaft für westlichen Kulturimperialismus".
Ich denke, so offen hat das aber wohl keiner gedacht und vorgehabt, und wenn dann eher in dem Maße, wie ich es auch für richtig halte - die Achtung der Grundrechte des anderen, der Blick über den eigenen kulturellen Tellerrand und die Gewinnung neuer Einsichten daraus sind Ziele, die ich für positiv erachte. Wobei jedem auf deutscher Seite klar gewesen sein muss, daß dieser Weg ein langer wird, ein steiniger, mit Rückschlägen, auch durch übergeordnete politische Ereignisse.
Eine Beziehung, die darauf gegründet ist, die das "trotzdem", das "morgen ist immer alles anders, aber langfristig besser", mit auf den Fahnen stehen hat, sollte an den Dingen, die da jetzt stattfinden, nicht gänzlich scheitern.

Daß man die Atompolitik und die antiisraelischen Äußerungen des Iransichen Präsidenten samt seiner Holocaust-Infragestellung nicht unkommentatiert lassen darf, ist ebenso klar.
Die Gratwanderung, die Freiburg da versucht, scheint mir nicht ganz abwegig - Kulturdelegationen ja, vielleicht auch Jugendaustausch (in meinen Augen ganz wichtig, weil dadurch die Generation von morgen erreicht wird), aber eben keine Reise des Freiburger OB.
Wahrnehmen wird der Isfahaner Kollege das sicher, wenn er es auch nicht in die Presse gibt.

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So 5. Feb 2006, 19:24 - Beitrag #56

Jetzt Brennt die Dänische Botschaft auch in Beirut.

Quelle

Die haben doch einen hackenschuss, vllt sollten wir mal die ganzen hilfezahlungen in die Länder einstellen und die Botschaften dicht machen, dann können sie sich erstmal abreagieren.

Ipsissimus
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So 5. Feb 2006, 19:48 - Beitrag #57

gerne, Ben, wenn wir im Gegenzug auch auf deren Öl so freigiebig verzichten^^

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So 5. Feb 2006, 20:23 - Beitrag #58

Gut, zugegeben das Öl ist dabei ein Problem ^^ , ein Problem worüber wir allerdings hinweg kommen würden. Es stellt sich eher die Frage, wie die ganzen Arabischen Länder aussehen würden wenn wir uns dort komplett zurück ziehen! Dagegen wäre der Schaden an unserer Wirtschaft vergleichsweise klein. Aber anscheind wollen sie es ja nicht anders!

e-noon
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So 5. Feb 2006, 21:16 - Beitrag #59

Nur ein kleiner Gedanke: Verhalten wir uns dann nicht genau so wie sie? Die Leute, die wegen ein paar Journalisten gegen ein ganzes Land auf die Barrikaden gehen... wären wir anders, wenn wir ganz Arabien wegen einiger aufrührerischer Politiker und Fanatiker nicht mehr unterstützen würden? ^^

BEN2506
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So 5. Feb 2006, 21:51 - Beitrag #60

Nein, wir schützen uns doch nur vor den aggressionen ^^ ... Mal Ehrlich, warum sollte ein Botschafter in so einem Land sein Leben aufs Spiel setzten, weil da massen von durchgeknallten Islamisten die Straßen unsicher machen und Gebäude anstecken? Warum sollen wir Geld in Länder investieren und Spenden die offenkundig die Flaggen unserer Länder verbrennen ? Und wie es so scheint ist es ja doch wohl die Mehrheit in den Regionen, denn sonst hätten die Hamas die wahl nicht gewonnen.

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