meines Erachtens weisen deine Darlegungen ziemlich deutlich darauf hin, dass das Problem "Israel und Palästina" mit all seinen großen und kleinen Misslichkeiten in einen übergeordneten Zusammenhang eingebettet ist, ohne dessen Berücksichtigung die Bewertung einzelner Facetten immer Stückwerk bleibt.
Ich bin völlig deiner Meinung hinsichtlich der Wünschenswertheit bestimmter Entwicklungen in der Mentalität der Palästinenser und allgemein der meisten Araber. Fraglich ist mir nur, ob und wenn ja, wie lange, wir - ein allgemeines wir, die Menschheit vielleicht, sicher aber viele Menschen, die leiden - es uns leisten können, diese Entwicklungen zur Voraussetzung von Friedensschlüssen zu machen.
Das halte ich deswegen für problematisch, für extrem problematisch, weil derartige Entwicklungen normalerweise Jahrhunderte brauchen. Schau dir die ehemalige UDSSR an. 70 Jahre extreme Einflussnahme, und was passiert? Kaum bricht der Druck weg, zeigt sich, dass sich an der Mentalität der Leute nichts geändert hat, überall strömen Religiosität und Gier wieder aus dem privaten in den öffentlichen Raum. Einen ähnlichen Widerstandwillen und eine ähnliche Durchhaltefähigkeit persönlicher Dispositionen von gesellschaftlichem Belang sehe ich auch im Nahen Osten auf allen Seiten; nur ähnelt die Situation dort sehr viel stärker noch einem Pulverfass mit brennender Lunte.
Und genau wegen dieses Umstands müssen wir versuchen, Frieden auch mit Leuten zu schließen, die nicht unseren Gesellschafts-Konsensen entsprechen. Einfach deswegen, weil wir mit explodieren, wenn alles explodiert, und das Potential dazu bieten der Nahe und Mittlere Osten.