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So 20. Feb 2011, 17:58 - Beitrag #41 |
Unkontrollierte Macht, die nicht mal einer Selbstkontrolle unterliegt, macht dumm und schwach. Eigentlich müssen wir nur darauf warten, bis das System zusammenbricht ...
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[align=center]Entsprachen meine Worte noch nicht den gegebenen Umständen
zur Zufriedenheit aller, bitte ich um Vergebung und um einen angemessenen Rüffel. ![]() |
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So 20. Feb 2011, 18:02 - Beitrag #42 |
Darauf warteten viele schon vergeblich ^^ Aber das soll dich nicht davon abhalten.
Lustiges Prinzip, Feuerkopf. Das erklärt die Geschehnisse in der Kölner Romanistik... |
Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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So 20. Feb 2011, 18:02 - Beitrag #43 |
Roban,
das "System" führt doch gerade vor, dass es funktioniert. Immerhin ist knapp die Hälfte der Bevölkerung eben nicht bereit, dem Herrn von und zu seine großzügige Auslegung der Zitatregeln durchgehen zu lassen. -->wikiplag z. B. Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass es in beiden C-Parteien Leute, auch an exponierter Stelle, gibt, die sich jetzt ins Fäustchen lachen. |
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Vorurteile sind Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt. Sir Peter Ustinov[/align] |
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Mo 21. Feb 2011, 13:10 - Beitrag #44 |
ich tippe: 1: Wirtschaft, Juristen, Medien, Politik 2. nichts tja, Dr. zu Guttenberg, einerseits, andererseits ich stimme zu, es darf nicht angehen, mit solch einer Dreistigkeit davon zu kommen. Andererseits, es geht an, durch unzählige Fälle längst bewiesen, dass mit vergleichbarer Dreistigkeit davongekommen wird. Ich könnte hinsichtlich "Erwerb von Doktortiteln und Habilitationen" Sachen erzählen, dass sich die Fußnägel biegen. Und ALLE drumherum wissen und schweigen. Der nette Karl-Theodor hatte nur Pech oder war zu doof zu verhindern, dass seine Sachen an die Öffentlichkeit gelangt sind. Das ist die Todsünde, die ihn unter Seinesgleichen an die Grenze zur Untragbarkeit bringt. Nicht dass er es gemacht hat. Nur dass er sich hat erwischen lassen. Und natürlich, einmal publik gemacht, müssen jetzt auch Seinesgleichen das Lied der wissenschaftlichen Lauterkeit, von dem sie tatsächlich einfach nur furchtbar angeödet sind, mitsingen. Allein schon aus Selbstschutz. Der Mann ist wissenschaftlich untragbar. Ob wissenschaftliche Tragbarkeit ein relevantes Kriterium für die relevanten Kreise ist, oder ob er für die relevanten Kreise auch ohne wissenschaftliche Tragbarkeit als Politiker weiterhin tragbar bleibt, wird im Wesentlichen davon abhängen, ob er es schafft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen^^ ich würde derzeit weder auf das eine noch auf das andere wetten degoutant, von vorne bis hinten^^ |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Mo 21. Feb 2011, 13:39 - Beitrag #45 |
Robans Frage nach den Machtverhältnissen im Land verdient wohl einen neuen Thread, auch wenn die Umfrage dazu wohl schwierig wäre.
![]() Die völlige Machtlosigkeit des Volks sehe ich nicht, an erster Stelle wäre es bei mir aber realistisch gesehen wohl auch nicht unbedingt. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mo 21. Feb 2011, 14:07 - Beitrag #46 |
Hübechse Machtgedanken, eine Separierung in Extra-Thread ist fein.
Gutenberg sollte durch die anscheinend auch gegebenen groben Amtspflichtverletzungen als Politiker) durch die private Nutzung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages auch politisch untragbar sein. Wie die Äußerungen des FDP-Politikers Kubicki in der Leipziger Volkszeitung zeugen, ist Guttenberg zumindest beim Koalitionspartner inzwischen in Frage gestellt worden. Aber eigentlich wird Guttenberg, der ja in einem (der von mir gwiss bereits verlinkten) Beiträg sinngemaäß außerte, er wolle nun seine Maßstäbe, die er gegen andere richtet, nun auch gegen sich selber gelten lassen. In Analogie zum Gorch-Fock-Kapitän müßte Guttenberg nun also vorübergehend, zu seinem eigenen Schutz, suspendiert werden. |
„Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“ (Demokrit)
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Mo 21. Feb 2011, 23:02 - Beitrag #47 |
Guttenbergs denken und handeln bewegt sich aktuell m.E. in die richtige Richtung, doch zu überzeugen mag er mich freilich weiterhin keineswegs.
