Ipsissimus Einwand ist sicher richtig. Der größere Teil der Bevölkerung Libyens steht noch immer fest unter der Herrschaft Gadaffis. Der rebellische Osten ist dünn besiedelt. Allein die Hälfte Bevölkerung lebt in Tripolitanien.
Gadaffi ist nicht allein. Unzähliche andere Gadaffis sind führend im Staate und Militär. Die nicht zur Familie gehörenden Minister und Generäle mögen den Revolutionsführer früher oder später verlassen, sei es weil sie nicht bereit sind Krieg gegen das eigene Volk zu führen oder weil sie Haut und Pfründe retten möchten. Für die echten Gadaffis gibt es aber kein Ausstiegsszenario. Sie müssen schon anstandshalber mit dem Patriarchen untergehen oder siegen.
Wir sind mittendrin in einer Propaganda-Schlacht. Die Rollen sind klar verteilt. Natürlich ist Gadaffi der dunkle Lord Sith und die Aufständischen sind die edlen Jedi-Ritter. Der Westen weiß auf welcher Seite er steht, Deutschland auch.
Das Medienecho ist gefährlich unkritisch.
Die Rebellen halte ich für gefährliche Spinner mit Märtyrer-Komplex. Dass sie Jihadisten sind ist offenkundig. Ein Teil der Rebellen zieht offensichtlich im wesentlichen mit Gebetsteppichen in die Schlacht. Politische Parolen Fehlen, dafür selbst bebastelte Nationalflaggen in der Hand und Koran-Suren auf der Zunge. (Ein Vergleich mit der einst populären Verschwörungstheorie um gefährliche Muslimbrüder beim Mubarak-Sturz sei hier gestattet.) Ach ja, Waffen brauchen die Jungs wohl auch nicht. Wenn irgendwann keine Munition für das MG da ist, geht es sich mit Messern und Knüppeln weiter.
Kritische Stimmen hierzu fehlen. Neuster
Focus-Bericht scheint ja Gadaffis Al-Kaida-Drogendealer-Theorie teilweise zu bestätigen.
Zu den Söldner:
All zu offensichtlich werden da rassistische angehauchte Propaganda-Fetzen der Rebellen. Die Söldner hat der Alte nicht speziell zur Niederschlagung der Rebellen aus dem tiefsten Kongo angeworben, sondern sie stehen größtenteils seit Jahren unter libyschem Kommando, Teile der ausländischen Kämpfer leben seit Jahrzehnten in Libyen. Sie sind Veteranen aus Gadaffis panafrikanischen Großmachtphantasterein und den damit verbundenden militärischen Abenteuern und sie können teilweise nicht mehr zurück in die Heimatländer, aus denen sie geflohen. Die Söldner aus dem Sudan, Tschad oder dem Niger dürften sich in der barbarischen Art der Kriegsführung kaum von den Libyern unterscheiden.
Irgendwann werden in Libyen sicher Massengräber gefunden werden. Wenn das westliche Ausland jetzt den Mob noch bewaffnet - es wäre unverzeihlich. (igentlich interessiert es ja keinen wenn ein paar 1000 Menschen verschwinden, solange nur die "Guten" gewinnen, eben wie in Afghanistan oder im Kosovo.)
Wir sollten uns vielleicht besser über europäische Södner wie
diese in Libyen Gedanken machen - und zwar auf beiden Seiten. Vielleicht sind ja schon namenhafte Dienstleister im Lande und versuchen aus den rebellierenden Märtyrern echte Soldaten zu machen.
Die Lügen müssen nur groß genug sein, damit sie geglaubt werden.
Geradezu pervers ist der US-Verteidigungs-Minister Robert Gates mit seiner
Behauptung, es gäbe keine zivilen Opfer der amerikanischen Luftangriffe. Die zivilen Bombenopfer in Libyen seien von Gadaffi inszeniert, der in ausgebombete Gebäude Leichen von Zivilisten legen lasse, die er vorher ermorden ließ.
Naja, diese Lüge ist wohl kaum mehr tragbar, da zunehmend Fälle von
friendly fire gemeldet werden, aber die US-Luftwaffe hat sich ja mittlerweile aus der Affäre gezogen.
Mit Flugzeugen und Raketen wird man in diesem Krieg nichts mehr erreichen. In gleicher oder fehlender Uniformierung stehen sich Regime-Gegner und Unterstützer gegenüber bei stets wechselndem und unklarem Frontverlauf. Die Stadt Ras Lanuf, aus der die von verlinkten Fotos stammen, ist innerhalb eines Monats mindestens dreimal erobert worden.