Aktuell schreibt der Spiegel unter dem Titel "Guttenberg will auf den Doktortitel verzichten"
Finde ich auch nett vom Guttenberg, meine Idee mit dem Selbstverteidigungsministe aufzugreifen. Blos was will er mit dem nicht führen des Titels sagen? Will er weiter Doktor sein und sich so fühlen, aber darüber schweigen? Oder sieht er tatsächlich vollständig ein, dass seine Dissertation keinen Doktortitel rechtfertigt? Warum geht er dann nicht den m.E. ggf. auch für ihn kleinen Schritt zu verkünden, er habe der Uni mitgeteilt, sich die Untersuchungskommison sparen zu können, sein plagiieren voll umfänglich eingeräumt und dann folgerichtig um die offizielle Aberkennung der Doktorwürden gebeten? Weil ich die Sache mit dem wissenschaftlichen Dienst noch nicht ausgestanden finde, bleibe ich gespannt, ob&wann er nicht nur nicht als Selbstverteidigungsminister sondern als gar kein Minister vor die Presse tritt. |
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Di 22. Feb 2011, 00:34 - Beitrag #48 |
Ist es denn so klar, dass er den wissenschaftlichen Dienst des Bundestags wirklich missbraucht hat? Er hat ihn ohne Zweifel zweifelhaft gebraucht; aber es ist ja nicht so, dass sein Promotionsthema fernab von jeglicher Relevanz für die Politik ist. Ich habe keine Ahnung, wofür der wissenschaftliche Dienst sonst so konkret gebraucht wird - ehrlich gesagt, war mir bis vor kurzem nicht einmal seine Existenz bekannt.
Während die gesamte Plagiatsgeschichte den Eindruck stützt und verstärkt, den man schon vorher während der bisherigen "Affären" und "Skandale" in Guttenbergs Amt gewonnen hat, finde ich es unnötig, dass er deswegen zurücktritt. Es spricht sicherlich nicht sehr für seinen Charakter oder seine Ehrlichkeit - aber ein Minister wird nicht für seinen Charakter, sondern für seine Arbeit bezahlt. Meines Erachtens sollte ein Minister zurücktreten, wenn er (wiederholt) schlechte Arbeit im Dienst macht oder jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verliert. Zumindest letzteres ist anscheinend noch nicht der Fall, was eben nur zum Teil auf Uninformiertheit beruht (ich kann Lykurgs Analyse da zustimmen). |
Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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Di 22. Feb 2011, 01:10 - Beitrag #49 |
Leider scheinen die genauen Regeln zu den wissenschaftlichen Diensten nicht online abrufbar, mit dem Spiegel als Sekundärquelle sieht es m.E. aber schon so aus, dass Art und Weise, in der Guttenberg diesen Dienst nutzte, in keiner Weise korrekt waren:
Es ist zB auch nichts davon bekannt, dass Guttenberg dieses für ihn erstellte Gutachten zu etwas anderem als zur Verwertung in seiner Dissertation nutzte. Daher ist von Guttenberg m.E. als Abgeordneter nicht mehr (so leicht) tragbar, so er nicht von sich aus Konsequenzen zieht, muß wohl der Bundestag entscheiden, wie er mit diesem aufgedeckten Verhalten seines Mitgleids umgeht. Fast schon explorativ verästelnd werden die Überlegungen, wenn man sich klar macht, dass ein Bundesminister nicht auch Abgeordneter des Bundestages sein muss. Insofern läge es je nacheem an der Kanzlerin, ob sie ggf. einen seines Abgeornetenstatusses oder/und diesbezüglich guten Rufes verlustig gegangenen weiter als Minister in ihrem Kabinett haben will. |
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Di 22. Feb 2011, 03:23 - Beitrag #50 |
Ich hatte irgendwo gelesen, ich glaube, es war auf GuttenPlag, daß er eine der beiden (?) Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes im Rahmen einer eigenen Rede zitiert. Wenn er diese Rede tatsächlich gehalten hat (wovon doch auszugehen ist), wäre der in irgendeiner Weise dienstliche Zweck vermutlich näherungsweise erbracht. So oder so, diese Sache ist zwar etwas unappetitlich, ich finde das aber weniger schlimm als z.B. die Dienstwagen- oder Flugbereitschaftsmißbräuche, die unter Abgeordneten an der Tagesordnung sind und waren. Es kostet weniger und ist weniger zweckwidrig als etwa die Fahrt in den Urlaub mit Chauffeur.
Im Kern habe ich aber inzwischen ein bißchen den Eindruck, zu Guttenberg liest die Matrix und folgt 009s Ausführungen (dann kann er sich aber ruhig auch anmelden!)^^ Der Nicht-Selbstverteidigungsminister hat nämlich inzwischen, wie ich im Radio hörte, die Uni Bayreuth gebeten, seinen Doktortitel zurückzunehmen, da er sich "gravierende handwerkliche Fehler" habe zuschulden kommen lassen. Das kommt den Forderungen doch schon weitgehend nach... |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Di 22. Feb 2011, 03:31 - Beitrag #51 |
Wenn Guttenberg die Matrix ließt, was können wir ihm denn dann raten? 009 kann sich jedenfalls schon einmal den Verdienst anrechnen, ihn zu einem sehr vernünftigen Schritt bewogen zu haben; das Schuldgeständnis hat er damit hinter sich und den ersten Schritt zur Sühne getan. Möge die Einsicht in die volle Bedeutung dessen, was er getan hat, warum er es getan hat, und was das über ihn als Mensch aussagt, folgen.
Traurig, dass ein vielbeschäftigter Mensch sich, nach eigener Aussage, 6-8 Jahre mit einer Doktorarbeit herumquält, die ihm offensichtlich inhaltlich nicht sehr wichtig war, um einen Titel zu erhalten, der ihm Jahre später den Boden unter den Füßen entzieht. Zu hoffen wäre auch, dass mit der Selbsterkenntnis eine größere Wertschätzung anderer, nicht betitelter Menschen einhergeht; und dass, wenn er im Amt bleibt, sich dies in seinen Entscheidungen wiederspiegelt. |
Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Di 22. Feb 2011, 03:49 - Beitrag #52 |
Tja, Dummheit und Dummdreistigkeit trifft es wohl am besten, was dem Mann als politisch relevante Verfehlung zur Last zu legen ist.
Nach der Dummheit, sich erwischen zu lassen nun die Dummdreistigkeit, den Titel nicht weiter führen zu wollen - als ob dies denn sachlich möglich sei. Aber daß diese Dummdreistigkeit bei Teilen des Volkes verfängt, ist IMHO nur die andere Seite dessen, daß Politiker jeglicher Couleur sich gerne wisenschaftlicher Titel bedienen, um damit an Autorität zu gewinnen. Ceaucescus aufgemalte Bücherwand und die Lobeshymnen auf ihn als "genialen Wissenschaftler" und ähnliche Erscheinungen bei anderen Machtmenschen sind IMHO nur das Extrem des Phänomens epidemischer Ehrendoktorwürden an Politiker aller Herren Länder und deren prominente mediale Veröffentlichung. Seine Fehler in der Arbeit sind IMHO im doppelten Sinne schwerwiegend - sie sind derart prominent, daß sie in meinen Augen die Prüfer selbst sher schlecht darstehen lassen, steht doch möglicherweise der Neuigkeitswert der in der Arbeit geäußerten Gedanken - der wissenschaftliche Kern der Dissertation also - in Frage und damit bereits die Entscheidung, sie anzunehmen, auf tönernen Füßen. Die dann dafür vergebene Bestnote ist in meinen Augen ein trauriges Beispiel, wie es um das Wissenschaftssystem hierzulande bestellt ist. Die Note als Ausfluss einer Skatrunde in der Promotionskommission - oder was steht da anderes zu befürchten? Ansonsten, was macht's politisch? Er steht mit dem Umbau des Ministeriums und der Aufklärung diverser Skandale vor erheblichen Konfrontationen mit Inhabern von Positionen und Beteiligten an den Affären - die verständlicherweise alle Mittel aufbieten werden, ihre Positionen zu verteidigen und ihre Rollen positiv erscheinen zu lassen. Da wird der Minister eines brauchen, und das ist Glaubwürdigkeit. In der Kundus-Affäre konnte er sich noch auf seine Neuheit im Amt und auf Illoyalitäten im Ministerium berufen, es wurde ihm geglaubt, auch sein dann erfolgter Wechsel in der Sicht der Dinge, verstärkt durch seine erstmalige Bezeichnung des Krieges als den Krieg, der er ist, wurde ihm abgenommen. Das wird hinfort nicht mehr so sein, er ist ein Minister ohne Autorität - und damit ohne Macht. |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Di 22. Feb 2011, 03:51 - Beitrag #53 |
Dass die Arbeit nicht von ihm ist, erhöht doch eher die Wahrscheinlichkeit, dass sie gut ist ^^ zumindest gut formuliert und relevante Kerngedanken enthaltend. Insofern kann man ihm immerhin zugute halten, dass er umfassend recherchiert hat, solange er die Arbeit nicht von jemand anders hat schreiben lassen ^^
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Di 22. Feb 2011, 11:56 - Beitrag #54 |
@janw: Interessant ist, was Guttenbergs Doktorvater (vor mindestens 6 Tagen) dazu sagte:
Ich selbst kann natürlich die wissenschaftliche Leistung, die in der Doktorarbeit vertreten ist, nicht beurteilen, aber Guttenbergs Doktorvater scheint auch relativ renommiert zu sein. Wie viel jetzt davon politisch/selbstschützend ist davon, ist natürlich unklar, aber das ist es bei den anderen Kommentatoren bzgl. des Politischen auch.... [man sollte z. B. bemerken, dass der ursprünglich anklagende Autor für die 'kritische Justiz' schreibt, die durchaus dem linken Spektrum zuzuordnen ist] Der Plagiat in einer Doktorarbeit ist ja keinesfalls ein Einzelfall - das wird man bei den meisten Universitäten ab und zu unentdeckt durchgehen lassen. Es ist leider auch in den plagiatsanfälligen Fächern noch nicht üblich, Texte mit google abzugleichen. Das ist kein spezifisches Versäumnis des Doktorvaters. Man kann ihm auch kaum vorwerfen, dass er nicht aus dem Gedächtnis sofort die Übernahme aus einem 1997er Zeitungsartikel bemerkte.... Seine Aussage macht es jedenfalls unwahrscheinlich, dass die Arbeit komplett von einem Ghostwriter verfasst wurde. Teilweise Arbeit eines Ghostwriters ist natürlich aber keinesfalls auszuschließen. Insgesamt bleibt die Frage, warum Guttenberg so gehandelt hat. Angesichts des wikipedia-Zitats: und der obigen Einschätzung seines Doktorvaters scheint die für ihn günstigste Interpretation die folgende zu sein: der grundsätzliche wissenschaftliche Gehalt ist von ihm entweder selbst erbracht oder zumindest angemessen rezipiert worden; die wörtlichen Übernahmen statt sicherlich üblicherer Quasiparaphrasierung sind Zeitmangel und einer gewissen Unbedarftheit/Dummdreistigkeit bzgl. der Gefahr von Entdecktwerden geschuldet. Er wollte/konnte sich nicht die Zeit nehmen, seine Gedanken komplett selber auszuformulieren und hoffte, dass es nicht auffällt, wenn er seine Zitate nicht alle angibt und so leichter zur Bestnote verhilft. Dies resultierte aus einer halben Zwangslage heraus, mit familiären Druck einerseits und Zeitmangel andererseits. - das wäre wohl die positivst mögliche Interpretation, andere sind natürlich auch denkbar und wohl genauso wahrscheinlich. |
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Di 22. Feb 2011, 12:15 - Beitrag #55 |
ich möchte zu Guttenbergs Gunsten noch einen Aspekt anführen - ganz allgemein: bei vielen trivialen Formulierungen finden sich zahlreiche Belege von Wortgleichheit im Web. Es darf bezweifelt werden, dass die alle auf eine Quelle zurückgehen. Menschen denken über vergleichbare Sachverhalte nach und kommen zu ähnlichen bis identischen Formulierungen. In den Promotionsregeln steht soweit ich weiß nicht, dass in den selbst verfassten Textpassagen kein Text enthalten sein darf, der in dieser Textgestalt jemals schon vorher weltweit aufgetaucht ist. Kann aber gut sein, dass der "negative Google-Beweis" zukünftig Teil der Promotionsordnung wird.
Ob das in Guttenbergs Fall heißt, die Wahrscheinlichkeiten überzustrapazieren, kann ich nicht beurteilen. Allerdings: Cum hoc non est propter hoc. |
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Di 22. Feb 2011, 12:51 - Beitrag #56 |
Als Literaturanalyse zum Thema hätte diese sogenannte Dissertation gewiss ihren Charme...
Das ganze zeigt m.E. aber auch, daß die Erreichung der Doktorwürde einen weniger Ansehen und Ehre gewinnen läßt, als man bei einer - beispielsweise eben gerade wegen plagiieren folgenden - Aberkennung dieses akademischen Titels wieder verliert. Fast schon lästig werden mir die sich meiner Wahrnehmung aufdrängenden weiteren Webfunde zu dieser Affäre, die aber m.E. allesammt reizvolle Gedanken ergänzen. So widmet sich die FAZ in einem Kommentar der Frage, ob Guttenbergs Dissertation und die Art, wie er sie erstellte, denn so relevant sei, wie viele (incl. mir zB) es proklamieren:
Robin Meyer-Lucht, Strategieberater, Medienökonom, Autor und einer der Herausgeber des Autorenblogs Carta beschäftigt sich dort unter dem Titel "GuttenPlag: ‘Cognitive Surplus’ bei der Arbeit" mit dem Aspekt der durch die Schwarmintelligenz im Internet veränderten gesellschaftlichen Informationsverarbeitung. Ich glaube, hätte Guttenberg diesen Beitrag gelesen oder/und das GuttenPlag gekannt, hätte er - spätestens wenn er dann nicht nur vollkommen internetferne Berater hat - wohl eher erkannt, dass seine einzige Restchance von sich aus aktive vollkommene ehrlichkeit und demütige Reue gegenüber allen gewesen wäre. [Ganz sarkastisch gronschnitzig, gewiss auch unsachlich: seit Tatort Internet könnte ihm seine da mitgewirkt habende Frau doch eigentlich erklären, wie "gut" dieses Internet im Sinne von "es sind nur Laien, die performen teils aber besser als das BKA" funktioniert]. Der bemerkenswerte Verlauf der Bundespressekonferenz, während der Guttenberg "ausgewählten Medienvertreter" seine "paar Fehler, lasse Titel vorerst ruhen" Erklärung abgab, ist in Form eines bei youtube abrufbaren Videos des ZDF dokumentiert. Nicht genau an dieser Stelle, aber generell frage ich mich schon, ob sich gerade im Verteidigunsgministerium schonmal jemand ernsthafter mit Kriesenkommunikation bzw. Krisenmarketing beschäftigt hat. Lohnenswert wäre es wohl gewesen, denn wie (zugegeben artfremde) Beispiele von Mercedes (Elchtect), Coppenrath&Wiese (angeblich verdorbene Ware ausgeliefert) und Lidl (diverse Datenskandale) oder auch Prinz Charles und seiner Berater zeigen, lässt sich, so die Auftraggeber zu Einsicht, Fehler zugeben, Änderungen bereit sind, durchaus dafür sorgen, dass der Ruf von Unternehmen und Personen durch "Probleme" durchaus nicht dauerhaft beeinträchtigt werden muss. Für einen weiteren, mir auch interessant und relevant erscheinenden Aspekt habe ich bislang nur im Blog Internbet-law vom Fachanwalt für IT-Recht Thomas Stadler einen Beitrag finden können - den Urheberrechtsschutz: Für die Universität Bayreuth sieht er als einzig mögliche Konsequenz die Aberkennung der Doktorwürde:
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Di 22. Feb 2011, 14:48 - Beitrag #57 |
Der letzte Eindruck täuscht. Bei mir reichen bereits zwei Monate diskontinuierlichen Schreibens, um stilistisch unterschiedliche Teilstücke hervorzubringen; ich will mir gar nicht vorstellen, wie das bei einem sechs Jahre dauernden Projekt aussieht. Solange die Formulierungen allen den sachlichen Stil einhalten, der für eine Doktorarbeit nötig ist, werden die Prüfer bei 400 Seiten leichte Stilvariationen wohl eher für einen Pluspunkt als eine verdächtige Abweichung halten, häufig wohl auch zu Recht.
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Di 22. Feb 2011, 16:19 - Beitrag #58 |
In der Tat, sogesehen ist das kein so deutliches Indiz.
Aktuell gibt es neues von Norbert Lammert, seineszeichens Präsident des Deutschen Bundestages. Laut n-tv aüßerte er sich zum Aspekt wissenschaftliche Dienste so:
Somit hat Guttenberg sowohl noch mir der Uni wie dem bundestag zu tun, da beide nicht wirken, als wollten sie nach seinen Erklärungen das ganze auf sich beruhen lassen. |
„Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“ (Demokrit)
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Di 22. Feb 2011, 16:29 - Beitrag #59 |
Hi bis huch!
![]() Ich wollte auf die Ungeheuerlichkeit hinweisen, daß sich unsere Regentschaft hinter den "Selbstverteidigungsminister" ***LACH!*** stellt. Wenn aalglatte Schnösel offensichtlich schon sehr früh ihre Selbstachtung verlieren, die mit machtvollen Ressourcen ausgestattet, es nicht nötig haben mit etwas zu tricksen, wo andere stolz auf Eigenleistungen werden, sollte man energisch die Bremse ziehen. Wer sich traut, die Doktorwürde zu erlangen, indem er auch noch versucht, ausgefuchste Prüfgremien an der Nase herumzuführen, verdient kein Vertrauen mehr. Da muß das Rechtsgefühl schon zuvor gelitten haben. Sowas scheint ja oft ein Grund dafür zu sein, Jura zu studieren, nach meinen Erfahrungen ... Aber dann sich als Verantwortlicher für ein Volk hinter so jemanden zu stellen, wo man kaum noch genug Glaubwürdigkeit besitzt, um den sich immer mehr stauenden Volkszorn zu beherrschen, ist dann doch etwas zu mutig, finde ich. |
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Mi 23. Feb 2011, 02:50 - Beitrag #60 |
Sicher, solche gewissermaßen "goldene Formulierungen" sind denkbar, aber IMHO weniger in der offenbaren Massierung, und letztlich offenbaren sie ja auch eine Gedankengleichheit, die dann in bestimmmten Bereichen mit der geforderten Neu-Konzeption kollidieren würde - bzw. andernfalls wäre die Nichtkenntnis der betreffenden Quelle ggf. als Ausdruck mangelnder Literaturrecherche zu werten - ohne es zu wollen, könnte somit nahezu jede Apologie zu einem neuen Strick geraten. Um nicht von den ganz offensichtlichen seitenlangen Abschriften in prominenten, nun wirklich eigener Fassung vorbehaltenen Bereichen zu reden... Ich tue mich nicht leicht damit, den Stab zu brechen, da mir nicht klar ist, was hinter der Aufdeckung steckt, zufällige Rezension der Arbeit zu dieser Zeit, oder gezielter Schuss in als passend erkannter Lage? (Wobei, natürlich, machte es den Fehler ungeschehen, wenn er nicht aufgedeckt würde?) Zudem, was steckt dahinter, daß die Mängel nicht vorher auffielen, wie kommt die Note zu stande? (Ist sie eher Bewertung der Arbeit oder des Rigorosums, oder beides - wie ist die Praxis?) Indes ist sein Lavieren, das anfängliche Verharmlosen, dann schrittweise Einräumen, "Titel ruhen lassen", die Behinderung der Journalisten, zum Schluss auf einer Wahlkampfveranstaltung das "auf das Führen des Titels verzichten" für mich nicht gerade angetan, ihm in den zu erwartenden Problemen seines Amtes entsprechende Verantwortungszuweisungen zu glauben. Er wird Verantwortliche zu benennen haben in der Feldpost-Affäre, für die Verhältnisse auf der Gorch Fock, damit für den Tod mindestens einer Kadettin, für den offenbar spielerischen Umgang mit Waffen in Teilen der Bundeswehr, mit einem bekannt gewordenen Todesopfer. Er wird die Reform seines Ministeriums gegen die zu erwartenden Widerstände von Positionsinhabern vertreten müssen und auch die zu erwartenden Mehrkosten, die sich abzeichnen. Einer, und sei es auch nur mutmaßlichen, Marionette von Mitwissern vergangener Verfehlungen oder bestimmter Medien wird dies nicht möglich sein, werden stets Momentes des Zweifels entgegen gehalten werden. So gesehen, möge er im Amt bleiben, auf daß die Tage der Bundeswehr gezählt seien?^^ |
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Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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